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SCHLECHTER HUMOR UND SCHLECHTES ENGLISCH


Mitte 2018 traten Nightbearer mit ihrer ersten EP namens "Stories from beyond" aus dem Untergrund hervor und konnten mit ihren etwas untypischen Todesblei unsere Redaktion vollends überzeugen. Dementsprechend hoch war die Spannung als bekannt wurde, dass Testimony Records sich die Dienste der Nordrhein Westfalen gesichert hatte und sich ein neues Album im Anflug befindet, welches nunmehr unter dem Titel "Tales of sorcery and death" erneut für offene Münder sorgte. Feinster schwedisch angehauchter Death Metal, der mit schicken Keyboards untermalt ziemlich eigenständig klingt und auch mit den Texten eigene Wege geht. Viel Fantasy, wenig Zombies. Geht denn sowas? Klar, wie dieses Kleinod todesbleiernder Tonkunst eindrucksvoll beweist. Natürlich stand es außer Frage, sich den vermeidlichen Chef Dominik Hellmuth zu krallen, um ihn über die für mich momentan spannendste Death Metal Band Deutschlands etwas auf den Zahn zu fühlen.

Dominik, ich beuge zuallererst in Scham mein Haupt vor Dir und vor allem Michael, dass ich Dich quasi als Alleinherrscher von Nightbearer tituliert habe, doch wenn man liest, dass Du Dich für sämtliche Instrumente eigenverantwortlich zeigst, lag diese Annahme recht nahe. Erklär mir doch mal, wie Nightbearer funktioniert?

Haha, um ehrlich zu sein habe ich diesen kleinen Lapsus mit einem Schmunzeln im Gesicht wahrgenommen und auch Micha war nicht wirklich sauer. Nightbearer hat sich mittlerweile zu einer vollwertigen Band mit 5 Mitgliedern entwickelt, allerdings sind Micha und ich zu gleichen Teilen Bandleader mit - bis auf einen Punkt - strikt voneinander getrennten Aufgabenbereichen. Micha ist nicht nur der Sänger, sondern auch Herr der Lyrics und des Optischen, sprich er kümmert sich um Songtexte und das generelle visuelle Konzept von Nightbearer.

Ich hingegen bin hauptverantwortlich für den Sound auf der Bühne (unterstützt von unserem Drummer Manu) und im Studio, also auch für die Produktion. Jeder hat natürlich ein Veto-Recht, Alleingänge gibt es also bei uns nicht. Gemeinsam verantwortlich sind wir fürs Songwriting. Jeder hat dort seine Stärken und Schwächen, so dass wir uns ziemlich gut ergänzen, wenn ich uns mal etwas selbst loben darf.


Mann des Optischen klingt witzig, bist Du selbst zu hässlich?

Seit der letzten Schönheitsoperation werden die Beschwerden langsam weniger. Ich schätze ich bin auf einem guten Weg.

Hahaha, sehr gut. Seit der ersten EP und dem jetzt veröffentlichten Album lag mit eineinhalb Jahren doch eine recht lange Zeitspanne, in der ich schon befürchtete, nichts mehr von diesem spannenden Projekt zu hören. Doch nun, bei Testimony Records in guten Händen, dieses Juwel der Todesblei Kunst, welches ich als außergewöhnlich erachte. Ging das Album leicht von der Hand?

Der Erfolg der EP kam für uns tatsächlich sehr überraschend, weil wir sie ursprünglich "nur" als Nebenprojekt veröffentlichen wollten. Aber dann hat sich alles verselbstständigt, so dass wir nun eine Scheibe über ein richtig gutes Label veröffentlicht haben. Dadurch, dass alles als Nebenprojekt gestartet ist, wo der Spaß im Vordergrund stehen sollte, haben wir uns überhaupt keinen Druck gemacht. Das Schreiben der Songs ging dementsprechend relativ leicht von der Hand, Micha und ich sind da aber auch ein eingespieltes Team. Das Aufnehmen von Gitarren und Bass sowie Michas Vocal-Aufnahmen waren auch kein Neuland für uns, entsprechend entspannt war dieser Teil der Produktion.

Allerdings habe ich zum ersten Mal ein komplett mikrofoniertes Schlagzeug aufgenommen und geedited. Das war ein echt großer Aufwand, den ich zuerst unterschätzt habe. Zum Glück ist Manu ein fantastischer Drummer mit einem gut ausgestatteten Studio, sodass uns auch das recht schnell gelungen ist. Das Mischen des Albums war für mich zwar keine Premiere, aber ich habe mich aufgrund unseres gewachsenen Anspruchs gut darauf vorbereitet, indem ich viel recherchiert und mir angelesen habe. Außerdem habe ich das Mischen extra in meinen Urlaub verlagert, so dass ich mich ganz darauf konzentrieren konnte. Durch das konstante und zeitnahe Feedback von Micha konnte ich dann produktiv arbeiten und zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen. Insgesamt kann ich die Frage also mit einigen Einschränkungen bejahen.

