Alben des Jahres 2023

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IN MELANCHOLIE GETRÄNKT



Anfang Juli haben die Nordlichter von FRIISK mit „…un torügg bleev blot Sand“ ein dermaßen intensives und in sich völlig stimmiges Debütalbum auf die hungrige Meute losgelassen, welches in seiner Gesamtheit so unfassbar gelungen ist und wohl jeden gestandenen Schwarzmetaller vor Freude um den heimischen Altar hüpfen lässt. Grund genug für mich, den Herren von der „Waterkant“ mal ein wenig auf den faulen Zahn zu fühlen.

Hey Leute, wie geht’s Euch? Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, um uns in einem kleinen Rede und Antwort Spiel ein paar Fragen zu beantworten.

Moin, vielen Dank für die Einladung. Wir nehmen uns natürlich gern etwas Zeit für eure Fragen. Ein ereignisreicher Juli liegt hinter uns und durchbricht endlich den schon viel zu lang andauernden Stillstand: unser Debütalbum „...un torügg bleev blot Sand“ ist endlich draußen, Bandproben sind in Niedersachsen offiziell wieder möglich, erste Konzerte finden statt… wir blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, insbesondere auf das Jahr 2022.

Zuerst einmal Glückwunsch von meiner Seite zu Eurem wahrhaft fantastischen Debütalbum „…un torügg bleev blot Sand“, welches ja derzeit überall recht gute Kritiken einfährt. Ich habe das Teil mit 9 Punkten total abgefeiert und finde, dass dieses Werk mit Abstand zum Besten zählt, was der deutsche Black Metal seit sehr langer Zeit hervorgebracht hat. Letztlich wurde die Scheibe bei uns sogar zur „CD OF THE WEEK“, was im Kosmos vom Zephyr´s Odem für eine Black Metal Band im Allgemeinen nicht selbstverständlich ist und definitiv für Qualität spricht.

Wir haben das Review selbstverständlich wahrgenommen und uns über die Bewertung inklusive der Wahl zur COTW gefreut. Zumal die EP bei euch damals ja auch schon eine ganz gute Bewertung bekommen hat.

Es scheint also zurzeit recht gut zu laufen für Euch. Seid Ihr vom durchweg positiven Feedback überrascht oder sogar ein wenig überwältigt, dass die Platte so dermaßen gut ankommt, oder wart Ihr sogar von Anfang an überzeugt davon, etwas derart Großartiges erschaffen zu haben?

Nachdem wir mit unserer EP „De Doden van‘t Waterkant“ und der Split „Kien Kummweer“ schon recht viel Aufmerksamkeit erzeugen konnten, haben wir beim Schreiben von „...un torügg bleev blot Sand“ ganz gezielt darauf hingearbeitet sämtliche Erwartungen an uns (selbst) noch einmal zu übertreffen und ein abgerundetes Gesamtkunstwerk abzuliefern; und den ersten Reviews nach zu beurteilen kommt die Platte erneut ganz gut an. Nichtsdestotrotz sind wir immer noch überwältigt von dem unglaublichen Support, der uns bereits seit der EP von überall her entgegengebracht wird. Sämtliche Tonträger waren bisher immer wahnsinnig schnell vergriffen, zumeist binnen weniger Tage.

Wenn man sich ein wenig mit der deutschen Black Metal Szene beschäftigt, dann ist es ja kein großes Geheimnis, dass Ihr aus der Vorgängerband FRIESENBLUT hervorgegangen seid. Was war der ausschlaggebende Punkt, einen Neustart unter dem Namen FRIISK zu wagen, bzw. wo liegen die direkten Unterschiede zwischen beiden Bands?

Friisk
ist nicht als direkter Nachfolger von Friesenblut zu verstehen, sondern von uns ganz bewusst als neue Band initiiert worden. Es gibt bei Friisk zwar auch weiterhin einen sprachlichen und z.T. auch thematischen Bezug zur Region, insbesondere zur Küste, aber da hört es dann mit den Gemeinsamkeiten schon auf. Neben einer zunehmend thematischen Neuausrichtung, hin zum Individuum und den oftmals unbequemen Facetten des Seins, hat sich vor allem die Art und Weise Songs zu schreiben und damit auch der gesamte Sound grundlegend verändert.

