GÜTEKLASSE: HEADBANG!

Das Protzen Open Air 2019

28.-30.06.2019



Im 22.Jahr seines Bestehens war das POA im Jahre 2019 diesmal nicht ganz ausverkauft, was definitiv nicht an der Bandauswahl gelegen haben kann, sondern vielleicht dem Umstand geschuldet war, dass parallel dazu noch 2 andere Festivals an diesem Wochenende den Fehrbellinern das Leben ein wenig schwerer machte als sonst üblich. Die Fans und Freunde dieser tollen Sause jedenfalls ließen sich dadurch nicht den Spaß verderben und feierten 3 Tage volles Rohr, wir auch unsere illustre Redaktionscrew, die in Eishockey-Team Stärke von diesem Rundumschlag bei sengender Hitze berichten.

Ein Jungbrunnen alter Metal-Klassiker“ – ATTACKTION auf dem Protzen Open Air 2019

Der denkwürdige Gig der Berliner Band ATTACKTION am Samstagvormittag im Partyzelt, getarnt als musikalischer Frühschoppen, soll hier aber nach Meinung des Rezensenten explizit gewürdigt werden, da er besonders war. Here we go...

Wer von euch treuen Metalfans hat noch nicht erlebt, dass seine alten Helden langsam zahnlos werden, sich als Band gar aufgelöst haben oder auch nicht mehr unter uns weilen. Glücklicherweise aber gibt es Abhilfe. Diese nennt sich ATTACKTION, kommt aus Berlin und ist dank ihrer 5 wunderbaren Musiker fast spielend in der Lage, die Vibes der o.g. Helden wieder einzufangen.

Quasi eine Demonstration dessen lieferten die Jungs an diesem Wochenende auf dem alljährlichen Kultfestival PROTZEN OPEN AIR. Dazu mussten sie nicht mal auf der Hauptstage im altehrwürdigen Raketenbunker auftreten, sondern getarnt als Frühschoppen im Partyzelt. Bereits der kurze und oberheftige Soundcheck weckte alle verkaterten Suffeulen und bat unnachgiebig zum Empfang der Heiligen Metal-Messe ab halb Elf.

Siehe da, bei den ersten Klängen des Openers „Hit The Lights“ von METALLICAS Debütscheibe „Kill’Em All“ war die Partyhütte bestens gefüllt. Und minütlich wurden es mehr und mehr Leute. Aber was macht das Besondere von ATTACKTION aus? Zum einen natürlich eine Setlist zum Niederknien. Songs von Bands wie QUEENSRYCHE, RAINBOW, PANTERA, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, OVERKILL, BOLT THROWER, METAL CHURCH oder auch SLAYER ließen das Herz eines jeden Metal-Kenners turmhoch schlagen. Anderseits ist es die Klasse eines jeden einzelnen Musikers der Band sowie ihre jederzeit spür-und erlebbare Liebe zu dieser unserer Musik, die das komplette 95-minütige Konzert zu einem Erlebnis und einer amtlichen Retrospektive werden ließen. Die Art und Weise, wie die Brüder Matze (voc) + Ötzel (git), Gitarrist Stefan aka „Scatmen“ sowie die Groove-Twins Hannes(b.) + Max Malone (drums) diese musikalische Zeitreise als Brotherhood Of Metal zelebrieren, nötigt allergrößte Hochachtung und Respekt ab.

ATTACKTION sind in der Lage, ihre ganz eigenen Facetten in die gecoverten Songs einzubringen, ohne deren Charakter und Authentizität zu zerstören. Als Resultat gab es überschwängliche Reaktionen der vor der Bühne versammelten Fanmeute, die den Jungs noch zwei Zugaben abnötigte. Selbige gingen dann dabei bis an ihre Grenzen, denn on stage herrschten bereits zu dieser Mittagszeit subtropische Temperaturen. Umso krasser, mit welchem Bock und welcher Energie ATTACKTION den Gig bis in den roten Bereich durchzogen. Wahre Rocker eben.

