2012 - Bericht

22. - 24.06.2012 - Protzen

Meine Herren, war das im Vorfeld ein Hin und Her. Erst meine Zusage, dann mit Karamba nen Kleiderschrank mitgenommen, zwei Zehen gebrochen und die Absage meinerseits. Doch der Dibowsky besitzt ja gutes Heilfleisch und am Donnerstag entschieden: Es geht doch! Auf jeden Fall ein dickes Dankeschön an Mario, der mit einer Engelsgeduld (darf man das eigentlich so schreiben?) meine Gemütsschwankungen hinnahm, zwei Pässe bereitstellte und mich somit zu meiner Premiere im kleinen Protzen einlud.

Protzen…das ist wirklich Land pur, zwischen Fehrbellin und Neuruppin gelegen und von Berlin aus über die A24 wunderbar und in knapp 40 Minuten prima zu erreichen. Also rein ins Auto und schön kutschieren lassen…ging ja nicht anders mit meinem Klumpfuß. Als wir dann Fehrbellin abfuhren und uns der Navi ansagte „Sie haben Ihr Ziel erreicht“…Ernüchterung. Eine Neubausiedlung inmitten der Brandenburger Einöde. Den Göttern sei Dank wußte aber ein älterer Mann am Straßenrand sofort wo wir hin mußten. „Das Protzen Open Air? Na klar, kenne ich. Die spielen da solche Hottentotten Musike, ne? Hahaha…Also…“ und schwupp..waren wir da. Überhaupt muss erwähnt werden, dass egal mit wem ich sprach, sprich Anwohnern oder dem Besitzer des Bierkellers (zu dem kommen wir später)…jeder war ein wenig mit Stolz behafftet, dass Protzen sich mit einem Musik-Festival schmücken kann. Sehr lobenswert!

Am Eingang musste meine Wenigkeit dann gleich zuschlagen. Einen echt schicken Festival Zipper mit Front, Back- und Ärmelprint für schlappe 35€, dazu ein Festivalshirt für schlanke 12 Euronen…so lob ich mir das. Also 47€ ausgegeben, bevor wir überhaupt das Gelände betraten. Rekord! Allerdings überlegte ich zu diesem Zeitpunkt ernsthaft, eines der erworbenen Leibchen gleich anzuziehen, denn mit meinem Deutschland Trikot (passend zum abendlichen EM Viertelfinale gegen die Griechen) war ich doch ein wenig overdressed. Egal…Bandmerch war zu dem Zeitpunkt leider noch nicht groß vorhanden, lediglich Danny Lilker und Kevin Sharp vom Freitags HeadlinerBrutal truth verkauften persönlich bedruckte Leibchen, von dem ebenfalls eins in meine Sammlung wanderte. Mr.Sharp himself war mal wieder völlig cool mit seinem obligatorischen Stroh Hut und seinen Jesus-Latschen und schwupps waren ein paar Worte gewechselt, die ersten Dunkelbierchen (für schlappe 1,50€) gezischt und das entspannte Feeling eingesogen. Überhaupt ist das ganze Gelände mit niedlich zu bezeichnen, wobei dieses keinesfalls abwertend gemeint ist. Vielmehr ist die Überschaubarkeit ein ganz großes Plus und versprühte eher den Flair eines großen Treffens mit Freunden, statt des eines Festivals. Auch der kleine Hangar, in dem die Bands spielten, kann als großes Plus bezeichnet werden, denn damit war man Witterungsunabhängig, was allerdings bei feinstem Sonnenschein und mehr als angenehmen Temperaturen gar nicht von Nöten war. So…nun sollte es aber mit dem Geballer langsam mal losgehen…

Tag 1

Gegen 17 Uhr sollten die Erben des Zorns als erste Band die Bühne entern, doch leider haben diese im Vorfeld abgesagt und somit waren die Hallenser von Abjured, von denen ich bis Dato noch gar nichts gehört hatte, der Opener der POA. Hier wurde derber Grind geboten, bei dem Drummer Ron ganz in Chris Reifert Manier hinter seinem Kit ins Mikro grunzte. Ich fand’s nach ein paar Minuten ziemlich eintönig, doch mit dieser Meinung stand ich ziemlich alleine da, denn die Leute gingen voll mit und feierten das Trio nach jedem Song amtlich ab.

Die Fast-Lokalmatadore von Goregast aus Berlin standen nun auf dem Plan und anhand der Shirtdichte, die im Vorfeld auszumachen war, sollte dies ein Heimspiel für die Grinder werden. Im Hangar wurde es eng, die ersten Crowdsurfer flogen an mir vorbei und die Stimmung war famos. Man merkt den Jungs einfach an, dass sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit live aktiv sind und dementsprechend fiel auch die Performance aus. War stark, hat gebrannt.