Mit Friesenblut waren wir über einen sehr langen Zeitraum nur zu viert unterwegs, was uns in kreativer Hinsicht, rein aus der Retrospektive gesehen, über Jahre hinweg nicht nennenswert vorangebracht hat. Zudem war das gesamte Songmaterial überwiegend riff bzw. rhythmuslastig ausgelegt, da wir seinerzeit keinen passenden Leadgitarristen gefunden haben.

Der Sound von Friisk ist hingegen sehr viel ambivalenter. Neben abwechselnden Blast- und Midtempopassagen, die zeitweise ordentlich nach vorne drücken, spielen ebenso atmosphärische, stellenweise in Melancholie getränkte, Soundwände sowie tragende Melodien eine überaus wichtige Rolle. Diese Weiterentwicklung haben wir insbesondere J zu verdanken, der 2017/2018 zur Band dazugestoßen ist und mit seiner enormen Kreativität der gesamten Band ein komplett anderes und vor allem effektiveres Songwriting ermöglicht hat; ein vollständiger Neuanfang war daher die einzige logische Konsequenz.


Ich empfinde Euer neues Werk im Vergleich zur ebenfalls sehr zu empfehlenden EP „De Doden van´t Waterkant“ aus dem Jahre 2018 als viel breitflächiger im Songwriting und epischer konstruiert. Vor allem macht sich das in der wirklich grandiosen und fast hymnischen Gitarrenarbeit bemerkbar. Das sind quasi Melodien für die Ewigkeit.

Erzählt doch mal selbst in eigenen Worten, wie Ihr zu Eurem Debutalbum steht. Was habt ihr diesmal anders gemacht, bzw. an welchen Stellschrauben habt Ihr gedreht, um die Platte so klingen zu lassen, wie sie letztendlich klingt? Wo seht Ihr selbst die größten Unterschiede zwischen den beiden Veröffentlichungen und ganz wichtig, seid Ihr selbst zufrieden mit dem Ergebnis?

Schon im Vorfeld des Songwritings war es uns allen ein wichtiges Anliegen, mit dem ersten vollständigen Album ein abgerundetes und stimmiges Gesamtwerk abzuliefern, in dem jeder Song seine Daseinsberechtigung hat und nicht einfach nur „ein paar Minuten zusätzliche Spielzeit schindet“. Das war zugegebenermaßen sehr ambitioniert und zeitweise alles andere als einfach. Wir haben z.B. auf halbem Weg ein fast vollständiges Album verworfen, da die einzelnen Songs als Gesamtwerk betrachtet nicht wirklich gut miteinander harmoniert haben, sondern viel zu sehr für sich alleinstanden. Aber letztendlich hat es sich gelohnt, doppelt oder sagen wir eher „erneut“ Mühe und Zeit ins Songwriting zu investieren. Wir sind sowohl mit dem Endresultat an sich als auch der durchweg positiven Resonanz mehr als zufrieden.

„Wie“ die Platte klingt und produziert ist verdanken wir in erster Linie Andy Rosczyk. Er hat von Anfang an wirklich ein sehr gutes Händchen dafür gehabt, uns so klingen zu lassen, wie wir aktuell klingen und bisher bei jeder Veröffentlichung mit seiner ganzen Erfahrung und Kreativität zur klanglichen Veredelung unserer Songs beigetragen; das gilt insbesondere für den Gitarrensound. Deshalb haben wir uns, im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen, wo Andy quasi erst ab dem Reamping an der Produktion beteiligt war, dieses Mal bereits für die Aufnahmen in sein Studio begeben, so dass „...un torügg bleev blot Sand“ vom Recording bis zum Mastering nun vollständig seine Handschrift trägt. Das erklärt u.a. auch, warum einige Dinge sehr viel druckvoller klingen als auf den vorherigen Veröffentlichungen. Und im Gegensatz zur EP, die erst ca. ein halbes Jahr nach Erstveröffentlichung auf Vendetta als LP erschienen ist, hatten wir Klose ebenfalls von Anfang an mit im Boot, so dass das Album zeitgleich auf Vinyl, CD und limitiertem Tape erschienen ist. Ihm bzw. seiner Frau haben wir letztendlich auch die gelungene Aufmachung der Tapes zu verdanken.


