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Live on Stage Report: CHRONICAL MOSHERS 2024
vom 07. bis 08.06.2024 - Hauptmannsgrün @ Mühlteich
TAG 1 - Freitag, 07.06.2024 - Pläne ändern sich
Kurz vor 6 in der Früh ins Auto und ab in Richtung Heinersdorfer Grund, wo es an diesem Wochenende mal wieder ein Stelldichein der Metal Gemeinde beim wohl besten Festival von Fans für Fans gab: das Chronical Moshers. Ein Fixpunkt im jährlichen Kalender für mich und auch für viele andere, denn als ich kurz vor 9 den heiligen Ground erreichte, konnten man schon überall Zelte sehen, die ersten stolperten einem noch vom Vortag bierselig entgegen und es lag erneut der Duft von Familientreffen in der Luft.
Beim Zeltaufbau, bei dem mir mein Zeltnachbar Clemens (12 Jahre alt) tatkräftig zur Seite stand, die erste kleine Katastrophe. Der Haupt-Reißverschluss meiner geliebten mobilen Behausung gab nun endgültig den Geist auf, womit ab diesem Zeitpunkt quasi im Freien lag. Na gut, gleich bei Amazon ein neues bestellt, denn bei den anstehenden Festival-Exkursionen ist eine Unterkunft schon vonnöten. 7 Jahre hat es mich begleitet und sollte nun am letzten Tag in den Müllcontainer wandern.
Beim Rundgang entdeckte ich dann unseren guten Freund Roger, mit dem ich dann umgehend ein paar Gehirnzellen vernichtete, wobei uns dann ein wenig später unser Patrick noch unterstützen sollte. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt war klar, dass dies ein böses Ende nehmen würde. Aber noch lief alles ganz hervorragend. (Olaf)
SOUL GRINDER
Pünktlich um 15 Uhr startete die 2024er Ausgabe des CHRONICLE MOSHERS mit einem wahren Donnerknall. Niemand geringeres als die sympathischen Todesmetaller von SOUL GRINDER erklommen die Bretter und versorgten die, zur relativ frühen Stunde bereits ordentliche Zuschauerzahl mit heftigen Blastbeatattacken. Für mich geht der Sound der Jungs immer etwas in Richtung der glorreichen Zeiten von GOD DETHRONED zurück, die seit geraumer Zeit auf Platte auch nicht mehr wirklich geglänzt haben. Egal, dafür gibts ja jetzt SOUL GRINDER. Mit derben Blasts, ultrafetten Riffs und einer herrlich diabolischen Stimme, legten die Bremer Sympathiebolzen eine dermaßen tighte und kurzweilige Performance auf die Bretter, dass es für mein bereits recht angeschickertes Gemüt (Danke Olaf und Roger), eine Freude war, diesem Opener beizuwohnen. Besser kann ein Festival nicht starten. (Patrick)
FALL OF SERENITY | MATRICIDE
Mein Plan, von jeder Band ein Foto zu machen und gleich im Anschluss den entsprechenden Bericht zu verfassen, wurde durch einen Dunstschleier von Bier und Gin Tonic leider schon früh zu den Akten gelegt, was dann auch zur Folge hatte, dass ich die Lokalmatadore von Fall of Serenity nur mit einem zugekniffenen Auge begutachten konnte, da ich mich zu Beginn schon wunderte, warum da 10 Leute auf der Bühne stehen. Das, was ich allerdings in meinem Dunstschleier mitbekam, gefiel mir ebenso gut, wie das gerade nach 17 Jahren Wartezeit veröffentlichte neue Album „Open wide, O Hell“, welches bei uns fette 9,0 Punkte einheimsen konnte.
