Crimson melodic death metal art
Welch ein feines Scheibchen, welches da die Tage von Cyclone empire auf den Gabentisch gepackt wird. „The art of coming apart“ des Hessen FünfersFragments of unbecoming ist ohne Zweifel ein starkes Stück schwedischer Elchtod, gepaart mit teutonischer Härte und Zielstrebigkeit, welches nun endlich für die Jungs den Durchbruch bedeuten müsste. Album Nummer 5 ist ein Ausbund an technischer Finesse, brutalem Stakkato und unfassbarer Hitdichte und eine Blaupause, wie moderner und dennoch in der Vergangenheit verankerter Death Metal zu klingen hat. Auf jeden Fall eine famose Grundlage, um mit den Jungs mal etwas genauer zu labern und dafür schien das „jüngste“ Mitglied Christopher Körtgen, der nebenbei den Viersaiter bedient und ab und zu auch seine Stimmbänder zum schwingen bringt, der geeignete Mann zu sein.
Christopher, als 2009 zuletzt hinzu gekommenes Bandmitglied quasi der Frischling, musst Du schon die Interviews beantworten. Kann man das als „Bestrafung“ sehen, wie wenn neue und junge Fußball Spieler den Etablierten die Schuhe putzen und die Taschen hinterher tragen müssen?
Hi Olaf, zum Glück ist es nicht so. Ich sehe es eher als Vertrauensbeweis, dass ich überhaupt Interviews geben darf obwohl ich erst frisch dabei bin. Ich denke es ist nicht selbstverständlich wenn man mit so einer Aufgabe betraut wird. Ab gesehen davon ist das hier jetzt das erste Interview zur neuen Scheibe und damit macht es natürlich umso mehr Spaß! Und bisher musste ich auch noch keine (Gitarren-)Koffer tragen, hehe.
Wo in Dreiteufelsnamen ist die V? Ich bin ja scheinbar nicht der Einzige, der sich über diesen Umstand beschwert?
Die V verbirgt sich auf dem Digipack und ist nicht exklusiv im Download enthalten ;-) Im Regal stehend sieht man dann schön und ordnungsgemäß durchnummeriert: „Chapter V – The Art Of Coming Apart“. Also fast alles wie gehabt. Aber stimmt schon, es gab einige die da schon nachgefragt haben bzw. sich über den fehlenden Zusatz geäußert haben.
Inwiefern stehen die 4 Alben und die anfängliche EP in einem Kontext? Was verbindet sie…und erzähl mir jetzt nicht „nur die Nummern“.
Eine Gemeinsamkeit ist der melodische Death Metal der schwedischen Schule. Und natürlich das fantastische Artwork, dass wie immer unser Gitarrist Sascha kreiert hat. Ansonsten kann und sollte man die Alben nicht in einen künstlichen Zusammenhang setzen den es gar nicht gibt.
Ist eventuell geplant, Eure Debüt EP „Skywards – Chapter I“ irgendwann nochmal zu veröffentlichen? Gerade als Beginn einer solchen musikalischen Reise finde ich sollte Jeder Zugang dazu haben.
Unser Chapter I war ja eigentlich die Bloodred Tales EP. Und da gibt es in der Tat Überlegungen die Scheibe nochmal neu aufzulegen. Allerdings sind immer noch Cds übrig, wir müssten uns daher noch ein paar Schmankerl einfallen lassen. Aber jetzt fiebern wir erst einmal der VÖ des neuen Albums entgegen. Wenn also jemand noch nicht alle Scheiben hat, unter shop.fragmentsofunbecoming.com gibt es noch alle direkt von uns zu kaufen!
Ihr habt 2009 „The Everhaunting Past – Chapter IV – A Splendid Retrospection” bereits bei Cyclone empire veröffentlicht. War dieser Schritt damals schwer von einem solch großen Label wie Metal Blade hin zu einem etwas kleineren, in meinen Augen feineren Label?
Überhaupt nicht. So wie du es richtig sagst, Cyclone Empire ist ein super Label. Die Crew dort ist wahnsinnig nett und liebt unsere Musik. Was kann man sich als Band mehr wünschen?! Natürlich hat Metal Blade andere Vertriebswege. Aber ganz ehrlich: wir sind eine Underground Death Metal Band und sind glücklich damit.
