Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (02/24)

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LONG LIVE THE QUEEN


Doro ist eine Instanz im Metal und international in der Szene beliebt. Und das seit nunmehr fast vierzig Jahren. Das muss ihr mal jemand nachmachen. Und wenn auf eines bisher Verlass war, dann darauf, dass Doro in schöner Regelmäßigkeit ihre Fans mit neuer Musik beglückt hat. Wie eine gut geölte Maschine veröffentlichte die Queen of Heavy Metal alle zwei, drei Jahre ein neues Album. Aber anscheinend ist irgendwie Sand ins Getriebe geraten, denn diesmal mussten die Fans ungewöhnlich lange auf das neue Album »Forever Warriors, Forever United« warten. Ganze sechs Jahre liegen zwischen dem letzten Studioalbum »Raise Your Fist« und dem neuen Werk. Grund genug, der Sängerin hier in Berlin einmal auf den Zahn zu fühlen. Wir haben Doro in der Zitadelle Spandau abfangen können, wo sie als Gast von der Kultband THE SWEET eingeladen wurde.

Hey Doro. Schön, dass du dir heute Zeit für uns genommen hast.

Ja, immer gerne. Normalerweise gebe ich vor Konzerten ungerne Interviews, da ich lieber meine Stimme schonen möchte. Aber heute ist das okay. Ich bin ja nur Gast bei meinen lieben Freunden von The Sweet und habe nur kurze Einsätze.

Ja, erzähl uns doch einmal von dieser Konstellation. Klingt auf dem ersten Blick eher ungewöhnlich, da The Sweet doch klassischer Glam Rock sind und Doro eher im Heavy Metal zuhause ist.

So ungewöhnlich ist das ganze eigentlich nicht. Wir sind beide im Rock’n’Roll zuhause. Nur ist meiner halt eine Spur härter. Doch die Grundbasis ist dieselbe.

Stimmt auch wieder. Aber wie kam es dazu?

Das kam durch meine Tour mit der Rock Meets Classic Familie 2016. Pete Lincoln und Andy Scott von The Sweet waren damals, genau wie ich, Teil dieser Tour. Vorher sind wir uns zwar diverse Male über den Weg gelaufen und haben auch das eine oder andere Wort gewechselt, aber das war bis dato nur sporadisch. Durch die Tour haben wir uns richtig kennengelernt und uns auch entsprechend angefreundet. Als die Jungs dann ihr Jubiläums-Konzert in Berlin geplant hatten, haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte, gemeinsam mit Marc Storace von Krokus als Special Guest aufzutreten. Da habe ich mich natürlich richtig gefreut und auch sofort zugesagt.

Du ja immer viel um die Ohren. Bist viel unterwegs. Ich denke das ist wohl der Grund, warum die Fans diesmal ungewöhnlich lange auf dein neues Album warten mussten.

Ja, das stimmt. Eigentlich bin ich ganz froh darüber, dass ich meinen Fans bisher in schöner Regelmäßigkeit neues Material präsentieren konnte. Aber diesmal kam ich echt nicht dazu. Das ist echt das erste Mal in meiner Karriere und das ist mir auch richtig peinlich.

Was ist passiert? Schreibblockade?

(lacht) Wenn es das mal gewesen wäre. Nein, Tourneen sind passiert. Ich bin stetig auf Tour und jedes Mal, wenn ich mir vorgenommen hatte, die Arbeiten an einem neuen Album zu starten kam irgendwas dazwischen. Seien es die Vorbereitungen zu meinem Dreißig-Jahre Jubiläumskonzert oder Festivalauftritte oder besondere Sachen wie eben Rock Meets Classic.

Na zumindest konnten die Fans sich vor zwei Jahren mit »Love’s Gone To Hell« über einen kleinen Ausblick freuen.

Ja, so war das tatsächlich auch gedacht. Als Vorgeschmack. Der Plan war, dass ein paar Monate später auch das Album folgen sollte. Aber dann kamen wieder die nächsten Tourangebote und Fragen der Fans, ob ich demnächst wieder in deren Nähe spiele. Ich kann den Fans diesen Wunsch einfach nicht ausschlagen. Aber so hat sich die Arbeit gezogen.

Das bedeutet 2016 waren die Arbeiten am Album fast beendet?

Nein, das würde ich nicht sagen. Wir waren mittendrin. Aber ich wollte schon ein wenig aufs Tempo drücken, damit wir das Album bald veröffentlichen konnten. Aber so konnte ich die Zeit dann nutzen, und mehr Material schreiben. Dadurch kam die Idee eines Doppelalbums.

Was ja somit auch das erste Doppel Album deiner Karriere ist.

Richtig, was Iron Maiden oder Metallica können, kann ich schon lange (lacht). Nein, Spaß beiseite. Das war einfach der logische Schritt. Wir hatten so viel tolles Material. Warum sollten wir das nicht nutzen. Also bin ich zu meinem Label gegangen und habe gefragt, was sie von der Idee halten. Das Ergebnis könnt ihr jetzt sehen.

