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WATAIN – The Agony & Ecstasy of Watain (2022)
(7.732) Patrick (10/10) Black Metal
Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 29.04.2022
Stil: Black Metal
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Dezember 2000. Meine Lebensuhr stand ziemlich genau auf Halbzeit zu heute und eine kleine Undergroundband aus dem schwedischen Uppsala erschien mit ihrem Debütalbum „Rabids Death Curse“ auf der Schwarzmetallischen Bildfläche. Nach dem ersten Hören dieser Platte verlor ich augenblicklich mein ohnehin schon schwarz gefärbtes Herz an die Jungs.
Seitdem, begleiten und begeistern mich WATAIN mit ihrem völlig unverwechselbaren, kompromisslosen und auf sämtliche Trends scheißenden Sound. In den folgenden zehn Jahren entwickelte sich die Band innerhalb der eng gesteckten Genregrenzen stetig und kontinuierlich weiter und veröffentlichte drei weitere absolut erstklassige und unglaublich intensive Black Metal Alben, welche allesamt…..auf musikalischer, sowie auf visueller Ebene…..über eine dermaßen angriffslustige und dennoch höchst atmosphärische Grundstimmung verfügen, mittlerweile völlig zurecht als Klassiker der dunklen Künste gelten und zudem eine enorme und in diesem Genre fast als einzigartig zu bezeichnende Hitdichte aufweisen. Man erinnere sich nur mal an Songs vom Schlage eines „On Horns Impaled“, „The Devils Blood“, „Storm Of The Antichrist“, „Malfeitor“, „Reaping Death“ oder an die absolut übermächtige Hymne schlechthin, „Stellarvore“, welche mir allesamt auch heute noch so einige wohlige und eindringliche Gänsehautmomente bescheren.
Album Nummer fünf „The Wild Hunt“ deutete dann einen kleinen Bruch mit dem herkömmlichen an und wurde irgendwie ganz anders. Speziell auf diesem Album sind es gerade die ungewöhnlichen Songs, wie der unendlich epische Titeltrack, oder die tragende BATHORY Hommage „They Rode On“, welche ich nebenbei bemerkt, für einen der besten Songs des neuen Jahrtausends halte, die besonders herausstachen. Die restlichen „Black Metal“ Songs konnten seinerzeit bei mir nicht so recht zünden und ließen das Album, bis auf die genannten Songs schnell in Vergessenheit geraten. Dasselbe galt dann, sehr zu meinem Leidwesen auch für den Nachfolger „Trident Wolf Eclipse“, der ein ähnliches und größtenteils überraschungsarmes Songwriting aufwies und meiner Meinung nach schwer an der, für Black Metal Verhältnisse viel zu seichten Produktion krankte. Das Ganze konnte man getrost unter der Kategorie „nicht schlecht“ abspeichern, aber von den ersten vier Meisterwerken waren diese beiden Alben im Gesamten meilenweit entfernt.
April 2022. Die kleine Band aus Uppsala, welche früher als Geheimtipp galt ist mittlerweile recht groß und verdientermaßen auch sehr erfolgreich geworden, mein pechschwarzes Herz pumpt immer noch das kostbare Lebenselixier durch den gealterten Leib und mit „The Agony & Ecstasy Of Watain“ steht nun endlich Album Nummer sieben in den Startlöchern und kurz vorm Drücken der „Play-Taste“ keimte in mir die Hoffnung, dass die Band sich endlich wieder im Stande sieht, solch großartige, wie anfangs erwähnte Glanztaten zu kreieren.
Nach dem ersten Durchlauf ist klar…..Ja, Ja und verdammt nochmal JA. Die blutrünstige Horde ist wieder zurück und so legen die schwedischen Teufelskinder auch gleich zu Beginn erstmal alle verfügbaren Geschütze in die Waagschale, öffnen die Pforte zur Hölle und ballern uns mit „Ecstasies In Night Infinite“ und der bereits vorab ausgekoppelten Single „The Howling“ zwei derart infernalische Hassbatzen in die Fresse, dass man danach erstmal beide Zahnreihen nach evtl. entstandenen Lücken kontrollieren muss. Nach diesem gewaltigen Feuersturm ist definitiv eine Pause von Nöten und diese folgt auch sogleich mit der epischen, im Midtempo vorgetragenen Messe „Serimosa“. Eine willkommene Abwechslung und eine perfekt platzierte Möglichkeit zum Luft holen nach diesem brachial geballerten Eröffnungsduo. Sehr melodisch, tragend, eingängig und mit einem packenden Refrain versehen fräst sich der Song erbarmungslos durch die graue Hirnrinde. Was für ein Monstertrack! „Black Cunt“ startet dann wieder typisch mit schwarzer Raserei, wechselt aber kurz darauf ebenfalls ins epische Midtempo und rückt dabei eine wahrhaft großartige Leadgitarre in den Vordergrund. Minimale Tastentöne unterstützen die düstere Stimmung und lassen diesen Song ebenfalls zu einem kleinen Meisterwerk heranwachsen.
