MADBALL | STRIFE | RISE OF THE NORTHSTAR | BACKTRACK | FURY OF FIVE | ADDITIONAL TIME
17.02.2015 - Berlin @ SO36
Ein mehr als nettes Package welches sich unter dem Banner „Rebellion-Tour“ zusammenfand, um an diesem Abend das SO36 zu rocken und wie nicht anders zu erwarten war, platzte der Kultclub aus allen Nähten, was durchaus gut für den Veranstalter und die Bands ist, für den Zuschauer allerdings zuweilen eine etwas größere Geduldsprobe in Bezug auf Biernachschub oder Besuch des Abortes darstellt. Doch drauf….äääh….lassen wir das…
Da ich die Nacht vorher aufgrund einer heftigen Erkältung und einem daraus resultierenden permanenten Husten kein Auge zugemacht hatte war mein eigentlicher Plan, mich während den Bands in der Mitte des Pits zu platzieren, um durch heftiges Hin- und Her-Geschiebe nicht auf der Stelle einzupennen, doch schon bei der ersten Band geriet dieses Unterfangen in Verzug, da bei den Saarländern von Additional time noch nicht allzu viel Leute vor der Bühne standen und die 4 Hansels, die einmal mehr wie die Geistekranken herumruderten und unbeteiligten Leuten einfach mal in den Rücken sprangen, musste ich mir echt nicht geben. Musikalisch waren die Jungs in meinen Ohren mehr dem Metalcore zuzuordnen, was beileibe nicht schlecht ist, aber auch nicht unbedingt sehr originell rüberkam. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Mannen aus Saarlouis von einem mehr als geilen Sound profitierten und sich damit durchaus ein paar neue Freunde erspielten. Guter Opener, wenig spektakulär…
Die NJ HC Bollos von Fury of Five standen nun auf dem Speiseplan und es wurde schnell klar, wie öde diese Truppe war. Da half auch nicht das angespielte „Raining blood“ von Slayer, was ich bei dem limitierten handwerklichen Geschick des Fünfers eher als Gotteslästerung statt Auflockerung ansah. Witzig war auf jeden Fall Frontklops James, der irgendwie wie eine Mischung aus Hulk Hogan und Heino über die Bühne rumpelte und dabei keifte wie ein Kleinkind, dem man den Lolli stibitzt hat. Ok, insofern kann man schon von einem hohen Unterhaltungswert sprechen, doch musikalisch war das Magerquark.
Ich freute mich nun auf die New Yorker von Backtrack, die ich seit ihrem letzten Album „Lost in life“ ehre und schätze, musste aber doch etwas grinsen, als Frontmann James mit einem New York Knicks Trikot auf die Bühne kam…beflockt mit Amar’e Stoudemire, der tags zuvor zu den Dallas Mavericks wechselte, was natürlich für die Fans besagter New Yorker einem mittelschweren Erdbeben gleichkommt. Egal…es wurde losgebraten…und es folgte ziemliche Ernüchterung. Musikalisch klasse, unterstützt von einem erneut perfekten Sound, wollte der Funken zu keinem Zeitpunkt überspringen und gerade der Fronthüpfer hatte mehr damit zu tun, textunsicherten Besuchern der ersten Reihe das Mikro unter den Gesichtserker zu halten, als selbst zu singen. Sorry, sowas kann ich machen, wenn ich a) den entsprechenden Bekanntheitsgrad habe und b) die Leute meine Texte auch kennen. Somit wollte kein echter Fluss aufkommen, doch das schreibe ich mal ein klein wenig der Nervosität des ersten Gigs der Tour zu und hoffe, Backtrack bald noch einmal in Augenschein nehmen zu dürfen, denn das kann wirklich nicht alles gewesen sein…
Jette war schon weit vor diesem Auftritt nervös und aufgeregt, denn nun sollten ihre momentanen Faves aus Frankreich die Bühne entern und ich muss schon zugebenen, dass die Einheitsklamotten von Rise of the northstar ne Menge ausmachen….aber die Mucke? Naja…ich bin scheinbar einer der Wenigen, die mit dieser Art Hardcore überhaupt nichts anfangen kann, denn die Franzosen machen auf mich immer den Eindruck, als ob sie als Metal Band angefangen haben, doch nicht wussten, in welche Richtung sie gehen wollen und sich einfach sagten: Ach komm, dann machen wir halt Hardcore. Dem Volk schien meine Meinung eh komplett egal und es war bei Songs wie „Dressed all in black“, „The new path“ oder „Samurai spirit“ eine Menge Bewegung in den ersten Reihen. Ich jedenfalls war persönlich froh, wie der Gig vorbei war, passierte aber eine Menge frohlockender Menschen, die bei den Jungs vollkommen freidrehten. Is ja auch ok, doch meins ist und wird das nicht…
Als vorletzte Band des Abends enterten Strife die Bühne und ich war neugierig, wie die Leute zu dem Los Angeles Hardcore abgehen würden…und wurde nicht enttäuscht! Da war Schmackes hinter und das Quartett ließ sich von der nun ausufernden Stimmung anstecken…aaaaber…lachen mussten wir schon, als bei den ersten Takten einige Pöbler nach vorne drängten, zwei Minuten im Kreis liefen, um danach vollkommen erschöpft wieder nach hinten zu taumeln. Sorry, aber wenn man schon so eine Welle schiebt, sollte man auch mehr als ein halbes Lied im Pit durchhalten, ihr Luschen. Das tat unserer Stimmung aber keinen Abbruch und somit verfolgten wir einen mehr als energetischen Gig, der absolut Bock auf mehr macht.
Doch an dem heutigen Headliner führt einfach kein Weg vorbei, denn Madball präsentierten sich wie ein Guss, wie eine Einheit und einfach wie die wohl verfickt geilste HC Combo auf diesem wurmverseuchten Planeten!!! Der Sound war fast CD artig und die Band agierte so derbe straight, dass man sich dieser Faszination zu keiner Sekunde entziehen konnte. Freddy war prächtig bei Stimme, die Riffs von Mitts zerschnitten die nun langsam dünner werdende Clubluft und die Rhythmus Sektion um Miike Justian und Bass-Brocken Hoya legte einen saufetten Teppich, der sich tief in die Eingeweide bohrte. Die Setlist war großartig und es war einfach eine Wonne, diese fantastische Band nach vielen Festivalauftritten endlich mal wieder im Club zu sehen, denn da gehören sie einfach hin. Irgendwie verging dann auch bei diesem unfassbar brillanten Auftritt die Zeit wie im Fluge und als Madball ihre letzten Töne ausgespuckt hatten, machte sich ein zufriedener und komplett ausgepowerter Mob auf dem Weg nach draußen in der Gewissheit, einen großartigen Abend verlebt zu haben…HC lives!!!
Setlist:
Set it off
Hardcore lives
Can’t stop, won’t stop
DANN
Smell the Bacon
Get out
The beast
Born strong
Hold it down
Infiltrate the system
Never had it
Down by law
Lockdown
100%
New York City
All or nothing
Form y enemies
Heavenhell
Across your face
It’s my life (AF)
Look my way
Doc Marten Stomp
Pride (Times are changing)
Hardcore still lives