Wie verläuft im Hause FRIISK das Songwriting? Seid Ihr dicke Kumpels, verschanzt Euch bei jeder Menge Bier oder anderen berauschenden Substanzen im Proberaum und tüftelt gemeinsam an den Songs, oder gibt es eher einen Hauptsongwriter, der mit der Grundidee um die Ecke kommt und Ihr verfeinert das Ganze dann am Ende zusammen?

Friisk
funktioniert als Kollektiv, in dem jeder einzelne von uns seine eigene Denkweise vertreten und sich aktiv in den Schaffensprozess einbringen kann. J und TS sind jedoch zweifelsohne die Haupt-Songwriter innerhalb der Band, mit völlig unterschiedlichen Ansätzen und Ideen, die sich jedoch am Ende des Tages sehr gut ergänzen. Während TS in erster Linie dazu neigt, eingängige, aber auch knallharte Riffs zu schreiben, war J eher derjenige, der für die melancholischen und atmosphärischen Momente in unseren Songs gesorgt hat.

Natürlich unterliegt dieser Schaffensprozess stets einer gewissen Dynamik und ist nicht in Stein gemeißelt. Was auch immer daheim oder im Proberaum passiert, passiert ganz einfach. Im Großen und Ganzen entstehen viele Ideen bis hin zu einem soliden Grundgerüst bei einem einzelnen von uns, sei es zu Hause, im Auto oder sonst wo, reifen schlussendlich aber im Proberaum allmählich zu einem fertigen Song heran, so dass jeder in der Band noch einmal (in kreativer Hinsicht gesprochen) Einfluss auf das Arrangement der einzelnen Riffs oder eben der gesamten Songidee nehmen kann. Für das lyrische Konzept und dessen Umsetzung ist hingegen vor allem T. verantwortlich. Als Sänger ist es seine Art sich in der Band auszudrücken.

Ich persönlich finde ja, dass Ihr absolut im Stande seid, die maritimen Naturgewalten musikalisch völlig perfekt wiederzugeben. Man wird beim Hören förmlich in einen Sog gezogen, fühlt sich sofort Auge in Auge im Kampf mit den Gezeiten, man spürt die beißende Gischt des peitschenden Ozeans auf der Haut, schmeckt das Salzwasser auf der Zunge und sieht sich ständig und völlig hilflos, orkanartigen Windböen ausgeliefert. Dabei verwendet Ihr ja gar nicht mal so viele entsprechende Soundsamples, sodass der Hörer direkt in diese thematische Richtung gelenkt werden könnte. Wie kommt das? Wo liegt das Geheimnis im Songwriting von FRIISK, um beim Hörer genau diese Stimmungen zu erzeugen?

Es freut uns in den Reviews so regelmäßig zu lesen, dass wir mit unserer Musik beim Hörer genau diesen Eindruck erwecken. Sehr viel besser könnten wir das stetige Wechselspiel der Gezeiten wohl kaum selbst in Worte fassen. Und genau an diesem von der Natur gegebenen Takt orientiert sich auch ein wenig der Aufbau unserer Songs; es ist ein wiederkehrendes Wechselspiel cleaner bzw. ruhiger Melodien, vernebelter Atmosphäre, schwertragender Melancholie und peitschenden Blastbeats.

Der Titeltrack des Albums „Torügg Bleev Blot Sand“ erinnert mich in seinen stampfenden Momenten sehr an NAGELFR´s „Meuterei“ vom 2001er Album „Virus West“. Auch das Thema dieses Songs scheint ja perfekt in Euer Konzept zu passen. Ist es Zufall, dass dieser Song bei mir diese nostalgische Verbindung auslöst, oder wurde der Song sogar bewusst und quasi als eine Art Hommage so geschrieben?

Es ist eher dem Zufall zuzuschreiben, dass der Song stellenweise ein wenig an „Meuterei“ erinnert. Fall überhaupt, ist das wohl unterbewusst geschehen. Allerdings wurde die Zusammenarbeit mit Zingultus in diesem Song, aufgrund dieser Parallelen, ganz bewusst gewählt und wirkt zugegebenermaßen noch einmal als zusätzlicher Katalysator für den gewissen „Nagelfar-Moment“.

