MARIANAS REST – Fata morgana (2021)
(6.913) Olaf (10/10) Doom Death Metal
Label: Napalm Records
VÖ: 12.03.2021
Stil: Doom Death Metal
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Wer mich kennt weiß, dass ich mit Doom Death recht wenig und dazu aus Finnland noch weniger anfangen kann. Was gab es da schon Diskussionen mit unserem Thor, der seine Liebe zu diesem skandinavischen Land auch auf seiner Brust verewigt hat. Doch was mir hier aus dem Hause Napalm vorgelegt wurde, sprengt meine Vorstellungskraft dessen, was ich mit dieser Musikrichtung immer in Verbindung gebracht habe. Marianas Rest nennt sich die Truppe aus dem finnischen Küstenort Kotka, hat sich 2013 gegründet und feiert nun mit „Fata morgana“ nicht nur ihren Einstand beim Label aus Eisenerz, sondern schickt sich an, in meiner internen Liste für die CDs des Jahres einen der vorderen Plätze einzunehmen.
Das Sextett bietet dem interessierten Hörer Musik an, die mich fast zum Weinen gebracht hat. Knüppelhart, schleppend, aber immer auf Melodie bedacht und mit Jaako Mäntymaa einen Sänger am Mikro, der so unfassbar fies keift, dass die Balance zwischen Genie und Wahnsinn fast greifbar und meinen Ohren einer der Besten ist, den ich in den letzten Jahren erstmals gehört habe.
Dazu untermalt Omnium Gatherum Keyboarder Aapo Koivisto diese acht gigantösen und brillanten Kompositionen mit einem leichten Klangteppich, der sich nie in den Vordergrund drängelt, sondern vielmehr den Songs noch mehr Tiefe verleiht, als sie ohnehin schon haben. Gerade im Mittelpart des Titeltracks stellten sich mir die Nackenhärchen auf, als der Tastenzauberer zusammen mit den beiden Gitarristen eine akustische Wand kreieren, bei der man den Nebel, die Dunkelheit und Kälte förmlich riecht und spürt. Natürlich gibt es auch ein wenig Cello, welches diesen Song zu einer Blaupause des gesamten Albums werden lässt. Damit aber nicht genug.
Wie es in dieser Spielart nun mal üblich ist, ist kein Song unter 7 Minuten und wo ich bei anderen Veröffentlichungen ein wenig damit drohte einzuschnarchen, so ärgerte ich mich hier nach jedem Stück darüber, dass es schon vorbei war. Daran merkt Ihr vielleicht auch, wie abwechslungsreich die Kompositionen von Marianas Rest sind, die man am besten mit Alcest vergleichen könnte (mit anderem Gesang allerdings), alten Solstafir und modernen Harakiri for the sky mit unfassbar viel Gefühl für Stimmung und Atmosphäre. Dazu dieser nicht mit Worten zu umschreibende Frontmann, grandiose Songs wie „The weight“, bei dem man sich auch eine weibliche Stimme für den Hintergrund an Bord geholt hat und eine fette Produktion, die „Fata morgana“ zu einem Genreklassiker werden lässt.
Ich am meisten von mir selbst überrascht, dass ich mich von diesem Meisterwerk habe so einwickeln lassen, dass mich meine Gefühle übermannt haben und dass ich tatsächlich mal von einem finnischen Doom Death Album so komplett abgeholt wurde wie von „Fata morgana“. Marianas Rest haben hier ein Manifest der guten, atmosphärisch dichten und gefühlvoll harten Musik abgeliefert, welches so schnell nicht mehr zu toppen sein wird. Ich danke den Herren für diesen Ride!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Sacrificial
02. Glow from the edge
03. Pointless tale
04. The weight
05. Horroskeen
06. Fata morgana
07. Advent of nihilism
08. South of vostok