Diesen Spirit versprühten die Jungs dann auch auf der Bühne und unterstützt von einem fetten Sound gab es mächtig eins auf die Nuss. So sehr, dass ich mich danach dazu entschloss, mal für eine Stunde die Augen zu schließen, um wieder volle Gefechtsbereitschaft herzustellen. Somit verpasst ich leider die Israelis von Matricide, die laut Aussage von einigen Augenzeugen mächtig abgerissen haben sollen und dementsprechend zumindest hier mit einem Foto Erwähnung finden sollen. (Olaf)
MEMORIAM
Eines meiner absoluten Highlights des Festivals sollte bereits um 18:15 Uhr auf der Bühne erscheinen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Band aus lebenden Legenden des Death Metals besteht, schien mir die Position in der Running Order recht früh, aber Karl Willets und seine Mannen von MEMORIAM ließen sich nicht lumpen und rissen eine derart fette Show ab, dass mir mein dämliches Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen wollte! Der blonde Sangesknabe betrat die Bühne in einem SPEARHEAD Shirt und war auch nicht verlegen, zu erwähnen, dass in der Nacht, besagte Band noch spielen würde und so die BOLT THROWER Fans ebenfalls voll auf ihre Kosten kommen sollen.
Was dann folgte, war eine Machtdemonstration sondergleichen. Irre groovig, mit einem fetten Sound ausgestattet, wühlten und walzten sich MEMORIAM durch ihre 5 Alben, wobei die Band und allen voran Karl sichtlich Spaß hatte. Hier mögen zwar „alte“ Männer am Start sein, Männer, die das Buissiness mit all ihren Licht- und Schattenseiten seit gut 40 Jahren in und auswendig kennen, aber diese Performance mit einer beeindruckenden Spielfreude zeugte einfach von Spaß und purer Leidenschaft für die Sache!
Sowohl die Band als auch der Schreiberling dieser Zeilen hatten sich im Backstage mit Smalltalk und jeder Menge Bier bereits ausgiebig auf die Show vorbereitet und gerade diese unfassbare Nähe zum Fan und diese abartig sympathische Art hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass Teile der Band sich wohl eine goldenen Nase verdienen könnten, wenn sie eine BOLT THROWER Reunion Tour spielen würden. Hut ab vor der Entscheidung, genau DASS, der Kohle wegen nicht zu tun und meinen allergrößten Respekt für diese Bodenständigkeit! Ich habe selten eine dermaßen geerdete und liebenswerte Band erlebt! (Patrick)
SUFFOCATION
Einigermaßen wieder auf dem Dampfer schleppte ich meinen leicht verkaterten Korpus in Richtung Bühne, wo nun die Großmeister des technischen Todesbleis ihre Ausnahmestellung einmal mehr unter Beweis stellen sollte. Und was war das für ein überragender Abriss! Alleine Derek Boyer bei seinem Bassspiel zuzuschauen, rechtfertigte meinen schlurfenden Schritt mit blutunterlaufendem Auge in Richtung Infield. Auch Suffo-Chef Terrance Hobbs war in übelster Spiellaune und sorgte bei vielen, die sich halbwegs mit Musik auskennen, für heruntergeklappte Kinnladen. Meine Fresse, was für ein Brett und dazu eine verdammt fette Setlist: „Pierced from within“, „Infecting the Crypts“ oder „Jesus wept“ fuhren durch Mark und Bein und hinterließen verbrannte Erde. Ein fulminantes Erlebnis, welches in zwei Wochen beim Protzen Open Air seine Wiederholung feiern sollte. Man, war das geil!!!
