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Live on Stage Report: WATAIN | ULTIMA NECAT
17.08.2024 - Rostock @ M.A.U.Club
Wenn sich in unser kleines Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bekannte oder zumindest bekanntere Metal Bands verirren, gilt es hierzulande aufzuhorchen. Okay, das sollte es jedenfalls. Denn vor allem dem hiesigen Metal Club „Bangers & Maniacs Schwerin“ ist es zu verdanken, dass in der Landeshauptstadt oder eben in Rostock immer wieder gewisse Größen auftreten. Diesmal also sollten die schwedischen Black Metal Bastarde von Watain ihr Unwesen treiben und wie sie das taten, war ein wahres Fest für dunkle Gemüter…
Zuerst jedoch bereiteten Ultima Necat das Publikum auf die schwarze Messe vor. Warum (recht kurzfristig) die zuvor angekündigten lokalen Black Thrasher von Necromancer nun nicht mehr den Support Platz inne hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Und apropos Kenntnis – über Ultima Necat konnte ich bislang nicht viel in Erfahrung bringen. Auch im Nachhinein ist die Recherche mühsam. Was allerdings schnell ins Auge sticht ist, dass die recht unbekannte Band schon eine Vielzahl bekannter Acts supporten und auch auf dem diesjährigen In Flammen spielen durfte. Hut ab, das nenne ich mal Senkrechtstart. Hätte es Tonträger zu erwerben gegeben, hätte wohl nicht nur ich zugegriffen. Denn das Trio lieferte einen sehr soliden Einstieg in den finsteren Abend, der der Menge gefiel. Herrlich heißeres Gekeife, eine sägende Gitarre, aber auch schwer groovende, doomig angehauchte Passagen gingen gut in Ohr und Nacken. Nach einer halben Stunde war die Nummer auch schon durch und es bleibt ein positiver Eindruck von Ultima Necat zurück. Da hoffe ich doch, bald mehr über die Truppe zu erfahren.
Nun aber alle nochmal schnell aufs Klo, an die Theke oder nach draußen zum Rauchen, denn in Kürze sollte der wahre Spuk des Abends losgehen. Das Bühnenbild bereitete den Angereisten schon ein breites diabolisches Grinsen: Knochen über Knochen, etliche (manch einer würde sagen „umgedrehte“) Kreuze, Säulen, Ketten, Kerzen und und und – welch ein martialischer Anblick; der Gehörnte wäre begeistert. Watains Jünger waren es allemal und fotografierten schon vor Konzertbeginn wie die Wilden.
Dann war es soweit. Das Licht im Saal wurde dunkler, die Bühne rot erleuchtet und begleitet vom Intro und angeführt vom Fackeln tragenden Erik liefen die Schweden ein. Nachdem die letzten Lichtquellen entzündet wurden, warf der Fronter die zwei noch brennenden Fackeln den Leuten in der ersten Reihe zu – knapp am Kopf meiner im Fotograben hockenden Frau vorbei, die an dieser Stelle einen Dank fürs Fangen überbringen lässt. Auf diesen eindrucksvollen Einzug folgte mit „Hymn Of Qayin“ der Opener Track. Selten live erlebt überraschte die Nummer mich angenehm, auch wenn hier noch nicht der beste Sound vorherrschte. Darauf folgte ein absoluter Watain Klassiker und gleichermaßen ein Muss: „Devil’s Blood“ versprühte Dunkelheit und Nostalgie - und außerdem eine dicke Ladung mächtig miefiges Blutes für die ersten Reihen. Während ein Ordner und manche anderen Anwesenden ein wenig schockiert wirkten, genossen diverse Fans diese unheilige „Taufe“ geradezu.
Erneut bedienten sich die Schweden nun bei „Lawless Darkness“ (2010) und präsentierten mit „Four Thrones“ wieder einen Titel, den ich noch nicht allzu oft von ihnen live dargeboten bekam – und auch dieser verfehlte seine Wirkung nicht. Mit „Sacred Damnation“ gab es einen Gruß aus dem Jahr 2018 vom „Trident Wolf Eclipse“-Album. Sänger Erik Danielsson agierte gewohnt präsent und mit einem gewissen Hang zum Wahnsinn, übte sich aber nicht in Distanz zum Publikum sondern nahm dieses völlig mit – sogar bis zu den Anfangstagen der Band:
Mit den Fragen „Who came out to fight tonight? Who came out to fuck? Who came out to bang his fucking skull? Who came out to die?“ und dem Versprechen, im nächsten Song die Gelegenheit für all dies zu bekommen, leitete er zu „Angelrape“ vom Debütalbum „Rapid Death’s Curse“ aus dem Jahre 2000. Mit dieser Ansage und dem ohnehin brachialen Song war die Meute nun einmal mehr angezündet und drehte mächtig frei. Auch ich staune, dass mein Kopf heute noch da sitzt, wo ich ihn noch vor dem Konzert trug… Der anschließende „Kiss of Death“ transportierte die Anwesenden dann abermals ins Jahr 2010.
Nach den vielen Ausflügen in die Vergangenheit wurde es nun langsam Zeit für jüngeres Material. Über das Instrumental „Not Sun Nor Man Nor God“ kamen die schwedischen Teufelsanbeter zu „Before The Cataclysm“ und „Septentrion“ vom 2022er „The Agony & Ecstasy Of Watain“ – beides großartige Nummer, die durch den Mix aus Aggressivität und Geschwindigkeit, aber auch Epik und Melodie nur so glänzen. Überhaupt sind dies ja Zutaten, wie Watain sie wie kaum eine andere Band verbinden. Stets regiert eine beklemmende, fast unheimliche Atmosphäre, ständig gibt es mit der Dornenkeule paar um die Ohren und doch gelingt immer wieder der Spagat zu anspruchsvollen Melodien, die sich zu immer größeren Ebenen erspielen.
Dies demonstrierte zum Abschluss auch „Malfeitor“ (ebenfalls vom „Lawless Darkness“) einmal mehr. Nach dem in der Vergangenheit häufig beschließenden Übersong „Waters Of Ain“ avanciert dieser nun seit geraumer Zeit als Rausschmeißer. Und wenn es eben nicht die angesprochene Hymne ist, so ist die Wahl auf diesen Track ebenfalls sehr gelungen. Mit den Worten „I am of my father the Devil and the lusts of my father I will do“ und der anschließenden Zeremonie entlassen Erik und seine Mannen die sichtlich zufriedene Menge in die Nacht. Welch eine Show, welch ein Abend, welch eine Band – jeder Zeit wieder!