J hatte seit einiger Zeit, den sozialen Medien zum Dank, Kontakt zu Zingultus, der sich u.a. auf diesem Weg auch ein Exemplar unserer EP „De Doden van‘t Waterkant“ gesichert hatte. Als dann in der Vorbereitung zu den Studioaufnahmen innerhalb der Band die Idee aufkam, eventuell für einen Song passagenweise Guestvocals einsingen zu lassen, war die Entscheidung zur Person und dem dazugehörigen Song relativ klar und eindeutig… und obwohl „Torügg bleev blot Sand“ erschwerenderweise komplett auf Plattdeutsch ist, hat Zingultus direkt zugesagt.

Am ausgemachten Studiotag hat er dann nicht einfach nur seine Zeilen eingesungen, sondern ist bereits mit diversen eigenen Ideen zum Song nach Köln angereist, die wir selbstverständlich auch ausprobiert und umgesetzt haben. So zum Beispiel geht der chorale Hintergrundgesang im Titelsong auf Zingultus zurück.


Welche Bands im Black Metal, oder evtl. auch aus anderen genrefremden Bereichen haben Euch inspiriert und/oder inspirieren Euch noch heute? Wie steht Ihr zur deutschen Black Metal Szene und welche Scheiben drehen sich regelmäßig auf Eurem Plattenteller?

Wir haben in Deutschland eine durchaus aktive und teils sehr kreative Szene, die immer mal wieder mit außerordentlich guten Bands für Aufmerksamkeit sorgen kann; Denken wir z.B. einmal an eine etwas aktuellere Bands wie Ultha oder dem seit Jahren konstant abliefernden Meilenwald mit seinem Projekt The Ruins of Beverast. Hinzu gesellen sich eine Handvoll exzellenter Labels, die innerhalb der Szene mehr oder weniger als Synonym für Qualität und Kontinuität stehen und/oder abhängig vom musikalischen Schwerpunkt mit einem ganz speziellen Sound assoziiert werden. Aus unserer Sicht ist die hiesige Szene relativ breit aufgestellt, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte.

Was uns selbst betrifft, so lässt es sich wohl schwer abstreiten, dass uns Bands wie u.a. Nagelfar, Lunar Aurora oder die alten Sachen von Secrets of the Moon stark geprägt haben. Und es sorgt, ganz ehrlich gesprochen, schon für den ein oder anderen Schmunzler im Proberaum, wenn entsprechende Bands in aktuellen Reviews auch im Zusammenhang mit unserer Platte genannt werden. Allerdings lassen wir uns ebenso von zahlreichen „moderneren“ Bands und Interpretationen des Black Metals oder daraus abgeleiteten Genres inspirieren, was sich insbesondere in den atmosphärischen und melodiöseren Parts niederschlägt.

Es ist natürlich etwas schwierig im Namen einer Gruppe von Personen allgemeingültige Empfehlungen auszusprechen, da sich die musikalischen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder schon ein wenig unterscheiden, aber in der jüngsten Vergangenheit haben es auf jeden Fall die aktuellen Scheiben von Afsky („Ofte jeg drømmer mig død“) und Sunken („Livslede“) auf jeden einzelnen Plattenteller innerhalb der Band geschafft. Beide sehr zu empfehlen.

Beim Cover habt ihr euch wieder mal nicht lumpen lassen und habt erneut auf die Fähigkeiten von „Misanthropic Art“ vertraut. Hier geht es ja nicht nur um ein grandioses Cover Artwork, sondern um eine ganze Reihe von Bildern, welche das musikalische Geschehen perfekt in Szene setzen. Speziell das LP Booklet (Die CD liegt mir nicht vor) ist ein wahrer Augenschmaus geworden. Wie seid Ihr auf den guten Chris aufmerksam geworden und wie läuft so eine Zusammenarbeit ab, gerade wenn man es sich zur Aufgabe macht, jeden Song auch gestalterisch zu untermalen und entsprechend in Szene zu setzen?