Du sprachst gerade von einem Nebenprojekt, also muss ich eine Frage vorziehen. Welches wäre denn das Hauptprojekt gewesen? Ich erinnere mich gerne an die 2013er Hate force one Scheibe "Wave of destruction", die ebenfalls bei mir mehr als gut abschnitt, doch danach kam leider nichts mehr...

Richtig, Micha und ich sind noch in diversen anderen Bands unterwegs. Gemeinsam spielen wir noch bei Despised (wie auch unser Gitarrist Christian), Paderborns Dienstältester Death-Metal-Band. Micha singt noch bei Bloodwork und SchlAchtung! und ich versuche mich als YouTuber und bin, wie du schon richtig angedeutet hast, bei Hate-Force-One als Sänger umtriebig (hier spiele ich übrigens mit Manu und unserem Basser Oempfi zusammen). Warum die eine oder die andere Band eine Zeit lang nichts mehr von sich hören lässt, hat immer viele Gründe, meistens sind es veränderte private Situationen, die die vorhandene Zeit plötzlich massiv mindern oder dergleichen. Was ich aber sagen kann ist, dass alle namentlich genannten Bands noch existieren und zu gegebener Zeit bestimmt wieder in Erscheinung treten werden. Doch bis dahin ist Nightbearer definitiv unser Hauptprojekt, in das wir den Großteil unserer Freizeit reinstecken.

Und das finde ich extrem gut, da sich Nightbearer meiner Meinung nach ganz entschieden von vielen Bands des Genres abheben und unterscheiden. Beginnend bei den eingetreuten Keyboards, die man vielleicht eher einer Band wie Dragonforce aufs Auge drücken würde und Euren Lyrics, die sich ebenfalls wohltuend vom Zombie/Töten/Seuchen-Thematik vieler anderer Bands wohltuend abheben. Wie kam denn diese Symbiose zustande? Musikalisch kannte ich das vorher tatsächlich nur von Nocturnus...

Dankeschön, sowas hört man gerne, sogar den Dragonforce-Vergleich lasse ich dir deswegen mal durchgehen. Die Symbiose kam aufgrund unserer Liebe zu Schwedischem Death-Metal bzw. dem Boss HM-2 Sound auf der einen Seite und Blind Guardian auf der anderen zustande. Ich bin generell kein Freund von den von dir genannten Thematiken, und so war für uns klar, dass wir lyrisch diesen eher Power-Metalligen Bereich bearbeiten wollen. Bei den Keyboards muss ich ehrlich sein, das war eine spontane Eingebung von Micha während des Mixens. Die sphärischen Gitarren in einigen Songs wiederum waren eine Idee von mir, die aber ebenfalls erst beim Mixen entstand und für gut befunden wurde. Generell ist hier auch weniger mehr, glaube ich. Wenn sie zu oft eingesetzt werden, nutzt sich der Effekt schnell ab.

Erzähl mir doch ein wenig mehr über das lyrische Konzept?

Das lyrische Konzept basiert grob gesagt auf zwei Säulen. Zum einen haben wir die Prämisse, in jedem Song eine gute Geschichte zu erzählen. Dabei bedienen wir uns bei den Meistern der Fantasy und des Horrors, man denke an Stephen King, G.R.R. Martin, J.R.R. Tolkien und so weiter, und beleuchten Teile ihrer Geschichten aus anderen Blickwinkeln o.ä. Die zweite Säule ist der Namenlose Wanderer, den man bereits vom Cover unserer EP kennt, der aber auch auf der jetzigen CD zu sehen ist. Man könnte sagen, er ist sowas wie unser Maskottchen. Er reist durch die unterschiedlichen Welten, in denen die Geschichten spielen und beobachtet sie. Teilweise sind die Texte also aus seiner Sicht geschrieben, teilweise handeln Texte auch über ihn selbst. Dies ist das Konzept in groben Zügen. Alles Weitere sollte sich beim genauen Studium der Texte erschließen.

Dieses textliche Konzept hat Juan Castellano Rosado einmal mehr großartig bildlich umgesetzt. Ihr müsstet doch vor Freude an die Decke gegangen sein, als Ihr erstmals das Artwork zu Gesicht bekommen habt, oder?

