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MEGADETH – The sick, the dying…and the dead! (2022)
(7.949) Olaf (9,0/10) Thrash Metal
Label: Universal Music
VÖ: 02.09.2022
Stil: Thrash Metal
Meine Fresse, was habe ich mich auf die neue Scheibe von Megadave gefreut, denn die bisherigen Auskopplungen versprachen ein Album, vor dem ich ehrfurchtsvoll in den Staub fallen würde. Doch nachdem ich die Scheibe vier-, fünfmal habe durchlaufen lassen, stand ich etwas ratlos da und wusste nicht so recht, was ich mit Studioalbum 16 anfangen sollte. Allerdings…
…das Ding wächst mit jedem weiteren Durchlauf und nun, nach knapp 15 Durchläufen muss ich meine erste Meinung revidieren und sagen: Das Teil ist tatsächlich ein echter Brecher geworden. Doch der Reihe nach…
Mit einem etwas an die Kultszene aus Monthy Python erinnernden Intro starten Megadeth mit dem Titeltrack den Reigen, der mir anfangs ein wenig lahm vorkam, sich aber wie das ganze Album immer weiterentwickelt und mittlerweile kaum mehr aus meinem Gehörgang verschwindet. Ja, von allen vorab veröffentlichten Singles ist das Teil der Schwächste, aber dennoch immer noch um Lichtjahre besser, als alles, was sein erster Arbeitgeber in den letzten Jahren veröffentlicht hat, was nun nicht weiter schwer ist.
Mit „Life in hell“ gibt es dann den ersten absoluten Brecher, der mit einem fetten Riffing und vielen Reminiszenzen an längst vergangene Megadeth Sternstunden punkten kann. Und auch wenn die gesamte Band auf Dave Mustaine zugeschnitten ist, so merkt man hier schon deutlich, wie gut seine Truppe um Kiki Loureiro, Dirk Verbeuren, der teilweise so unfassbar virtuos trommelt, dass nicht umhinkann, sofort die Hände imaginär mitspielen zu lassen, und der am Bass zurückgekehrte James LoMenzo interagiert und dem Sound auch ihren Stempel verpasst.
Das mit den Rap Parts von Ice-T veredelte „Night stalkers“ hatte mir ja bereits bei Veröffentlichung die Wurst vom Brot gezogen und auch jetzt bin ich noch von diesem Hammersong begeistert und raste jedes Mal aus, wenn das Blitz-Rffing von Megadave erklingt. Einfach ein absolut genialer Track, der zeigt, wozu diese Band heute immer noch imstande ist. Und auch das folgende „Dogs of Chernobyl“, welcher etwas langsamer beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einer Killer Granate, bei der gerade der typisch kranke Gesang des Rotschopfs zu begeistern weiß.
Ok, „Sacrifice“ ist für mich der einzige Song, der hinten etwas runterfällt und so ein wenig auf Tralala-Single getrimmt nicht ganz in das ansonsten sehr arte Konzept des gesamten Albums passen will. „Junkie“ hingegen, der scheinbar autobiographisch ist, ist dann wieder kurz, knackig, prägnant und reißt einem die Mütze vom Kopp. Saustark!
Nach dem kurzen Interlude „Psychopathy“ gibt es mit „Killing time“ den zweiten Song, der mir nicht ganz so gut gefällt wie der Rest des Albums, dennoch mit vielen schönen Parts auf sich aufmerksam macht und gerade, als ich ihn aus meiner Playlist streichen wollte, haut Dave kurz vor Schluss so ein fettes Riffing raus, dass ich meine Entscheidung noch einmal überdachte. Danach folgt einer meiner Lieblingssongs „Soldier on!“, der textlich mit viel Augenzwinkern für einige Grinser sorgte, gerade das Ende.
Mit „Célebutante“ du vor allem dem mitreißenden „Mission to Mars“ gibt es kurz vor dem großen Finale noch einmal feinste Megadeth Kost, die jeden Fan zufriedenstellen sollte, bevor man mit dem absoluten Übersong „We’ll be back“ noch einmal komplett zum Ausrasten einlädt. Für mich ist dieses Geschoss einer der besten Songs, die Dave nach „Countdown to extinction“ jemals geschrieben hat. Das Ding knallt einfach alles weg und gehört jetzt schon zu einem meiner Lieblingssongs des laufenden Jahres. Einfach nur Hammer! Warum der allerdings das Album beschließt, statt es zu beginnen, weiß Mustaine nur für sich allein.
Und als wenn die Eigenkompositionen nicht alleine Kaufanreiz genug wären, haut man zum Schluss mit „Police truck“ von den Dead Kennedys und dem leider momentan mehr als passenden „This planet’s on fire (Burn in hell)“ von Sammy Hagar zwei verdammt geile Coverversionen raus, die einem komplett rundes Album einen krönenden Abschluss bescheren.
Ich tat ich anfangs verdammt schwer mit „The sick, the dying…and the dead“, doch wenn man der Scheibe eine gewisse Anlaufzeit eingesteht, wird man als alter Fan umfangreich bedient und findet so viele Nuancen, die das Album nachhaltig und abwechslungsreich immer wieder aufs Neue zum Anhören einlädt. Ja, ich finde sie geil, auch wenn die Platte in vielen Foren mächtig getrollt wird, doch was stört es den kalifornischen Mammutbaum, wenn sich die Sau dran reibt? Eben!
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The sick, the dying…and the dead
02. Life in hell
03. Night stalkers
04. Dogs of Chernobyl
05. Sacrifice
06. Junkie
07. Psychopathy
08. Killing time
09. Soldier on!
10. Célebutante
11. Mission to Mars
12. We’ll be back
13. Police truck
14. This planet’s on fire (Burn in hell)