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Live on Stage Report: DEPRESSIVE AGE | MAINPOINT

05.05.2023 - Rostock @ Peter-Weiss-Haus




Eisigkalte Rauchwolken und höllenheiße Mugge!

Es war einmal, im Pleistozän, oder ooch 11, man weiß es nicht genau. Der eiserne Vorhang jedenfalls war noch geschlossen. Der noch jugendliche Gassi fuhr nach Wittbrietzen, einem idyllischem Örtchen im Spargelanbaugebiet rund um Beelitz. Aber das tut hier nichts zur Sache.

Im dortigen Veranstaltungssaal traten Blackout und Desaster Area auf. Zwei Bands, die ich bis dahin noch nie gesehen habe. Sicherlich bringe ich hier einiges durcheinander. Ist ja auch schon so lange her. Vielleicht kann mich hier einer meiner unzähligen Experten berichtigen. Blackout und Desaster Area waren eigentlich ein und dieselbe Band, die ihr Programm aber in zwei Teile teilten. Während Blackout eher dem Thrash Metal zugetan waren und Anthrax, Metallica oder Slayer coverten, legten sich Desaster Area eher auf Black Metal fest. Sowas hatte ich bis dahin in der Deutschen Demokratischen Republik noch nie gesehen.

Variabel waren nur die Sänger, wenn ich mich noch recht erinnern kann. Als dann bei Desaster Area ein Typ namens Brutus auf der Bühne erschien, in Mönchskutte und mit weiß bemalten Gesicht, fielen im gesamten Raum die Kieferlinge aus der Fresse. Ein unglaubliches Bild, was sich für immer in meinem Kleinhirn eingebrannt hatte.

Beide Bands gab es kurz darauf nicht mehr, weil die Musiker geschlossen Ausreiseanträge stellten. Erst Anfang der 90er hörte man wieder von ihnen. Im Westen gründeten sie die Band Depressive Age und brachten 4 von Kritikern und Fans viel beachtete Werke auf den Markt. Dabei ließen sie sich nie wirklich in eine bestimme Stilrichtung stecken. Thrash, Progressive, Gothic, Rock. All das vereinte die Band auf eine einmalige, unverwechselbare Art.



Der immer etwas weinerlich wirkende Gesang von Jan Lubitzki gab dem Ganzen dann nochmal eine ganz besondere Note. Leider war nach 4 Alben Schluss und man hörte von den Musikern so gut wie gar nichts mehr.

Umso begeisterter waren wir, als Anfang dieses Jahres Gerüchte die Runde machten, sie würden sich, so gut es geht reformieren. Ich war von Anfang an ganz hibbelig. Konzertankündigungen und Trailer ließen die Vorfreude ins unendliche ausufern.

Und endlich war es soweit. Wir packten uns unseren Bodo in Lübeck ins Auto, wo er auch brav gerade saß und düsten in die Hansestadt Rostock ins Peter Weiß Haus. Der Saal hat die richtige Größe, nicht zu groß, nicht zu klein. Jemütlich ooch. Der angrenzende Biergarten war voller schwarz gekleideter Leute. Manche sogar mit kurzen Hosen, obwohl es arschkalt war. Draußen also eher unjemütlich. Egal. Wir verhafteten ein Bierchen und begannen die Begrüßungsorgie, denn zahlreiche Bouletten aus der Hauptstadt der DDR hatten sich ebenfalls in Rostock eingefunden. Heike, Tilo, unser Thälchen nebst Tochter, Lars, Jacky und Steini aus Schwerin. Der Abend begann fantastisch und er wurde immer besser. Geht eigentlich nicht, ist aber so.

Es war irre geil all diese kaputten, liebevollen Menschlein mal wieder zu sehen. Irgendwann waren unsere Brustwarzen von der Kälte hart wie Messingunterlegscheiben und der kleene Freund inne Hose kiekte schon nach Innen. Also machten wir uns auf ins Warme. Es dauerte ein wenig, ja vielleicht zu lange, bis der Opener die Bühne betrat.

