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Das, was die Nottinghamer Hell da gemacht haben, ist schon fast Guinness Buch verdächtig. 1982 gegründet, Debütalbum 2011…und was für eins! Kollege Deuring läuft jedes Mal rund, wenn die Sprache auf die Metaller von Insel kommt. Ist ja auch nachvollziehbar, denn „Human remains“ killt mächtig, ist aber gewöhnungsbedürftig und findet nicht sofort den Weg in die Synopsen eines Einzelnen. Doch allein schon die Tatsache, dass Star Produzent Andy Sneap die Jungs aus dem Dornröschenschlaf erweckt, ihnen einen ordentlichen Arschtritt verpasste und nun mit Accept, die Master Sneap ja bekanntermaßen produziert hat, on Tour sind, spricht eigentlich für sich. Die Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und lümmelte mich neben den super gelaunten Blonden mit dem schwarzen Schuh und löcherte ihn mit meinen Fragen.

Andy, ich freue mich sehr über unser Gespräch, da ich in den Achtzigern schon ein großer Fan von Sabbat war und Deine Produktionen fast ausnahmslos liebe. Nun also noch der Gitarrenposten bei Hell. Ist das für Dich ein Schritt zurück oder ein neuer Antrieb?

Oh nein, das ist kein Schritt zurück für mich. Muss ich jetzt eh sagen, da die Band ja um mich herum steht, hahaha. Hell war eine Sache, die ich unbedingt machen wollte und an der mich auch Niemand hätte hindern können. Ich mache mir ehrlich gesagt keinerlei große Gedanken über das, was ich tu. Ich muss einfach Spaß haben, das ist das Allerwichtigste für mich. Hell hat sich einfach über einen langen Zeitraum entwickelt und nun bin ich absolut glücklich mit dem, was wir erreicht haben.

Ist es denn schwierig für die anderen Bandmitglieder, solch einen Prominenten in der Band zu haben?

Hahaha…gute Frage. Ich glaube nicht. Bin ich ein Prominenter? Meine Herren, Hell haben sich gegründet, als ich 12 Jahre alt war. Ich bin mit denen groß geworden und ich bin einfach der Andy aus Nottingham. Die sehen mich nicht als Prominenten oder Türöffner.

War die Reformation von Hell in 2008 für Dich eine Herzensangelegenheit und wie schwer war es, die Band wieder zusammen zu bringen?

Es war schwer, vor allem weil wir einen passenden Sänger für die Band gesucht hatten, da ja Dave Halliday seit 1987 tot ist und die restlichen Jungs seitdem auch selten bis gar nicht zusammen gespielt hatten. Als wir dann in 2008 wieder zusammen angefangen haben, stand beispielsweise ein Album nie zur Debatte, sondern lediglich der Spaß an der Sache. Wir haben einfach die alten Sachen gejammt und wollten schauen, was dabei herauskommt. Es ist ja auch nie was von dem Material in irgendeiner Form aufgenommen worden, somit war es quasi ein Neustart. Als wir dann daran gingen, Songs blockweise zu schreiben, waren wir auf einmal mit einem ganzen Album am Start, hatten aber keinen Sänger. Dumme Situation. Wir hatten dann Dave (Bower) eingeladen, ein paar Intros einzusprechen und stellten plötzlich fest: Hey, der kann ja singen, hahaha. Als dann nach einem Entstehungsprozess von über zwei Jahren die Labelsuche anstand, hatten wir urplötzlich dermaßen viele Interessenten, dass wir uns fast gar nicht entscheiden konnten. Century Media war ganz nah dran, doch dann kam Nuclear Blast…

Der Branchenprimus…

Ja, und das Interesse an unserer Musik war dort so ausgeprägt, dass uns keine Wahl blieb. Wir hatten die Feder schon angesetzt, um den Vertrag mit CM zu unterzeichnen und dann kam an einem Sonntagnachmittag das Angebot aus Donzdorf, dem wir nicht widerstehen konnten.

Du sagtest dass es schwer war, einen geeigneten Sänger zu finden. Ihr habt aber von 2008 bis 2010 mit Martin Walkyier zusammengearbeitet, den Du ja noch bestens von Sabbat kanntest. War er für das Album keine Option?

Wir hatten mit ihm bereits angefangen aufzunehmen, aber es klang einfach nicht nach Hell in seiner Ursprungsform. Es war mehr wie eine missglückte Sabbat Reunion, die so nicht geplant war.

