BJØRKØ - Heartrot (2023)
(8.678) Olaf (9,5/10) Heavy Metal
Label: Svart Records
VÖ: 01.12.2023
Stil: Heavy Metal
Soloplatten sind für mich immer eine sehr zwiespältige Angelegenheit, gerade wenn eine Barde meint, seine nicht zum Hauptbrötchengeber passende Lyrik über einen Ego Trip zur Leier bringen zu müssen. Der liebe Corpsegrinder sei mal als lobende Ausnahme ausgeklammert. Bei Musikern verhält es sich ähnlich, da man da meist gar keinen Unterschied zur eigentlichen Band erkennen kann. Es gibt aber auch hier ganz frisch und aktuell ein Beispiel, wie man es machen kann und vor allem auch sollte.
Amorphis Gründungsmitglied und Gitarrist Tomi Koivusaari, dessen Nachname auf Schwedisch Bjørkø heißt und übersetzt „Birkeninsel“ bedeutet (und davon gibt es in Finnland zum Hass aller Allergiker Unmengen von) hat einen Haufen Freunde um sich gescharrt und ein Album eingespielt, welches vor Innovation, Ideen-und Abwechslungsreichtum nur so strotzt und musikalisch alles beinhaltet, was der Sechssaiter in seiner Zeit mit der Band bereits akustisch durchgemacht hat. Mehr noch: Er verfeinert das vorhandene Können und veredelt dieses mit unglaublichem Esprit und Fingerspitzengefühl für tolles Liedgut. Lasst Euch also bitte nicht von dem Emo-artigen, HIM-lastigen und grauenhaften Albumcover abschrecken, welches so gar nicht zu diesem superben Machwerk passen will.
Zusammen mit dem ehemaligen Abhorrence Bandkollegen Jussi Ahlroth hat Tomi die Hälfte der Texte geschrieben, die dann von einigen Gastsängern selbst interpretiert wurden, wo hingegen sich die andere Hälfte für ihre Texte selbst zu verantworten hatten, wie beispielsweise Solstafir Frontmann Addi. Das ist also kein Allstar-, sondern eher ein Family and Friends Album, welches dazu auch noch von Tomis langjährigem Freund und Heavysaurus Erfinder Toni Laurenne einen fetten Sound verpasst bekommen hat. Tomi sagt selbst über sein Album:
„Heartrot“ ist eine persönliche Vision, die natürlich von all der Musik beeinflusst ist, der ich mich im Laufe der Jahre unterworfen habe. Es ist in gewisser Weise der Soundtrack zu einem imaginären Film. Die musikalischen Leitmotive des Albums sind eine starke visuelle Verbindung zur Natur und Stimmungen, die selten glücklich oder positiv sind. Die Melancholie steht immer im Hintergrund.“
Und diese Musik beinhaltet sogar ein Jahrhundertalbum wie „Tales from the thousand lakes“, wenn man sich die Kollaboration mit Shagrath namens „World as fire and hallucination“ mal genauer anhört, bei dem der Dimmu Borgir Frontmann besser als auf den eigenen letzten Platten klingt. Aber auch die Zusammenarbeit mit Carcass Mastermind Jeff Walker namens „The Heartrot rots“ ist ein Kracher sondergleichen.
Das sind aber nur zwei Beispiele aus einem Album, was alle Arten der von Tomi Koivusaari in den letzten Jahrzehnten gespielten Musik beinhaltet, was „Heartrot“ so unglaublich kurzweilig und interessant werden lässt. Man kann genussvoll die Augen schließen, bangen, komplett durchdrehen, der Hammond Orgel genauso gut lauschen wir dem krächzenden Gesang einiger todesbleiernder und blackmetallischen Legenden und dabei die Vielfalt unserer so geliebten Musik in vollen Zügen (nicht die der DB) genießen. Klasse Album!
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Heartroot Rots (feat. Jeff Walker Carcass)
02. Vaka Loka (feat. Addi Tryggvason Solstafir)
03. Whitebone Wind (feat. Marco Hietala)
04. Vaerinvaihtaja (feat. Ismo Alanko)
05. Awakening
06. World as Fire and Hallucination (feat. Shagrath Dimmu Borgir)
07. The Trickster (feat. Jessi Frey Velcra)
08. Hooks in the Sky (feat. Tomi Joutsen)
09. Magenta (feat. Mariska)
10. Reverberations (feat. Sakari Kukko)