BOMBENSTIMMUNG BEI SCHEIßWETTER
DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG
Nachdem uns der Regen auch den Samstag über nicht in Ruhe gelassen hatte, wir aber diesmal besser vorbereitet waren, ging es etwas entspannter in den letzten Festivaltag. Allerdings hatten wir teilweise auch bis sechs Uhr morgens unter fremden Pavillons verbracht und daher von anderer Seite ein wenig Schlagseite.
FIRTAN
Zum musikalischen Frühschoppen hatten wir uns die Black-Metal-Combo FIRTAN ausgewählt. Drei Jungs aus Lörrach, die mit zwei Gitarren und einem Schlagzeug völlig ohne Firlefanz eine sehr gute Show boten. Das bemerkten nach und nach auch alle anderen im Infield. Wer zuvor noch sein Bier an der mobilen Schenke stehend umklammerte, wagte sich bereits nach den ersten beiden Songs vor die Bühne. Streicher vom Band, viel Atmosphäre und ein gut durchchoreographierter Auftritt von drei sympathischen Jungs, sofern man das bei Schwarzmetall sagen kann. Denn die im Genre bekannte Eiseskälte kam gut rüber, auch wenn die gewiss anspruchsvollen Texte vielleicht nicht immer vom Keifgesang profitierten.
Undankbar war dann leider der Abgang des Trios, denn die Nachfolgeband fing nicht gerade unauffällig bereits während der letzten fünf Minuten mit dem Aufbau ihres Drumkits an, was auch mit entsprechenden Blicken seitens des Drummers goutiert wurde. Dennoch haben sich FIRTAN mit diesem starken Auftritt nachhaltig auf unseren Radar gespielt. Bleibt nur noch die Frage offen, wieso Jake Gyllenhall hier Gitarre spielte und wo zum Teufel Gitarrist Marius Zeinhofer abgeblieben war?!
BORN FROM PAIN
Die Nachfolgeband war die niederländische Hardcore-Combo BORN FROM PAIN, die so einige Fragen offen ließ:
1. Wenn der Hardcore doch so sehr den DIY-Sektor lobt wie kein anderes Genre, warum muss ich mich dann von einer Brause-Plörre wie Relentless auf dem Banner sponsern lassen? Oder andersherum gefragt: Warum muss ich ein solches Unternehmen noch bewerben?
2. In keiner anderen Musikrichtung wird so viel von Respekt gefaselt, warum lässt man selbigen dann dermaßen vermissen, wenn man noch mal an den Auftritt von FIRTAN denkt und dort dann schon im Hintergrund dazwischenfunken muss?
Der Auftritt war letztlich enorm tight und routiniert, was sich auch im merklich gestiegenen Zuschauerzuspruch niederschlug. Sänger Rob Franssen wurde nicht müde, die Leute mit dem Satz „Kommt, kommt noch ein bisschen näher“, den er gefühlte 100 mal sagte, vor die Bühne zu bitten und die Menge anzuheizen. Zu hören bekam man dabei vor allem Stücke von der letzten Scheibe „Dance With The Devil“ und die Hits wie „The New Hate“. Für die weiteren Hardcorebands an diesem Tag waren die Fans jedenfalls gut angeheizt und verabschiedeten das Quintett mit viel Applaus.
BLACK MESSIAH
Waren die ersten Titel bereits verstrichen, als wir uns zu den Pagan Metallern aus Gelsenkirchen bewegten, zeigte der sich vollkommen im Party-Modus befindende Mob, womit man bei eigentlich unvorteilhaftem Wetter so amüsiert: Schunkelmetal mit Mitsing-Lyriks und Händeklatsch-Beats. Es ist eine sichere Formel und das Sextett um Sänger Zagan lieferte spielfreudig ab. So gab es mindestens genauso viel Bewegung auf als auch vor der Bühne, obwohl die Musiker die mittelgroße Polonäse natürlich nicht toppen konnten. Mussten sie aber auch nicht. Und wie es sich für eine gute Fete gehört, muss zum Schluss auch der Gassenhauer gespielt werden, womit also das "Sauflied" aus dutzenden Kehlen erklang – mal mehr mal weniger schief. Ein großer Spaß. Nein wirklich, das war es.
