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Q&A - Das Interview: GRAVE DIGGER

In einem Alter, in dem man nicht mehr viel erwartet



45 Jahre auf dem Buckel, dazu 21 Alben, inklusive dem neuen, am 17.01. veröffentlichten „Bone Collector“ und scheinbar im neunten Frühling. Das sind Grave Digger und deren Oberboss Chris Boltendahl anno 2025.  Warum ist das so? Warum hat das teutonische Urgestein sich scheinbar einer solchen Frischzellenkur unterzogen? Was waren die Faktoren, spielt der neue Gitarrist eine tragende Rolle? Oder das Golfspiel des Herrn Boltendahl? Viele Fragen, die natürlich dem Chef persönlich unterbreitet werden müssen.

Wie geht’s, wie steht’s?

Ja, super! Gerade eine kleine Pause zwischen der Tour. Morgen geht’s wieder los: Donnerstag in Stuttgart und dann bis zum Wochenende wieder unterwegs. Danach haben wir zwei Tage Pause, bevor es mit vier weiteren Shows weitergeht. Dann wieder zwei Tage Pause und erneut vier Shows.

Ein wenig dem Alter geschuldet?

Nee, das liegt eher an den Zuschauerzahlen, würde ich sagen. Unter der Woche, also Montag und Dienstag, erreichst du natürlich nicht so viele Leute wie an einem Freitag oder Samstag. Wir spielen ja auch manchmal donnerstags, und da merkst du den Unterschied sofort. Die Freitagsshows sind fast alle ausverkauft, samstags auch, aber donnerstags ist es halt ein bisschen weniger.

Chris, seit letztem Freitag ist „Bone Collector“ auf dem Markt, und die Kritiker schlagen Purzelbäume. Hast du das so erwartet?

Ach, weißt du, ich bin in einem Alter, in dem man eigentlich nicht mehr so viel erwartet. Man versucht einfach, ein geiles Album zu machen, und wenn die Leute darauf stehen, ist das umso schöner. Letztendlich entscheiden ja die Fans draußen, ob es ankommt. Wenn dann auch noch positiv darüber geschrieben wird, freuen wir uns natürlich umso mehr.

Wie waren denn die bisherigen Reaktionen der Fans, sofern diese schon zu bemessen sind?

Auf jeden Fall sehr gut. Ich würde sagen, 99 % feiern das Album ab, und 1 % hat, wie immer, irgendetwas zu nörgeln. Früher waren es vielleicht 15 %, jetzt sind es nur noch 1 %. Ein paar Nörgler gibt es eben immer – egal, ob man ein Cover mit KI erstellt oder es malen lässt, irgendwas stimmt immer nicht.

Bevor wir uns genauer mit dem neuen Album beschäftigen, müssen wir über die augenscheinlichste Veränderung im Bandgefüge sprechen: Euren neuen Gitarristen Tobias Kersting. In meinen Augen eine enorme Verstärkung und eine Bereicherung für euren Sound. Hat er maßgeblich zum Klang des neuen Albums beigetragen? Quasi ein frischer Mann, um „back to the roots“ zu gehen?

Der Tobi ist so ein lebendes Lexikon, wenn es um Heavy Metal geht – besonders um Oldschool-Metal. Wir waren ja auch auf der 70,000 Tons of Metal, daran kannst du dich sicher noch erinnern. Da läuft den ganzen Tag Musik, egal, wo du bist. Und immer, wenn Tobi dabei war und wir irgendwas nicht kannten, kam direkt: „Ja, die Band und das Album habe ich zuhause – als Vinyl, als CD … blablabla.“ (lacht) Und dann die nächste Nummer: „Wie heißt die?“ – Zack, wusste er auch sofort.

Er ist halt totaler Metal-Fan, vor allem von deutschen Oldschool-Metal-Bands wie Running Wild, Ex-Wild oder Grave Digger. Das merkt man natürlich auch im Songwriting. Wenn man sagt: „Okay, lass mal so einen Song schreiben“, dann kommt er direkt mit den passenden Riffs um die Ecke, und daran arbeiten wir dann weiter. Bis auf „The Devil’s Serenade“ und „Killing Is My Pleasure“ haben Tobi und ich übrigens alles zusammen geschrieben. Bei den beiden Songs war Jens noch mit dabei.


Bereits im letzten Jahr, also 2024, konnte man ihn auf der 70,000 Tons of Metal schon live bewundern. Natürlich ein sensationeller Einstieg für den Jungen. Schon da merkte man, dass sich etwas bewegt. Wie war es für dich?

