VOLLES ROHR VERKNALLT IN PRINZESSIN LEIA
Nicht nur musikalisch, sondern vor allem textlich tut sich die Hamburger / Celler Formation Damnation Defaced nunmehr seit 12 Jahren mit 4 tollen Alben wohltuend aus der doch meist recht unüberschaubaren Masse an Melo-Death Metal Bands hervor und schafft es tatsächlich, sich bei jedem Album zu steigern und noch eine Schippe draufzulegen. „The devourer“ nennt sich der aktuelle Output der Science-Fiction Deather und es freute mich ungemein, dass mir mit Sänger Philipp ein kompetenter Gesprächspartner zur Seite stand, der uns ein wenig in das bandeigene Universum einzuführen versuchte.
Philipp, knapp 4 Monate ist es nun her, dass Ihr mit "The devourer" Euer viertes Album veröffentlicht habt. Wie waren die Resonanzen und legst Du selber mit etwas Abstand das Album immer noch aus?
Die Resonanzen waren wirklich durch die Bank sehr positiv und auch wir können das Album immer noch selber mal zwischen drin hören und sagen, dass uns die Songs und vor allem der Sound nach wie vor gut gefällt.
Was gefällt Dir selber am meisten? Die Songs an sich? Die Arrangements oder sogar das Gesamtpaket? Ist ja immer so eine Sache, bei seinem eigenen Kram objektiv zu bleiben.
Ich muss wirklich sagen das Gesamtpaket, der Sound ist noch mal deutlich fetter und moderner geworden, dabei aber nicht zu klinisch, wir sind als Band im Songwriting weiterhin gewachsen und vor allem die höhere Bandbreite bei der Geschwindigkeit hat mir von Anfang an gefallen
Scheinbar haben das die Veranstalter auch so gesehen, denn Wacken oder das Party San sind ja schon große Hausnummern, die Ihr dieses Jahr abgrasen konntet. Hand aufs Herz: Was gefiel Euch besser und vor allem warum?
Wacken war cool, aber ich konnte es irgendwie nicht richtig genießen, weil der innere Druck komischerweise einen ein bisschen gelähmt hat, gut es war auch die erste Show mit neuen Songs...und dann gleich so‘n Klopper. Beim PartySan war die alte Gelassenheit wieder da und die Show hat umso mehr gebockt, zumal das Publikum trotz unseres modernen Sounds viel zurückgegeben hat.
Ich musste ja beim Parmesan einmal mehr feststellen, was für ein Technik-Legastheniker ich bin, denn ich hörte neben der Bühne keinerlei Monitorsound, was Du mir mit "In Ear" Technologie erklärtest. Für eine Death Metal Band ziemlich ungewöhnlich. Wie lange macht Ihr das schon?
Sagen wir so, ich musste auch erst davon überzeugt werden, aber wenn du von 100 Shows 80x scheiß Monitor Sound hast, dich oder die anderen nicht wirklich hörst und dann mit In-Ear immer den perfekten Sound hast, dann willst Du nie wieder drauf verzichten. Ich glaub wir haben das Setup jetzt gute zwei Jahre. ich glaub für viele ist der technische Aspekt und die Erstinvestition etwas abschreckend, aber es ist es wert.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies Eurem nächsten große Highlight ebenfalls entgegenkommen sollte: Das Konzert am 11.01.2020 im Planetarium Hamburg, wo Monitore wahrscheinlich nur lästig wären. Wie lange hat da die Planung gedauert und wie kam diese großartige Idee zustande?
DAMNATION DEFACED Live im Planetarium Hamburg
Die Idee etwas in einem Planetarium zu machen, kam mir bereits zum "Invader from beyond" Album, dass ich dort ein Musikvideo drehen wollte. Leider hatte man, wie es ja manchmal so ist, den falschen Kontakt angeschrieben und man hat keinerlei Feedback bekommen, was sich zwei Jahre später dann geändert hat. Die Idee mit der Live-Show kam dann eigentlich während den Video-Aufnahmen zu "Between Innocence and Omnivores". Ich war selber als Gast einige Male im Hamburger Planetarium und dachte mir die ganze Zeit, warum nicht auch eine Metal Show. Und außerdem passt das natürlich ideal zu unserer SciFi Thematik.
Wobei ich beim nächsten Thema wäre. Gib uns doch mal einen kleinen Überblick über das von Euch erschaffene Damnation Defaced Universum...
Hui, gar nicht so einfach. Im Prinzip gehören die beiden letzten Alben thematisch zusammen und waren für uns auch der Start lyrisch in Konzeptalben zu denken. Auf den vorherigen Alben und EPs gab es zwar die visuelle Komponente aber keine Konsequente in der Thematik. Da hatte es dann auch immer mal wieder ein Song reingeschafft, der ganz andere Situationen thematisierte als die anderen Songs.
