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AUÐN – Vökudraumsins Fangi (2020)
(6.599) Schaacki (10/10) Black Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 30.10.2020
Stil: Black Metal
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Ach ja, die Isländer und ihre Black Metal Szene – vom Nesthäkchen über den Geheimtipp hin zu einer inzwischen festen Institution für dunkle und schroffe Klänge. Und mal ehrlich: Wen wundert es eigentlich noch, dass gerade dieses Genre sich hier so prächtig entwickelt hat? Hartes Klima, raue Natur, Vulkane, Geysire, Eis, Schnee, Kälte, einsame Weiten und Trostlosigkeit – was könnte da besser passen, als diese Eindrücke in Musik zu packen und welche Stilrichtung wäre geeigneter als Black Metal? Eben! In den vergangenen Jahren tauchten immer mehr Bands auf, oft auch von Musikern, die in anderen Gruppierungen involviert sind. Würde man eine Karte zu eben jener Szene entwerfen, gleiche sie wohl einem Spinnennetz.
Nicht ganz so umtriebig, aber dafür fokussiert auf ihr Hauptprojekt arbeiten die Herren von AUÐN nun seit 10 Jahren an der Perfektion ihrer Band. Ob ihr neues und somit drittes Album „Vökudraumsins Fangi“ dieser Umschreibung gerecht wird? Schauen wir… Wieder ist die Musik voller Kraft, versprüht enorm viel Emotion und ist dabei so ruppig wie eben auch melodisch. Schnell bekommt man den Eindruck, dass alles noch einmal mehr ans Limit gepusht wurde. Die harten Parts brennen noch aggressiver und die Melancholie übermannt den Hörer so sehr, dass er sich einfach gepackt in diese schneebedeckte Hölle der Verzweiflung fallen lassen muss. Man braucht wirklich kein isländisch zu verstehen, um sich dem emotionalen Gesang hingeben und der Gefühlslage hingeben zu können. Auch die Atmosphäre ist noch dichter als auf dem Vorgänger, was sicherlich auch dem gesteigerten Musikerrepertoire zu verdanken ist. Denn nachdem der einstige Bassist Hjálmar an die Gitarre gewechselt ist und mit Matthías Hlífar Mogensen ein neuer Mann für den Viersaiter gewonnen werden konnte, arbeiten AUÐN nun mit vier Klampfen – und ja, man hört sie alle wunderbar raus. An dieser Stelle darf sogleich die starke Produktion gelobt werden, die deutlich definierter als beispielsweise bei den Landsleuten SVARTIDAUÐI und SINMARA zu vernehmen ist. Ich will nichts gegen den Klang der genannten Bands sagen, doch passt dieser klare Sound zu AUÐN einfach am besten und unterstützt ihren eigenen Stil perfekt. Generell darf man wohl sagen, dass sie ohnehin nicht wie viele andere Bands aus Island klingen. Sie hatten bereits einen eigenen Touch und haben diesen nun auch noch weiter ausgebaut. Neben dem benannten Ausweiten der bekannten Elemente wie Härte und Emotion lässt sich ein Mehr an rockigen Momenten, doomiger Schwere und Epik ebenso nicht leugnen. Und gerade so traurig schöne Melodien, wie sie in „Næðir um“ und „Horfin mér“ zu finden sind, sind so berührend und gehen so tief rein, dass man sich in diese Scheibe gerade zu verlieben kann. Doch zum Schmusen verleitet die Scheibe nun auch nicht, vermag die Gitarrenarbeit ebenfalls herrlich fies anzumuten, wie zum Beispiel im Track „Á himin stara“.
„Vökudraumsins Fangi“ ist ohne Frage ein weiteres Highlight im veröffentlichungs-starken Jahr 2020. Das Album bietet bereits nach den ersten drei bis vier Durchläufen schon eine ganze Menge und wird auch auf lange Sicht noch einiges offenbaren, da bin ich mir sicher. Unterm Strich bleibt also ein starker Ersteindruck, ein Verdacht auf eine lange Halbwertszeit, ein Haufen geiler Momente – ob hart oder emotional – und eine saubere, passende Produktion. Es finden sich schnell Favoriten, dafür aber keine Ausfälle. Was soll ich da schon anderes geben als die Höchstnote?! Und auch wenn „Vökudraumsins Fangi“ aufgrund seiner Melancholie sicher keine Aufmunterung in Zeiten der Coronakalypse liefert, lässt es dich abtauchen in eine andere Welt, fern ab der ganzen Misere, in der wir uns momentan befinden. Danke dafür, AUÐN!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Einn um alla tíð
02. Eldborg
03. Birtan hugann brennir
04. Verður von að bráð
05. Drepsótt
06. Næðir um
07. Horfin mér
08. Á himin stara
09. Ljóstýra
10. Vökudraumsins fangi