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K-TOWN METALFEST 2018

27. & 28.07.2018 - Köthen


FREITAG

Was lange währt…Erst verabschiedet sich die Festplatte, dann ist die Cloud im Arsch und zu guter Letzt,,,ach…was soll’s, der Bericht von der zweiten Auflage des K-Town Metalfest in Köthen stand anfangs unter keinem guten Stern, wie auch unsere Anreise am ersten Tag, denn in der Nähe der von uns zu befahrenden A9 stand ein ganzer Wald in Flammen, so dass wir gezwungen waren, uns die Dörfer in der näheren Umgebung vom Süden Berlins etwas näher zu erkunden, was natürlich den Plan, rechtzeitig zur ersten Band auf dem Gelände zu erscheinen, unterminierte. Dennoch erreichten wir recht entspannt das Areal in einem Industriegebiet, welches mit einer räumlichen Nähe zum örtlichen Mäckes durchaus Pluspunkte vorzuweisen hatte und auch sonst recht angenehm anzuschauen war. Blöd nur, dass das dazugehörige Publikum ziemlich mit Abwesenheit glänzte, womit die erste von mir wahrgenommene Band The Lamplighters mit ihrem frischen und zum herrlichen Wetter passenden Punkrock mit gähnender Leere zu kämpfen hatten. Lag definitiv nicht an der Mucke der Lokalmatadore, sondern vielmehr am von mir immer wieder angemahnten Umstand, dass es scheinbar wichtiger ist, sich am heimischen Zelt die Lampen anzuschalten, als den spielenden Bands den Support zu geben, den sie verdient hätten.

Nach den ersten, ziemlich günstigen gerstenhaltigen Kaltgetränken und der Begrüßung mit einigen Bekannten, stand für mich eines der ersten Highlights auf dem Tableau, denn die Serben von Infest sind seit ihrem im letzten Jahr erschienenen Killeralbum "Addicted to flesh" ein gern gesehener Gast in meiner Playlist und konnten auch auf der Bühne meiner hohen Erwartungshaltung mehr als gerecht werden. Der herrlich krachende Death/Thrash Mix geht direkt ohne Umwege ins Großhirn und lies einen automatisch mitgehen. Frontmann Vandal brillierte nicht nur an der Gitarre, sondern auch später mit eloquenten Gesprächen in geselliger Runde. Ich kann nur hoffen, dass diese bärenstarke Band nach nunmehr 5 Alben endlich mal etwas bekannter und erfolgreicher wird und die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Ganz starker Vortrag.

Mit Eminenz stand nun eine der Dienstältesten deutschen Black Metal Bands auf der Bühne und schnell wurde klar, dass viele der Angereisten heiß auf schwarzmetallisches waren und obwohl dies nicht unbedingt meine bevorzugte Musikrichtung ist muss ich konsternieren, dass der Fünfer richtig Spaß machte. Das lag vielleicht auch an dem Umstand, dass nicht nur wild rumgeballert, sondern auch viel Wert auf Atmosphäre und schön schleppende Parts gelegt wurde. Wird also langsam mal wieder Zeit für neues Material auf Polycarbonat, denn nach dem 2011er Scheibchen „Nemesis noctura“ kam bislang nichts Neues hinterher, was allerdings nach diesem starken Auftritt durchaus für Verzückung meinerseits sorgen würde.

Ein weiteres Heimspiel gab es nun für die Viking Metaller von Thrudvangar, die mit einem beachtlichen Backkatalog von fünf Scheiben für mächtig Alarm sorgen sollten und mit Sicherheit auch wollten, doch irgendwie wollte das bei mir zu keinem Zeitpunkt wirklich zünden. Lag vielleicht zum einen an dem ziemlich undifferenzierten Sound und zum anderen an den sich immer wiederholenden Songfragmenten, die nicht unbedingt von musikalischer Kreativität zeugen. Ich schaute es mir zwar an, konnte aber mit diesem Amon Amarth-Sound für Arme nichts anfangen. Aber Meinungen sind ja wie Arschlöcher…jeder hat eins und das Publikum ging mit mir nicht unbedingt konform.

Da sind die Chemnitzer von Cytotoxin eine ganz andere Hausnummer, denn ihr brutaler Slam Death Metal, untermalt von dampfenden Atom-Mülltonnen, die das Fotografieren gänzlich unmöglich machten, fährt einem mächtig ins Gedärm und lässt einen automatisch das Tomahawk ausfahren. Leider wurde bei diesem Auftritt ein Umstand deutlich, der für ein erinnerungswürdiges Festival nicht unbedingt hilfreich ist: das Licht oder besser…das nicht vorhandene Licht. Auf der Bühne war es duster wie in einer Kirmes Geisterbahn, was der Spiellaune der Bande aber keinen Abbruch tat., denn mit dem bärenstarken "Gammageddon" Scheibchen im Rücken ballert es sich eben um ein Vielfaches entspannter. War stark, dennoch waren die Publikumsreaktionen im diesjährigen Chronical Moshers um ein Vielfaches intensiver.

