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SILENZER – X (2022)

(7.645) Maik (3,5/10) New Metal Core Schlager


Label: Drakkar Entertainment
VÖ: 25.02.2022
Stil: New Metal Core Schlager

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Deutschsprachiger, angemetallter Rock ist ja nun nichts Neues mehr. Aus unserem Nachbarland Österreich kommen SILENZER, die sich dieser Melange bedienen, und diese mit etlichen anderen Einflüssen würzen, wodurch letztendlich allerdings ein recht eigenartiges Gebräu entsteht, welches dem traditionellen Metalfreak sicher nur schwer in die Gehörkanäle schlittern dürfte.

Dabei sind die Ansätze gar nicht mal schlecht, wenn man die fetten, groovenden und oft recht funkigen Riffs und den todesmetallischen Grunzgesang mal separat sieht. Allerdings bedienen sich die Knaben auch beim NU Metal, Metal Core, der NDH bis hin zum, ich muss schon fast sagen, Schlagerfach.

Letzteres kommt vor allem im Song „Niemandsland“ zum Tragen der mich doch im Chorus tatsächlich eher an PUR als an RAMMSTEIN oder AS I LAY DYING erinnert. Der Aggrogesang wird mit den üblichen Klargesangspassagen gewürzt, allerdings wirkt dieser Wechsel, der zudem auch noch inflationär ausgereizt wird, sehr irritierend, und es fällt mir schwer, mir das Publikum bei einem Konzert von SILENZER vorzustellen.

Wenn nämlich bei „Dämon“ einerseits gefällige Pop-Rock-Gesänge mit andererseits hartem Groovecore abwechseln, findet man sich nicht nur zwischen zwei Stühlen wieder, sondern zwischen einem Barockmöbelsalon und Ikea. Und diese „Ohohohooo“- Gesänge bei „Ex“ haben doch tatsächlich Neo-Schlager-Feeling der Preisklasse MAX GIESINGER in Petto. Das dann gewürzt mit Aggrobrüllwürfelitis, O-Ton: „Ich übergieße dich mit Benzin“. Da fühle ich mich genötigt, zu antworten. „Gerne, aber mach die Musik leiser!“

Dazu kommen noch die Beziehungskistenlyrics, die in deutscher Sprache eben sehr hart am Herz/Schmerz-Zentrum nagen. Nee echt jetzt, da höre ich lieber das testosterongeschwängerte Blabla der MANOWAR-Epigonen oder das dumpfeste Gore-Splatter-Gebrabbel als diesen Sülzcore. Ha! Sülzcore, das ist doch mal eine neue Schublade.

Bisschen Industrial („In Deinem Verließ“) oder gesangslinienmäßig rap-affine Klänge bis hin zu poppigen Elektronikspielchen kann man auch noch finden, und ich habe so langsam den Verdacht, daß sich SILENZER an allem bedienen, was gerade mal angesagt sein könnte. Der absolute Abgang ist natürlich die Ballade „Stille Wasser“, die für die Leute passen könnte, denen HELENE FISCHER schon zu heavy ist, und die voll auf die YouTube-Videos eines Gerhard Müller abfahren. Ich meine, ist ja ganz lieb und nett. Aber in einem Moment wie ein Berserker ins Mikro brüllen und im nächsten dann beim Musikantenstadl vorsingen, das überlastet meine Synapsen.

Zugegeben, in eine direkte Schublade lassen sich Silenzer nicht pressen. Allerdings ist das Ergebnis dann doch recht durchwachsen, und will sich bei mir gar nicht richtig festsetzen. Gerade der Wechsel zwischen angedachter Brutalität und Melodie im Bereich Gesang, der sich auf Dauer extrem schnell abnutzt, was auch schon bei angesagten Metalcore-Acts vorkommt, wirkt hier besonders verstörend. Noch dazu, weil ansonsten auch alles wie schon „X“- mal gehört erscheint.

Für mich auf jeden Fall. Allerdings kann man die Songtitel in ihrer Reihung als Beschreibung meiner Odyssee beim Zuhören verstehen. Ich habe den „Abgrund“ überwunden, die „Apokalypse“ überlebt, habe mich mit einem „Dämon“ in „Deine Nähe“ begeben. Dann habe ich mit meiner „Ex“„In Deinem Verließ“ geschmachtet, bin im „Niemandsland“ durch „Stille Wasser“ gewatet und habe mich dann unter der Einwirkung von „Toxin“ aus dem „Treibsand“ gebuddelt.

Anspieltipp: „Abgrund“ und „Stille Wasser“


Bewertung: 3,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Abgrund
02. Apocalypse
03. Dämon
04. Deine Nähe
05. Ex
06. In Deinem Verließ
07. Niemandsland
08. Stille Wasser
09. Toxin
10. Treibsand



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