Und du konntest auch wieder einige tolle Gastbeiträge für dich gewinnen.

Ja, da habe ich mich auch sehr gefreut. Die Masse ist natürlich bei der ersten Single „All For Metal“ gewesen. Wir sind auf dem Wacken Open Air herumgelaufen und haben einfach befreundete Musiker gefragt, ob sie die Zeile „All For Metal“ in ein Mikro brüllen würden. Da haben wir tolle Leute für bekommen wie Andy Brings, Mille Petrozza, Zakk Wylde, Jeff Waters, die Jungs von Sabaton, Lordi und ein letztes Mal mein guter Freund Warrel Dane von Sanctuary und Nevermore, der ja leider inzwischen verstorben ist. Aber auch Johann Hegg von Amon Amarth.

Da lieferst du ein gutes Stichwort: Johann Hegg. Denn mit ihm hast du den Song „If I Can’t Have You – No One Will” gesungen. Auf dem letzten Album von Amon Amarth hast du mit der Band den Song „A Dream That Cannot Be“ gesungen. Ist dieser Song eine Art Fortsetzung?

Ja, so in der Art kann man das betrachten. Ich wollte schon immer mit Amon Amarth was machen, hatte mich aber nie getraut, die Jungs zu fragen, weil ich ehrlich gesagt Angst hatte, dass sie absagen. Das witzige war, dass es den Jungs ganz genauso ging. Sie wollten auch unbedingt mit mir arbeiten, hatten aber Angst mich zu fragen, weil sie dachten, dass ich Absage. Aber so kam diese tolle Zusammenarbeit doch noch zustande und ich hatte, als ich an diesem Album gearbeitet hatte, dieses tolle Thema im Kopf. Mein Produzent und Co-Songwriter Andreas Bruhn hatte mir dann die Melodie vorgespielt und ich hatte sofort Johann im Kopf. Ich habe ihn angerufen und er hat zugesagt.

Auch Andreas Bruhn ist ein gutes Stichwort. Du hast ja nun seit Jahren ein stabiles Line Up. Dennoch fällt auf, dass der Großteil der Songs nicht von diesem Line Up, sondern eben von Andreas Bruhn, dem ehemaligen Gitarristen von Sisters of Mercy, eingespielt wurde.

Das Problem liegt darin, dass dieses Album wie eine Art Stückwerk ist. Jedes Mal, wenn ich Zeit hatte, habe ich daran gearbeitet. Aber es ist halt nicht jedes Mal die Band parat. Die Idee war auch, dass Andreas die Instrumente einspielt, quasi als Vorproduktion, und meine Jungs dann final alles im Studio einspielen. Doch das Material, was Andreas eingespielt hatte, war einfach großartig. Also haben wir es so gelassen. Aber es gibt auch Songs, die meine Jungs eingespielt hatten.

Weitere Gäste sind Doug Aldrich von The Dead Daisies und dein ehemaliger Warlock-Gitarrist Tommy Bolan.

Doug und ich wollten schon ewig miteinander arbeiten. Doch immer haben uns unsere Terminkalender einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal hat es Gott sei Dank geklappt. Und Tommy, bei ihm ist der Kontakt nie abgebrochen. Wenn ich in den USA toure, besucht er mich regelmäßig und gibt einen Gastauftritt auf der Bühne. Letztes Jahr haben wir dann gemeinsam das »Triumph & Agony«-Jubiläum gemeinsam zelebriert, da ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen.

Die wohl ungewöhnlichste Zusammenarbeit ist die mit Helge Schneider.

Aber über die habe ich mich am meisten gefreut. Helge hat in einem Jahr das Wacken Open Air besucht und stand am Bühnenrand und hat sich meine Show angeschaut. Im Backstage lief er dann auch herum und ich habe das erst nicht gecheckt. Ich dachte immer nur: „Hey, der Typ sieht aus wie Helge Schneider.“ Es stellte sich als Helge heraus und wir haben stundenlang gequatscht. Am Ende sagte er: „Wenn du jemanden brauchst, der auf deinen nächsten Alben mitwirkt, ruf ruhig an.“ Und ich habe ihn dann kontaktiert und gefragt, ob er ein Saxophon-Solo auf dem Song „Backstage to Heaven“ spielen würde. Er hat es echt gekillt.

Obwohl es schon merkwürdig aussieht, dass ein Name wie Helge Schneider auf dem Album auftaucht.

Weil jeder ihn nur als Ulknudel sieht. Dabei ist Helge ein fantastischer Musiker mit einem sehr breiten Musikgeschmack.