Die 70,000 Tons ist immer ein tolles Event, das muss man sagen. Es ist ein bisschen wie die Full Metal Cruise hier in Deutschland – allerdings eher so eine „Rentner-Cruise“, wenn du mich fragst. (lacht) Bei der 70,000 Tons kommen viel mehr Nationalitäten zusammen.

Ich habe aber das Gefühl, dass wir von Show zu Show besser werden. Irgendwie hat sich da etwas zusammengefügt, das sich vielleicht schon länger gesucht, aber bisher nicht gefunden hat. Nachdem Axel raus war, kam dann eins zum anderen. Tobi hatte ja schon bei mir gespielt, und ich wusste, was er draufhat. Als Axel dann aus der Band war, war es eigentlich nur logisch, dass Tobi einsteigt.

Ist Tobias die von mir erwähnte Frischzellenkur für Grave Digger? Quasi der Jungbrunnen für dich, um wieder mehr zur Kernidentität von Grave Digger zurückzukehren?

Ich sage immer: Wir schlagen die Brücke zu unserem Signature-Sound. 45 Jahre Grave Digger – und zurück zu den Wurzeln. Oldschool klingt zwar abgedroschen, aber wir haben als Vierer-Band angefangen: ohne Keyboards, ohne viel Schnickschnack – einfach Metal, der direkt auf die Fresse geht.

Natürlich denken wir heute mehr darüber nach als in den 80ern. Aber im Kern ist „Bone Collector“ eine logische Fortsetzung unserer Alben aus den 80ern. Der Sound ist moderner, durchdachter und besser arrangiert, keine Frage. Aber letztlich schlägt das Album genau in dieselbe Kerbe und spannt die Brücke zu damals.

Fühlst du dich dadurch jünger?

Ich fühle mich immer im Geiste jung! Klar, wenn ich morgens im Tourbus aufwache – nach einer durchgeschüttelten Nacht – merkt man schon, dass es von Jahr zu Jahr anstrengender wird. Ich frage mich manchmal, wie Udo das schafft, monatelang durch die Welt zu touren. Das wäre nichts mehr für mich. Ich genieße es, auch mal wieder zu Hause schlafen zu können. Aber musikalisch fühle ich mich jung. Wir haben total viel Energie und sind gedanklich eigentlich schon wieder beim nächsten Album!

Kommen wir zu „Bone Collector“. Wäre dieses Album in seiner jetzigen Form mit Axel Ritt möglich gewesen?

Nein, das glaube ich nicht. Axel kommt aus einer Szene, die mehr Hard Rock und Progressive Rock war. Er war ein Freund von mir – ich sage bewusst „war“. Als Manni damals ausgestiegen ist, war ich in Griechenland und habe überlegt, wen ich anrufen könnte. Axel fiel mir ein, und wir haben ihn kontaktiert. Er hatte richtig Lust darauf und hat begonnen, Heavy Metal zu spielen.

Aber ich habe nie gehört, dass Iron Maiden oder Judas Priest zu seinen Lieblingsbands gehörten. Axel hatte andere Prioritäten. Er hat sich mehr oder weniger in die Grave Digger-Geschichte eingefuchst, aber ich bezweifle, dass das immer hundertprozentig das war, was er machen wollte. Wenn man sein neues Projekt anhört, das mit Metal überhaupt nichts mehr zu tun hat, wird das klar. Deshalb denke ich, dass das Album in dieser Form mit Axel nicht möglich gewesen wäre.


Ich finde nicht nur das Songmaterial herrlich oldschoolig, sondern auch den Sound. Trotz seines Entstehungsjahres 2024 klingt er modern, aber nicht zu glattpoliert oder klinisch. Stattdessen erinnert er eher an die Anfangstage. War das eine bewusste Entscheidung oder eher Zufall, bedingt durch das neue Material?

Das war definitiv eine bewusste Entscheidung. Wir wollten weg vom polierten Sound. Deshalb haben wir komplett auf Keyboards und große Chor-Arrangements verzichtet – Dinge, die oft von Axel vorbereitet wurden, um eine „Big Scene“ zu schaffen. Das wollten wir nicht mehr, sondern einfach Metal, der voll auf die Fresse geht.

Markus hat ein altes Ludwig-Style-Schlagzeug verwendet, und wir haben lange an den Sounds gearbeitet. Jens ist total glücklich mit dem Bass-Sound, weil er sagt, so deutlich hat man den Bass auf einem Grave-Digger-Album noch nie gehört. Auch Tobis Gitarren-Sound wurde intensiv bearbeitet.

