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Q&A - Das Interview: THE PIGHOUNDS

Einfach-Machen-Mentalität!



The Pighounds ist mit ihrem 3.Album ein schönes Pfund gelungen, das Dortmunder Grunge/Alternative Duo steht für einen minimalistischen, direkten und einfach auch ungeschönten Rock, dazu sympathisch und auch sehr aktiv in der NRW-Kulturszene. Wenn das keine gute Grundlage für ein spannendes Interview ist. Drummer Sandro war so freundlich und nahm sich ein paar Momente Zeit für meine Fragen, let's go....

Erstmal Glückwunsch zu eurem sehr gelungenen dritten Album „Tutti Frutti“. Wie froh seid ihr, dass die Scheibe nun endlich aus der Truhe ist und was würdest du sagen ist euch besonders gut gelungen?

Sandro: Ja, vielen Dank, Timo. „Gelungen“ gefällt mir schon mal sehr gut, ich freu mich auf deine Fragen. Und ja, ich bin sehr froh, dass das Warten ein Ende hat. Insgesamt war die Pause zwischen den Alben länger als beim vorangegangenen Release, auch weil viel passiert ist, viele Shows, zwei lange Festival-Sommer. Eine gute Zeit, aber schön, dass sie nun vorbei ist und es von vorne losgehen kann.

Bevor wir uns in das neue Album „Tutti Frutti“ stürzen, erzähl uns doch kurz ein wenig über dessen Vorgänger, worin unterscheiden sie sich und gibt es etwas was ihr bei der aktuellen Scheibe mal anders machen wolltet?

Sandro: Wir haben die heiße Phase der Produktion wieder in den Sommer verlegt. Und an die Oberfläche. Das ist tatsächlich das Erste was mir dazu einfällt. Denn „Phat Pig Phace“ haben wir noch in unserem alten Proberaum aufgenommen. Ein recht dunkler Kellerraum, unter so einem riesigen Betonklotz am Rande der Stadt. Kein Bunker, denn das wäre ja fast schon wieder romantisch gewesen.

Aber in dem Raum an sich, ließ es sich aushalten. Wir hatten Freunde direkt im Raum nebenan, die waren immer mal mit dabei. Der Proberaum von Daily Thompson war fußläufig zu erreichen, also sind die auch mit auf der Platte gelandet. Schön war das, nur eben im Dezember, im Keller mit fragwürdigen Heizmitteln, war es oft feucht und kalt. Und das war genau richtig damals und wichtig für die Atmosphäre auf „Phat Pig Phace“. Wir haben sogar das Cover-Foto in irgendeinem leerstehenden Raum da unten geschossen. Kalt!

Für „Tutti Frutti“ haben wir (wieder) alles auf den Kopf gestellt. Wie schon bei unserem Debüt „Hilleboom“ machten wir uns, bei Freunden, auf einem alten Bauernhof breit. Eine Van-Ladung voll mit Instrumenten, Mikros, Technik von der ich nix verstehe, unendlich vielen Kabeln – und dann ging es los in unserem temporären Studio auf dem Land. Das Ganze im August. Frühstück im Garten mit unseren wunderbaren Hosts Tina und Dirk und natürlich David Bartelt, der uns die paar Tage als Helping Hand unterstützt hat. Tolle Truppe, tolle Zeit. Und auch in diesem Fall wieder genau richtig. Ich glaub wir bauen uns intuitiv für jede Ära, oder Epoche der Bandgeschichte, passende kleine Welten mit dem was wir brauchen, um uns ausdrücken zu können.

Bevor es 2018 mit The Pighounds losging, seid ihr mit den Fitches musikalisch produktiv gewesen, wie blickst du heute auf die Zeit zurück und wieviel steckt davon heute noch in The Pighounds?

Sandro: Geil, die Fitches. Das wurden wir länger nicht gefragt. Super Zeit, die besten Jungs - wir waren eine „junge" Band aus vier Freunden. So wie man sich das vorstellt. Und ziemlich wahrscheinlich gäbe es ohne die Fitches auch keine Pighounds. Mit ausschlaggebend waren u.a. auch die knapp 200 Shows die wir in den 4 Jahren gespielt haben. Denn die Pighounds-Idee gab es bereits vor Fitches, 2013. Ich hatte Bock auf was Minimalistisches, etwas Nacktes. Ganz kleines Setup bei den Drums, ein Becken. Und ich wollte Peter vorne mit Gitarre am Gesang. Aber damals war er noch nicht soweit. Er war noch nicht bereit, als Frontschwein am Bühnenrand zu stehen. Das erzählt er heute auch noch genauso.

Und die vier Jahre zusammen mit unseren Freunden sind uns dann quasi noch dazwischengekommen. Deswegen sind wir auch sehr dankbar für diesen Abschnitt. Am Songwriting an sich, hat sich dann nicht mehr viel geändert. Auch bei Fitches waren wir beide es, die sich gegenseitig Riffs, oder „fertige" Songs gezeigt haben und dann gemeinsam eingestiegen sind. So konnten wir nahtlos weitermachen und das ist auch heute noch der typische Weg.

