Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (10/24)

Aktuelle Reviews

Audio Interviews

wo wir waren

Interviews

Wir hörten früher gerne

So fing alles an




EIN WURM NAMENS ALEX



Ja, in jungen Jahren tat ich mich schwer mit den damals noch in Buffalo ansässigen Rabauken, denn mit dem etwas anders klingen Death Metal konnte ich partout nichts anfangen und vor allem mit dem Coverartwork zum zweiten Album „Butchered at birth“ aus dem Jahr 1991 (mein legendäres 1 Punkt Review lese ich heute noch gerne mit einem Schmunzeln), sah ich eine Grenze des guten Geschmacks weit überschritten. Als ich die Jungs dann 1992 bei einem Berliner Konzert persönlich kennenlernte und erstmals mit ihnen sprach merkte ich schnell, dass man vieles auch dramatisieren kann und sich hinter den vermeidlichen Kannibalen echt nette Jungs versteckten, die auch beim Football spielen hinter der Bühne was auf dem Kasten hatten.

29 Jahre und 12 Alben nach dieser Begegnung hatte ich nun endlich mal wieder die Gelegenheit mit Bassisten und Bandgründer Alex Webster ausführlich zu plauschen, worauf ich mich freute, wie ein dickes Kind in einer Badewanne voller Nutella. Warum? Trotz meiner anfänglichen Abneigung gegenüber Cannibal Corpse entwickelte sich die nun in Florida ansässige Truppe zu einer meiner Lieblingsbands, was an ausgefeilten Arrangements und gigantisch guten Alben lag, die die Band über die Dekaden veröffentlichte und dafür sogar eine goldene Schallplatte einheimsen konnte. Ob dies mit dem neuen Werk „Violence unimagined“ auch gelingt, werden die kommenden Wochen zeigen. Und auch wenn ich einige Nörgler und Kritiker in meinem Freundeskreis habe, bin ich mir sicher, dass das Teil einmal mehr durch die Decke gehen wird. Mein Gesprächspartner jedenfalls zeigte sich in unserem Videochat entspannt, aufgeschlossen und entpuppte sich als ein mehr als angenehmer und eloquenter Zeitgenosse…

Ohja, mir geht es fantastisch! Vielen Dank nochmal, dass Du so lange aufgeblieben bist, um das Interview mit mir zu machen. Hier ist es ja gerade erst Mittag und bei Euch Abend.

Mein erster Termin, der mir angeboten wurde, wäre um ein Uhr morgens am Donnerstag mit Eurem Drummer Paul gewesen. Da ist das jetzt viel angenehmer. Und dennoch bin ich aufgeregt und nervös, denn über die Jahre hinweg habe ich mich zu eine großen Cannibal Corpse Fan entwickelt und freue mich sehr darüber, Euch endlich für unser Magazin interviewen zu dürfen. Letztmals habe ich mit Euch 1992 in Berlin auf einem Konzert reden würden…

Ich erinnere mich sogar sehr gut an diese Tour zusammen mit Death, Carcass, Tiamat, Gorefest und uns. Was für eine lange Zeit und Danke für Deinen Support über all die Jahre.

Alex, herzlichen Glückwunsch zum heutigen Release Eures neuen Albums "Violence unimagined". Fühlt sich gut an, oder?

Absolut, vor allem deswegen, da wir das Album schon eine ganze Weile fertig haben und es nun endlich veröffentlichen können. Natürlich hat uns die Pandemie einen Strich durch all unsere Pläne gemacht, denn ursprünglich sollte die Scheibe im November rauskommen und mit einer großen Tour promotet werden. Stell Dir vor, das Teil ist bereits seit Juni 2020 komplett im Kasten und nun können wir Euch endlich unsere neue Musik präsentieren und freuen uns darauf zu erfahren, was die Leute davon halten. Natürlich wären wir nun gerne wieder auf Tor gegangen, doch das wird wohl noch eine ganze Weile dauern.

Wir haben in unserem Magazin jedenfalls dem Album die Ehre zuteilwerden lassen, dass 7.000ste Review in 9 Jahren zu sein, was für uns einen weiteren Meilenstein bedeutet. Ist Euer Album ebenfalls einer für Euch?