Wir kennen und verfolgen die Arbeit von Misanthropic-Art bzw. Chris schon etwas länger, schließlich hat er bereits so einige großartige Artworks für diverse Bands, nicht nur im Vendetta-Umfeld, angefertigt. Vor dem Release unserer EP „De Doden van‘t Waterkant“ standen wir dann selbst vor der Entscheidung entweder von irgendwem im privaten Umfeld ein (hoffentlich) ansprechendes Cover anfertigen zu lassen oder stattdessen einfach mal einen szenebekannten Künstler anzuheuern, also schrieben wir Chris ganz unverbindlich an und fragten ihn. Das Ergebnis ist bekannt und war definitiv die richtige Entscheidung. Und da wir ihn bisher für alle drei Veröffentlichungen mit ins Boot geholt haben, sind die Coverartworks unserer Platten, zumindest stilistisch, auch sehr gut aufeinander abgestimmt.

Zur Umsetzung eines Coverartworks reicht es in der Regel aus, wenn man ihm eine kurze Beschreibung der gewünschten Szene inklusive einer kleinen Skizze zukommen lässt und, unserer Erfahrung nach, ausreichend künstlerische Freiheit zugesteht, soll heißen „einfach mal machen lässt“. Für die Gestaltung von „… un torügg bleev blot Sand“ hat Chris zudem vorab alle Songs zugeschickt bekommen, damit er die Möglichkeit hat unsere Ideen für das Booklet in Abhängigkeit von der jeweiligen Stimmung des Songs zu illustrieren.


Erzählt mal was zum lyrischen Konzept der Platte. Ihr benutzt ja neben der deutschen Sprache auch einige Dialektformen wie Plattdeutsch oder Seeltersk (saterfriesisch). Nun sind wir ja zu einem großen Teil des friesischen nicht ganz so mächtig, also wie lässt sich der Albumtitel deuten? Worum geht es in den Texten, speziell in „Hoat“ oder im Titeltrack? Ich habe es wirklich versucht zu deuten, aber als in Sachsen geborenes, in Thüringen aufgewachsenes und nun seit über 30 Jahren in Franken lebendes Individuum, bin ich daran natürlich kläglich gescheitert.

Jeder Song folgt natürlich auch in lyrischer Hinsicht einem Thema, lässt aber jedem Hörer ganz bewusst Freiraum für seine ganz eigene Interpretation. In Hoat, wörtlich aus dem Saterfriesischen mit „Hass“ übersetzt, geht es grob gesehen um eine Person, die vom rechten Pfad abgekommen ist und nicht mehr vor oder zurück weiß. Der einzige sichtbare Ausweg ist Zerstörung und Hass. Der hingegen in Plattdeutsch verfasste Titeltrack „Torügg bleev blot Sand“, was wörtlich übersetzt so viel wie „Zurück blieb bloß Sand“ bedeutet, beschreibt eigentlich eine alte ostfriesische Sage, in der die Gier der Menschen und deren Umgang mit der Natur erzählt wird. Sie handelt von zwei Fischern, die eine Meerjungfrau fangen und diese für ihr eigenes Wohl zur Schau stellen. Diese entkommt später und lässt das Dorf für die Untaten der beiden untergehen.

Die Pandemie legt ja nun schon seit geraumer Zeit sämtliche kulturellen Ereignisse lahm. So gut wie alle Live Aktivitäten liegen auf Eis und somit bleibt den Bands ja lediglich das Internet und allerlei Printmedien, um ihre erschaffene Kunst einigermaßen angemessen zu bewerben. Habt Ihr trotzdem Pläne, Euer Album demnächst auch live vorstellen zu können, oder evtl. sogar Pläne, eine kleine Tour zu fahren?

Wir hoffen natürlich, dass wir spätestens im nächsten Jahr einige der bereits für 2020 geplanten Shows nachholen können bzw. im Idealfall einigermaßen zur „Normalität“ zurückkehren dürfen. Gegen eine kleine Tour hätten wir auch nichts einzuwenden, aber das setzt ein gewisses Maß an Planbarkeit voraus, die unter den aktuellen Umständen einfach nicht gegeben ist. Ein erstes Lebenszeichen, natürlich mit dem neuen Album im Gepäck, wird es nach aktuellem Stand allerdings schon diesen Herbst geben, wenn sich bis dahin die Zahlen nicht allzu sehr verschlechtern.