Bemerkenswert, eure Alben sind komplett in DIY-Eigenregie entstanden, neben der Produktion habt ihr die Coverartworks selbst gestaltet. Welche Vorgaben habt ihr Euch selbst dabei gesetzt, seid ihr eure größten Kritiker?

Sandro: Es kann gut sein, dass wir unsere größten Kritiker sind, aber das wäre nicht der Grund warum wir arbeiten, wie wir arbeiten. Und das „arbeiten" müsste in Anführungszeichen gesetzt werden, denn der eigentliche Grund ist: Wir haben einfach Bock drauf! Dazu ein Hauch Einfach-Machen-Mentalität und fertig sind wir. Schon vor, oder inzwischen neben der Musik, haben Kunst und kreatives Schaffen eine große Rolle, in unser beider Leben gespielt. Und mit genug Neugier bekommt man auch Lust auf alles drumherum.

Definitiv versprüht das Cover von „Tutti Frutti“ jede Menge Ruhrpott-Charme, wie kam die Idee mit dem Foto und gab es noch andere Ideen? Mir gefällt der Kontrast, zwischen grauem Ruhrpott Alltag und den knallbunten Farben darauf.

Sandro: Tatsächlich spielen die Kontraste eine große Rolle. Der allererste ist der zum letzten Album, welches ein komplett farbloses Artwork, inklusive analogen Bildern in Schwarz-Weiß hatte und die tristen Aufnahmebedingungen im Winter. Jetzt gibt es aber wieder ein „Sommer-Album" und wir hatten Lust auf was Knalliges, als ein Cover in Schwarz-Weiß. Dann bin ich den ganzen Sommer an diesem Turm vorbei und darauf zugefahren. Eine Weile stieg ich täglich vom Fahrrad ab und habe ein Foto gemacht. Ich glaub ab dem Tag 2 wusste ich, dass ich unser Cover gefunden habe. Es war das einzige Bild was ich geschossen habe, als ich wieder an dem Turm vorbei fuhr hatte der Abriss begonnen. Kein Scheiß. Ich wusste nix davon. Das war schon ein irrer Moment.

Und „Tutti Frutti" ist genauso Kontrast zum Ruhrpott, wie es auch "Arsch auf Eimer" ist. Ruhrpott: genauso grau, wie eben auch bunt. Und der Name des Albums an sich, soll einfach nur symbolisieren wie herzlich egal es uns diesmal war, in welches Genre wir möglicherweise mit einzelnen Songs abrutschen könnten. Hier darf jedes Lied sich so entwickeln, wie es will. Ein bewusstes Kein-Konzept-Album

Welche Hürden musstet ihr bewältigen, bei den Aufnahmen. Wie selbstkritisch würdet ihr Euch selbst während der Produktion beschreiben?

Sandro: Wir versuchen uns immer eine passende Ausgangslage für die Produktion zu bringen und von daher fließt es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach. Das Einzige was dann noch nerven kann, wäre die unkontrollierbare Raumtemperatur, oder die Technik die uns einen kurzen Streich spielen möchte. Das sind Kleinigkeiten. Ich glaub eine nächstgrößere Hürde ist die Terminierung solcher längeren „Ausflüge". Der Rest läuft eigentlich.

Der Sound des Albums ist rau und auf seine Art natürlich angenehm minimalistisch. Dennoch ist die Scheibe melodisch und energiegeladen, und auch abwechslungsreich. Auf was davon habt ihr diesmal besonderen Fokus gelegt?

Sandro: Es war zu Beginn nicht festgelegt, aber im Laufe des Schreibprozesses hat sich herauskristallisiert, dass die Songs die letztendlich auf dem Album landen würden, sehr unterschiedlich sind, verschiedene Stilmittel aufweisen und diverse Genres anreißen. Als uns das bewusst wurde, haben sich einige Songs nochmal völlig neu und freier entfaltet, da wir sie in keine Konzept-Corsage pressen mussten. Dass es dann am Ende klingt, wie es klingt, ist dann wohl einfach das Ergebnis, wenn wir beide Musik machen.

Lasst uns einmal 3 Songs des Albums näher betrachten, das punkige „Malaise“, die 70’s Rock beeinflusste „Bridgets“ und „Vadder“. Welchen Hintergrund haben die Songs, verrate uns ein paar Details und wie sie entstanden sind.