Ihr seid aber immer noch befreundet?

Ähh…nicht wirklich, hahaha.

Was hat für Dich mehr Priorität? Dein Produzenten Job oder die Gitarre bei Hell?

Momentan eindeutig Hell, der Band gilt meine komplette Aufmerksamkeit. Nun muss ich ja mal zugeben, dass ich in erster Linie Gitarrist bin, in die Produzentenrolle bin ich irgendwie rein gestolpert, obwohl diese Option als Plan B immer bei mir im Hinterkopf war. Mit den Jungs war es total easy, weil die alles live einspielen wollten, was meinem Verständnis von Musik sehr nahe kommt.

Gegründet 1982, erstes Album 2011 und dann in der Metalgemeinde solch ein durchschlagender Erfolg. War dies eine große Überraschung oder wart Ihr vom Erfolg überzeugt?

Wir waren zu allererst von der Qualität des Materials überzeugt, waren uns aber nicht sicher, wie die Mucke angenommen werden würde. Doch all die positiven Reviews und das Feedback der Fans hat uns bestätigt und unglaublich stolz gemacht. Alles weitere war wie ein großes Schneeballsystem, was ins Rollen kam und das hat uns glücklich gemacht. Jetzt diese großen Shows, wo wir noch mehr Leute ansprechen können, die vielleicht von uns noch nie was gehört haben. Das ist gigantisch! In England haben wir bereits eine sehr große Fanbase, da war der Druck um ein Vielfaches höher, den Leuten was Vernünftiges anzubieten. Wir haben uns dann auch ein wenig die Kirschen raus gepickt was Festivals oder Einzelgigs anbelangte und auch da haben wir fast immer die richtige Wahl getroffen. Dennoch sind wir vom Erfolg mehr als überrascht, obwohl wir von ihm überzeugt waren.

Was Platz 46 in den deutschen Albumcharts ja auch unterstreicht…

Das hatten wir so überhaupt nicht erwartet und waren komplett geplättet, hahaha. Das lag aber auch an der Arbeit des Labels, die für uns einen mehr als fantastischen Job erledigt haben.

Wenn ich David Bower mit seinem Kopfmikro auf der Bühne sehe, erinnert mich das immer irgendwie an „Theater“ oder „Musical“. War dieses Element so geplant oder ist es seine Art zu singen?

(David Bower aus dem Hintergrund) Pass auf, was Du jetzt sagst!!!

Waren Deine Haare nicht letztes Jahr beim Metalfest in Dessau länger?

(David) Im Alter hören die auf, zu wachsen (alles lacht)

Er kann damit der Theatralik in unseren Songs viel mehr Ausdruck verleihen. Viele Frontmänner benutzen das Mikro auf der Bühne auch gerne dazu, sich dahinter zu verstecken, das macht David auf keinen Fall. Als Gitarrist ist es einfach, mit seiner Klampfe auf der Bühne mächtig abzuposen und David ist halt auch ein mächtiger Poser (großes Gelächter).

Der Gründer, Sänger und Gitarrist von Hell, David Halliday, der 1987 Selbstmord beging, war Dein größter Einfluss und auch Dein Gitarrenlehrer. Was ist das für ein Gefühl, seine Arbeit weiter zu führen?

Das war für mich der größte Ansporn, seine Musik den Leuten nahe zu bringen. Er war ein großartiger Musiker und seine Ideen weiter zu führen, macht mich unglaublich stolz. Es war anfangs etwas schwierig, die alten Bandmitglieder von meinem Vorhaben zu überzeugen doch letztlich hat sich alles wie von selbst zusammen gefügt. Er war immer in unseren Köpfen, als wir „Human remains“ eingespielt und zum Leben erweckt haben. Wir wollen uns aber nun mehr auf die Zukunft konzentrieren und diese Story nicht immer weiter ausschlachten. Wir wollten ihn mit diesen Songs ehren, dass war unser Antrieb und das haben wir recht eindrucksvoll geschafft.

Und glaubst Du, dass er auf Wolke sieben sitzt, Euch zuguckt und mag, was Ihr da tut?

Auf keinen Fall. Der sitzt irgendwo unter uns und außerdem werden die ihm den Kopf abgeschlagen haben wegen seiner musikalischen Ideen, hahaha.