Wow, das ist eine Menge für solch eine Zeit. Es ist unser 15.Album in einer mehr als 30 Jahre andauernden Karriere und die dauert nun auch schon um ein Vielfaches länger, als wir uns das zu Beginn von Cannibal Corpse jemals auch nur im Traum gedacht haben. Von daher ist jedes neue Album von uns ein Meilenstein (lacht).

Auf "Violence unimagined" gibt es eine große Veränderung, denn mit Erik Rutan von Hate Eternal habt Ihr nicht nur einen neuen Gitarristen, sondern auch einen exzellenten Songschreiber. Wieviel Erik steckt in dem neuen Album? War er die erste Wahl als neues Bandmitglied?

Ja, er war die erste und auch einzige Wahl für uns. Wir kennen ihn bereits so eine lange Zeit, sind seit einer ebensolchen mit ihm befreundet und er hat unfassbare Skills als Gitarrist, die er ja bei Ripping Corpse, Morbid Angel oder halt auch Hate ternal mehrfach unter Beweis gestellt hat. Er kennt uns, weiß, wie wir funktionieren und versteht unsere Musik perfekt, die er ja auch schon vorher produziert hat. Wir sind absolut begeistert davon, dass er bei uns eingestiegen ist.

Natürlich haben viele das eher als Experiment angesehen, doch er bringt einfach eine ungeahnte Frische in die Band, seine Songwriter Qualitäten und seinen eigenen Stil, der uns verdammt guttut. Er weiß auch genau, wie er diesen mit unserem gewinnbringend kombinieren kann, ohne auch nur ansatzweise von unserem Sound abzurücken, da er sich ja auch schon für viele Mixe in der Vergangenheit verantwortlich zeigte.

Er spielt Death Metal genauso lange, wie wir es tun, hat sich, genau wie wir, über die ganze Zeit immer weiterentwickelt und seine eigene musikalische Persönlichkeit geformt. Und genau diese Persönlichkeit brauchen wir in der Band, denn auch Cannibal Corpse sind stets bemüht, immer weiter nach vorne zu gehen und sich ebenfalls weiterzuentwickeln. Wir wollten seine Kreativität in der Band, die er mit seinen Songs „Condemnation contagion“, „Ritual annihilation“ und „Overtorture“ auch voll eingebracht hat.

Er hat auch unglaublich viele Leads und Soli mit eingebracht, die man sofort raus hört und seinen Stil erkennt und das macht uns absolut glücklich. Er hat einen mehr als fantastischen Job abgeliefert…als Musiker, Produzent und auch als Mensch!

Ich war absolut begeistert von "Inhumane harvest", in meinen Augen einer der besten Songs, den Ihr jemals geschrieben habt. Dieser Song beinhaltet alles, was Cannibal Corpse ausmacht. Welche sind Deine Lieblingssongs und warum?

Deine Wahl ist auf jeden Fall schon mal gut, denn als wir uns überlegten, welchen Song wir als erstes als Single rausbringen würden, fiel unsere Wahl sofort auf „Inhumane harvest“, da er tatsächlich alles beinhaltet, was uns definiert und das Album wirklich perfekt repräsentiert. Das hast Du wirklich gut erkannt (lacht).

Ich persönlich bin auch ein großer Fan von „Follow the blood“, weil er wirklich ein wenig anders für Cannibal Corpse ist. Der Song stammt ebenfalls aus der Feder von Rob Barrett und zeigt seine kreative Klasse als Songwriter. Er hat in der Vergangenheit schon geile Songs abgeliefert, doch auf „Violence unimagined“ liefert er das beste Material seiner Karriere ab. „Condemnation contagion“ ist ebenfalls ein großer Favorit von mir, da er einer der eingängigsten Songs des Albums ist.

Und selbstverständlich mag ich alle Songs, die ich komponiert habe (lacht). Allen voran „Surround, kill, devour“. Es ist wirklich schwierig, sich für einen bestimmten Song zu entscheiden, denn jeder Song ist einzigartig und steht für sich alleine. Dennoch würde ich mich für „Follow the blood“ entscheiden.


Wie haben sich die Arbeiten an dem neuen Album während der Covid-19 Pandemie gestaltet? War es schwierig oder habt Ihr vielleicht ganz neue Möglichkeiten für Euer Songwriting gefunden?