Im Vorfeld des Gigs der Kult Thrasher von Verdict inspizierten wir die auf dem Festivalgelände vorhandenen Möglichkeiten, um 20:45 Uhr das Spiel gegen Griechenland schauen zu können, doch leider stellte sich heraus, dass der Videobeamer zwar lief, allerdings ein furchtbar schlechten Ton produzierte und das Bild kaum zu erkennen war. Mit diesen Informationen im Hinterkopf war es natürlich schwer, sich auf den Gig der Unterfränkischen Thrash Institution zu konzentrieren, die allerdings mit einem satten Sound ausgestattet den Hangar zum beben brachten. Das war saufett die Herren, doch was nun mit Fußball???

Ab ins Auto und los auf der Suche nach einem Fernseher…und wir wurden sogar direkt in Protzen fündig. In einem privat umgebauten Kohlenkeller fanden wir eine gemütliche Runde mit ein paar anderen Hartgesottenen und wir feierten gemeinsam bei schönen Berliner Pilsner vom Fass und ner dicken Currywurst das 4:2 von Jogis Buben. Leider verpasste ich dadurchHatesphere und Illdisposed, die aber laut meinen auf dem Gelände befindlichen Spionen mit Höchstnoten bedacht wurden. Zitat (nach geschätzten 20 Bier): „Die waren soooooooo geil. Echt…soooo geil.

Pünktlich zu Brutal truth enterten wir dann wieder das Gelände und ließen uns von der New Yorker Grind Legende so richtig die Matte föhnen. Alter Lachs, war das ein Geballer und nur für Eingefleischte ein Fest. Der Sound drückte gewaltig und Kevin Sharp flippte völlig aus. Hier wurden Geschwindigkeitsrekorde gebrochen und so manche Ohrinnenmuschel zertrümmert…aber, es war soooo geil. Danach ging’s ab auf die Bahn und gegen halb zwei lag ich, nach dem berühmten Vagina Pokalis (dem Scheidebecher), in meinem höchsteigenen Bettchen…

Tag 2

…welches ich gegen halb elf mit einem ziemlich brummeligen Schädel wieder verlies. Komisch, waren doch nur so ca. 20 Bier. Muss das letzte wohl schlecht gewesen sein. Egal. Nachdem die Wunden verarztet und die Kinder erneut bei Schwiegereltern geparkt waren, ging es zum frühen Nachmittag erneut auf die A24 in Richtung Neuruppin, um Tag 2 mit einigen Highlights anzupacken. Ärgerlich war diesmal allerdings, dass es in Schweden scheinbar nur Zwerge mit Konfektionsgröße 36 zu geben scheint, denn wie ist es sonst zu erklären, dass die schönen Demonical Shirts maximal in Größe M zu haben waren? Das einzige in XL sah kacke aus, muss mal so gesagt werden. Nur gut, dass meine Lokalhelden von Postmortem mit einer breite Palette an Oberbekleidung angereist waren und somit konnte ich mich mit zwei edelst bedruckten Leibchen zu einem mehr als fanfreundlichen Preis etwas abregen. Musste auch sein, denn leider scheiterte mein avisierter Frustkauf bei meinen Freunden von Cudgel daran, dass alle Shirts, die meine Aufmerksamkeit erregten, nicht in meiner Größe verfügbar waren. Buh!!!

Die Chilenen von Thornafire habe ich bereits irgendwo schon einmal gesehen, ich kann mich aber ums verrecken nicht mehr erinnern, wo das gewesen sein soll. Egal, denn ich weiß, dass ich damals das Trio aus Santiago schon genial fand und auch in Protzen zogen die Jungs den ganz großen Trumpf aus dem Ärmel. Richtig schöner, satter, fetter Death Metal, der bereits zu früher Stunde mehr als zu begeistern wußte. Das machte Laune und auch das Publikum war sich einig: Die Jungs waren Sahne!

Auf die Holländer von Massive assault freute ich mich schon richtig, denn ihr aktuelles Album „Death strike“ ist, wie es der Name bereits sagt, Death Metal pur! Fette Riffs, tiefe Growls und ein richtig geiler Sound sorgten für mich für das bisherige Highlight beim POA. Die Band war tight wie Sau und ballerte einen Kracher nach dem anderen in die Halle. Als der Vierer dann auch noch eine straighte Version des Bolt Thrower Klassikers „Cenotaph“ abfeuerte, gab es kein Halten mehr. Die Stimmung war riesig und auch nach dem Gig ließen es die sympathischen Käsefresser aus dem Land mit Null EM Punkten richtig krachen. Das war mehr als amtlich!