Wir haben uns wirklich Zeit genommen und jedes Instrument an seinen perfekten Platz gebracht. Das Ergebnis klingt modern, aber nicht überproduziert – und hat trotzdem enormen Druck. Ich habe mir zu meinem 63. Geburtstag einen Plattenspieler gegönnt, und die Vinyl-Version klingt einfach hammermäßig. Ich bin wirklich begeistert.


Ist es ein Vorteil, wenn der Bandchef selbst produziert?

Absolut. Wenn du von der Plattenfirma einen Vorschuss bekommst, nutzt du einen Teil davon für die Studioproduktion. Du mietest das Studio für vier Wochen, und danach ist Schluss. Innerhalb dieser Zeit müssen die Aufnahmen und der Mix abgeschlossen sein. Das bedeutet, du hast kaum Spielraum für Änderungen. Bei uns war es anders: Wir haben sehr lange an der Produktion gearbeitet und konnten bis zum Schluss noch Dinge austauschen. Das ist ein großer Vorteil, weil du keinen Druck hast.

Natürlich gibt es einen Release-Termin, aber wenn du früh genug anfängst, kannst du alles in Ruhe machen. In einem gemieteten Studio läuft dagegen immer die Sanduhr, und wenn die Zeit abgelaufen ist, musst du mit dem zufrieden sein, was du hast.


Und bist du zufrieden?

Ja, total! Wir haben noch zwei Songs aus dieser Session, die wir dieses Jahr veröffentlichen werden. Einen davon muss ich noch einsingen und mixen, dazu kommen ein paar Live-Tracks. Diese werden dann als Wacken-Edition zum 45-jährigen Bandjubiläum herausgebracht. Ich freue mich schon darauf, weil alles aus einem Guss klingen wird. Parallel dazu hat Tobi schon einige Ideen geschickt. Manchmal überkommt es ihn nachts, und er beginnt, etwas aufzunehmen. Wir sortieren das Material gerade und schauen, was passen könnte.

Unser Redakteur Jörn hat in seinem Review bemängelt, dass kein Ohrwurm wie „Rebellion“ auf dem Album ist. Ich persönlich finde das nicht schlimm. War das gewollt? Oder welchen Song siehst du in direkter Tradition zu „Rebellion“ als Earcatcher?

„The Devil’s Serenade“, definitiv. Der Song ist locker-flockig, erinnert an AC/DC, Oldschool oder Guns N' Roses. Live kommt er super an und macht total Spaß zu spielen, weil er einen guten Groove hat.

Natürlich gibt es Klassiker wie „Rebellion“, „Excalibur“ oder „Heavy Metal Breakdown“, die wir oft spielen. Aber wir haben auch viele Songs, die es nicht zum „Klassiker“ geschafft haben, aber trotzdem immer wieder gewünscht werden.

Früher haben wir versucht, gezielt neue „Rebellion“-Songs zu schreiben. Aber heute machen wir das nicht mehr. Wenn wir einen guten Track haben, sehen wir ihn als starke Single. „Tunes of War“ ist übrigens mehr oder weniger um „Rebellion“ herum entstanden. Viele haben das Album wegen „Rebellion“ gekauft. Aber Metal-Alben gibt es zum Glück mehr als nur „Rebellion“.


Welches sind Deine Favoriten auf dem Album und vor allem warum?

Ich finde „The Devil’s Serenade“ musikalisch unglaublich ansprechend. „Bone Collector“ und „The Rich, The Poor, The Dying“ sind für mich absolute "auf die Fresse"-Tracks – direkt, kraftvoll und kompromisslos.

Ein besonderer Liebling von mir ist aber definitiv das letzte Stück, „Whispers of the Damned“. Der Song ist etwas länger und ausgefeilter. Er erinnert mich ein bisschen an Diary of a Madman von Ozzy Osbourne, was ohnehin einer meiner absoluten All-Time-Favorites ist.


Mein Lieblingssong auf dem Album findet keine Erwähnung: „Riders of Doom“.

Aber es ist doch großartig, dass die Meinungen so unterschiedlich sind. Wir haben kürzlich eine kleine Umfrage gemacht, und die meisten Leute haben „Mirror of Hate“ als ihren Favoriten genannt. Damit hätte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Aber hey, das ist doch cool!