Mainpoint aus Rostock eröffneten den musikalischen Reigen. Ihr Gothic Rock, immer in der Nähe von Type O' Negative ohne sie jemals wirklich zu erreichen kam beim Publikum bestens an. Kraftstrotzend und energetisch kamen sie daher. Der Sound war hervorragend und die Songs konnten allesamt überzeugen. Es war nicht das erste Mal, das wir sie sahen. Wie vorher schon gefielen uns die Küstenvögel auch diesmal.

Irgendwann kam mir ein Typ namens "Testament" entgegen und meinte, er kenne mich. Ich kenne Dich auch, weiß bloß nicht woher. Bis zum Ende des Abends fanden wir nicht heraus, wo wir uns schon mal übern Weg gelaufen sind. Ist ja aber auch nicht so wichtig. Mainpoint beendeten ihren Gig, ich denke mal so nach einer Stunde und die Massen zogen nach draußen in die Kälte und wärmten diese mit Glimmstengeln und Feuerzeugen etwas an. Nutzte bloß nüscht. Wir sabbelten uns wieder die Münder fusselig, Thäle spendierte ne Kipe: "Wenn Du jetzt danke sagst, hau ick Dir uff's Maul". Ein blödes Wort ergab das Nächste und ich war mir sicher, morgen hab ich Bauchmuskelkatar vom vielen Lachen. Herrlich!

Nu aber wieder in ins muggelige. Depressive Age ließen sich Zeit. Auf der Bühne herrschte reges Treiben. Sogar der Lautmacher packte da oben mit zu. Ich schaute nicht schlecht, als ich meinen langjährigen Facebook Freund Nihil Baxter auf der Bühne sah. Kurzfristig gab es wohl Personalveränderungen bei der Band und so drückte sich der Drummer von Quasimodo (und etlichen anderen Bands) in kürzester Zeit das Programm drauf. Was er dann am Abend leistete, war verblüffend, ja fast sensationell. Aber dazu später vielleicht mehr.

Oben bereits erwähnter Brutus war anders als erwartet und geplant nicht mit an Bord. Schade, aber nicht zu ändern. Dann ist das halt so. Trotz dieser Unwegsamkeiten ging irgendwann das Licht im Saale aus und Depressive Age enterten die Bühne. Was ist das? Spinnt die eine Klampfe, oder die Effektgeräte? Oder ist der Typ voll? Das war sicher nicht so geplant, hatte aber einen gewissen Showeffekt. Schräg kam es aus den Boxen und mündete dann in einer Explosion. Brachial, krank, irre war der erste Song "Lying In Wait". Der Sound war für solch einen Saal übermäßig. Hab noch nie einen so glasklaren fetten Sound in solch eine Räumlichkeit gehört. Aber sein wir ganz ehrlich. Jacky Lee Man genießt nicht umsonst solch einen hervorragenden Ruf als Soundmann und Loudmaker im Metal Bereich. 10+, mein Freund!

Depressive Age arbeitet sich durch ihre Discographie, wobei sie bei den jüngeren Scheiben begannen und sich immer weiter zum Ursprung durcharbeiteten. Anfangs wirkte die Band noch unsicher. Einige Sachen klappten nicht wie gewünscht, aber je länger das Abend dauerte umso sicherer wurden sie. Jan Lubitzki am Gesang ist ein echtes Phänomen. Sehr schüchtern führt er durch den Abend. Ganz anders, wie man es von einem Frontman erwartet. Aber irgendwie macht das schon wieder etwas ganz Besonders aus. Der Typ weint, schreit, singt durchs Programm, als ob es kein Morgen geben würde. Die Show ist etwas steif, wird aber immer besser.

