LANGEWEILE HAT BEI UNS NICHTS ZU SUCHEN
Erstmals vergaben wir im Monat Mai den Stempel „Hot of the month“, mit dem wir auf junge, aufstrebende Bands aufmerksam machen wollen, die so wahrscheinlich von den Mainstream Medien weitgehend ignoriert werden. Der Premieren Gewinner waren die Jungs von Entorx, die jüngst mit ihrem Dreher "Faceless insanity" einen richtig geilen Death/Thrash Bastard auf die Metal Gemeinde freiließ. Wir setzten uns mit den beiden Gitarristen Sascha Dörr und Bogdan Brygadin zusammen und beleuchteten mal ein wenig die Historie der Band und hoffen, Euch damit den Mund auf diese echt starke Combo wässrig gemacht zu haben.
Wie kommt man als Jugendlicher aus dem beschaulichen und wunderschönen Civitas Nemetum, auch Speyer genannt, zum Heavy Metal? Sprich, wo liegen Eure Wurzeln, Eure Einflüsse und wie begann die Geschichte von Entorx?
Bogdan: Nun, wir sind zwar offiziell eine Speyerer Band, allerdings kommt niemand von uns aus Speyer. Dort befinden sich lediglich unser Proberaum. Wir sind eher so bisschen in Rheinland-Pfalz zerstreut: Kaiserslautern/Bruchsal/Haßloch/Schifferstadt.
Ich kam verhältnismäßig spät zum Heavy Metal, so im Alter von 13-14 Jahren. Mit Gitarre spielen begann ich mit 16-17 Jahren. Die Entwicklung fing mit Nirvana, Offspring, LimpBizkit an und näherte sich unaufhaltsam dem heutigen Stil: Opeth, Revocation, Gojira.
Die Geschichte von Entorx begann im September 2009 nach der Auflösung meiner damaligen Band Tremescum. Ich suchte nach neuen Mitstreitern und fand sie schnelle in Ilja (Ex-Gesang) und meinem Bruder Taras (Bass), der auch schon bei Tremescum die dicken Saiten bediente. Wir begannen direkt mit eigenen Songs (covern kam uns nie in den Sinn) und spielten knapp 1 Jahr später unseren ersten Gig auf dem Metallergrillen Open Air.
Sascha: Ey, Bruchsal ist in Baden-Württemberg (lacht). Meine Wurzeln liegen seit über 20 Jahren primär im Thrash und Black Metal Sektor, Death Metal, sowie diverse andere Metalgenres spielen immer mal wieder rein. Ich mag lieber technisch anspruchsvolleren Death Metal als den simplen alter Schule (da seien meine Allzeithelden Morbid Angel, Steve Tucker Phase, erwähnt).
Inzwischen sind mir die Genres beinahe egal, gute Musik ist gute Musik, das darf auch mal Klassik oder Jazz sein, von mir aus auch diverse Hip-Hop Platten. Tief im Innern bin aber der Metalhead, der gerne spannende Platten hört, die auch mal über den Tellerrand schauen. DHG - "A Umbra Omega" ist da für mich eines DER Beispiele, welches ich seit Release sehr gerne droppe, Meshuggah mit diversen Releases der letzten 25 Jahre oder Strapping young lad - "Alien". Lieber arbeite ich mich in eine Platte rein, als dass sie nach kurzer Zeit langweilig oder irrelevant wird. Meine Geschichte bei Entorx begann Ende 2017 mit einer Annonce auf Backstage PRO, seit dem wollen die mich einfach nicht mehr gehen lassen (lacht).
Entorx wurden 2009 gegründet und hat dann mit den Veröffentlichungen der EP „Theta waves“ 2011 und dem Album „Broken ways“ 2013 eine ziemlich rasante Entwicklung genommen.
Danach allerdings war lange Ruhe, Du Sascha kamst dann 2018 dazu. War das die Initialzündung, um nach solch einer lange Zeit das nächste Kapitel im Buch Entorx zu schreiben?
Bogdan: Zwischen 2013 und 2020 gab es eigentlich keine richtige Ruhe. 2014 waren wir noch gut mit "Broken Ways" beschäftigt und kamen so langsam in die Welt des DIY rein. 2015 waren wir fast nonstop unterwegs. Wir haben viele Konzerte deutschlandweit gespielt und unsere erste zusammenhängende Wochenend-Tour in Süd-und West Deutschland organisiert. Da ist halt nicht so viel Zeit für Songwriting, wobei zum Ende des Jahres bereits 3 Songs für "Faceless Insanity" fertig waren.
Für 2017 war der Release angedacht und das Album war aus unserer damaligen Sicht fertig komponiert. Wir gingen ins Studio und nahmen die Drums auf. Während den Gitarrenaufnahmen mussten wir feststellen, dass wir mit den Songs wie sie zu diesem Zeitpunkt waren, nicht zufrieden werden können und verwarfen einfach alles. Erst Ende 2018 war das Album reif genug für die Aufnahmen. Wir waren auch zu keinem Zeitpunkt live passiv.
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Sascha: Initialzündung würde ich nicht sagen, ich habe aber durchaus ein wenig Tempo ab Januar 2018 und grundsätzlich Feuer unterm Hintern mit reingebracht, was nicht allzu selbstverständlich ist aus meiner Sicht, das habe ich mal so, mal so erlebt... Im Großen und Ganzen waren die Songs zu meinem Einstieg bereits so gut wie fertig, mit dem Line Up haben sich aber durchaus kleinere Änderungen und vielleicht auch neue Impulse ergeben? Kann ich nicht 100% sagen, die Songs haben sich in der Endphase durch Liveshows, Proberaumsessions und auch im Recording zu kleinen Teilen ergeben, meine Solos habe ich zum Beispiel während der Recording Phase geschrieben. Wie das dann bei neuem Material ausschaut, wird die Zeit zeigen.