Das kannst du laut sagen. Wir haben uns bewusst für Juan entschieden, weil wir seinen Stil, der ja eine Mischung aus Andreas Marschall und Dan Seagrave ist, absolut super und passend fanden. Micha hat ihm dann seine Vorstellungen grob skizziert, aber die Umsetzung ist der Wahnsinn. Ich behaupte, dass man es nicht besser hätte machen können! Ich stehe ja vor allem auf detaillierte Cover, und dieses hier kannst du stundenlang betrachten und entdeckst doch immer wieder etwas Neues.

Definitiv und ich freue mich schon auf ein Shirt mit entsprechendem Motiv. Du erwähntest ja bereits vorhin, dass Du alleine für den Sound verantwortlich warst. Schwer zu glauben, denn anfangs dachte ich, ich höre da einen Mix von Jens Bogren oder Dan Swäno. War einer der Beiden ein Einfluss?

Die Shirts habe ich bereits hier zuhause liegen sowie Zipper. Dass du noch keines hast, liegt also einzig und allein an deiner Geldbörse (lacht). Es freut mich, dass der Mix bei dir so gut ankommt. Jens Bogren und Dan Swanö sind für mich zusammen mit Andy Sneap die großen Vorbilder, wenn es ums Mixen geht. Ich besitze viele CDs, die von einem der drei gemixt wurden, daher sind sie ganz automatisch ein Einfluss für mich geworden. Generell habe ich mich allerdings grob an dem Mix von Bloodbath's "Grand Morbid Funeral" orientiert, den ich als besten Mix aller Zeiten ansehe. Lustigerweise ist er von keinem meiner Vorbilder, sondern von David Castillo. Viel wichtiger als diese Orientierung war mir aber, eigenständig zu klingen. Das habe ich versucht dadurch umzusetzen, dass wir z.B. mit einem mikrofonierten Schlagzeug gearbeitet haben, aber auch mit diversen Kombinationen von Effektpedalen und Verstärkern für den Gitarren- und Basssound. Dass der Mix in Endeffekt so professionell klingt, freut mich natürlich ungemein.

Ok, bei Bloodbath gehe ich komplett d'accord. Wird es irgendwann mal die Möglichkeit geben, Nightbearer auch mal live bewundern zu können?

Ja, durch den Erfolg der EP stand für uns relativ schnell fest, dass wir Nightbearer auf die Bühne bringen wollen. Wir haben daher unser erstes Konzert am 01.12.2018 und im Jahr 2019 weitere vier ausgewählte Shows gespielt. Am 21.12.2019 haben wir unsere Release-Show, auf die wir uns natürlich ganz besonders freuen. Für 2020 sind auch schon einige Konzerte geplant und bestätigt. Wir hoffen außerdem, dass noch einige dazu kommen. Du merkst schon, wir sind nicht untätig, was Live-Aktivitäten betrifft.

Dann kann man also davon ausgehen, dass der Fokus zukünftig komplett auf Nightbearer liegen wird?

Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber ich habe meinen Hauptfokus derzeit ganz klar auf Nightbearer, mit YouTube und einem kleinen noch unbekannten Projekt als Nebenspielwiesen.

Was machst Du denn genau auf YouTube?

Ich habe Ende 2018 mit Youtube gestartet, ursprünglich, um die EP etwas zu promoten. Dann wollte ich aber regelmäßigen Content produzieren und bin schnell auf den Gedanken gekommen, mich auf das Boss HM-2 Pedal zu fokussieren. Auf meinem YouTube-Kanal findet der geneigte Zuschauer also jede Menge Nerd-Talk über den Sound des HM-2, Tests und Soundvergleiche der zahlreichen Klone sowie Reviews zu anderen Zerrpedalen für Gitarre. Auch der ein oder andere Amp wird mal getestet. Und dazu gibt's (manchmal) schlechten Humor und (immer) schlechtes Englisch. Was will man mehr?

Dome Nightbearer auf YouTube


Dominik, vielen Dank für das Gespräch und ich hoffe mal inständig, dass, wenn Weihnachten vorbei ist, noch genügend Geld in meinem Säckel sein wird, um mir ein bedrucktes Leibchen von Euch zuzulegen und ich Euch in 2020 irgendwo mal live aufgabeln werde.


Ich danke dir, Olaf, für die wirklich interessanten Fragen, und wünsche dir und den Lesern dieser Zeilen schöne Feiertage, und dass ihr alle noch genügend Geld übrighabt, um unsere Textilien oder Tonträger zu erwerben! Behalte uns auf den üblichen Social-Media Kanälen im Auge, damit du sofort weißt, wann wir in deiner Nähe die Hütte abbrennen.



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