JEDE IDEE IST WILLKOMMEN, SOLANGE SIE GUT IST
Bereits seit 2012 tummeln sich die Kanadier von Warsenal im thrashigen Underground und haben nun nach ihrem 2015er Debüt „Barn burner“ und dem kompletten Austausch der Rhythmus-Mannschaft mit „Feast your ears“ einen ziemlich fetten Thrash Brocken rausgehauen, der es ohne Umwege in jedes gut sortierte Plattenregal schaffen sollte. Obwohl unser Maik nicht ganz so überzeugt wie Marcel war, setzten wir ihn auf Chefgitarrist und Frontmann Mat an, um ihn zu seiner Band ein paar Informationen zu entlocken.
Hallo, und herzlich willkommen in den unheiligen Hallen von Zephyr’s Odem. Ich hoffe, Du bist bereit für ein paar dusslige Fragen aus Deutschland. Als erstes würdest Du bitte WARSENAL unseren Lesern vorstellen?
Hi. Ich bin immer bereit für ein paar dusslige Fragen, hähä. WARSENAL ist eine Thrash/Speed Metal Band aus Montreal in Kanada. Wir haben 2012 angefangen und seit 2018 ist unser Line-up folgendermaßen:
Mathieu Rondeau (ich) - Guitars and Vocals
Vincent Caron - Drums
Jeffrey Millaire - Bass
Ihr habt gerade Euren zweiten Longplayer mit dem Titel "Feast your eyes"herausgehauen, und nach einigen Hördurchläufen schätze ich, Ihr seid große Fans der frühen MEGADETH. Die Gitarrenarbeit erinnert mich stark an Dave Mustaine, oder sogar ein wenig an RAVEN. Auch fand ich etliche Einflüsse von RAZOR oder sogar VOΪVOD, während mich der Gesang doch ein wenig an die deutschen Thrasher von NECRONOMICON oder an alte DESTRUCTION erinnert. Welche anderen Einflüsse würdest Du noch anführen?
Du hast auf jeden Fall bei den meisten Bands die Faust aufs Auge getroffen. Ich würde vielleicht noch ANNIHILATOR, IRON MAIDEN, CORONER und ENFORCER anführen. Ich meine, alle Bands, die ein verrücktes Riffing an den Tag legen, landen am Ende in unserem Inspirationspool.
Ich habe mir auch Euer erstes Album angehört, und mir scheint, dass da noch mehr Hardcoreeinflüsse zu hören waren. Mit diesen Gang Shouts und so Zeugs eben. Sieht so aus, als hättet Ihr auf euren aktuellen Longplayer diese Sache etwas zurückgefahren.
Nur in „Lords Of Rifftown“ und in „Insatuable Hunger“ kann man noch etwas davon hören. War das Absicht, oder hat sich das einfach nur so ergeben?
Ich glaube, es ist ein bisschen von beidem. Ich habe mit einer mehr Speed Metal- beeinflußten Stimmung angefangen, zu komponieren, also sind die Songs eben in diese Richtung gegangen. Will heißen, das ist nicht unbedingt richtungsweisend. Das meiste Zeug für das dritte Album ist schon so gut wie fertig, und wir werden wieder mehr in diese Hardcore/Punk -Richtung gehen. Ich denke, es hat viel damit zu tun, in welcher Stimmung ich gerade bin, und was ich mir momentan anhöre.
Ihr spielt einen ziemlichen old school Thrash Metal, und da ich auch schon in meinen frühen Fünfzigern bin, erfreut mich so etwas immer besonders. Aber ich habe an „Feast Your Eyes“ auch etwas zu bemängeln. Irgendwie in der Mitte der Platte habe ich das Gefühl, dass Euch irgendwie die Ideen ausgegangen sind. Die Riffs ähneln sich immer mehr, finde ich. „Barn Burner“ erschien mir da viel abwechslungsreicher.
Ich meine, im Grunde mag ich „Feast Your Eyes“ eigentlich, aber teilweise wirkt das Riffing doch recht hektisch und schwer nachvollziehbar, ich mag eher die geradlinigen Riffs. Was hast Du dazu zu sagen?
Da bin ich nicht deiner Meinung. Ich denke, es ist eher das Gegenteil der Fall. Wir hatten zu viele Ideen, haha, aber die waren mehr Speed-orientiert. Anstelle in alle Richtungen zu schießen, mit großen Chancen, danebenzuballern, haben wir uns auf unser Hauptziel fokussiert, und haben unsere Feuerkraft darauf konzentriert. Ich liebe Coroner, und sie riffen einfach nonstop. Und wenn ich mir ein Coroner-Album anhöre, habe ich nicht den Eindruck, ihnen wären die Ideen ausgegangen. Ich bin einfach beeindruckt, wie sie immer mehr geben, auch wenn sie vorher schon alles gegeben haben. Aber am Ende hängt eben auch alles davon ab, auf welche Art von Thrash du stehst, und das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb die Rezensionen für „Feast Your Eyes“ so polarisieren.