Bevor jetzt aber allzu viel Ruhe und Gemütlichkeit im infernalischen Höllenschlund aufkommt, entfesseln WATAIN mit dem nun folgenden „Leper´s Grace“ erneut die pure schwarze Gewalt. Hektisches Drumming und ein totales Riffgewitter eröffnen diesen Song, welcher vor allem durch seinen extrem coolen Mittelteil zu überzeugen weiß. Ein kurzes, auf dem Piano begleitetes Intermezzo geleitet uns in das nicht minder intensive „Before The Cataclysm“ und lässt nach anfänglicher Raserei zum wiederholten Male die epische Seite der Band zum Vorschein kommen. Hier glänzt vor allem die wirklich fantastische Gitarrenarbeit, welche den Hörer durch traumhaft ergreifende Melodiebögen immer weiter in den schwarzen Mahlstrom hinabzuziehen vermag.
Nach dieser unglaublichen und im Genre fast als einzigartig zu bezeichnenden Machtdemonstration, welche weite Teile der finsteren Konkurrenz mit lockerer Leichtigkeit auf die hintere Ersatzbank abstraft, bündeln WATAIN noch einmal all ihre Stärken und setzen mit den letzten drei diabolischen Hymnen zu einem unbestreitbarem, gigantisch großem und alles vernichtenden Finale an. Eingeleitet von „We Remain“, einem dermaßen eindringlichen Ohrwurm, der in abartig eindrucksvoller und Ehrfurcht gebietender Art und Weise von „Farida Lemouchi“ (THE DEVILS BLOOD (R.I.P.), MOLASSES) eröffnet wird und im weiteren Verlauf, gerade durch die erneute Verwendung einiger weniger Keyboardklänge eine beispiellose und völlig brillante Epik entwickelt, wird anschließend In „Funeral Winter“ nochmal die ganz schwarze Keule der Raserei ausgepackt. Pfeilschnell, höchst aggresiv und dabei stehts hochmelodisch hinterlassen die Schweden nur verbrannte Erde und ebnen den Weg für den treibenden, extrem schmissigen und bei aller Dunkelheit, von der Lehre des puren Heavy Metal inspirierten Schlussakkord „Septentrion“. Was für ein Finale!
Für den Sound des Albums gilt einfach das Motto: „Never change a running system“ und so legte man das langjährige Vertrauen abermals in die feinfühligen Hände von Knöpfchendreher Tore Stjerna im Necromorbus Studio, der aber glücklicherweise im Vergleich zum bereits anfangs erwähnten und leider etwas blutarmen Vorgängeralbum wieder eine gewaltige Schippe mehr Biss, Radikalität und jede Menge Ecken und Kanten in die gesamte Produktion schleifen konnte. Die Gitarren kommen zwar für meinen Geschmack immer noch ein klein wenig zu brav rüber und könnten definitiv etwas mehr durchs blutige Fleisch sägen. Dieser Umstand fällt allerdings im Gesamteindruck nicht großartig ins Gewicht und somit zeichnet sich der Mix des Albums im Allgemeinen als sehr offen und differenziert aus, räumt jedem Instrument den benötigten Platz ein, lässt die beeindruckende Schlagzeugarbeit ordentlich ins Gebälk knallen und letztendlich thront über Allem die unverkennbare und mächtig in Szene gesetzte Stimme Erik Danielsson´s.
Leute, ich bin restlos begeistert von diesem Mammutwerk von einem Album, denn kaum eine vergleichbare Veröffentlichung einer derart kommerziell erfolgreichen (Underground) Band aus den letzten Jahren, besticht durch diese wahnsinnig eigensinnige Hingabe ans Genre und atmet den Spirit des Black Metals auf eine dermaßen unvergleichliche Art und Weise. WATAIN befinden sich auf dem aktuellen Opus in einer absolut bemerkenswerten Form, haben dabei einen ganz heißen Anwärter auf das Black Metal Album des Jahres in tiefschwarzen Stahl gegossen und schielen dementsprechend in lauernder Angriffsstellung auf den feurigen Thron des Höllenfürsten und sind durchaus bereit, diesen auch zu erklimmen.
Ob „The Agony & Ecstasy Of Watain„ in unserer schnelllebigen Zeit das Zeug zum unsterblichen Klassiker hat, welcher sich in der Diskografie nahtlos direkt hinter die ersten vier Alben einreihen kann, wird man wohl endgültig erst in ein paar Jahren beurteilen können. Alle Zeichen dafür stehen aus momentaner Sicht jedenfalls völlig auf Sturm und somit muss ich für diesen pechrabenschwarzen Auswurf, nichts anderes als die Höchstwertung zücken! Extrem geiles Teil! Welcome back WATAIN!
Anspieltipps: „Serimosa“, „We Remain“ und “Funeral Winter“
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Ecstasies In Night Infinite
02. The Howling
03. Serimosa
04. Black Cunt
05. Leper´s Grace
06. No Sun Nor Man Nor God
07. Before The Cataklysm
08. We Remain
09. Funeral Winter
10. Septentrion