Das war ein absolut großartiges Konzert und definitiv ein Highlight des Wochenendes. ATTACKTION transportieren den Geist und die Genialität der alten Helden beeindruckend in unsere Zeit und zeigen, dass diese Musik eine immerwährende Strahlkraft besitzt. [emzett]

Hit the Lights – (Metallica)
I Want Out – (Helloween)
Freewill Burning – (Judas Priest)
Stand or Fall – (Bonfire)
The Preacher – (Testament)
King of The Kill – (Annihilator)
Déjà vu – (Iron Maiden)
Cemetary Gates – (Pantera)
The Killchain – (Bolt Thrower)
Kill the King – (Rainbow)
Beyond the Black – (Metal Church)
Die for My Sins – (Sanctuary)
Queen of The Ryche – (Queensryche)
The Sentinel – (Judas Priest)
Hallowed by Thy Name – (Iron Maiden)
In Union We Stand – (Overkill)
Seasons in The Abyss – (Slayer)

Über 10 Jahre im Geschäft rollt hier eine ordentliche Death Walze an. BLOODLAND machen ihrem Namen alle Ehre und mähen gnadenlos alles nieder. Eine geile Setlist, bei geilem Sound ist doch noch immer die beste Kombination. So muss Death Metal live wirken: böse, treibend und unerbittlich. Leider war der Slot als erste Band nach dem Mittag von nicht ganz so vielen Zuhörern gewürdigt wurden, wie er verdient hätte.

Das kleine, aber feine Highlight des Tages. ABJURED haben so Ärsche getreten, wie ich es gar nicht erwartet hatte. Umso größer war die Freude über diesen souveränen und astreinen Auftritt ohne Patzer. Hier wurde aus allen Rohren gefeuert und der Hangar zum Beben gebracht. Voll in die Fresse Grindcore, der genug alte Schule zum headbangen und abgehen bot. Der knackige Sound war nur noch der i-Punkt auf diesem ohnehin geilem Grindspektakel. Hut ab. Das Bier hat hier besonders gut geschmeckt. [tom]

Zu meinem Glück spielten SINNERS BLEED schon recht zeitig, da meine Wenigkeit danach eben mal hurtig Richtung Hauptstadt eilen musste. Auch wenn die Position im ersten Viertel des Billings meiner Meinung nach nicht wirklich gerechtfertigt war, boten die fünf Berliner zu früher Stund clever ausbaldowerten Deathmetal der Königsklasse. Die langjährige Abstinenz der Band hat scheinbar keine Spuren hinterlassen. Fit wie Leistungssportler wurden die Highlights der beiden Alben „From Womb to Tomb“ und „Absolution“ aus den Handgelenken geschüttelt. Über jeden technischen Zweifel erhaben fegte man über die Anwesenden hinweg und hinterließ allerorts Erstaunen über das geleistete Spektakel. Sicherlich sind alle Zeitzeugen der gleichen Meinung. Nach 16 Jahren nochmals solch musikalisches Meisterwerk hinzulegen und dies auch live dementsprechend umzusetzen, verdient Respekt. Bleibt nur zu hoffen, dass es jetzt wieder richtig zur Sache geht, weil in 16 Jahren bin ich dann 68 und wahrscheinlich schon senil. [schrod]

Da ich am Vormittag noch etwas Abkühlung im nächstgelegenen Badesee gesucht habe, waren DISTILLATOR für mich die erste Band am Samstag (Asche auf mein Haupt). Hier versprach schon das Bandlogo eine schöne Old-School-Thrash-Attack. Die Holländer gaben von der ersten Sekunde Vollgas ohne Ende. Leider war der Hangar nur halb gefüllt, was mit Sicherheit der großen Hitze zuzuschreiben ist. Das hielt aber die Anwesenden nicht davon ab dem körperbetonten Ausdruckstanz zu frönen. Warum auch nicht? Schließlich gab es die geballte Packung 80’s Thrash aufs Trommelfell. Der grandiose Sound, messerscharfe Soli und eine tighte Bühnenpräsenz sorgten für einen stimmungsgeladenen Auftritt. Der anschließende Besuch am Merch-Stand hat sich auch gelohnt. Hier wurde man von Frontmann Laurens höchstpersönlich bedient. So lob ich mir das! [steppo]