Ihr habt einen neuen Bassisten, der dieses Jahr erst eingestiegen ist. Hatte er schon Einfluss auf das Songwrinting, oder hatte er einfach zu spielen, was ihm gesagt wurde?
Haha, gut, als er eingestiegen ist, waren die Songs für „Feast Your Eyes“ schon fertig komponiert und aufgenommen, und auch schon ein großer Teil für das dritte Album war schon komponiert. Also hatte er nicht wirklich große Chancen, da noch irgendwie was beizutragen. Aber er hat die Songs der beiden ersten Alben genommen und hat noch ein bisschen was hinzugefügt, um noch etwas mehr Energie reinzupumpen. Aber, yeah, um Deine Frage etwas direkter zu beantworten, ich bin kein Tyrann und WARSENAL ist keine Diktatur. Jede Idee ist willkommen, solange sie gut ist.
Was Gigs angeht, scheint für WARSENAL ja alles gut zu laufen. Ich meine Mexico, sogar Japan, auch mit wirklich großen Namen wie RAVEN oder RAZOR. Habt Ihr recht gute Beziehungen, oder einfach nur einen Haufen Glück?
Hahah, in diesem Geschäft musst Du von beidem was haben. Und da machen wir keinen Unterschied. Okay, in unserem Fall ist es wohl doch eher Glück. Obwohl ich denke, dass auch unsere Musik einen kleinen Anteil daran hat.
In Deutschland haben schon viele Clubs, in denen Bands spielen konnten, zugemacht. Sogar die berühmte Rockfabrik in Ludwigsburg muss zum Ende des Jahres ihre Pforten schließen. Wie ist eigentlich die Club-Situation in Kanada?
Ich kenne mich da jetzt nicht so aus, wie die Situation in Kanada so von Küste zu Küste ist. Aber ich habe schon gehört, dass einige Veranstaltungsorte schließen mussten in den letzten Jahren. Zum Ende dieses Jahres muss auch hier in Montreal „The Katacombes“ schließen, ein Club, in dem wir wohl die Hälfte unserer Montreal-Gigs gespielt haben, und wo auch schon Bands wie VOΪVOD, SACRIFICE, RAZOR, RAVEN, ANGEL WITCH, SATAN, um nur einige zu nennen, gezockt haben. Es ist noch nicht wirklich alarmierend, aber es fällt schon etwas auf.
Old school scheint voll Euer Ding zu sein. Sogar die Produktion klingt nach den Achtzigern. Um Fenriz von DARKTHRONE zu zitieren:“Destroy your modern Metal and bang your fucking head!“, oder?
Verdammt ja! Wir haben alles analog aufgenommen und Olof Wikstrand von ENFORCER hat einen fantastischen Job beim Mixing und Mastering abgeliefert. Ich finde es aber auch wichtig, anzumerken, dass wir nicht auf Teufel komm raus den Old School Spirit beschwören, sondern nur insofern es für uns gut klingt. Komm mir zum Beispiel nicht mit tickendem Bassplaying, ich hasse das! Das muss die direkt in den Brustkorb ballern! Also ist es nicht so „alt“, nur eben „echt“ Denn da sind etliche neue Bands, die es den Alten gleichtun, wenn nicht sogar besser.
Da stimme ich Dir zu. Ich habe dieses Jahr etliche Newcomer gehört, die den alten Spirit wieder auferstehen lassen.
Und weil wir gerade von Fenriz geredet haben: Er schrieb mal einen Song mit dem Titel „Canadian Metal“ um großartigen Bands aus Eurem Land, wie RAZOR, SACRIFICE, EXCITER or VOΪVOD. Zu huldigen. Was denkst Du, was macht kanadischen Metal so außergewöhnlich?
Das weiß ich wirklich nicht. Es könnte die Qualität der Musik sein, die immer irgendwie Underground geblieben ist, im Vergleich zu anderen Bands derselben Ära. Aber ich glaube, es ist, weil es hier so verdammt kalt ist, müssen die Bands eben schneller spielen, um warm zu werden. Naja, und die Leute mögen halt schnelles Zeug.
Coole Erklärung. Okay, mir gehen momentan die Fragen aus. Irgendwelche letzten Worte von Dir: Irgendwelche Touren, die du ankündigen willst? Vielleicht sogar in Deutschland?
Danke für Deine Fragen. Sie waren dann doch nicht ganz so dusslig. Wir haben derzeit noch nichts Konkretes auf der Agenda. Aber wir arbeiten hart daran, 2020 nach Europa zu kommen. Und, natürlich, auch nach Deutschland. Es war immer ein Traum von mir, in Deinem Land zu spielen.