FIRTAN - Marter (2022)
(8.001) Patrick (9,5/10) Black Metal
Label: AOP Records
VÖ: 30.09.2022
Stil: Black Metal
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Zugegeben, FIRTANs erstes Lebenszeichen „Niedergang“ aus dem Jahre 2014 hat mich seinerzeit ziemlich aus den Socken gehauen. Aus mir bisher unerklärlichen Gründen verlor ich die Band in den folgenden acht Jahren leider ein bisschen aus den Augen, bzw. den Ohren und infolgedessen verpasste ich die „Innenwelt“ EP (2016) und die zweite vollwertige Platte „Okeanos“ (2018). Nun liegt mit „Marter“ das dritte Album vor und nach dem ersten Höreindruck steht schonmal fest, dass ich mir die rückwärtige Diskografie der schwarzmetallischen Jungs aus Lörrach definitiv zu Gemüte führen muss!
Sobald die Play-Taste gedrückt wurde, bricht auch schon das gnadenlose Inferno über den Hörer herein. Kein Intro, kein Schnickschnack, kein Geplänkel. Das alles haben FIRTAN nicht nötig. Es erhebt sich sofort ein erbarmungsloser Sturm aus Blastbeats, über denen eine wunderbar melodische Gitarre in den ersten Song „Fadir“ leitet. Nach und nach wird dieser Eröffnungsakt zu einer immer breiter werdenden Hymne, gleitet z.T. in episch anmutende Gefilde und erwirkt durch die perfekt eingestreute Hinzunahme einiger feiner Keyboardakzente und Akustikgitarren einen mehr als perfekten Einstand ins Album, welcher trotz der enormen Grundhärte, den Hörer in einer sagenhaften Atmosphäre gefangen nimmt und in melancholischer Träumerei schwelgen lässt.
Das folgende, nicht minder intensive „Amor Fati“ wildert im selben Territorium und schlägt in eine ähnliche Kerbe, bevor die Band mit „Labsal“ zum völligen Rundumschlag ausholt. Was für ein Mamut-Song! Über höllischem Gebolze ergeht sich ein grandioses Gitarrensolo bevor der Song in eine Walze aus Doublebasssalven kippt, immer wieder von Blasts gelockert wird und letztendlich in einem begnadeten Refrain mündet, den man sofort mit herausschreien möchte (Auf, auf, hoch hinaus…Typhon kostet meine Haut) und als wäre das alles noch nicht genug, brechen FIRTAN den Song in einem großartigen Mittelteil auf eine verträumt sphärische Akustikpassage herunter, zu der sich eine fantastisch dargebotene Geige und eine wunderschöne Leadgitarre gesellt, die auch einem David Gilmour ein zufriedenes Kopfnicken abgewinnen sollte. Das ist ganz ganz großes Kino! Wahnsinn!
Diese außergewöhnliche Platte wächst mit jedem Durchlauf, wird immer größer und fräst sich dabei unaufhaltsam in die Hirnrinde. „Marter“ ist eine riesengroße Wundertüte aus Ideen, fantastischem Songwriting, lebt von einem nicht enden wollendem Einfallsreichtum und vermag es, jede einzelne hier erzählte Geschichte (das sind nicht einfach „nur“ Songs) in ein ganz besonderes und wahrhaft beeindruckendes Gewand zu kleiden. Das künstlerische Potential FIRTANs, mit dem sie uns dieses Glanzstück präsenteren ist aus Sicht des Songwritings und auch an der instrumentalen Front schwindelerregend hoch und lässt die acht, melancholisch angehauchten Erzählungen allesamt zu kleinen Meisterwerken heranreifen! Ich bin schwer begeistert!
Auch beim Sound wurde nichts dem Zufall überlassen so legte man den Mix und das Mastering zum wiederholten Male in die Hände von Feingeist Markus Stock (EMPYRIUM u.a.) und so ist auch hier eine nahezu perfekt gestaltete Klanglandschaft entstanden. Dazu noch ein wunderschönes Coverartwork und fertig ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket, welches mein tiefschwarzes Herz in totale Verzückung versetzt.
Jedem, der mit älteren HELRUNAR, den deutschen NAGELFAR oder z.B. mit dem Album „Galeere“ von GEIST (heute EIS) etwas anfangen kann, dem sei das neue Opus von FIRTAN ganz warm ans Herz gelegt. Dieses Album ist pures, schwarzes Gold und verlangt danach, gehört zu werden! Kaufen!!!
Anspieltipps: „Labsal„ und “Peraht“
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Fadir
02. Amor Fati
03. Labsal
04. Lethe
05. Parhelia
06. Odem
07. Menetekel
08. Peraht