Sandro: Das Material für „Tutti Frutti“ ist über einen - für unsere Verhältnisse - sehr langen Zeitraum entstanden. Viele Ideen lagen lange rum und waren plötzlich wieder da. Ab einem gewissen Zeitpunkt haben wir einfach alles mal hervorgekramt und angefangen die Songs im Proberaum zusammen fertig zu schreiben. „Malaise“ ist dabei das perfekte Beispiel für einen Einfach-machen-Song. Instrumental hat sich seit dem ersten Jam nicht mehr viel verändert und beim Text hat sich Peter von einem Interview von Erich Fromm inspirieren lassen. Bei „Bridgets“ gab es am Anfang dieses 7er-Riff, welches früh zu dem Arbeitstitel „Seven Bridges“ geführt hat. Einige werden an einen deutschsprachigen Hit denken. Korrekt. Als sich dann der Text entwickelt hat, in dem es um Menschen geht, die einfach auf alles scheißen und achtlos, getreu dem Motto „nach mir die Sintflut“ über unseren Planeten wandeln, haben wir diese "Art" einfach "Bridgets" getauft. Angelehnt an die allseits beliebten „Karens“. So steckt ein Stück der Entwicklung des Songs auch im fertigen Stück auf der Platte.

„Vadder“ ist zweifellos einer unserer persönlichsten Songs. Wie erzählen von der engen Verbindung zu unserem Freund Toto, der leider viel zu früh und sehr plötzlich aus dem Leben so vieler Leute gerissen wurde, denen er so viel bedeutet hat. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einer Beerdigung gesehen. Er war einfach ein klasse Typ, gehörte zu den Leuten aus dem alten Kellerraum, und wie es der Songtitel verrät, er war auch einfach eine Vaterfigur. Wir haben zu dritt nächtelang über Gott und die Welt geredet und dabei gejammt. Wir sind ihm unendlich dankbar für alles was er mit uns geteilt hat und die Erinnerung an ihn wird immer Teil unserer Kunst sein.

Wie geht’s jetzt weiter nach der Veröffentlichung, ich habe von einer Tour gelesen.     

Sandro: Mitte März starten wir mit einer kurzen Tour und sind ab dann wieder im ganzen Land unterwegs, im Frühling eher die Club-Shows und für den Sommer stehen zusätzlich noch ein paar Festivals an. Es geht wieder los, ich freu mich.

Neben den vielen Livedates mit The Pighounds, organisiert ihr auch Musikvideo-Abende, und ein eigenes Festival. Erzählt uns sehr gern davon wie es dazu kam und was Neugierigen dort erwartet.

Sandro: Das „Musikvideokino" habe ich im Winter 22/23 zusammen mit unserem Kumpel David (der uns auch bei den Aufnahmen zu „Tutti Frutti" begleitet hat) ins Leben gerufen. Es ist genau so simpel wie es klingt: Wir zeigen Musikvideos im Kino. Aktuell bewegen wir uns noch ausschließlich im Dortmunder Raum (wenn es die Zeit zulässt wollen wir bald auch durch andere Städte "touren"), hier bespielen wir drei bis vier Kinos reihum mit wechselndem Programm. Mal themenbezogen, wie zum Beispiel zum Weltfrauentag am 7. März, mal komplett frei und bunt gemischt, vom Local-Act bis zur Szenegröße. In der Programm-Mitte gibt es immer eine kleine Talkrunde mit geladenen Gästen zur aktuellen Ausgabe und im Anschluss gibts noch die Möglichkeit im Foyer zu Netzwerken. Wir sind sehr froh, wie die Aktion angenommen wird und freuen uns auf weitere tolle Abende in netter Gesellschaft und mit ordentlichem Austausch.

Ziemlich ähnlich war auch der Gedanke beim „Love Yourself Fest". Das Festival, geht im Sommer 2025 in die dritte Runde.  Zusammen mit dem Laut und Lästig e.V. veranstalten wir ein 1-Tages-Festival im und um das Jugendkultur-Café der Stadt Kamen. In dem Laden haben wir zu Schulzeiten die ersten musikalischen Gehversuche unternommen, erste Shows gespielt. Deswegen wollten wir, dass da wieder mehr passiert. Das Ganze ist als „Umsont & Drinnen & Draussen“ aufgebaut. Wir haben eine laute Bühne im JKC, im angrenzenden Park steht eine kleine Bühne für Akustik-Sets und Lesungen und eine Kunstausstellung hatten wir auch schon. Es ist wirklich für alle was dabei. Wer Lust bekommen hat, kann sich schon mal den 30.08.25 notieren. Wir würden uns freuen, wenn wir noch ein bisschen wachsen können und noch mehr Leuten zeigen dürfen, was in der Region so passiert.

Vielen Dank für das Interview, ein paar letzte Worte? Was wollt ihr noch unbedingt loswerden?

Herzlich gerne, danke für dein Interesse an unserer Musik und dem ganzen Kram. Ich glaub über uns und die Musik haben wir uns jetzt reichlich ausgetauscht. Kauft Platten und geht auf Konzerte.

Ansonsten bin ich ausgequasselt. Ich wünsche mir nur, dass da draußen alle lieb zueinander sind. Passt auf euch auf und lasst euch keinen Quatsch erzählen.


TIMO

Interviewpartner: Sandro De Luca (Drums)



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