Label: Napalm Records
VÖ: 08.05. 2015
Stil: Symphonic Power Metal
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Groß war die Not, zumindest schien das der offenkundige Eindruck zu sein, als Roy Khan aufgrund gesundheitlicher Probleme 2011 Kamelot verließ, und niemand so recht wusste wer diese Lücke adäquat schließen könnte. Doch was Tommy Karevik auf seinem Debut „Silverthorn“ ablieferte, nötigte ihm szeneübergreifend Respekt ab. Es schien fast so als wenn Roy die Band nie verlassen hätte, so ähnlich war der Gesang an vielen Stellen ohne in eine 1 zu 1 Kopie abzudriften.
Und nun kommt dieser Tage der Nachfolger „Haven“, der mit großem Presserummel und Coverartworkenthüllungen einiges erwarten lässt. Schon der Opener „Fallen Star“ macht ein für alle Mal klar, dass die Multikultitruppe hier nichts anbrennen lassen will. Wer ein Album gleich mal mit dem Refrain und einer Hookline sondergleichen beginnt, der macht keine Gefangenen. Ein schmackhafter, eingängiger Song in gewohnter Manier, nicht zu lang, nicht zu kurz, typisch Kamelot halt. Symphonischer Power Metal mit einer großen Prise Dramatik und Herzschmerz, immer stark an der Grenze zum Kitsch, melancholische Popmusik im Metalgewand könnte man sagen, Kamelot liebt man oder hasst man und beides bleibt nachvollziehbar.
Ob nun die Single „Insomnia“, das schleppende „Citizen Zero“ oder der von Double Bass getriebene Uptempokracher „Veil of Elysium“, das Thomas Youngblood weiß wie man kompositorische Akzente setzt ohne dem Hörer den Einblick zu verwehren, ist kein Geheimnis mehr. Auch die weibliche Gastrolle darf nicht fehlen, und wird dieses Mal von Delain-Sirene Charlotte Wessels („Under grey Skies“) und Arch Enemy Frontröhre Alissa White-Gluz („Revolution“) übernommen, in letzterem Fall mit durchaus positivem Ergebnis. Alissas Aggressivität ist eine willkommene Abwechslung auf einem sonst sehr weichgespülten Album.
„Haven“ ist die perfekte Popmusik. Man kann es nebenbei hören, immer wieder und sofort mitsingen, ohne dass man am nächsten Tag noch weiß wie die Melodie ging. So funktioniert es, und so wird es auch gedacht sein, aber in meinen Augen ist das zu perfekt. Ein berechnendes Songwriting ohne Ecken und Kanten trifft auf eine ebenso glatte Produktion, die symphonischen Elemente in den Vordergrund und die Gitarren eher rausnimmt. Wer „Silverthorn“ liebt, kann hier eigentlich nichts falsch machen, und der Kamelot Fan sollte „Haven“ ein paar Durchläufe gönnen, an alte Glanzleistungen wie „Epica“ oder „Karma“ reicht „Haven“ aber nicht heran, denn dazu fehlt den Herren leider der Mut und die Frische.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Fallen Star
02. Insomnia
03. Citizen Zero
04. Veil Of Elysium
05. Under Grey Skies
06. My Therapy
07. Ecclesia
08. End Of Innocence
09. Beautiful Apocalypse
10. Liar Liar (Wasteland Monarchy)
11. Here's To The Fall
12. Revolution
13. Haven
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