Wie seht Ihr das im Allgemeinen (ohne allzu politisch zu werden), dass die Kulturbranche…und hier speziell die kleineren Veranstaltungen (Randgruppe Metal) mehr oder weniger im Stich gelassen wird, während andererseits aber diverse Großereignisse scheinbar fast problemlos durchgezogen werden können? Stichwort: Fußball EM und dergleichen.

Es ist ehrlich gesagt nicht zu übersehen, dass die Kulturbranche bis heute von der Politik völlig im Regen stehengelassen wurde und dieser Sektor auch wohl künftig noch von Einschränkungen oder einer Art „Nichtplanbarkeit“ betroffen sein wird. Ob es unter diesen Bedingungen letztendlich alle Szenekneipen, Clubs und Veranstaltungen aus der Krise schaffen werden, ist eher unwahrscheinlich.

Trotzdem gilt es zunächst einmal das Schiff wieder in den sicheren Hafen zu geleiten, d.h. die Pandemie halbwegs in den Griff zu bekommen und uns alle irgendwann wieder in die Normalität zurückkehren zu lassen. Ob dafür eine europaweit ausgetragene EM als erster Versuch die beste Wahl war, darf gern jeder für sich selbst entscheiden… wir möchten uns hier nicht als Moralaposteln aufdrängen, sondern ganz einfach nur Musik machen und irgendwann wieder vor Publikum auf der Bühne stehen können.


Lasst uns wieder zu den etwas positiveren Dingen wechseln. Wagt doch mal einen Blick in die Zukunft. Wie geht es weiter mit FRIISK? Was steht als nächstes an?

Nachdem wir nun mehr oder weniger drei Releases in Folge rausgehauen haben, wird es für uns ganz dringend Zeit mal wieder live zu spielen und unser Album endlich auch vor Publikum zu zelebrieren. Aus diesem Grund arbeiten wir aktuell auch einen neuen Gitarristen ein, der J nach seinem Ausstieg aus der Band ersetzen wird. Spätestens in den Wintermonaten wird es vermutlich aber auch wieder eine kreative Schaffensphase geben und an neuem Material gearbeitet.

Wie sieht es mit der Metalszene in Eurem Umfeld, bzw. in Eurer Heimat aus? Mir sind jetzt nicht so viele friesische Metalbands bekannt, aber welche Kapellen gibt es bei Euch, die man unbedingt auf dem Schirm haben sollte?

Ostfriesland ist seit jeher eher bekannt für Death Metal und hat in diesem Bereich auch die größere/aktivere Szene. Black Metal findet in dieser Region, mit einigen wenigen Ausnahmen (u.a. „Funeral Procession“), aktuell leider kaum noch statt. Die derzeit vermutlich bekannteste Band aus Ostfriesland - und das völlig zu Recht - sind Nailed To Obscurity. Sie erinnern stellenweise, zumindest auf ihren früheren Werken, ein wenig an Opeth.

Zu Guter Letzt würde ich mir ein Vinyl Re-Release von „De Doden van´t Waterkannt“ wünschen. Ist sowas in Planung oder steht Ihr Re-Releases generell eher skeptisch gegenüber und vertretet die Meinung: „Wenn weg, dann weg“? Ihr würdet aber sicherlich einige Leute damit sehr glücklich machen.

Es sind bereits Re-Releases beider Platten (EP und Album) in Auftrag gegeben worden, da sie wirklich sehr schnell bei uns und Vendetta vergriffen waren. Allerdings werden die limitierten Scheiben nicht erneut in derselben Vinylfarbe erscheinen, da gilt selbstverständlich „wenn weg, dann weg...“.

Am Ende möchte ich mich ganz herzlich für dieses kleine Interview bedanken und Euch gerne die Gelegenheit geben, selbst das Wort zu ergreifen. Was auch immer Ihr unseren Lesern, Euren Fans und denen die es noch werden wollen schon mal sagen wolltet…..haut raus.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen da draußen für den überwältigenden Support und das durchweg positive Feedback zum Debütalbum „...un torügg bleev blot Sand“ bedanken. Munterhollen! Vielen Dank und wir sehen uns irgendwann, irgendwo bei einem Eurer Live Gigs Cheers.


PATRICK / OLAF


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