Nunja, wir hatten auf jeden Fall ein wenig mehr Zeit (grinst etwas gequält). Das Songwriting war bereits abgeschlossen, bevor die Pandemie bei uns in den USA zu einem großen Problem wurde, nämlich im März und die Aufnahmen starteten im April. Die Texte entstanden dann tatsächlich zu einem Zeitpunkt, in der die Pandemie bereits tobte, womit sich ein Text wie zu Eriks Song „Condemnation contagion“ erklären lässt. Es geht nicht um Covid direkt, sondern in eine extremere Richtung. War ja von uns nicht anders zu erwarten (lacht).

Wir merkten bereits während der Aufnahmen, dass es keinen Sinn machen würde, das Album, wie im Vorfeld geplant, bereits im November zu veröffentlichen und wir hofften durch die Verschiebung, dass es danach auch wieder möglich wäre, auf Tour zu gehen. Nunja, das Ergebnis kennen wir.

Normalerweise ist ein Album von uns 4 bis 5 Monate vor dem Release komplett in Sack und Tüten, damit dann die Promotion Kampagne und alles andere anlaufen kann. Aufgrund der bekannten Umstände nahmen wir uns dann einfach ein wenig mehr Extra Zeit, auch damit Erik noch ein wenig an der Produktion weiterarbeiten konnte. Er hat unglaublich viel Arbeit investiert, als Gitarrist, als Produzent, als Songwriter, Backing Vocals und nun hatte er ein wenig mehr Zeit, um auch mal durchzuatmen.

Was ebenfalls erschwerend dazu kam ist der Umstand, dass ich seit nunmehr 6 Jahren an der Westküste in Oregon lebe und der Rest weiterhin in Florida und es somit zum Teil schwierig bis unmöglich war, zu gemeinsamen Sessions zusammenzufinden. Im April, Mai und Juni befand sich die Angst vor dem Virus auf dem absoluten Höhepunkt, womit ich gezwungen war, meine Tracks zuhause im Homestudio einzuspielen, was ja heutzutage mit Programmen wie Pro Tool keine große Herausforderung darstellt und auch bei uns bestens funktionierte, während der Rest in St.Petersburg an dem Album arbeitete. Ich habe absolut kein Problem mit Homerecording, das habe ich schon mit meinen anderen Bands Conquering dystopia und Blotted science so gemacht. Und Erik hatte dann meine gesamten Parts auf dem Tisch und konnte dann mit ihnen machen, was er wollte (lacht).

Der größte Unterschied zu früher ist allerdings, dass wir, wie bereits gesagt, nicht touren können und sich dementsprechend viele Bands und nicht nur wir die Frage stellen müssen, wann sie ihre fertige Musik überhaupt veröffentlichen, wenn diese nicht durch Liveauftritte promoted werden kann. Wir lieben das Tourleben und sind unglaublich gerne unterwegs und spielen Shows, denn das ist auch der Weg, wie wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Bands auf unserem Level verdienen am besten, wenn sie on the road sind. Es sind einfach unglaublich unsichere Zeiten, nicht nur für Musiker, sondern für alle auf der ganzen Welt. Man muss einfach abwarten, wie es weitergeht und bloß nichts über den Zaun brechen. Sicherheit und Gesundheit stehen ganz klar an allererster Stelle.


Warum bist Du denn aus dem sonnigen Tampa in das meist etwas regnerische Oregon gezogen? Für mich als ein an Kälte gewohnten Mitteleuropäer, der sich permanent nach gutem Wetter sehnt, ein nicht ganz nachvollziehbarer Schritt.

(lacht) Das kommt auf die Betrachtungsweise an, wie man gutes Wetter definiert. Ich liebe Florida und habe auch noch eine Menge Freunde da unten, doch ausschlaggebend waren persönliche Gründe. Meine Frau und ich lieben die Westküste, wir lieben die Berge und davon gibt es in Florida nicht viele, hahaha. Wenn du Boot fahren, Fischen oder schwimmen willst, gibt es fast keinen besseren Ort. Doch ich bin da etwas anders. Paul beispielsweise hasst es komplett, wenn wir hier lediglich 5 Grad haben und es regnet. Da weigert er sich strikt, mich besuchen zu kommen (lacht). Im Simmer ist es dafür meist trocken und einfach wunderschön. Heute beispielsweise haben wir richtig schönes Sommerwetter, welches meine Frau und ich dann ausgiebig nutzen, um zu wandern, Fahrrad zu fahren und zu campen.