Als im Vorfeld zur Veröffentlichung des neuen Albums erstmals das Artwork gezeigt wurde, war der Aufschrei groß: KI. Warum habt Ihr Euch gegen einen klassischen Artworker entschieden, ein gemaltes Bild und sag mir nicht, dass alleine das Finanzielle den Ausschlag gegeben hat…

Wir rollen die Sache mal von hinten auf, denn es gibt zwei Seiten meiner Geschichte. Irgendwann kam jemand zu mir und fragte: "Hey Chris, hast du schon mal KI ausprobiert?" Keine Ahnung, dachte ich, und fragte: "Was ist KI?" Er antwortete: "Künstliche Intelligenz." "Okay", sagte ich, "was kann man damit machen?" "Zum Beispiel Bilder generieren." Einige Leute nutzen KI-Bilder sogar als Cover. Also dachte ich mir, okay, schau ich mir das mal an. Ich habe gegoogelt: Was ist KI und was kann man damit machen? Dabei bin ich auf ein Programm gestoßen: Bing von Microsoft.

Ich habe es ausprobiert, eingegeben, was ich mir vorstelle, und Bing hat losgelegt. Am Anfang dachte ich: "Haha, interessant." Dann wurde ich neugierig, probierte neue Begriffe aus, und schwupps – nach zwei Tagen hatte ich 600 Bilder, darunter auch die Basis des Covers, das ihr jetzt seht. Es war das einzige Bild, das direkt passte. Ich dachte: "Wow, das ist perfekt für den Sound, den wir gerade machen!" Ich nahm das Bild als Basis und bearbeitete es gemeinsam mit unserem brasilianischen Künstler. Dabei dachte ich: "Warum sollten bei einem Skelett keine Flügel aus dem Rücken wachsen dürfen? Warum soll ich etwas ändern, das ich gut finde, nur weil es anderen nicht gefällt?"

Manche Leute sagen: "Das ist ein Ast und ein Vogel, die sich ineinander verwoben haben." Aber nein, es ist nur ein Ast, kein Vogel. Ich finde es geil, also habe ich es so gelassen. Ich hätte den Künstler anrufen und sagen können: "Male das Bild exakt nach." Aber wäre ich dann zufriedener gewesen? Wahrscheinlich nicht. Der Künstler hätte es vielleicht geändert, weil er dachte: "Das ist KI, das muss ich noch verbessern." Stattdessen habe ich die KI-Basis verwendet – auch wenn das bedeutet, dass manche Leute jetzt über mich herziehen. Am Ende hat das Bild eine völlig neue Farbgebung bekommen. Der Schädel wurde überarbeitet, und fertig war das Cover.

Jetzt zur anderen Seite der Geschichte: Früher wurden Cover wie "Heavy Metal Breakdown" für 40 DM gemalt – auf Papier oder Karton. Später kam Markus Mayer ins Spiel, mit Werken wie Rheingold, Excalibur oder Knights of the Cross. Und dann kam Photoshop. Anfangs war das alles noch ziemlich rudimentär. Doch mit der Zeit wurden die Ergebnisse immer besser, bis niemand mehr unterscheiden konnte, ob etwas gemalt oder digital erstellt war. Damals schrien die Leute: "Photoshop ist keine Kunst, das ist Mist!" Heute nutzen viele Künstler KI, um Vorlagen zu erstellen, die sie dann nachmalen. Irgendwann wird niemand mehr manuell malen – sie werden nur noch KI-Programme füttern und die Ergebnisse minimal anpassen. In ein paar Jahren wird das niemanden mehr stören. Genau wie bei Photoshop.

Ein weiteres Problem: Je mehr Musik über Spotify gestreamt wird, desto weniger verdienen die Künstler. Wir hätten 1000 Euro für ein Cover ausgeben können. Uns ging es nicht unbedingt ums Geld, aber andere Bands können sich das nicht leisten. Warum sollten sie nicht KI nutzen, wenn sie mit ihrer Musik gerade mal 300 Euro pro Konzert verdienen? Ich finde das absolut legitim.


Ich finde es großartig, dass du so ehrlich mit dem Thema umgehst. Ich hatte schon Interviews mit Bands, die KI-Cover strikt verneint haben, obwohl es offensichtlich war.