Danach kamen die Frankendeather von Soul demise an die Reihe und ich hatte so meine Bedenken, ob der Fünfer das Stimmungsbarometer hoch halten konnte…unbegründet, denn die Besucher waren in absoluter Feierlaune und hätten niemals eine Band in irgendeiner Weise gedisst. Mir gefiel’s außerordentlich, denn bereits das letzte Album „Sindustry“ war nen Brecher. Dementsprechend angeheizt gingen die Jungs dann auch zu Werke und begeisterten das anwesende Fußvolk.

Nun kamen aber der heimlichen Headliner und die Lokalmatadore vonSuccubus, die auf dem Protzen Open air ihr 20jähriges feierten und gepflegt zum Tanze aufspielten. Die Neuruppiner zogen jedenfalls eine beträchtliche Schar an Leuten in den Hangar, die sich dann auch gepflegt fönen ließen, doch mich ließ das Dargebotene erstmals an diesem Wochenende etwas kalt. Viel zu monoton ging es mir zur Sache und ich frage mich heute noch, wo das „melodic“ in dem selbst auf den offiziellen Shirts zur Schau getragenen Begriff „Melodic Death Metal“ war. Ich hab’s nicht gefunden. Handwerklich ok, mehr aber auch nicht.

Da der Sänger von den angekündigten Warhammer leider an einer Kehlkopfentzündung laborierte, wurden kurzerhand mit Hilfe von Enni von den Skullcrusher aus Dresden die Polen von Demogorgon aufs Billing gehievt, die ich leider nicht sehen konnte, da mein Magen knurrte, wir keinen Bock mehr auf Grillware hatten und stattdessen zur Nahrungsaufnahme in ein kleines Lokal fuhren. Aber auch hier berichteten mir meine Spione, dass die Jungs mit ihrem antichristlichen Death Metal durchaus ihre Reize hatten.

Ich jedenfalls freute mich jetzt tierisch auf Demonical, die mir bereits letztes Jahr beim Summerbreeze so richtig ordentlich das Trommelfell zerfetzten. Und auch diesmal ließ sich der Vierer aus Sverige nicht lange bitten und ballerte seine Schlachthymnen ins völlig ausufernde Fußvolk. So und verdammt noch mal nicht anders hat skandinavischer Death Metal zu klingen. Der Bass ging bis tief in die Magengrube, die Growls von Sverker Widgren gingen bis ins Mark und der Sound war amtlich brutal. Mein lieber Scholli…konnten da Postmortem überhaupt mithalten?

Und wie sie es konnten! Trotz gerade laufender Aufnahme zu ihrem neuen Album ließ es sich die Berliner Todesblei Institution nicht nehmen, die Meßlatte für die abschließend auftretenden Malevolent creation extrem hoch zu legen. Putz haute vocaltechnisch auf den selbigen und auch der Rest dieser famosen Truppe ging mächtig steil. Warum allerdings nach 20 Jahren und mächtig gewaltigen Death Metal Klassikern der große Durchbruch immer noch nicht geschafft wurde, bleibt mir ein Rätsel. Der Prophet gilt halt doch nichts im eigenen Land. Der Fanbase gefiel’s und die Stimmung war auf dem Siedepunkt.

Vor dem abschließenden Auftritt der amerikanischen Death Metal Legende aus Florida sorgte ich mich allerdings ein wenig um das Befinden von Frontmann Brett Hoffman, der dem wirklich leckeren Gerstensaft der POA Veranstalter vorab ziemlich zusprach. Doch nix da, gekonnt ist gekonnt und der Fünfer wurde seinem Headliner Status vollends gerecht. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt und Malevolent creation rissen fast die Halle ein. Unfassbar tight, fetter Sound und eine gelungene Setlist, die alle Klassiker der Band umfasste, so muss das sein. Ein würdiger und genialer Abschluss eines perfekten Wochenendes.

Wirklich…es war perfekt! Ein tolles, kleines, überschaubares und familiäres Gelände, tolle Merchpreise, tolles Bier mit ebensolchen Preisen, eine absolut einmalige Atmosphäre und tolle Leute. Protzen Open air 2013? Wir sind wieder am Start…und diesmal auch mit einer vernünftigen Kamera, die leider kurz vorher den Geist aufgab. Das war aber auch wirklich das einzig negative an diesem Wochenende.

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