Wie gesagt, sechs Jahre hat das mit der Band auch bestens funktioniert, doch da konnte man ja noch nicht die Pandemie voraussehen. Wäre das vor 30 Jahren passiert, es hätte das Ende von Bands bedeuten können. Da war es doch kaum vorstellbar, dass man als Musiker in anderen Städten lebt. Ich kenne so viele Bands, die das heutzutage so handhaben und das Homerecording ist heutzutage einfach kein Hexenwerk mehr. Also kurz gesagt, wir leben unglaublich gerne in einem Teil des Landes, wo andere Leute Urlaub machen, um runterzukommen.


Was ist das eigentlich für ein Gefühl für Dich, für die Band, musikalisch tun und lassen zu können was man will, ohne dass man sich anpassen muss, um Erfolg zu haben? Ein guter Freund meinte mal: "Die könnten auch mit einer Mundharmonika Songs von Nirvana spielen und jeder würde es abfeiern..."

(lacht) Guter Vergleich! Aber mal ehrlich, das ist doch das Schöne am Death Metal, dass man machen kann, was man will, ohne irgendwelche Grenzen einzuhalten. Das sollte eigentlich für alle Kreativen und Musik im Allgemeinen gelten. Wenn du beispielsweise Jazz mit einem gewissen Rock Einfluss spielst, sagen die Puristen doch gleich: Das ist kein Jazz mehr. Die Leute sollten einfach auch mal etwas mehr über den Tellerrand schauen und die Musiker könnten etwas mehr Mut wagen. Musik bedeutet Freiheit, das zu tun, was man will.

Wir haben bei Cannibal Corpse eine klare Vision unserer Musik: Es ist und bleibt Death Metal, immer und ewig! Natürlich haben wir auch eine gewisse musikalische Vorbelastung, die hauptsächlich im Thrash Metal zu finden ist. Dark Angel, Kreator, Slayer, doch wir würden deshalb niemals Thrash spielen. Wir wollten auf jedem Album Death Metal spielen und Horrorfilme in Musik übertragen. Innerhalb dieser von uns selbst auferlegten Grenze können wir uns frei bewegen und unserer Kreativität freien Lauf lassen. Doch es muss IMMER Death Metal sein. Wir haben diese Entscheidung nie getroffen, um damit erfolgreich zu sein, es ist einfach unsere Vision von Cannibal Corpse.

Wie stehst Du eigentlich zu Coverversionen Eurer Songs? Da gibt es ja mittlerweile so viele wie Sand am Meer. Ich bin ja ein totaler Fan der Version von "Time to kill is now" von Harlott aus Australien, die es tatsächlich schaffen, diesen Song zu einer großartigen Thrash Bombe werden zu lassen.

Yeah, wir lieben diese Version total! Ich habe das Teil irgendwann mal zufällig auf YouTube gefunden (obwohl die Bands ja Labelmates bei Metal Blade sind-Olaf) und sie an die anderen Jungs geschickt, die das ebenfalls komplett abgefeiert haben. Absolut geil! Der funktioniert perfekt als oldschool Thrash Song.

Wir selber empfinden es als totale Ehre, wenn andere Bands unsere Songs covern. Wir haben doch selber schon oft genug selber Songs gecovert, die wir lieben, warum sollen es andere dann nicht mit unserer Musik tun? Wir spielten früher Razor, Kreator, The Accüsed, Sacrifice, Possessed, Black Sabbath oder Metallica nach. Das sind alles Bands, die einen großen musikalischen Einfluss auf uns hatten, die uns inspirierten und uns zu Fans werden ließen. Wenn dann eine Band unsere Songs covert und wir dadurch wissen, dass wir einen ebensolchen Einfluss auf die Jungs haben wie die von mir genannten Bands auf uns, dann ist das großartig und eine verdammte Ehre!


Wie lebt es sich als lebende Legende? Du hast mit Deinem Bassspiel so viele Musiker inspiriert, dieses spezielle Instrument auf ein neues Level gehoben und unzählige Kids dazu ermutigt, selber Musik zu machen. Macht Dich sowas stolz?