Mit „Faceless insanity“ habt Ihr nun nicht nur Euer zweites Album auf den Markt geschmissen, sondern damit auch erstmals unser auf Zephyr’s Odem neu erschaffenes Prädikat „Hot of the month“ eingeheimst. Das Album klingt ins sich geschlossen, rund und vor allem absolut hochwertig. Nicht unbedingt zu erwarten, wenn man bedenkt, dass Ihr alles in Eigenregie eingetütet habt. Wir schwer war es, dass Baby zu gebären?
Sascha: So ganz komplett in Eigenregie haben wir dann doch nicht aufgenommen, das Drumherum haben letztendlich aber alles wir organisiert, ja. Mit Ausnahme vom Schlagzeug (recorded by Christoph Brandes im Iguana Studio) haben wir tatsächlich alles selbst aufgenommen. Bisschen mit der Hardware, den nötigen Tools und allem möglichen auseinandergesetzt.
Wir sind da auch nicht ganz unbefleckt, Bogdan hat auch vieles in Eigenregie für "Broken Ways" damals aufgenommen. Dass die Zeit dabei nicht stehen bleibt, sollte klar sein. Wir haben am Ende der Aufnahmen doch wieder sehr viel gelernt. Das Editing hat auch nochmal eine Menge Zeit gefressen. Wir haben danach nur eine kleine Art Vormix gemacht. Finales Editing, Reampen, Mix und Mastering wurden wieder von Christoph Brandes übernommen. Wir finden, dass er damit unserer Vision vom Album absolut den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Bogdan: Das Komponieren der Songs verlief nicht ganz glatt im Vergleich zu „Broken Ways“. Wie ich bereits sagte, waren Ende 2015 schon 3 Songs komplett komponiert. Als ich an weiteren Songs schreiben wollte, erlebte ich meine erste Schreibblockade und hatte erstmal damit zu kämpfen. Erst Ende 2016 habe ich mich wieder bereit gefühlt am Album weiterzuarbeiten und schrieb innerhalb von ein paar Monaten den Rest vom Album fertig. Ich würde das „gebären“ von „Faceless Insanity“ als recht steinig bezeichnen. Wir sind aber froh, dass wir es durchgezogen haben und nicht nach dem ersten Anlauf aufgaben.
Was mich an Euren Album so begeistert ist der Umstand, dass Ihr nicht nur auf die Fresse gebt, sondern Euch auch um coole Arrangements bemüht und diese gewinnbringend umsetzt. Trotz Deiner erwähnten Schreibblockade klingt Eure Mucke spontan und nicht am Reißbrett konzipiert. Ist Euch dieser Abwechslungsreichtum wichtig?
Bogdan: Ich denke, dass diese Schreibblockade sogar irgendwie notwendig war, denn danach hatte ich einen leicht anderen Ansatz für's Komponieren. Ich war danach um einiges entspannter und ging dementsprechend entspannt an die Songs ran. Die zweite Hälfte vom Album, die nach der Blockade komponiert wurde, klingt ganz leicht anders. Vielleicht wird der eine oder andere diese Songs erkennen (grinst)?
Die meisten Songs sind spontan und an einem Stück oder in einem kurzen Zeitraum entstanden. Deswegen klingen sie so spontan und nicht erzwungen. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Alles was erzwungen klingt, wird direkt aussortiert und gar nicht erst der Band vorgestellt. Abwechslungsreich müssen sie einfach klingen, sonst wird es schnell langweilig und die Langeweile hat bei uns nichts zu suchen.
Haben Euch diese ganzen positiven Reaktionen überrascht? Ich meine, die Reviews waren überragend, die Fans feiern Euch ab. Ist doch wohl alles im Lack, oder?
Sascha: Wenn wir jetzt noch mehr gebucht und die Cds sowie Merch gekauft werden, dann steht der Weltherrschaft nichts mehr im Wege (lacht)! Nee, mal im Ernst: Uns freuen die außerordentlich positiven Resonanzen natürlich sehr, das macht uns auch unglaublich stolz auf die gesamte Arbeit, die im Album steckt. Wir hoffen, dass es einige für wertvoll erachten, uns für ihre Shows und/oder Touren zu buchen und dass noch viele Metalfans da draußen sind, die gerne Bands mit Käufen unterstützen oder das Teil bis zum geht nicht mehr streamen! Am besten ist natürlich beides gleichzeitig für uns. Wir warten einfach mal ab, was die nächsten Wochen / Monate passiert, der Vorverkauf lief schonmal ziemlich gut für uns.
Bogdan: Uns freut es wirklich sehr, dass so viele Menschen unser Album abfeiern. Wir haben noch nie in so einer kurzen Zeit so viele CD's und so viel Merch verkauft. Es ist ein sehr schönes Gefühl zu wissen, dass das, was wir geschaffen haben, sehr gut ankommt. Dass die investierte Zeit und Kraft sich gelohnt haben. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen unseren Fans bedanken, die auf die Platte geduldig gewartet und an uns geglaubt haben!
Jetzt sollte dann der Weg für den Triumphzug doch geebnet sein. Wie sehen die weiteren Pläne aus, wenn diese ganze Corona Scheiße endlich vorbei ist? Ihr könnt natürlich abschließend noch was rauslassen...
Sascha: Natürlich soll das Album bestmöglich betourt werden! Jetzt fest zu planen ist allerdings noch recht schwierig, da sehr viele Konzerte verschoben worden und somit viele Events bereits ausgebucht sind.
HALLO LIEBE VERANSTALTER, HÖRT EUCH MAL UNSER ALBUM AN UND LADET UNS BITTE EIN!