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Live on Stage Report: OVERKILL | ANGELUS APATRIDA | ONE MACHINE

04.09.2024 – Köln @ Live Music Hall


In Kürze reisen OVERKILL zusammen mit KING DIAMOND und NIGHT DEMON durch die USA. Das Paket, welches die Thrash-Metal-Legende geschnürt hat, um damit ihren Fans diesseits des Atlantiks im Rahmen ihrer „Scorching Europe“-Tour ihre Aufwartung zu machen, fiel leider erwartungsgemäß weniger spektakulär aus. Trotzdem stellt ein Konzert von Bobby Blitz Elsworth und Co. immer einen Pflichttermin dar. Und daher zögerte ich auch nicht, als die Jungs in der Kölner Live Music Hall ihre Zelte aufschlugen.

Den Anfang machte die internationale Truppe ONE MACHINE. Die gaben mit engagiertem Stageacting und durchaus sympathischen Ansagen zwar ordentlich Gas. Das Manko stellten allerdings die dargebotenen Songs an sich dar, von denen sich nach dem halbstündigen Stelldichein nicht einer nachhaltig im Gedächtnis bleiben konnte. Trotzdem habe ich auch schon schlechtere Opener erlebt. Das sahen die anderen Anwesenden in der bis zu diesem Zeitpunkt maximal halb gefüllten Halle wohl ähnlich und quittierten den Auftritt letztlich mit angemessenem Applaus.

Setlist ONE MACHINE:
Forewarning
The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth
The Final Cull
New Plane Of Existence
Armchar Warriors
Into My World

Danach folgte dann eine für mich deutlich interessantere Band. ANGELUS APATRIDA konnten in der Vergangenheit in ihrem Heimatland Spanien sogar den ersten Platz in den Charts einnehmen. Und auch hierzulande scheint ihre Fangemeinde stetig anzuwachsen. Davon zeugten die verhältnismäßig zahlreichen ANGELUS-APATRIDA-Shirt-Träger im Publikum. Und das führte folgerichtig dann auch dazu, dass die Jungs vom ersten Moment an quasi ein Heimspiel hatten.

Mit ihrem modern geprägten, aber gleichzeitig hartem Thrash-Metal passten sie natürlich auch besser zur musikalischen Gesamtausrichtung des Abends als der etwas handzahmere Metal der ersten Band. Geboten wurde ein guter Querschnitt durch die eigene Diskographie, bei dem mit „Snob“ und „Cold“ vom aktuellen Album „Aftermath“ und dem Megatrack „Indoctrinate“ vom selbstbetitelten Vorgänger wirklich schmackhafte Nackenbrecherkost aufgetischt wurde. In Sachen Bühnenpräsenz macht den Jungs auch so schnell niemand etwas vor. Eine Band, die auf jeden Fall auf dem Zettel eines jeden Thrash-Sympathisanten ziemlich weit oben stehen sollte und von der man mit Sicherheit in Zukunft auch hierzulande noch sehr viel mehr hören wird.

Setlist ANGELUS APATRIDA:
One Of Us
Snob
Indoctrinate
Cold
We Stand Alone
Give ‘em War
Sharpen The Guillotine
You Are Next

Doch auch ihr gelungener Auftritt ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier an diesem Abend schlussendlich das Sagen haben würde. Dass OVERKILL nie ganz oben auf dem absoluten Olymp angekommen sind, halte ich zwar nach wie vor für unangemessen. Denn genug Klassiker für die Ewigkeit haben sie zweifelsohne im Gepäck. Die Band selbst scheint das aber nicht zu stören, hat sich seit jeher ihre raue und authentische Streetcredibility bewahrt und liefert seit Jahren gute bis sehr gute Alben ab, die den zuhauf existierenden eigenen Klassikern in Sachen Qualität und Räudigkeit in nahezu nichts nachstehen. Trotz allem gab es dieses Mal im Vorfeld jedoch auch ein paar Punkte, die zusätzliche Spannung aufkommen ließen. So verkündete Schlagzeuger Jason Bittner erst kurz vor Beginn der Konzertreise seinen sofortigen Ausstieg bekannt. Zwar sind bei OVERKILL Wechsel in der Hintermannschaft nichts Ungewöhnliches, aber so kurz vor Tourstart lässt eine solche Neuigkeit natürlich erst einmal aufhorchen.

Aber auch bei den beiden verbliebenen einzigen Urmitgliedern zeichneten sich ein paar Fragezeichen ab. So ließ Sänger Bobby Blitz zuletzt durchblicken, dass sein Mitstreiter und Bass-Legende D. D. Verni nur wenige Stationen der Tour absolvieren könne, da er sich aufgrund anhaltender Schulterprobleme erneut unters Messer legen müsse. Ob er daher an diesem Tag in Köln dabei sein würde, war im Vorfeld bis zuletzt nicht genau herauszufinden.

Umso erleichterter war ich, als er während des Intros, zwar mit getapten Schultern, aber mit ordentlich Feuer im Blick, die Bühne betrat. Denn gerade das Zweigespann aus Elsworth/Verni ist immer noch das Salz in der Suppe einer jeden OVERKILL-Show.