(gerät ins Schwärmen und ist merklich aufgeregt) Ja, darauf bin ich tatsächlich stolz, vor allem, weil es so viele großartige Bassisten da draußen gibt und wenn man da manchmal mit denen in einem Atemzug genannt wird, ist das tatsächlich etwas, was mich berührt. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass es da draußen so viele Musiker gibt, die mein spezielles Bassspiel mögen und diesem sogar nacheifern wollen. Ich übe viele, um dem auch gerecht zu werden und die Leute und Fans da draußen nicht zu enttäuschen. Ich relaxe auch nicht viel, sondern pushe mich immer wieder nach vorne, um als Musiker nicht stillzustehen.

Als ich anfing hatte ich doch auch meine Idole: Cliff Burton, Steve Harris oder Steve DiGiorgio und nun selber als Vorbild bezeichnet zu werden, ist eine verdammt große Ehre für mich persönlich und ich versuche täglich, dem auch gerecht zu werden und mich nicht auf diesen Lorbeeren auszuruhen.


Bis heute dürft Ihr beispielsweise "Hammer smashed faced" in Deutschland lediglich instrumental spielen. Ist es nicht langsam einfach nur noch lächerlich? Mal unter uns...wen interessieren heutzutage noch solche Texte, wenn man mittlerweile sämtliche Gewaltfantasien im Internet ausleben kann...

Das ist tatsächlich auch für uns ziemlich strange, denn es gab tatsächlich eine Zeit, wo wir auch diesen Song und andere spielen durften und dann wieder nicht. Metal Blade Europa hat ja seinen Sitz in Deutschland und bevor wir zu Euch kommen, um eine Tour oder ein Festival zu spielen, müssen wir immer nachfragen, was wir denn NICHT spielen dürfen, die die Mitarbeiter vor Ort am besten wissen, was das lokale Gesetz gerade erlaubt und was nicht. Total ätzend!

Warum dürfen wir denn „Scourge of iron“ denn nicht mehr spielen? Der Song ist nicht einmal gory, sondern handelt von teuflischen Menschen, Tyrannen oder Diktatoren, die in der Hölle von Dämonen verprügelt werden (lacht). Das ist schon fast ein biblisches Thema, obwohl keiner von uns in irgendeiner Weise religiös ist. Es ist metaphorisch und ich verstehe ums Verrecken nicht, warum wir diesen bei Euch nicht mehr spielen dürfen.

Ich verstehe einfach die Logik hinter dieser Zensur nicht und ich stimme Dir vollkommen zu, dass es im Internet so viele Filme, Bücher und andere Dinge gibt, die weitaus extremer sind als unsere Texte. Das macht einfach kein Sinn. Auf unseren Konzerten schenkt doch keiner der Fans irgendwelche Aufmerksamkeit den Texten, sondern genießen die Musik als Ganzes. Und mal ehrlich, niemand versteht wirklich, was George da singt (lacht). Death Metal Bands wie uns zu zensieren macht absolut keinen Sinn.

Wenn man Warnungen ausspricht und entsprechende Medien kennzeichnet, macht das für mich weitaus mehr Sinn, so dass zumindest die Eltern entscheiden können, ob ihre Kinder das hören, lesen oder sehen sollten oder nicht. Überlasst die Zensur den Eltern und warnt sie eventuell, doch die momentane Zensur geht mir viel zu weit. Das was wir machen ist fiktive Unterhaltung, nicht mehr.

Ich hoffe, dass sich das bei Euch in Deutschland irgendwann mal etwas entspannt, denn Euer Land gehört zu unseren bevorzugten Spielstätten. Wir hatten immer großartige Shows oder Festivals bei Euch und wenn wir in Europa auf Tour sind, sind mindestens 25% aller Konzerte bei Euch. Wir haben so eine große Fanbase in Deutschland und Ihr habt einfach die besten Festivals. Wacken, With full force, Summerbreeze und da wollen wir ein komplettes und kein limitiertes Set spielen. Das frustriert uns komplett. Wir haben für Deutschland immer eine andere Setlist, als wie auf dem Rest der Tour und das kotzt uns mächtig an.


