ROPE SECT – Proskynesis (2021)
(7.532) Ingmar (9,3/10) Deathrock
Meinen Erstkontakt mit dem Death Rock/Post-Punk von ROPE SECT hatte ich damals am 18.04.2019 im Zwischenbau in Rostock, während der „Moose and Red Deer Tour 2019“ von Panopticon und Waldgeflüster und hat mich damals irgendwie fasziniert. Live eher unscheinbar und gerade von Seiten des Sängers eher schüchtern wirkend hat mich die Band dennoch nahezu von Beginn an mit ihrem Sound und ihrer Musik fesseln können.
Nun legt das Quartett mit „Proskynesis“ eine neue EP nach ihrem Debutalbum „The Great Flood“ bei Iron Bonehead vor welche Mitte Dezember erschien.
Der Albumtitel „Proskynesis“ (altgriechisch für „Kuss auf etwas zu“) bezeichnet die vor allem in den Reichen des Alten Orients geübte Geste der Anbetung, Ehrerbietung und Unterwerfung. Daher teilen sich die ersten drei Titel und damit auch die erste Hälfte des Albums diesen thematischen Bezug. Insgesamt sehr interessant und ansprechend umgesetzt muss ich sagen, musikalisch eher ruhiger und dennoch mit viel Elan; wenn das Sinn ergibt. Hier spielen ROPE SECT genau das aus was sie auszeichnet und wie sie ihren Sound und ihre Musik hauptsächlich spielen. Die Titel der ersten Hälfte setzen vom Prinzip her genau da an, wo das Debut aufgehört hat.
Die zweite Hälfte des Albums besteht aus Songs die bereits in der Vergangenheit als einzelne Singles ohne einen konkreten thematischen Bezug existierten und sich daher auch nur schwer einordnen lassen. Insgesamt zeigen ROPE SECT hier ihre experimentierfreudige Seite, verlassen ihre Pfade und lassen bewusst Genrekonventionen hinter sich und verwischen die Grenzen zwischen einzelnen Genres. Ich finde es persönlich sehr gut das Bands auch mal in (auf den ersten Blick) komplett fremden Genres wildern und einfach mal experimentieren.
Die Vocals sind ausschließlich clean gehalten und werden gefühlt eher in Mikrofon gehaucht als gesungen. Die wohldosierte Portion Hall auf der Spur tut ihr Übriges, um die Vocals in der Tendenz deutlich in die Richtung Melancholie zu schieben. Das passt hervorragend zur sonstigen Ausrichtung von ROPE SECTund ihrer Musik.
Die Gitarren variieren von clean bis verzerrt, wenngleich man hier natürlich nicht die im Metal übliche Verzerrung suchen sollte. Dennoch gibt es hier definitiv mehr Verzerrung als im Rock als Genre üblich wäre. Dafür kommen auf diese Art und Weise aber auch die Akkorde besser zur Geltung und generell wird so viel Dynamik erzeugt. Die Soli sowie Lead-Passagen sind gut in Szene gesetzt, durch die Feinabstimmung kann man diese gut heraushören, auch wenn sie manchmal bewusst als Hintergrundthema genutzt werden.
Der Bass drückt gut hörbar im Mix aus den Boxen und wird stellenweise auch experimentierfreudig was ich zu schätzen weiß. Insgesamt gibt der Bass ein gutes Fundament ab, ist dennoch jederzeit als eigenes Instrument vernehmbar.
Das Schlagzeug wirkt bei der ersten Hälfte des Albums etwas dumpf im Hintergrund, quasi als wäre eine sehr dünne Wand zwischen der Band und dem Schlagzeug. Das wirkt erstmal komisch, ergibt im Gesamtkonzept von ROPE SECT dann aber wieder sehr viel Sinn. Daher scheint sich das Schlagzeug auch eher anzuschleichen, wenn es dann mal so richtig loslegt, ich bin mir sehr sicher das der Schlagzeuger zum Ende von „Proskynesis II“ mit nem ziemlich flotten Double Bass unterwegs ist; das ist leider schwer zu sagen da der Kick insgesamt eher dumpf klingt. Insgesamt wirkt das Schlagzeug eher verdeckt im Hintergrund, ohne wirklich direkt im Ohr zu sein, wenn man nicht direkt darauf hört, vermag dennoch die Songs zu strukturieren und eine Führung zu bieten.
Insgesamt muss ich sagen das mir „Proskynesis“ von ROPE SECT sehr gut gefällt, würde ich nur den ersten Teil bewerten wäre die EP bei mir eine 10/10. Da hier aber die zweite Hälfte aus anderen Songs besteht muss ich diese auch mit bewerten und so gelange ich dann „nur“ zu der 9,3 als letztendliche Bewertung. Mir gefallen die Songs in der zweiten Hälfte des Albums zwar auch, aber letztendlich nicht ganz so gut wie der erste Teil. Dafür sind sie sehr interessant in der Hinsicht das dort experimentiert wird.
Es bleibt zu sagen das ROPE SECT ein großartiger Zufallsfund in Form einer Supportband war, der sich bis heute auszahlt.
Anspieltipps: „Proskynesis I“, „Proskynesis II“ und „Odisseia“
Bewertung: 9,3 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Proskynesis I
02. Proskynesis II
03. Proskynesis III
04. Handsome youth
05. Lava
06. Odisseia