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Obwohl die Schleswiger von Rezet bereits seit 2004 im Untergrund herumturnen und sich mit nunmehr vier Alben in die Herzen der deutschen Thrash Landschaft katapultierten, war mir der Vierer bislang ziemlich unbekannt. Mit dem aktuellen Album "Deal with it" änderte sich dies schlagartig und der amerikanisch beeinflusste, rasende, rifforientierte Thrashmetal aus dem hohen Norden stellte einmal mehr unter Beweis, dass man sich um die Szene in Deutschland keinerlei Gedanken zu machen braucht. Ich jedenfalls freute mich, mit Bandleader Ricky ein paar Worte zu schnacken.

2004 gegründet und seit 2010 mit vier kompletten Alben in der Szene mehr als würdig vertreten. Dennoch muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zur Veröffentlichung von „Deal with it“ noch nie was von Rezet gehört oder gelesen hatte, was sich natürlich ab sofort ändert. Wie kann das kommen, dass eine solch talentierte und hochwertig agierende Band so weit unter meinem ansonsten recht ausgeprägten Radar flog?

Hey, danke, das nehme ich natürlich als Kompliment an! Wir hatten einfach viel Pech in der Vergangenheit. Eine Menge Lineu-up-Wechsel, schlecht agierende und abzockende Plattenfirmen, viele persönliche Krisen und eine Menge anderer Dinge führten dazu, dass REZET anfangs schwer hochkamen. Dennoch waren wir für viele Fans schon lange nicht mehr eine Underground-Band und haben besonders mit unserem Debut-Album „Have Gun, Will Travel“ die Szene schon ordentlich damals aufgewirbelt. Ich denke man darf auch nicht vergessen, dass der Markt einfach total umkämpft ist und der Hörer ja kaum noch weiß, was er als erstes oder Nächstes wahrnehmen soll oder auch kann.

15 Jahre der Existenz, doch wenn man auf Euer Line Up schaut, gab es da immer reichlich Fluktuation. Ricky, ist es so schwierig mit Dir auszukommen?


Früher war es wirklich nicht so einfach, wobei ich eigentlich ein sehr geselliger und harmoniebedürftiger Mensch bin. Ich habe einfach eine klare Vorstellung von REZET, und da es meine Band ist, war es nicht immer leicht für mich, mich einfach fallen zu lassen und Musik zu spielen. Ich hatte schon immer das Gefühl, ich muss die Band führen und beherrschen. Meine Freunde sagen aber, dass ich mittlerweile viel entspannter geworden bin. Ich denke das geht vielen Menschen so. Gerade wenn du jung bist und dich auch noch eine gewissen Unsicherheit plagt, schießt du schnell mal übers Ziel hinaus. Zu meiner Verteidigung kann ich aber auch sagen, dass der Großteil der Wechsel im Line-Up wirklich auf dem Mist der anderen gewachsen ist. Manchmal ist eine solche Veränderung einfach unausweichlich.

Witzigerweise habt Ihr ja in unserer Berliner Szene gewildert und mit Heiko Musolf einen neuen Gitarristen am Start, der aus meiner Heimat kommt. Wie kam das denn zustande? Laut Google Maps liegen zwischen unserer wunderschönen Bundeshauptstadt und Schleswig ja schlappe 431 Kilometer.

Im Frühjahr letzten Jahres haben wir eine Show in Husum gespielt. Zu dieser Zeit hatten wir keinen festen Gitarristen, sondern einen Session-Musiker. Unsere Vorband waren Space Chaser aus Berlin, die ebenfalls eine Aushilfe in ihren Reihen hatten, nämlich Heiko. Kurze Zeit später suchten wir dann aber ein festes Mitglied für die Band und einer der Bewerbenden war dann Heiko, den wir schon kannten und der uns bereits damals recht beeindruckt hatte.

Euer neues Album „Deal with it” habt Ihr ja zusammen mit Eike Freese in Hamburg aufgenommen, ein Mann, der sich mittlerweile mehr als nur seine Sporen verdient hat und sogar internationalen Bands seinen Stempel aufdrückt. Wie war die Arbeit mit ihm und wie zufrieden seid Ihr mit dem Endresultat?

Ich glaube, wir könnten gar nicht zufriedener sein. Die Produktion ist doch wirklich 1A ausgefallen, oder? Und vor allem auch die Arbeitsweise mit ihm ist super. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß wie während der Aufnahmen zu diesem Album. Eike ist wirklich ein toller Kerl und ein Freund geworden. Ich denke, wir haben unseren Produzenten gefunden.

Unser Maik, der Euer Review verfasst hat, stellte sich die Frage, ob „Deal with it“ ein Konzept enthält? Er schrieb: „Anfangs eine schöne Melodie, wenn man ins Leben tritt…dann Mißtöne…hartes Zuschlagen der Realität…am Ende nur noch Musik. Dazu das Coverartwork. Früher alles recht farbig, heute eine graue Erde auf grauem Hintergrund…

Ich finde seine Interpretation sehr interessant und gut, möchte aber keine genauen Angaben machen, da jede Hörerin und jeder Hörer die eigene Fantasie gebrauchen sollen. Tatsächlich ist es keinesfalls ein Konzept-Album, denn so aus dem Bauch heraus haben wir noch nie Musik geschrieben und gespielt. In Punkto Cover, Bezug zu den Texten im Booklet und Inlay der Scheibe, kommt Maik aber schon sehr nahe an meine ursprüngliche Vision der ganzen Sache. Dennoch, ich möchte keine klaren Vorgaben erschaffen.