Musst Du Dich manchmal morgens nach dem Aufwachen kneifen, wenn Du erkennst, dass Du mit Death Metal Deinen Lebensunterhalt verdienen kannst? Hättest Du Dir das jemals zu träumen gewagt?

15 Alben in einer überragenden 33-jährigen Karriere. Kommt Dir manchmal der Gedanke einfach aufzuhören? Habt Ihr noch Ideen für weitere Alben?

Auf jeden Fall. Das ist der positive Nebeneffekt, wenn du so viele hervorragende Songwriter in der Band hast. Paul, Rob, Erik, ich und auch wenn George sich da ein wenig zurücknimmt, ist er ebenso enthusiastisch wie wir alle zusammen. Wir wollen Corpse einfach so lange wie möglich am Leben erhalten, denn das ist es, wofür wir leben. Wir lieben diese Musik und wenn du diese Art von Mucke als deinen Job ausüben kannst, kann man nicht einfach so von jetzt auf gleich aufhören, das ist unmöglich. Das wäre, als wenn du einen Tanker auf 50 Meter bremsen willst (lacht).

Wir können von unserem Hobby leben und insofern gibt es keine rationellen Gründe, damit aufzuhören. Es macht einfach immer noch tierisch Spaß. Das Einzige was uns wirklich stoppen könnte, wären gesundheitliche Probleme, wovon wir aber bislang ebenso verschont geblieben sind. Wir sind ja nun auch nicht mehr die Allerjüngsten und Erik ist mit seinen 49 Jahren das Küken in der Band (lacht). Es ist aber nun mal eine physisch recht anstrengende Musik, die wir spielen und man sieht es speziell bei Death Metal Drummern im Allgemeinen, die mit den Jahren schneller altern und sich abnutzen. Paul hingegen ist total fit, spielt nebenbei noch Eishockey in seiner Freizeit, was er seit seiner Kindheit in Buffalo schon tut und hält damit seinen Körper auf Kurs.

Wir alle achten sehr auf unsere Gesundheit, damit wir auch weiterhin diese ”anstrengende” Musik so gut wie es geht spielen können. Erkrankungen wären tatsächlich die einzigen Gründe, die uns stoppen könnten. Wir haben noch einen arschvoll Energie und wollen noch ein paar Dekaden weitermachen. Dazu trägt auch Erik bei, der es mit seiner ganzen positiven Energie so anfühlen lässt, als wäre es ein Neustart für uns.

Alex, zu guter Letzt würde ich gerne wissen, wie es sich anfühlt, dass 2017 der schwedische Paläontologe Mats E.Eriksson einen gigantischen, ausgestorbenen Wurm aus der Urzeit nach Dir benannt hat: Den Websteroprion armstrongi!

(lacht) Das war und ist verdammt geil und eine unfassbare Ehre für mich, das kannst Du Dir nicht vorstellen. Überlege mal...irgendwann in 500 Jahren vielleicht, wo wir schon alle längst vergangen sind und sich kaum jemand noch an dich erinnert, beschäftigt sich irgendein Forscher mit diesem Wurm, will die Frage klären, woher er diesen Namen hat, und stößt dann auf einen Death Metal Bassisten. Das ist doch total weird (lacht).

Ich bin Mats und Luke und allen anderen, die an diesem Fossil gearbeitet haben, so unglaublich dankbar für diese Ehre. Wir haben sogar als La Grind Danse macabre zusammen mit Thomas von Seance, Moyses von Krisiun, Ross von Immolation, der die Vocals übernahm und auch Mats, der ein paar Sprecheinlagen beisteuerte, einen Song über diesen Wurm gemacht. Als ich gefragt wurde, ob ich da mitmache, bestand nicht eine Sekunde lang ein Zweifel, denn wer kann schon in einem Song mitspielen, indem es um einen prähistorischen, gigantischen Wurm geht, der nach dir benannt wurde? Eben (lacht)!


OLAF

Gesprächspartner: Alex Webster (Bass)


SOCIAL MEDIA

Album der Woche

Album des Monats

Album des Jahres

Das Shirt

70.000 Tons 2024

The new breed

Mottenkiste

wo wir sind

ZO SONGCHECK

V.I.P.

alter Z.O.F.F.

Unsere Partner

Join the Army

Damit das klar ist