CREMATORY
Crematory Frontmann Felix gehört ja zum Inventar des Chronical Moshers, aber auf der Bühne in seiner Funktion als Frontmann hatte ich ihn am Mühlteich noch nicht erleben dürfen. Vielleicht hatte ich das aber auch nur verdrängt, da die Mucke nicht unbedingt meinem Gusto entspricht, doch ich war irgendwie neugierig, ob die Goth Metaller vor diesem recht harten Publikum bestehen würden. Taten sie und ich war überrascht, wie fett mit der Sound in die Magengrube fuhr. Ich kann hier nicht viel über etwaige Songtitel schreiben, da mich die bis Dato nicht unbedingt interessiert hatten, doch nach diesem wirklich starken und vor allem ziemlich heftigen Auftritt muss ich vielleicht meine Vorurteile gegenüber Crematory ein wenig überarbeiten, denn das war echt geil und machte mächtig Laune. Sah das Publikum anscheinend ähnlich, denn Felix und seine Mannen wurden gut abgefeiert. (Olaf)
BEWITCHED
Die Sonne begann sich zu senken, machte der Dunkelheit Platz und mit der Dunkelheit krochen die diabolischen Mannen um BEWITCHED aus der Hölle empor, um die anwesende Meute mit satanischem Heavy Metal zu versorgen. Ich bin so froh, dass die Jungs nach einer schier endlos langen Pause wieder dick im Geschäft sind und fleißig die Bühnen dieser Welt beackern. BEWITCHED zählen zu den absoluten Lieblingen in meiner Plattensammlung und dementsprechend frenetisch feierte ich den Gig der Schweden. Songs wie „Hellcult“, „Hellcult Attack“ oder „Hard As Steel, Hot As Hell“, verfehlten ihr Ziel mitnichten, zeigten sich als wahre Volltreffer, entluden sich in einem wahrhaft teuflischen Feuersturm und fuhren unmissverständlich ins Tanzbein des Schreiberlings.
Der mittlerweile wahrhaft beängstigende Ausmaße annehmende Alkoholkonsum tat sein Übriges zur Stimmung bei und so gab es nur einen Leitsatz für die gut 50 Minuten andauernde Show: ausflippen, mitgrölen und den „Devil worshippen“! Herrlich. Ich liebe diese Band seit knapp 30 Jahren! Danke an das Team vom CHRONICLE MOSHERS für diese ausgezeichnete Wahl beim Booking! (Patrick)
KRISIUN
Dunkelheit machte sich nun breit im Heinersdorfer Grund und bereite somit eine bedrohliche Kulisse für das brasilianische Abrisskommando von Krisiun, die von den Fans euphorisch empfangen wurden. Ich selbst stehe der Truppe immer ein wenig zweispaltig gegenüber, denn trotz der technischen Fähigkeiten haben die Kolesne Brüder zusammen mit Alex Camargo ein großes Problem: Null Wiedererkennungswert. Jeder Song klingt irgendwie gleich und wird in einem atemberaubenden Tempo heruntergeprügelt. Natürlich ist das hohe Kunst und großer Sport, ermüdet aber irgendwann, wo man eigentlich zu solch später Stunde eher einen Hallo-Wach-Moment benötigt. Nichts gegen das spielerische Können der Mannen vom Amazonas, doch mir war das heute einfach zu stumpf.
SPEARHEAD
Nach einem fulminanten und triumphzugartigen Auftritt beim letztjährigen Party San kann man klar erkennen, dass Spearhead damit nicht nur bei den Fans auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch die Booker von ihrem Können und ihrer Liebe zu Bolt Thrower überzeugt haben. Anders ist es die inflationär anmutende Auftritts-Flut der BT-Fanatiker nicht zu erklären und wisst Ihr was? Ich finde das megageil, denn wenn man die Augen schließt, hört man den Geist der Kultband aus Birmingham und sieht den Fünfer vor seinem inneren Auge.
Es wurde ein bunter Strauß an bekannten Melodien auf den Acker geschossen und die Fans feierten diesen überragenden Gig frenetisch, als ob Jo Bench mit ihren Kollegen leibhaftig vor Ort wären. Diese Hingabe, diese Passion und diese perfekte Interpretation der Bolt’schen Klassiker ließen bei den meisten die Armhärchen zu Berge stehen. Als dann mit „No guts, no glory“ dieser galaktische Abriss beendet wurde, war ich nicht der Einzige, der sich zwei weitere Stunden mit Spearhead gewünscht hätte. Es war spektakulär und der perfekte Abschluss eines megageilen Tages, der alkoholverhangen begann, sich aber im weiteren Verlauf deutlich steigerte. (Olaf)