Dabei gibt es nichts zu verheimlichen. Schau dir Stefan von Van Canto an – er hat dieses KI-basierte Projekt mit den Orcs gemacht (Review: Frostbite Orckings). Da steckt auch jede Menge Arbeit drin. Klar, am Ende klingt es wie Amon Amarth, aber es ist trotzdem beeindruckend. Es gibt auch Leute, die sagen: "Wenn er KI-Cover macht, dann macht er sicher auch KI-Musik." Meine Antwort? Kommt ins Studio, hört euch die Spuren an, die wir gemischt haben, und sagt mir, ob das KI ist. KI sucht sich im Internet Bilder und setzt sie neu zusammen. Aber dann müssten Künstler auch sagen: "Ich will nicht, dass mein Cover online veröffentlicht wird."

45 Jahre Grave Digger. Die Rente ist doch schon am Horizont zu sehen, oder?

Wie gesagt, wir haben schon eine Cover-Idee für das neue Album. Wir haben mehr oder weniger den Release-Termin für uns festgelegt, und irgendwann im Herbst wird das Projekt starten. Wir haben sogar schon eine Idee für das Cover – generiert durch KI.

Aber jetzt verrate ich Dir etwas, womit Du vielleicht nicht gerechnet hätten: Vor drei Tagen habe ich Uwe Jahling, der auch das Artwork für Symbol of Eternity gemacht hat, beauftragt, das neue Grave-Digger-Cover nach der KI-Idee neu zu zeichnen. Und wo macht er das? In Photoshop! Wie gesagt, ich will Änderungen am Cover, denn so gut die KI-Vorlage auch ist, ein paar Details möchte ich noch anpassen. Da ich selbst nicht so Photoshop-affin bin, traue ich mir diese Änderungen nicht zu. Deshalb habe ich Uwe gebeten, das Cover auf Grundlage der KI-Idee zu entwerfen, und dann gehen wir die gewünschten Änderungen gemeinsam durch.

Uwe ist sowieso ein Profi. Er gestaltet viele Buchcover und ähnliche Projekte. Er nutzt dabei häufig Stockbilder für seine Charaktere, die er dann weiterbearbeitet oder nachzeichnet. Und ganz ehrlich, was ist daran anders, als sich ein Bild von einer KI generieren zu lassen? Ob ich nun ein KI-generiertes Bild nehme oder eines, das mich 20 Euro im Monat für ein Stockfoto-Abo kostet – das Prinzip bleibt das Gleiche. In einem Jahr wird das niemand mehr hinterfragen.

Ihr seid natürlich mit dem neuen Album auf Rundreise unter dem Banner „45th Anniversary Tour“ und habt auch schon drei Gigs gespielt. Wie war die Resonanz, vor allem auf das neue Material?

Es läuft einfach total geil! Wir haben jetzt schon zwei, drei fast ausverkaufte Shows, und es könnte nicht besser sein. Zum Beispiel starten wir mit „Kingdom of Skulls“, und die Leute finden den Song echt stark. Klar, er wird nicht so frenetisch abgefeiert wie Klassiker wie „Gravedancer“ oder „Under My Flag“, weil die neuen Songs noch recht frisch sind – auch wenn sie schon als Videos veröffentlicht wurden. Aber man merkt deutlich, wie nahtlos das neue Material mit den älteren Songs harmoniert. Es ist zeitlos, und das macht es einfach großartig.

Ich sehe Euch ja erst am 06.02., aber ich habe mir Eure Setlist im Vorfeld schon mal angeschaut. Klassiker wie „Valhalla“ vom Rheingold-Album, das zuletzt 2013 live gespielt wurde, und „Back to the Roots“, der 2024 wieder ausgepackt wurde, nach über 25 Jahren in der Mottenkiste, sind dabei. War es Dir wichtig, dem Motto des zuletzt genannten Songs und auch dem neuen Album treu zu bleiben?

„Back to the Roots“ ist einfach ein geiler Song – ein typischer Heavy-Metal-Track, der perfekt für die Szene passt. Der Text sagt es ja schon: Back to the Roots, Heavy Metal Roots. Klarer und direkter kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Wir haben aber auch „The Keeper of the Holy Grail“ aus dem Knights of the Cross-Album in die Setlist aufgenommen. Lustigerweise habe ich die Setlist zusammengestellt, und es war keine bewusste Entscheidung, dass diesmal kein Song aus der Ära Axel Ritt dabei ist. Nach Axels Ausstieg haben wir lange weiterhin Songs aus dieser Zeit gespielt. Jetzt hat es sich einfach so ergeben, dass wir uns auf andere Stücke konzentriert haben – ohne Absicht.

Und weißt Du was? Die Leute sagen, es sei eine „geile Oldschool-Setlist“. Das freut uns natürlich, auch wenn es wirklich nicht geplant war. Wir haben einfach Songs gewählt, die wir selbst lieben und die live gut ankommen. So kam die Setlist zustande.