Dann fällt einem auf, dass, wenn man sich die Titel anschaut, es sogar zwei Coverversionen auf das Album geschafft haben. „Don’t Break My Heart Again“, im Original von Whitesnake und „Lost in the Ozone” von Motörhead. Du hast ja öfter schonmal live Songs gecovert. Von Judas Priest oder Iron Maiden. Aber noch nie hat es eine Coverversion auf ein Album von dir geschafft.

In diesem Fall habe ich tatsächlich eine Ausnahme gemacht, weil beide Songs unheimlich wichtig für mich sind. Der Motörhead-Song liegt ja auf der Hand, weil ich immer eng mit Lemmy befreundet war. Deswegen habe ich ihm ja auch den Song „Living Life to the Fullest“ gewidmet. Und bei Whitesnake war es so, dass dieser Song mich immer begleitet hat. Für mich war David Coverdale damals Gott und ich liebte diesen Song. Und diesmal habe ich einfach meine Version als Tribut an Whitesnake gemacht.

Du bist ja seit nun fast fünfunddreißig Jahren im Business. Du giltst als erste Frau, die sich im Heavy Metal Bereich durchgesetzt hat. Einem Business und vor allem ein Genre, das vor Testosteron gerade zu strotzte. U hast dich immer durchgebissen und bist heute immer noch am Start. Gerade in heutigen Zeiten, wo die „Me Too“-Debatte hochkocht. Wie war es damals, sich als Frau behaupten zu müssen?

Klar gab es auch harte Zeiten, aber im Großen und Ganzen habe ich, denke ich, Glück gehabt. Aber das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich mich nie direkt als Frau im Business gesehen habe, sondern eher als Künstlerin. Ich wollte den anderen immer auf Augenhöhe begegnen. Das hat nicht immer funktioniert, doch letztendlich habe ich mich durchgebissen. Ich weiß aber, dass es andere Kolleginnen schwerer hatten. Aber, die Metal-Szene wird immer mehr von Frauen besetzt. Ihr seht also, dass dieses Genre auch viele selbstbewusste Frauen hervorbringt. Wenn man mal an Frauen denkt wie Angela Gossow, Alissa White-Gluz, Simone Simons oder Tarja Turunen.

Ich habe dich als sehr bodenständigen, bescheidenen Menschen kennengelernt, für der Kontakt zu den Fans das A und O ist. Du selbst hast dich immer hintangestellt. Wie ist es für dich, wenn du Artikel über dich liest, wo du – zu Recht übrigens – als „Queen of Metal“ bezeichnet wirst?

Das ist immer noch sehr surreal für mich. Jedes Mal, wenn ich das lese. Ich finde es natürlich auch toll und es ehrt mich, wenn man mir so einen Titel gibt, weil es ja zeigt, dass ich irgendetwas im Leben richtig gemacht habe. Aber ich selbst sehe mich nicht so. Ich bin einfach nur die Doro, die ihren Fans die bestmögliche Show geben will. Ich gebe immer alles auf der Bühne. Manchmal verausgabe ich mich richtig. Dann muss ich vom Tour-Manager nach der Show in den Tourbus getragen werden. Ich sage euch, wenn ihr so etwas erlebt, dann ist nicht mehr viel von eurer Metal-Queen übrig. Das sage ich euch. (lacht)

Doro, danke für das Interview. Viel Erfolg mit deinem Album und ich freue mich, dich im November in Berlin wiederzusehen.

Ich habe zu danken, für die die Zeit, die ihr für mich genommen habt. Bis November.


Im Rahmen der ab November startenden Tour der Metal Queen verlosen wir in Zusammenarbeit mit Direct Booking für das am 18.11.2018  in Berlin stattfindende und von uns präsentierte Konzert 2x2 Tickets. Dazu ist es von Vorteil, mit folgendem Fachwissen zu glänzen:

Aus welcher Stadt stammt Doro?

a) Köln
b) Düsseldorf
c) Schmedeswurtherwesterdeich


Bitte schickt uns eine Email an info@zephyrs-odem.de mit dem Lösungsbuchstaben und Euren richtigen Namen. Einsendeschluss ist der 12.11.2018. Wir wünschen Euch viel Glück!

16.11.2018 - Bremen @ Aladin
17.11.2018 - Hamburg @ Große Freiheit 36
18.11.2018 - Berlin @ Astra Kulturhaus
20.11.2018 - Görlitz @ Kulturbrauerei
21.11.2018 - Wien (A) @ Simm City
23.11.2018 - Memmingen @ Kaminwerk
24.11.2018 - Stuttgart @ Im Wizemann
25.11.2018 - Saarbrücken @ Garage
27.11.2018 - Frankfurt @ Batschkapp
28.11.2018 - Erfurt @ Stadtgarten
30.11.2018 - Köln @ Live Music Hall
01.12.2018 - Bochum @ Zeche
20.03.2019 - Solothurn (CH) @ Kofmehl
22.03.2019 - München @ Backstage
23.03.2019 - Nürnberg @ Löwensaal
24.03.2019 - Speyer @ Halle 101


PAT ST.JAMES

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