"Struck by a murderous siege" heißt die Schlachtplatte aus dem Oktober 2016, welche mir die Schweden von Deranged ins Gedächtnis prügelte und dementsprechend heiß war ich darauf zu sehen und zu hören, wie das Quartett Nackenbrecher wie „Hello from the gutters“ oder „Cold icy hands“ live umsetzen würden. Leider gar nicht, denn hier wurde die Band ebenfalls Opfer eines unfassbar schlechten Sounds, was der Stimmung auf und vor der Bühne nicht sonderlich gut tat und diesen Gig gänzlich ruinierte. Ich hoffe inständig, dass die Skandinavier bei der im nächsten Jahr stattfindenden 22.Auflage des Protzen Open Air eine komplett andere Performance hinlegen werden, was zumindest nicht am Sound scheitern wird.

Die abschließenden Mist of misery schenkte ich mir dann, denn die nachmittägliche Hitze, das eine oder andere Bier und die langsam hochkriechende Müdigkeit veranlasste mich dazu, den Weg in Richtung Osternienburg zu unserem Herbergsvater Thomas einzuschlagen, um dort nach einem Vagina Pokalis (oder Scheidebecher) in einen komatösen Tiefschlaf zu fallen.


SAMSTAG

Nach einer mehr als erholsamen Nacht, einem ausgiebigen Frühstück und dem ersten Bier in praller Sonne, ging es gegen Mittag so langsam wieder in Richtung Köthen, um dem zweiten Tag meine Aufwartung zu machen. Der Blick gen Himmel verriet mir allerdings recht früh, dass heute nicht unbedingt mit durchgehend warmen Wetter zu rechnen sein würde. Einerseits gut für die Umwelt, für ein Open Air allerdings eher suboptimal.

Als erste „Band“ des Tages standen die Spanier von Mutilated Judge auf dem Speiseplan, doch wenn Ihr die Anführungszeichen seht werdet Ihr vielleicht ahnen, dass bei dem Zwei Mann Grindcore Kommando weniger um ein Zusammenschluss von Musikern handelt, sondern vielmehr um zwei völlig durchgeknallte Psychos, die unterstützt von einem nervigen Drumcomputer schreiend und wie von der Tarantel gestochen VOR der Bühne herumtobten und die an einer Hand abzuzählenden Nasen dennoch bestens unterhielten. Ganz ehrlich…mit Musik hatte das weniger zu tun, doch wenn das Publikum Spaß hat, sehe ich den Auftrag als erfüllt an.

Da sind deren Landsleute von Osserp natürlich ein vollkommen anderes Kaliber, die zwar ebenfalls dem Grind zugetan sind, dennoch diesen komplett als Band darbieten und mit einer fetten Prise Todesblei würzen. Das letzte Album "Al meu pa s'alca la mort" fand jedenfalls innerhalb unserer Redaktion mächtig Anklang und auch live konnten die Iberer den vorzüglichen Eindruck von CD bestätigen. Leider waren hier ebenfalls nur eine Handvoll Leute vor Ort, so dass der Großteil der am Zelt vor sich hin keimenden Ignoranten einen echt mächtigen Auftritt verpassten.

Im Vorfeld freute ich mich so richtig auf meine erste livehaftige Begegnung mit Mallevs Malificarvm und Frontbüffel Robse, die mich 2016 mit ihrem Debüt "Homo humini lupus" so richtig wegflankten und nun den Beweis antreten mussten, ob der technisch hoch anspruchsvolle Black Metal auch live funktioniert. Tat er und obwohl die Jungs mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hatten, funktionierten die hochkomplexen Kompositionen großartig. Robse war natürlich einmal mehr Entertainment-technisch auf Level 10 („Klatschen ist christlich“) und grunzte die anwesende Belegschaft in Grund und Boden. Doch erneut muss ich schimpfen, denn wo waren die Zuschauer, die diesem wirklich grandiosen Auftritt mit ihrer Anwesenheit den würdigen Rahmen hätten geben müssen?

Für die Reutlinger von Casket wurde es nun etwas ärgerlich, denn so langsam zeigte sich das anhaltinische Wetter von seiner grummeligen Seite, wobei der heftige Regenguss noch ausstand, viele der Besucher es aber schon jetzt vorzogen, sich einen sicheren Unterstand in der Nähe zu sichern und somit die Fluktuation vor der Bühne erneut zu wünschen übrig ließ. Mehr als verwerflich, denn das Trio ballerte ordentlich und zeigte sich von seiner dunkelsten Seite…ebenso wie der Himmel, der dann pünktlich zu Drill star autopsy seine Schleusen öffnete und selbst mich zur Flucht zwang. Mehr als schade, denn ich mag die Jungs aus der Lutherstadt Eisleben, habe sie auch schon des Öfteren live erlebt und hätte mich gerne ordentlich frisieren lassen. Next time.