The Keeper of the Holy Grail“ habt Ihr nach meiner Recherche 1999 dreimal live gespielt.

Echt? Tatsächlich? Okay, das war noch die Zeit, in der ich getrunken habe. Das ist mir sicher entfallen (lacht). Aber ich sage auf der Bühne immer, jetzt ist es ein Song, den wir noch nie live gespielt haben – zumindest in meinem nüchternen Leben. Das war eine andere Zeit, sage ich mal. Die meisten Leuten werden das aber sicher nicht bemerken.

Durfte sich Tobias auch ein paar Songs für die Setlist aussuchen, oder ist das Chefsache?

Nee, das ist Chefsache. Tobias sagt nur: „Den Song werde ich nicht spielen.“ Dann liegt es an mir, ob ich mich durchsetze oder Rücksicht auf die anderen drei nehme. Ich glaube, wir haben einen Song geändert – welchen, weiß ich gar nicht mehr genau. Ah, jetzt fällt’s mir ein: Wir haben Scotland United mit reingenommen. Ich glaube, das war Jens’ Vorschlag, weil er einen anderen Song nicht so gerne spielen wollte. Und so haben wir gesagt: Okay, dann kommt Scotland United in die Setlist.

Dann kann ich ja guten Gewissens mit meinem Kilt vorbeikommen. Wir waren letztes Jahr in Schottland und haben dieses Land lieben gelernt.

Es ist einfach fantastisch. Ich war 2018 das letzte Mal dort mit meinem Sohn, und er hat danach gesagt: „Ich fahre nie wieder nach Schottland!“ Er wollte keine einzige Burg mehr sehen, weil ich ihn natürlich in jede reingeschleppt habe. „Hier eine Story, da eine Story, und dieses Schloss müssen wir auch noch mitnehmen.“ Am Ende war er komplett traumatisiert und sagte: „Ich will nie wieder eine Burg sehen!“ (lacht)

Ihr habt ja mit Victory eine ebenso legendäre teutonische Metal-Band mit an Bord und dazu noch Warwolf mit deinem Freund Andreas von Lipinski beim zweiten Teil der Tour. An deren neuem Album The Final Battle warst du ja ebenfalls maßgeblich beteiligt. Ist das mehr ein Familienausflug als eine Tour?

Ja, es ist tatsächlich sehr familiär, muss ich sagen. Wir reisen gemeinsam mit Victory im Nightliner – total nette Jungs, wirklich. Ich kann mich überhaupt nicht beschweren. Von Anfang an war das alles sehr herzlich. Und Lipi kenne ich schon seit 25 Jahren. Er baut bei mir zu Hause immer die Fenster ein – er ist ja auch Fensterbauer. Uns verbindet eine enge Freundschaft, und das macht das Ganze natürlich noch schöner. Ja, wir freuen uns sehr darüber.

Es ist also fast ein großes Familientreffen. Noch einmal acht Shows zusammen, davon vier in dieser Woche mit Rigorious. Mal schauen, was die Zukunft für uns bereithält. Vielleicht ergibt sich nochmal eine gemeinsame Tour mit Victory. Wer weiß!


Wie geht es weiter? Du hast vorhin schon das nächste Album erwähnt, obwohl zur aktuellen Platte noch nicht einmal eventuelle Chartplatzierungen bekannt sind.

Am 27. Januar 2027 – genau in zwei Jahren – soll das nächste Album erscheinen. Wir planen, dann auch wieder im Januar auf Tour zu gehen. Wir möchten noch einige Alben veröffentlichen und deshalb die Abstände zwischen den Releases etwas verkürzen. Irgendwann kommt schließlich der Ruhestand, und wir wollen bis dahin gesund bleiben – das ist das Wichtigste.

Dieses Jahr stehen viele Konzerte an. Wir spielen eine große Show beim Wacken, eine Art Oldschool-Show. Außerdem geht es nach Südamerika und auf jede Menge Festivals. Dabei werden wir auch richtige Oldschool-Sets spielen, mit Songs von Heavy Metal Breakdown und Witch Hunter, kombiniert mit der aktuellen Setlist. Da gibt es dann wieder ordentlich Headbanging. Witch Hunter hatten wir ja auch auf der 70.000 Tons gespielt. Vielleicht üben wir noch einen ganz alten Song ein – Shoot Her Down oder sowas. Mal schauen!




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