Oder gab damals die Vielzahl an schwedischen Death Metal Bands bei Cyclone empire den Ausschlag für eine dortige Vertragsunterzeichnung? Da habt Ihr ja reingepasst wie Arsch auf Eimer…
Das war natürlich sehr praktisch und cool. Aber an sich war das kein Kriterium für uns. Wir möchten uns bei einem Label wohlfühlen und uns verwirklichen können. Und das hat dort einfach perfekt gepasst.
Zu Eurem neuen Album: Was ist daran Kunst, auseinander zu fallen?
„coming apart“ kann man auch mit „dahinscheiden“ übersetzen, das trifft wohl eher den Kontext. Um ehrlich zu sein klang das zum einen einfach total cool! Und ein Text, der existierte, passte, um das mal so zu formulieren, „wie Arsch auf Eimer“ auf das Instrumental. Damit war der Titeltrack fertig und ich muss sagen, dass ich den Song einfach immer noch total geil finde.
Welch textliches Konzept verbirgt sich hinter der Scheibe? Ohne Textblatt ist es für mich ein klein wenig schwierig, etwas rauszuhören, was allerdings auch dem gnadenlos geilen Organ Eures Fronters Sam geschuldet ist. Also…erzähl mal nen bißchen.
Na ja, von einem geplanten textliches Konzept zu sprechen, wäre übertrieben. Zumindest hatten wir das nicht im Sinn gehabt, als es darum ging, Texte für die Songs zu schreiben und sich dabei interessante Patterns auszudenken. Vielmehr hat es sich einfach so ergeben, dass alle Texte, die von Sam, Stefan und Sascha sind, von der Grundstimmung her zusammenpassen. "The art of coming apart" ist ein lyrisches Leitmotiv geworden, das sich irgendwo in allen Lyrics auf dem Album widerspiegelt. Wer möchte, darf also auf seine ganz persönliche Entdeckungsreise gehen.
Ich habe drei absolute Lieblingssongs auf dem Album und wäre Dir dankbar, wenn Du ein paar Worte dazu verlieren könntest. 1. „Four winters“
Der Song trug Anfangs den Sessionnamen Thrashbrett, was den Song meines Erachtens ziemlich gut charakterisiert. Spielerisch ist er vor allem für mich eine Herausforderung, da es in dem Song so viele Feinheiten gibt die es zu beachten gilt. Alles in allem vereint er ziemlich gut alle Elemente die uns ausmachen. Der Text war an sich der letzte der geschrieben wurde, jetzt aber einfach super passt.
„Trapping the unseen“
Dieser Song geht einfach nur geradeaus und walzt alles nieder was ihm in den Weg kommt. Wir haben ihn auch schon ein paar Mal Live gespielt und er bleibt sicher in unserem Live-Repertoire enthalten. Sam zeigt in diesem Stück unglaubliche Stimmvarianz, ich habe ein bisschen Zeit ein paar Bassvariationen einzustreuen. Im Mittelteil stampfen wir alles in Grund und Boden, bevor es dann nach einer ruhigen Passage wieder auf die zwölf gibt.
Und meinen absoluten Lieblingssong „A silence dressed in black“, der alle Eure Vorzüge in einem Song vereint und in meinen Augen mit Abstand das absolute Highlight des Albums ist…
Am Anfang steht ja das ruhige Intro, dass jeden Hörer weit weg trägt, bevor es dich dann nach ca. einer Minute wieder auf den Boden der Tatsachen befördert. Bei dem Song haben wir auch mal mit allen Gesangsstimmen experimentieren. Bis auf „Seasons of Tranquillity“ der einzige Song auf dem ich singe. Ich finde den Song auch extrem gut gelungen. Ein bisschen Black metal, aber wahnsinnig melodisch. Stefan und Sascha haben aber auch ganz schön was zu tun, gerade wenn Ingo das Tempo anzieht. Der Song hat ein paar super frickelige Passagen mit drin.
Wie seid Ihr denn an Dan Swäno als Masterer gekommen? Erst mal hat der Gutste Euch einen fetten Sound verpasst und Zweitens macht sich doch so ein Aufkleber auf dem Albumcover sicherlich gut, oder?