Rechts steht so'n Typ, den kenn ich woher. Ach ja. Klar. Der Chef vom Brutz & Brakel in Berlin und Gitarrist bei Postmortem. Wie kommt denn der da hin? Unterm Strich ooch egal. Der Typ machte einen fantastischen Job. Böse, aggressiv und immer das Publikum mitnehmend spielte er eine verdammt geile Klampfe und wurde im Laufe des Abends zum Blickfang neben dem Schreihals auf der Bühne. Nach den ersten paar Songs hatte sich die Band "warmgelaufen" Immer besser agierte sie miteinander. Jochen Klemp an der Soloklampfe machte seine anfänglichen Fehler beim ersten Song mehr als wieder wett. Die Soli, die er seinen sechs Saiten entlockte stachen messerscharf. Man bedenke, der Mann hat angeblich 25 Jahre keine Gitarre mehr in der Hand gehabt. Ich persönlich glaube ja, der hat uns allen einen Bären aufgebunden. So kann man nicht spielen, wenn man jahrelang nüschd gemacht hat.

Am Bass ersetzte Mario Prause den 2017 verstorbenen Tim Schallenberg. Und das machte er mehr als überzeugend. Zusammen mit dem "Frischling" an den Drums, Rene Jauernik bereiteten sie die Boden für diese magische Show. Der Knüppelschwinger agierte, als wäre er schon immer bei Depressive Age am Knüppeln. Nein. Es war nicht immer alles perfekt, da ist sicher noch etwas Luft nach oben, aber die Band spielte sich von Song zu Song in meinen persönlichen Metal Olymp. Songs wie „Berlin“ (dreckig, ekelig, aber man liebt sie doch), „Cairo Crabat“, „Autumn Times“, „Electric Scum“ begeisterten nicht nur meiner einer.

Bei einem meiner All Time Top 10 Songs, „Innocent In Detention“ war ich hin und her gerissen. Einerseits wollte ich diesen Song videotechnisch festhalten. Andererseits begann mein greisenhafter Körper zu zucken, wie er es Jahre schon nicht mehr getan hatte. Ich wollte die Matte kreisen lassen wie ein 25 Jähriger, hielt aber dieses beschissene Filmgerät in der Hand. Was sollte ich tun? Letztendlich gewann, wie so oft im fortgeschrittenen Alter, die Vernunft.

Mit „Circles Colour Red“ endete vorerst der Gig, bevor die Fünfe nochmal für 2 Songs die Bühne betraten. Das ergreifende „Port Graveyard“ ließ alle im Saal nochmal Luft holen bevor das grandiose, völlig kaputte Zwiegespräch "Eternal Twins" inklusive Postmortems Putz als. zusätzlichen Growler den Abend endgültig beendete. Wir fühlten uns wie im Metalhimmel.

Dieses Konzert war so einmalig, so gigantisch, so mitreißend. Eine Offenbarung. Und damit untertreibe ich keinesfalls. Ich/ wir freuen uns wie Bolle auf die Zukunft der Band, die uns hoffentlich eine neue Scheibe und eine richtige Tour beschert. Bis dahin kann man sie noch in Erfurt sowie auf dem Rock Hard Festival, dem Wacken, Alcatraz und Stormcrusher Festival erleben. Hin da, Leute! Die Band ist nicht von dieser Welt. Besonders wenn sie dann wirklich richtig eingespielt ist.

Wir verließen den Saal, rauchten draußen in Eiseskälte noch die ein oder andere Abschiedskippe, schossen dabei noch einige Lachsalven in Richtung Tilo, Steini oder Thäle, die brav zurückschossen und bestiegen das EdVan Richtung Heimat. Wir setzten Bodo an der Lübecker Lohmühle ab und waren dann zu Hause so aufgewühlt, dass wir uns noch ein/zwei Drinks genehmigten und dabei die „First Depression“ von Depressive Age genossen. Welch ein Tag, welch ein Konzert!


Unser Interview mit Jochen Klemp und Schrod (R.I.P.)

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(nicht der Chef)



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