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Live on Stage Report: Hellish Expectations European Tour 2024
MIDNIGHT | CYCLONE | HIGH COMMAND am 27.04.2024 - Berlin @ Lido
Eine komplette Unbekannte, eine thrashende Legende und natürlich die Thrash Punks aus Cleveland. Dieser Samstagabend versprach ein verdammt spannender und interessanter zu werden. Und dazu noch im Lido, der in Berlin tatsächlich zu einem meiner Lieblings-Locations gehört, vor allem auch aus dem einfachen Grund, da es dort Duckstein vom Fass gibt. Da allerdings die Hütte heute zum Bersten gefüllt war, erwies sich die Beschaffung des edlen Hopfen-Getränks als ziemlich zeitraubend.
Selbst beim Opener, den thrashigen High Command aus Wocester, Massachusetts, die mit bis zu diesem Abend wirklich nichts sagten, drängte sich schon eine beachtliche Menge an Leuten vor der Bühne und die feierten das Quintett gnadenlos ab. Völlig zu Recht, denn die Mucke fuhr einem sofort in den Nacken, war herrlich rifflastig, richtig schön fett und vor allem die bollo-Vocals von Frontmann Kevin Fitzgerald passten großartig zu den etwas Crossover-lastigen Kompositionen der Mannen von der Ostküste. Sechssaiter Mike Bonetti betritt die ersten Songs noch mit dicker Wollmaske, was aufgrund der stetig steigenden Temperaturen im Laden vielleicht nicht die schlauste Entscheidung war und er sich dieser nach dem dritten Song dann entledigte. Ich fand die Mischung des hier Gezeigten echt bärenstark, hatte mächtig Spaß und war nur ein bissken grummelig, dass die Shirts von High Command mehr wie ein 8-Bit Versuch einer Grundschule aussahen und ich somit auf ein bedrucktes Leibchen für meine Sammlung verzichtete. Bockstarker Opener, der mächtig anheizte.
Der Laden wurde nun zusehends voller und so langsam versammelten sich auf die Punks vor der Bühne, um sich bei Midnight den besten Platz zu sichern. Und dennoch wurden die nun folgenden Cyclone ebenso begeistert begleitet, wir High Command vorher. Für mich persönlich waren die Belgier einer der Hauptgründe für mein heutiges Erscheinen, denn gerade das 1986 veröffentlichte „Brutal Destruction“ ist bis heute ein mehr als gern gesehener Gast auf meinem Plattenteller und wurde mit 5 Songs ebenso gebührend gefeiert wir das danach nicht minder starke „Inferior to none“ aus dem Jahr 1990. Und vor allem die Performance auf dem Keep it True im Vorjahr ließ Großes erahnen. Und genauso kam es!
Gerade Bütcher Gitarrist Kevin aka KV Bonecrusher ist live eine Bereicherung für den brutalen Sound der Mannen aus Brabant, bei denen das Ur-Mitglied und Bandgründer Guido Gevels am Mikro keineswegs wie Jemand performt, der vor 34 Jahren das Mikro an den Nagel gehangen hat. Der Sound war brutal, die Stimmung gut und selbst der ärgerliche Umstand, dass man sich vor der Tour wohl nicht bewusst war, wie schnell Cyclone Shirts vergriffen sein könnten, schmälerte diesen furiosen Gig zu keinem Zeitpunkt. Eine Reunion, die live für mich mehr als Sinn macht und ein wenig die Hoffnung schürt, auch mal neues Material von dieser abartig geilen Band zu Gehör zu bekommen, denn wie man hier Klassiker der Marke „Prelude to the End“, „Fall under his Command“ oder dass bis heute furiose „In the Grip of Evil“ auf die Bühne gebracht hat, war mehr als aller Ehren wert. Fantastischer Auftritt!
Das bei Althenar und seinen beiden Compadres nun vollkommen der Punk abgehen würde, war mir von vornherein und als die ersten Töne des etwas schleppenderen „Vomit Queens“ aus den Boxen dröhnte, befand ich es für eine gute Idee, mich ein wenig an die Seite zu stellen. Der Mob raste und Midnight ballerten aus allen Rohren, waren nur unterwegs und versprühten einen herrlichen Retro-Punk-Charme, dem sich kaum einer entziehen konnte. Überall wurde gemosht, die Haare geschüttelt und nach jedem Song die Band frenetisch abgefeiert. Selbst Textsicherheit war vorhanden und so wurden sogar neue Songs wie das überragende „Expect total Hell“ aus allen Kehlen lautstark mitgegrölt. Die Iros flogen durch die Halle und angestachelt von dieser positiv aggressiven Stimmung legte sich das Trio komplett ins Zeug und präsentierte einen schönen Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen, welches das Publikum dankend annahm und diesen Abend zu einer extrem geilen Geschichte werden ließ, die noch Tage später nachhallte. Auch in meinen Ohren.