Label: AOP Records
VÖ: 07.02.2020
Stil: Melodic Black Death Metal
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Muss man The Spirit eigentlich noch vorstellen? Oder sind die Hoffnungsträger aus dem Saarland bereits allen bekannt? Das sollten sie jedenfalls mindestens all jenen, die qualitativ hochwertigen melodischen Black Death Metal zu schätzen wissen. Aber um auf Nummer sicher zu gehen: The Spirit transportieren den Sound, der Anfang der 90er im kühlen Schweden den Schnee zum Schmelzen brachte, ins Hier und Jetzt. Auch wenn die Band sicher schon häufig den Vergleich hinnehmen musste, aber um (noch) unwissenden Lesern die Marschrichtung einmal kurz vorzugeben, muss ich es einfach nochmal sagen: The Spirit sind eine der wenigen Bands, die es wirklich schaffen, die (musikalische) Lücke, die Dissection 2006 nach dem Ableben ihres Kopfes Jon Nödtveidt hinterlassen haben, zu schließen. Doch einfach nur den Namen dieser Legende ins Spiel zu bringen, würde den Saarländern absolut nicht gerecht werden.
Nein, The Spirit sind so viel mehr als nur eine billige Tribut- oder Coverband. Sie bringen ihren eigenen Stil, einen gewissen Vibe, ihre persönliche Note mit. Um es noch metaphorischer zu sagen, formen sie daraus ein Gefäß, in dem sie – ganz ihrem Bandnamen entsprechend – eben jenen Geist früherer Tage einfangen. Das gilt sowohl für ihren Erstling „Sounds from the Vortex“, das nach wie vor bei mir häufig durch den Player rennt, wie auch für ihr neues Werk „Cosmic Terror“, dem wir uns jetzt zuwenden wollen.
Wo das Debüt von 2017 noch mit einem kurzem Instrumental nett ins Geschehen führte, wird der Hörer diesmal sofort in die Zange genommen. „Serpent as Time Reveals“ packt in der Tat wie eine Schlange zu und lockert ihren Griff auch so schnell nicht wieder. Vor allem die Drums prügeln so gnadenlos, dass man Zweifel an der Menschlichkeit von Schlagzeuger MS bekommt. Dennoch kommen bei aller Härte die Melodien wieder herrlich zur Geltung. „Strive for Salvation“ verfolgt einen ähnlichen Ansatz und geht ebenfalls ohne Umschweife in die Vollen. Man bekommt langsam den Eindruck, dass The Spirit den Regler für Aggression deutlich höher gedreht haben. Was mir hier zum ersten (und im Verlauf nicht letzten) Mal auffällt, ist der gezielte Einsatz des Basses. Oh ja, diesem wundervollen Instrument kann man eben nicht nur Einsen und Nullen, sondern auch feine Melodien entlocken. Ansonsten ist auch dies wieder eine solide Nummer a la The Spirit.
Den Song „Repugnant Human Scum“ konnten aufmerksame Hörer schon vor dem Erscheinen von „Cosmic Terror“ genießen. Dieser bekommt auch erstmals ein kleines Intro bevor es wieder im Schwung losgeht. Die Nummer ist zwar wieder gewohnt flott, lässt aber auch deutlich mehr Groove sowie einige Breaks zu und ist dadurch eingängiger als seine vergleichsweise brutalen Vorgänger. Nicht, dass es an besagtem Einstieg was zu meckern gäbe, absolut nicht, aber genau das liebe ich an dieser Band besonders – dieses Gleichgewicht aus Härte, Melodie und Groove und die dadurch resultierende Eingängigkeit. Noch ausladender wird es dann mit „The Path of Solitude“; das heißt mehr Raum für aufbauende Gitarren Leads, mehr Stampfen, mehr rockige Rhythmen, eigentlich mehr von allem… Die Nummer blastet sich vielleicht nicht ganz so durchs Gehör wie zum Beispiel der Opener, doch von abfallender Kraft kann definitiv nicht die Rede sein. Absoluter Höhepunkt des Tracks ist für mich der epische Aufbau bei Minute 5:00. Ja richtig, nach fünf Minuten baut sich der Song noch einmal auf. Mit seiner Gesamtlänge von fast acht Minuten ist er auch der längste Titel. Doch Längen hat er nicht, der Hörer bleibt die ganze Zeit in seinem Fluss. Daher sehe ich „The Path of Solitude“ auch als ein (kompositorisches) Highlight des Albums.
Was 2019 fast ein wenig untergegangen ist, war die Veröffentlichung der 7“ Vinyl „Pillars of doom“, die zwei Track beinhaltete. Der Titelsong der Platte hat seinen Weg jedoch auch auf „Cosmic Terror“ gefunden. Auch dieser Song wurde als Appetizer für das Album noch einmal vorab ins Rennen geschickt, was sicher eine gute und logische Wahl war, repräsentiert er es doch sehr gut. Wieder sind alle Trademarks vorhanden: Energie, Wut, Melodie. Selbiges trifft – um es ausnahmsweise mal kurz zu halten – auch auf „The Wide Emptiness“ zu. Der Abschluss hält dann noch einmal eine Überraschung parat: „Cosmic Terror“, der Titelsong des Albums, kommt als reines instrumental daher! Allerdings sprechen wir hier nicht über ein oder zwei Minuten sanftes Geklimper sondern über ein vollwertiges Brett, bei dem eben nur der Gesang weggelassen wurde. Und glaubt mir, hier wird dennoch genug gesagt und unvollständig wirkt auch nichts daran. Abgesehen davon, war der Titeltrack des Debüts „Sounds from the Vortex“ auch ein Instrumental.
Und nicht nur das gibt es einen Zusammenhang: Am Ende des „Cosmic Terror“ verstecken sich die Anfangstöne des „Sounds from the Vortex“, womit sich ein Kreis schließt. Wie oft diese Scheibe bei mir nun schon rauf und runter lief, kann ich gar nicht mehr sagen. Satt- oder überhört habe ich mich allerdings noch immer nicht. Aber allein das – und die vorangegangenen Zeilen – zeigen, dass The Spirit es abermals geschafft haben, ein großartiges Werk zu erschaffen.
Nach dem Debüt, das mich und viele unserer Redaktionsmitglieder wirklich enorm begeistert hatte und auch aus der Szene großes Wohlgefallen erntete, waren die Erwartungen wirklich sehr hoch. Sicher wurden diese gehalten und „Cosmic Terror“ attestiere ich schon jetzt einen Platz in meiner Top 10 des Jahres, doch um auch mal einen winzigen Kritikpunkt zu äußern, muss ich im direkten Vergleich noch anbringen, dass „Sounds from the Vortex“ noch einen marginalen Vorsprung hat, da ich diesem noch einen geringfügig höheren Hitfaktor zusprechen möchte. Dass dies ein Meckern auf verdammt hohem Niveau ist, muss ich aber nicht noch dazu sagen – oder doch?
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass die Truppe aus dem Saarland auf ihrem Weg abermals einen großen Schritt gemacht hat. Punkt.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Serpent as Time Reveals
2. Strive for Salvation
3. Repugnant Human Scum
4. The Path of Solitude
5. Pillars of Doom
6. The Wide Emptiness
7. Cosmic Terror