Die Story rund um unsere Pilotin Daza startet auf ihrem Heimatplaneten, der kurz vor der Selbstzerstörung steht. Hals über Kopf musste sie als Auserwählte in einem sich noch in der Testphase befindenden Rettungskonzept mit allem Wissen und Leben den "Archen-Flug" starten. Um von ihrem sterblichen Körper unabhängig zu sein, wurde ihr Geist in die Maschine des Raumschiffes übertragen. Nach jahrelanger Reise und Vereinsamung, wurde Dazas Geist und Emotionen durch das rationale Denken der Maschine abgelöst. Mit der Entdeckung des Planeten Danrog sollte der Plan umgesetzt werde, die primitive Zivilisation als neue Heimat für das Vermächtnis ihrer Spezies dienen. Abgekürzt: hat nicht so geklappt, große Scheiße (lacht).
Puh, starker Tobak, der sicherlich nicht unbedingt bei Allen ankommen wird. Steht Ihr denn alle innerhalb der Band hinter dem Konzept oder musste vielleicht bei einigen Überzeugungsarbeit geleistet werden?
Und das ist jetzt nur die Story von „Invader…“, ich glaub das wird für diesen Rahmen etwas zu ausschweifend. Nein generell vertrauen die Jungs mir da. Natürlich hat man das ein oder andere schon mal in Filmen, Games oder Büchern gelesen, aber es geht in erster Linie ja um ein unterhaltenes Element, was aber durchaus auch immer mal wieder gesellschaftskritisch interpretiert werden KANN, nicht soll!
Ist es tatsächlich eine reine Fiktion oder versuchst Du in irgendeiner gearteten Form auch Parallelen zum Hier und Jetzt zu kreieren?
Nein eigentlich nicht, das ist alles Fiktion und aus Liebe zu Aliens und fremden Welten. Es gibt keine Grenzen, alles kein sein und die eigene Kreativität darf sprudeln, auch wenn sie natürlich inspiriert ist.
Von was oder wem genau?
Natürlich in erster Linie Filmen und Games, die wohl ein jeder kennt, aber genauso Kunst, Comics und cineastischer Music. Bis Alkohol und Mädchen interessant wurden, gab es für mich als Kind nur Star Wars (lacht).
Na komm.…jeder war doch ein bisschen verliebt in Prinzessin Leia, oder?
Volles Rohr, haaha. Ok, vielleicht die falsche Formulierung. Nein wirklich, die Filme haben mich sehr, sehr geprägt seitdem ich sie das erste Mal mit 6 Jahren mit meinem Vater geguckt habe, liefen sie wöchentlich (grinst). Auch so eine schlechte Angewohnheit von Kindern, alles zum Erbrechen immer wieder gucken zu müssen.
Ich habe letztens die Band von Eurem Labelboss Tomsz, Dawn of disease, live mit ihrem neuen Album erleben dürfen und dachte mir während des Gigs: Damnation Defaced und die...das könnte prima für eine Tour passen...
Zumal man ja auch gut befreundet ist! Ach, wir haben darüber schon mal gewitzelt, vielleicht sollte man das noch mal intensivieren. Eine Show haben wir auch schon mal zusammen gespielt. Wir kennen uns halt gut, also würde es wirklich passen.
Liegt jetzt in naher Zukunft der Fokus auf dem Planetarium Gig und wie geht es weiter? Ich meine, trotz der Komplexität Eurer Songs und der Geschichte, war die Zeitspanne mit 2 Jahren zwischen den Alben doch ziemlich gering.
Naja "The Devourer" war eigentlich gar nicht so früh geplant. Wir wussten bereits ein Jahr vorher, dass wir auf dem Wacken und PartySan spielen werden und dann haben wir uns selber gesagt, diese Plattform müssen wir nutzen. Ergo ist das Album in weniger als einem halben Jahr entstanden und hat uns wirklich einiges abverlangt. Aber wir waren schon immer eine Band bzw. die Charaktere, die besonders gut unter Druck arbeiten können. Ein paar Songideen gab es schon, aber es hat mal wieder alles bis auf den letzten Drücker gedauert. Mit dem nächsten Album werden wir uns diesmal ein bisschen mehr Zeit nehmen, haben aber bereits schon mit dem Schreiben angefangen.
Es wird die Geschichte also weitergesponnen?
Nein, das neue Album wird eine losgelöste Story bekommen. Aber keine Angst, wir werden auch vor dem Album noch von uns hören lassen, schließlich steht vorher noch das 15 jährige Bestehen an. Und zu Weihnachten gibt es von uns auch noch ein kleines Schmankerl...keine Angst keine SciFi-Death Metal Version von Jingle Bells (grinst).
Eigentlich schade, aber na gut. Letzte Frage, die zu Eurer Thematik durchaus passt: Wenn Du jetzt außerirdischen Besuchern Damnation Defaced nahelegen müsstest: Was würdest Du Ihnen mit auf den Weg geben?
Düsterer Melodic Death mit einer manchmal versteckten Spur Wahnsinn, der aber sich nie zu Schade ist mit catchigen Hooks nebst ein bisschen Progressivität daher zu kommen (grinst). Die Entwicklung der Band ist auf jeden Fall noch lange nicht abgeschlossen und die Kreativität sprudelt grad sehr.