Vielen Dank! Wir sind auch echt super zufrieden mit dem Sound. Das war aber wirklich schwierig uns alle soundmäßig unter einen Hut zu bringen. Wir haben Dan ganz schön getriezt, aber am Ende hat es sich echt gelohnt. An Dan an sich kamen wir eher per Zufall, Martin (Cyclone Empire) hat ihn uns vorgeschlagen. Gerade Sascha als Edge of SanityFan hat sich natürlich doppelt gefreut.
Ich habe auf Eurer Seite gelesen, dass es „The art of coming apart“ auch als Vinyl geben wird. Ich bin ja damit aufgewachsen und muss feststellen, was für ein Stellenwert so eine LP heutzutage besitzt. Messt Ihr dem genauso eine große Bedeutung bei oder ist so ein Release für Euch lediglich Business as usual?
Auf gar keinen Fall! Vinyl gewinnt immer mehr an Bedeutung, es sollen wohl nach Hochrechnungen dieses Jahr mehr als 1 Million Schallplatten umgesetzt werden. Gerade im Metalbereich gibt es immer mehr Releases auch auf Vinyl. Wir träumen schon länger davon, bisher hat es leider nie geklappt. Umso glücklicher sind wir, jetzt als erste Vinylausgabe auch gleich ein Gatefold mit Textblatt rausbringen zu können. Wir hoffen natürlich dass es unsere Fans genauso empfinden und auch kräftig die Platte kaufen. Man schätzt Musik doch auch ganz anders wert wenn man eine Platte auflegt als wenn man die Musik per Doppelklick oder playtaste zum Laufen bringt.
Ich bin ein absoluter Verfechter des Begriffs „Abwechslungsreichtum“, der bei Euch mehr als ausreichend vorhanden ist. Nun seht Ihr Euch ja selbst in der Tradition schwedischer Elchtod Kapellen, die in meinen Augen allerdings nur bedingt Euer technisches Niveau erreichen. Meint Ihr nicht dass es an der Zeit ist, sich aus dieser Schublade endlich zu lösen?
Daher haben wir gerade zu diesem Album den Slogan „swedish styled death metal“ durch „crimson melodic death metal art“ ersetzt. Das passt doch besser zu uns, gerade weil wir uns nicht typisch„schwedisch“ durch die Alben stampfen (lacht) Andererseits versuchen wir uns natürlich in keine Schublade stecken zu lassen. De facto passiert das aber immer, insofern fühlen wir uns in der crimson melodic Schublade ziemlich wohl.
Nun ist es ja in Deutschland ziemlich schwer, mit dieser Art von Musik Geld zu verdienen und daher gehe ich mal von 2 Faktoren aus: 1.) Ihr arbeitet alle nebenbei und daher 2.) wird eine größere Tour wahrscheinlich kaum geben, oder?
Die Frage ist, was man unter einer größeren Tour versteht ;-) Aber du hast recht, wir sind alle berufstätig. Daher ist eine große Tour eher unwahrscheinlich. Aber wir werden definitiv einige Konzerte in 2013 spielen, vielleicht ja auch eine kleinere Tour, wer weiß.
Dafür hoffe ich umso mehr, dass vielleicht einige ausgesuchte Festivals auf dem Plan stehen. Das „Sultans of Death“ ist ja schon mal nen Hammer mit Bands wie Euch, Tombthroat, Deadborn oder Obscura.
Da freuen wir uns auch schon so richtig drauf! Mark hat da ein wahnsinns Billing zusammengestellt und das hier in der Region. Unfassbar gut! Wir wurden jetzt auch schon für das Party.San Open Air bestätigt. Du siehst, es füllt sich so langsam. Wir hoffen auch mal ein wenig in Deutschland rumzukommen.
Christopher, ich danke Dir für Deine Zeit und stelle Dir frei, Dich noch einmal hier frei von der Leber weg zu äußern…
Na zuerst mal danke ich die für das Review und die Interviewmöglichkeit. Um's mal mit Alex Camargos Worten zu sagen: „Keep supportin' fuckin' death metal!!“