Wie ist es denn nun als Support einer solchen Legende wie Accept auf Tour zu gehen?

Großartig!!! Ich bin Fan der Jungs, seit ich ein Kind war und allein die Tatsache, dass ich ihre letzten beiden Alben produzieren durfte, war schon ein riesiges Erlebnis. Es hat sich daraus natürlich auch eine sehr gute Beziehung entwickelt. Für Hell hätten wir uns absolut keine bessere Tour wünschen können, wobei wir allerdings ziemliche Flocken vor den Accept Fans hatten, die ja bekanntermaßen nichts zwischen sich und ihre Band kommen lassen. Wir sind ja vom Konzept und der musikalischen Ausrichtung auch etwas anders eingestellt, hatten aber das Glück, dass sich viele der Fans mit unserer Musik an alte Zeiten erinnert fühlten und somit ging es doch schon ordentlich ab.

Hörst Du Dir denn abends auch mal den Sound von Accept an? Ich kann mir vorstellen, dass sich da manchmal der Produzent in Dir meldet und sagt: Um Himmels Willen, was machen die aus meiner Arbeit???

Auf jeden Fall ist es laut, hahaha. Ich arbeite ja, wie bereits gesagt, gerne mit Livesounds und daher macht es immer wieder Spaß, den Jungs zuzuhören. Es ist sowieso schwer, Studio- und Livesound miteinander zu vergleichen und ich versuche jeden Abend die Jungs als Fan, der ich ja immer war, zu genießen.

Meine letzten beiden Fragen gehen direkt an Dich. Letztes Wochenende sah ich die Wrestlemania Revenge Tour in Berlin, bei der auch Chris Jericho am Start war. Nun erinnere ich mich dunkel, dass Du selber mal bei Fozzy, Chris‘ Band, gespielt hast. Gibt es da noch Kontakte?

Er war hier letzte Woche? Saucool. Wir versuchen so oft wie es geht, miteinander zu sprechen, was leider nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Wenn Fozzy in England sind, versuche ich immer mit am Start zu sein, um mit den Jungs abzuhängen und eine tolle Show zu spielen. In Kalifornien haben wir letztens zusammen gespielt. Er ist ein toller Typ…

Obwohl er ja momentan ein „Heel“, sprich ein Bösewicht in der WWE ist…

Das ist auf der Bühne und im Ring. Er ist ein total netter, umgänglicher und klasse Typ mit dem es unglaublich viel Spaß macht, zusammen abzuhängen.

Kannst Du mir ein wenig etwas zu meinen drei Lieblingsproduktionen von Dir sagen?

Yeah, nur zu.

Machine Head “Through the ashes of empire”

Ich habe die Platte nicht produziert, auch wenn das überall geschrieben wird. Ich habe an der Produktion lediglich mitgearbeitet. Zu der Zeit war ich als Hauptproduzent für Exodus „Temple of the damned“ am arbeiten. Als Machine Head anfingen das Album zu produzieren, habe ich die Set Ups vorgenommen, bin dann aber wieder zurück zu Exodus.

Onslaught „Killing peace

Ja…

Und weiter?

Die kommen aus Bristol (lautes Gelächter) Das war total lustig, ich kenne die Jungs ja nun auch schon seit den Sabbat Tagen in den Achtzigern und Steve (Grice-Drummer) fragte mich, ob ich die Platte machen würde. Die Arbeit war völlig entspannt und total lustig, weil wir uns natürlich auch schon so viele Jahre kennen, wie auch die Exodus Jungs. Wenn man im gleichen Alter ist und die gleiche Mucke schätzt, ist das Arbeiten um ein Vielfaches leichter.

Accept “Blood of the nation

Wie gesagt, ich war ja schon seit Ewigkeiten Fan der Band…

Dann war diese Arbeit für Dich doch sicherlich eine große Ehre…

Naja…das war dann doch schon ein klein wenig Zufall. Ich wusste ja nun, dass sie mit Mark (Tornillo) weitermachen würden und der Typ, der die Website von Chris Jericho macht, hat da den Kontakt mit Gaby Hoffmann hergestellt. Nach einigen Emails haben wir uns getroffen, uns zusammengesetzt, Ideen ausgearbeitet und uns ausgetauscht. Die haben sich also nicht mich ausgesucht, es war eher umgekehrt, hahaha.

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