Das Set eröffnete dann erwartungsgemäß der Titeltrack des letztjährigen Hammeralbums „Scorched“. Im Anschluss daran wurde dann mit „Rotten To The Core“ und kurz darauf mit „Hello From The Gutter“ ein paar der größten Hits direkt zu Anfang rausgeschmettert. Das macht eine Band eigentlich nur, wenn sie entweder direkt zu Beginn ihr gesamtes Pulver gleich verschießen will, oder, wie in diesem im Falle, weiß, dass man darüber hinaus noch mehr als genug großartige Thrash-Granaten im Gepäck hat, um danach die Spannung nicht abfallen zu lassen.

Nur wenigen Bands verzeihe ich es, wenn sie nach fast 40-Jährigem Bestehen viele Songs neueren Datums ins Set einfließen lässt. OVERKILL ist so eine Band. Dafür waren die letzten Veröffentlichungen, vor allem seit dem Überalbum „Ironbound“, einfach zu stark, als dass man sie nicht live aufführen würde. Eine andere Band, auf die das für mich in gleichem Maße zutrifft, ist höchstens noch KREATOR. Als Beweis dafür dient der Titelsong des gerade angesprochenen Überalbums von 2010. Eine Hymne, bei der die Band sich und ihre Verbindung zu ihren treuen Fans feiert und die sich längst als moderner Live-Klassiker etabliert hat. Aber auch andere aktuellere Songs, wie das geniale „Mean, Green, Killing Machine“, „The Surgeon” oder „Electric Rattlesnake“ lassen die Temperatur in der Halle weiter steigen und zeigen, dass OVERKILL immer noch mit der Kraft einer jungen wilden Gang umherziehen, der man sich nur allzu gerne mit Ketten und Baseballschlägern bewaffnet anschließen möchte, um die nächste Revolte anzuzetteln.

Auch die Bandmitglieder selbst lassen trotz der zuvor beschriebenen besonderen Umstände in angeschlagenem Zustand nichts anbrennen.  Der neue Schlagzeuger Jeramie King, bekannt unter anderem von VENOM INC., passt sowohl optisch als auch spielerisch perfekt zu dem rauen und punkigen Thrash der Band. Die beiden Gitarristen und Dave Linsk und Derek Tailer beackern von ihrer jeweilige Bühnenseite aus die Halle souverän, wobei besonders letztgenannter neben seinem durchaus anspruchsvollem Spiel noch die Zeit für zahlreiche witzige Gesten und Gesichtsausdrücke findet, um seinem Teil des Publikums immer wieder ein Schmunzeln zu entlocken. Ein wirklich wahnsinniger Typ, der seine Parts so locker runterspielt, als könne er dabei locker noch einen Pullover stricken.

Und auch die beiden Köpfe der Band gaben alles. Grade Sänger Blitz, der mittlerweile ein außerordentliches Knautschgesicht besitzt, nimmt immer wieder vom Bühnenrand Anlauf, schnapp sich sein Mikro und kratzt, bellt und beißt wie ein tollwütiger Hund. Aber auch D. D. Verni ist trotz seiner Einschränkungen in der Lage, eine absolut energetische Show abzuliefern, wie man es von ihm gewohnt ist. Gerade, wenn man weiß, dass er eigentlich auf dem Zahnfleisch geht, zollt man ihm dafür noch mehr Respekt.

Natürlich wurden letztlich auch genug zahlreiche Gassenhauer der Marke „Horrorscope“, „Deny the Cross“, „Elimination“ oder „In Union We Stand“ gespielt, sodass auch die Old-School-Puristen sich an diesem Abend gut abgeholt gefühlt haben dürften. Daneben schafften es aber auch einige Überraschungen ins Set. Wobei ich mich persönlich besonders über „Necroshine“ von gleichnamigen und sträflich unterbewerteten 90er-Jahre-Werk gefreut habe, bei dem Bobby mit seinen hohen Schreien den anwesenden Leuten mehrfach die Birne absägte, sowie „E.vil N.ever D.ies“, welcher zu meinen absoluten Lieblingssongs gehört, den ich aber noch nie zuvor live erleben durfte.

Als dann das obligatorische „Fuck You“ der Abend standesgemäß beendete und zahlreiche Mittelfinger in die Luft gereckt wurden, konnte man sehen, dass nicht nur ich meinen Spaß hatte, sondern auch der Rest des Publikums, in der letzten Endes doch sehr gut gefüllten Live Music Hall. In diesem Zustand darf OVERKILL noch viele, viele Jahre weitermachen. Und auch, wenn die US-Fans ein noch prächtigeres Menü auf den Teller bekommen, war es doch wieder einmal ein mehr als gelungener Abend mit der Thrash-Legende aus New Jersey.

Und wie sagte mein guter Bekannter Martin, dem ich während der Show über den Weg gelaufen bin, so treffend: „OVERKILL haben nach all den Jahren nichts von ihrer Energie verloren!“. Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen.

Setlist OVERKILL:
Scorched
Rotten To The Core
Bring Me The Night
Hello From The Gutter
Deny The Cross
Electric Rattlesnake
Mean, Green, Killing Machine
Necroshine
Horrorscope
Under One
The Surgeon
Ironbound
Elimination
In Union We Stand
E.vil N.ever D.ies
Fuck You


JÖRN

Fotocredits: Martin Erlewein



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