Achja…meine kleinen Sorgenkinder von Albez Duz, die mich an guten Tagen (Pestbaracke) komplett umhauen, an schlechten Tagen (Support bei Primordial) ordentlich langweilen…was sollte es also heute werden? Um es gleich vorweg zu nehmen, sie nagelten mich komplett an die Wand, hatten den wohl besten Sound des gesamten Festivals und begeisterten mich komplett. Ich lehne mich sogar soweit aus dem Fenster und behaupte, hier die beste Band des Wochenendes gesehen zu haben. Die Riffs trafen voll ins Schwarze, die Rhytmussektion bohrten einem Löcher in die Trommelfelle und Frontmann Alfonso wirkte hochmotiviert und konzentriert. Musikalisch natürlich ein Farbtupfer in einem ansonst recht harten Billing, dennoch konnten sich einige Bands hier ein dickes Scheibchen in Sachen Heavyness abschneiden. Sieg auf ganzer Linie.

Ok, Lifeless haben natürlich auch abgeliefert, doch im Gegensatz zu Albez Duz war dies keine besondere Überraschung, sind die Dortmunder doch nun schon länger eine feste Konstante in der ansonsten sehr schnelllebigen Musikwelt und wer solch pfeilschnelle Granaten wie "The occult mastery" im Rohr hat, braucht sich der anschwellenden Begeisterungsstürme nicht zu erwehren. Ok, auch hier machte zeitweilig die Technik den Auftritt zu einer Geduldsprobe, doch Front Assassine Marc hatte alles fest im Griff und lotste das todesbleiernde Schiff gekonnt durch die technischen Untiefen. Natürlich wurde zum Schluss noch „Left hand path“ zu Ehren der ECHTEN Entombed (nicht dieser verkackte a.d. Mist) als Ehrerbietung intoniert und ich bekam mit Gitarrist Jan wohl DAS Selfie des gesamten Wochenendes. Wer eine Konstante im Death Metal sucht, wird bei Lifeless mehr als fündig.

IXXI war mir im Vorfeld nicht die Bohne bekannt und das wird sich nach dem Auftritt auch nicht sonderlich ändern, denn der schwarzmetallisch angehauchte Thrash Metal aus der schwedischen Landeshauptstadt war nicht besonders originell, ziemlich lustlos vorgetragen und einfach austauschbar und nicht einmal im Ansatz der darauffolgenden Doom Death Walze von Ophis gewachsen, die allerdings nicht unbedingt als festivaltauglich einzustufen sind. Technisch und musikalisch natürlich außer Frage brillant, doch zum Ende hin will man doch ein klein wenig mehr abhotten, feiern und sich nicht mit einem schweren Gemüt herumplagen. Das war echt schwere Kost, nicht schlecht, aber ziemlich unverdaulich.

Nun wurde es echt fatal, denn Thulcandra, auf die ich mich wie Bolle gefreut hatte, bekamen den geballten Frust der scheinbar überforderten Technik ab, die sich strikt weigerte, den Bajuwaren die nötige Power zu liefern, die sie für die Verrichtung ihres Tagwerks benötigt hätten. Zeitweilig war das gesamte Gelände in Düsternis gehüllt, dazu nieselte es und das vegane Mehrschaumsüppchen an Gerste verlor ebenfalls an Bedeutung. Nach einer Verzögerung von über einer Stunde gaben die Düsterheimer dann doch noch den Umständen entsprechend Gas, tappten zwar zeitweilig aufgrund des stark limitierten Bühnenlichts im Dunkeln, nahmen die Situation aber wie Profis und erspielten sich damit eine Menge neuer Freunde. Dummerweise hatte ich danach die Lust verloren, noch weitere Zeit auf Abbath und seine Bömbers zu warten, die dann aber laut Zeugenaussagen einen Mördergig spielten und für viele Unwegsamkeiten mehr als entschädigten.

Ein nettes Fest, welches durchaus mehr Zuschauer verdient hätte, dafür aber ein wenig mehr in Werbung investieren sollte, wie mir einige Eingeborene mit auf den Weg gaben. Vielleicht sollte Veranstalter Kai als Alleinunterhalter ein wenig an Verantwortung abgeben, damit die nächsten Ausgaben des K-Town Metalfestes noch besser werden, als die jetzt von mir besuchte zweite. Sofern es in den Kalender passt, werde ich auch im nächsten Jahr mal in Köthen vorbeischauen.


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