Ihr habt ebenfalls einige sozialkritische Texte auf dem Album. Kommt man sich da aufgrund der immer übleren Weltlage und politischen Situation nicht irgendwann mal vor, wie der Rufer in der Wüste?


Ne, es wird dadurch eher immer wichtiger. Ich will mir später nicht die Vorwürfe anhören, die man meiner Großeltern-Generation macht oder gemacht hat...

Witzig am Rande: Wenn man bei Google Rezet „Deal with it“ Lyrics googelt, erhält man Werbung für Mittel gegen Schuppenflechte. Was ist da los?


'Haha, das ist sogar mir neu! Ja, Google schlägt dir gerne mal „Rezept“ vor, wenn man unseren Namen sucht. Irgendwann wird das auch mal ein Backprint eines Shirts, haben wir uns gesagt: „meinten sie: Rezept?“

Live konnte ich Euch bislang leider noch nicht begutachten, doch ein guter Freund von mir sah Euch letztes Jahr in Wacken und war mächtig angetan. Dennoch könnte ich mir gut vorstellen, dass Ihr mit Eurer Mucke doch eher die Intimität eines lauschigen Clubs vorziehen würdet, oder?


Schwer zu sagen. Ich mag die Abwechslung eigentlich am liebsten: mal ein kleiner Club, mal eine Festivalbühne, dann wird es niemals langweilig – auch wenn es das als Musiker sowieso nie werden würde, ha! Aber ich denke ich kann dir insgesamt schon Recht geben, das beste Feeling kommt in einem Club bei einer Thrash-Metal-Show!

Am 21.04. spielt Ihr in Berlin zusammen mit Nervosa im Nuke Club. Nun sind an diesem Tag aber auch Konzerte von Deathrite, Septic Flesh, Krisiun und Diabolical in der Stadt. Ein eher suboptimaler Termin wie ich finde. Meine Frage hierzu: Ist die Konzertlandschaft momentan einfach zu überfrachtet?

Definitiv. Als wir anfingen live zu spielen, war es ein Leichtes, Shows zu bekommen. Am Anfang natürlich nur im lokalen Sektor, als unsere Demos aber rumkamen schließlich auch im nationalen und später auch internationalen Markt. Seit einigen Jahren läuft sowas bei uns natürlich mit Booking, Label und Management im Rücken und anders wäre es auch gar nicht denkbar. Ich stelle es mir verdammt schwer vor, im Inernet-Zeitalter als neue Underground-Band noch Fuß zu fassen.

Wo glaubt Ihr könntet Ihr nacheiner bereits so langen Zeit im Business schon stehen, wenn Kalifornien auf Eurer Herkunftsangabe stehen würde? Wir innerhalb der Redaktion wundern uns schon des Öfteren darüber, wie wichtig scheinbar die geographische Lage einer Band für einen Erfolg zu sein scheint…

Ich glaube, gerade durch das eben genannte Internet ist es mittlerweile ziemlich egal woher du kommst. Wir haben noch in Zeiten vor Myspace begonnen, was man ja sogar als „old school“ bezeichnen könnte und da ging es wirklich nur über Kontakte. So stelle ich mir schon vor, dass du früher bestenfalls in Metropolen der Welt ansässig sein musstest, um Fuß zu fassen, aber heute ist es ja egal ob du am Nordpol oder in der tiefsten Wüste lebst, solange du Internet hast. Vielleicht klingt es einfach besonderer, wenn man aus Los Angeles oder auch Sao Paolo kommt, als aus Schleswig. Mir ist letzteres aber viel lieber. Nicht nur weil ich hier sehr gerne lebe, sondern weil wir im gesamten Bundesland ein absolutes Alleinstellungsmerkmal haben!

Antipeewee, Space Chaser, Traitor, Rezet. Die Szene für junge deutsche Thrash Bands blüht ja momentan in unseren Landen. Wie siehst Du persönlich die momentane Entwicklung in der Szene?


Ähnlich wie mit dem Internet, ist ja alles irgendwie Fluch und Segen, oder? Wir sollten uns darüber freuen, dass es so viele geile Bands gibt, die Leute auf Konzerte gehen, Platten kaufen und Metal am Leben erhalten. Schau dir die Statistiken an: selbst Spotify hat erkannt, dass Rock und Metal der Pop-Musik überlegen sind. Abgesehen von riesigen Events ziehen auch kleinere Bands mehr Publikum als irgendwelche TV-Künstler. Es ist einfach die ehrlichste Form der Musik für mich und fühlt sich wahrscheinlich deshalb auch ein Leben lang richtig an!



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