Die Biere fließen in Strömen, selbst der letzte hat sich aus seinem Zelt geschält und das beschert WOMBBATH eine volle Hütte. Die legen auch gleich mächtig los mit Ihrem Death Metal der eher schleppend aber dafür tonnenschwer ist. Da haben die Boxen ordentlich zu arbeiten. Genauso wie der Bart des Sängers...! Schön auf den Punkt, ohne Schnörkel ballern die Jungs ihr Set durch und lassen gehörig Köpfe kreisen. Die Herren werde ich mir getrost ein zweites Mal geben, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Die grindende Death Metal Walze aus Malmö namens Deranged nahm danach Fahrt auf und zerfetzte die Trommelfelle der im Hangar zahlreich anwesenden gehörig. Das schwedische Quartett gab Vollgas und präsentierte viel Liedgut von der letzten Scheibe „Struck by a muderous siege“, welches mehr als wohlwollend aufgenommen und mit diversen Aggressionsausbrüchen entsprechend gewürdigt wurde. Einige Besucher sprachen später von einer der Besten Bands des Festivals. Kann man so unterschreiben.

Fairerweise muss ich zugeben, dass ich vom Auftritt der Urgesteine nur etwa 60% mitbekommen habe, was mich im Nachhinein ziemlich ärgert. Denn was ich gesehen / gehört habe, war Old-School Todesblei der Extraklasse. Die Hütte war rappelvoll und auch vor dem Hangar gab es kein Halten mehr. Bei nächster Gelegenheit muss ich mir definitiv die volle Länge eines BODYFARM-Gigs geben.

Eine Death-Metal Band aus Dubai kriegt man nicht alle Tage zu sehen. Zudem hatte ich von einem daheimgebliebenen Kumpel den Auftrag erhalten mir die Jung auf jeden Fall anzugucken und ausgiebig zu berichten. Der Hangar leerte sich leider nach BODYFARM etwas. Trotzdem hatte die Combo extrem Bock, schaffte es jedoch nicht am Anfang so richtig Stimmung reinzubringen. Leider war auch der Sound bis ins letzte Drittel eher so lala. Die Drums waren viel zu dominant, sodass bei vollem Geballer die Gitarren total untergingen und immer, wenn der Lead-Gitarrist sein Effekt reingehauen hat, war nur noch er zu hören. Trotz dieser Probleme war die Setlist sehr durchdacht und die Songs haben sich konstant in Schnelligkeit und Technik gesteigert. An sich wurde hier eine ziemlich fette Mischung aus DYING FETUS mit Einflüssen aus Ethnic und Thrash Metal dargeboten. Mal melodisch, mal auf die Fresse und vor allem meistens schön technisch. Nervecell? Kann man bedenkenlos weiterempfehlen! [tom]

Zuerst lernte ich sie um 2011 kennen, damals gehörten sie zu den härtesten und schnellsten Bands, die ich kannte. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es die Tech-Death-Kapelle aus Dubai. Die Rede ist natürlich von Nervecell! Zuvor hatte ich nie die Gelegenheit, sie live zu sehen. Als ich sah, dass sie auf dem Protzen OA spielen würden, war für mich sofort klar, das muss ich sehen. Musikalisch sind sie irgendwo zwischen Nile und Profanity anzusiedeln – ob die Band das auch live umsetzen kann? Haben sie, und meine Erwartungen beiweitem übertroffen. Ein Schlagzeug das einem Maschinengewehr in nichts nachsteht, wahnsinniges Können an Gitarre und Bass, wie üblich in diesem Genre, gepaart mit unbändiger Spielfreude, obwohl sie in leicht dezimierter Besetzung auftraten. Zum Teil derart brutal und doch melodisch, dass ich zeitweise gar nicht wusste, was ich jetzt mit meinem Kopf tun sollte. Auch Nervecell trafen bei mir einen Nerv, und trotz wahnsinniger Hitze im Wellblechhangar war es ein Riesenspaß. Die 40 Minuten Spielzeit hätten gern das Doppelte sein dürfen, mir wäre es nicht langweilig geworden. Anderen schien es ebenso zu gehen, doch leider wurde auf die „Play one more“-Rufe aus Zeitmangel nicht mehr eingegangen. [max]