THE UNGUIDED
Mit den Schweden aus Falkenberg kam die wohl glattgebügelste Band des gesamten Festivals auf die Bühne. Abgehen und eine Show liefern ist das Eine, was aber THE UNGUIDED dort zeigten, war dermaßen klischeebehaftet, dass man sich immer wieder die Augen reiben musste. Für diejenigen, die die Musik nicht kennen: Es ist der millionste Metalcore-Klon, der so ziemlich alles abdeckt, was man dort abdecken muss. Einen völlig überdrehten Gitarristenschönling, der in einer Tour lasziv ins Publikum grinst. Einen bösen Frontmann mit Kajal unter den Augen, dessen Stimme dann irgendwie doch recht dünn war. Einen Gitarristensänger der mit Dosenöffnerstimme die Herzen kleiner Mädchen erweicht und das alles in einem Auftritt, der schlicht mit Teenie-Musik umschrieben werden kann. Irgendwie war das alles zuviel Schmatze auf der Pomade. Musikalisch war es ebenfalls sehr poppig, auch wenn alles dafür getan wurde, den harten Hund raushängen zu lassen – untergraben zwar vom animierten Arme nach links und rechts Schwenken, aber hey. Stimmung! Irgendwie klang alles gleich und die Schemata waren spätestens beim dritten Stück vorhersehbar. Entsprechend verhalten waren auch die übrigen Zuschauer, die sich zu dem Zeitpunkt schon mehr auf die nachfolgenden KRAWALLBRÜDER einstellten, die wir uns aber wegen Abreisevorbereitungen schenkten.
TANKARD
Was muss man zum Frankfurter Quartett noch erzählen? TANKARD sind einfach TANKARD und daher mag auch diese Show vorhersehbar gewesen sein, nur geht das auch offensichtlich ohne das ganze aufgesetzte Gehabe. Stattdessen gab es wie immer viel Haut, bzw. Wampe von Gerrit zu sehen, der auch ein Einsehen mit den Besuchern hatte, dass manche Gäste von den verregneten Tagen einfach gezeichnet waren. Dennoch feierte das METAL FRENZY den 35. Geburtstag der Thrasher kräftig mit und ließ sich von der guten Laune des Fronters anstecken. Ein kurzer Flirt unmittelbar vor und später auf der Bühne mit einer lieben Kollegin aus dem Fotograben, gab dem Auftritt dann auch noch die gerngesehene menschliche Note.
Abschließend soll vor allem noch einmal dem gesamten Orga-Team des Frenzy’s ein großes Lob ausgesprochen werden. Auf dem METAL FRENZY FESTIVAL flutschte es von Anfang bis Ende und so bleibt auch weiterhin als einziger Kritikpunkt das nicht beeinflussbare Scheißwetter. Bereits am Eingang zeigten sich alle Beteiligten kooperativ: Sicherheitschecks, Akkreditierungsabfragen, kurze Zwischeninfos – alles lief hochgradig professionell und gleichzeitig entspannt von der Bühne. Allein das kurzfristige bereitstellen von Heu (mögen die Allergiker in Frieden ruhen) zum Trockenlegen des Platzes vor der Bühne zeugte von einer hohen Reaktionsbereitschaft und gutem Überblick – vom regelmäßigen Reinigen der Dixies ganz zu schweigen. Wenn erst im Nachgang von technischen oder logistischen Schwierigkeiten (Bands die es wegen der temporären Sperrung vom Flughafen Berlin-Tegel trotzdem noch nach Gardelegen geschafft haben) zu hören ist, die während des regulären Festivalablaufs dem gemeinen Besucher nicht auffielen, ist das ein verdammt gutes Zeichen. In diesem Sinne: Horns up!
DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG
Das Zephyr's Odem Team
Marc | Axel (+Fotos) | Siggi