Seit nunmehr 10 Jahren gab es nix mehr Neues von den Goregrindern aus Stockholm, doch die Fanliebe scheint bei General surgery trotz dieses Umstandes ungebrochen zu sein. Der Hangar war voll, wie viele andere Zeitgenossen ebenso und die Truppe ballerte los. Herrlich, endlich mal wieder Songs von der legendären „Left hand patholgy“ Scheibe auf den Dutt geblasen zu bekommen, die selbst nach solch einer langen Zeit nichts an ihrer Romantik und Einfühlsamkeit verloren haben. Blutbesudelt konnten die Schweden diesen Gig als grandiosen Erfolg verbuchen und strahlten mit der erbarmungslosen gelben Himmelsscheibe um die Wette.

Zuerst hatte ich nicht vor, Necrophobic anzusehen. Zuvor waren sie völlig an mir vorbei gegangen, rückblickend verstehe ich überhaupt nicht, warum eigentlich. Auf Anraten eines Freundes, „Das ist genau deine Mucke!“ sagte er, bewegte ich meinen Kadaver schließlich dennoch vor die Bühne und ergatterte einen Platz in der ersten Reihe. Anfangs etwas skeptisch, wurde jeder Zweifel von den Schweden innerhalb der ersten drei Minuten völlig weggeblasen. Wunderbar melodischer, energischer Black Death. Nach Song Nummer eins war an vorzeitiges gehen nicht mehr zu denken. Auch hier sah man eine unglaubliche Spielfreude, vor allem aber sichtliche Freude darüber, wie viele Leute diese musikalische Walze bis zum letzten Ton abfeierten. Besonders beeindruckten mich die Songs „Revelation 666“ und „Blinded by light enlightened by darkness“. Unglaublich, dass ich diese Band zuvor immer mit Nichtbeachtung gestraft habe, denn innerhalb dieses (leider viiiiiieeeeel zu kurzen) Konzertes mauserten die 5 Schweden sich sofort zu einem meiner Lieblinge in diesem Genre. Nach einem grandiosen Konzert verließ ich mit heruntergeklappter Kinnlade, durchgeschwitzt und zerzaust vom headbangen die Halle, und musste mir erstmal eine anstecken. [max]

Manchmal frage ich mich echt wie ich das immer mache, aber auch von KRISIUN hatte ich bisher nur einen Song auf einem Sampler gehört. Und auch wenn es die Band schon seit 1990 gibt, sind Sie doch erst mit den letzten beiden Alben zu mehr Berühmtheit in unseren Breitengraden gelangt. Ein Freund warf mir kurz vor dem Gig noch zu: „Die sind fett und das wird richtig technisches Geballer“, woraufhin sich in mir wohlige Vorfreude breitmachte. Al die 3 Brüder aus Brasilien dann endlich die Bühne betraten, war die Menge sofort Feuer und Flamme. Kein Wunder- die 3 strahlen eine Präsenz aus, wie es nur gestandene Death-Metaller können.

Der Sound war perfekt und jedes noch so kleine spielerische Detail war bestens zu hören. Das Trio lieferte eine Top-Performance auf höchstem Niveau. Einziges Manko: die Ansagen nach den Songs. Und zwar nach jedem Song. Ich find’s ja schön, wenn man den Veranstaltern dankt, den Fans, den Underground-Supporten, und auch den Metal-Fanzines wie in diesem Fall den Kollegen von DEAF FORVER. Aber es wird halt dezent unglaubwürdig und nervig, wenn man das nach jedem Song tut und man binnen 60 Minuten gefühlt 200 mal den Satz „Thank you“ hört. Nichtsdestotrotz ein würdiger Headliner und Abschluss für das diesjährige Protzen. [steppo]



Das Zephyr's Odem Team

Tom | Steppo | Schrod | Max | EmZett | Thor (Fotos)



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