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Ich sehe mit schwarzen Hosen einfach blasser aus

1986 gegründet und seit 1991 im Zuge der Elchtodwelle mit „Into the grave“ eine der Speerspitzen des schwedischen Todesbleis. Kurz und gut, die Rede ist von Grave, die neben Unleashed die einzig wahren Überlebenden der damals so populären Stilrichtung des Death Metal sind und auch weiterhin die Mucke zelebrieren, die sie einst so beliebt gemacht haben. Das Geniale dabei ist, dass a) Ola Lindgren immer noch aussieht wie damals, b) die Fans immer noch treu zu den Mannen aus Visby von der schönen Insel Gotland stehen und c) mucketechnisch immer noch purer, satter und brachialer Death Metal ohne jegliche Schnörkel geboten wird. So isset, so muss dit sein und wenn Grave weiterhin solch geile Alben wie „Endless procession of souls“ veröffentlichen, dürfte die wohlverdiente Musikerrente noch eine Weile auf sich warten lassen. Mit dem neuen Album, zum zweiten Male mit Mika Lagreen und erstmals mit ex-Dismember Viersaiter Tobias Christianson im Gepäck, schnappte ich mir den teilweise introvertiert wirkenden Blondschopf, der neben seiner musikalischen, todesbleiernden Genialität scheinbar ebenso wie ich auf Blue Jeans schwört, während der gerade laufenden Tour im Berliner K17, um ihn ein wenig mit Fragen zu bombardieren.

Ola, was ist Dein Geheimnis, dass du 21 Jahre nach Veröffentlichung Eures Debüts „Into the grave“ immer noch so taufrisch aussiehst wie anno dazumal?

Zigaretten und Bier, hahaha. Ich weiß es gar nicht so genau. Im Kopf fühle ich mich eh wie ein Zwanzigjähriger in allem was ich mache und tue. Ich bin wahrscheinlich vom Metal konserviert worden. Ich bin aufgrund der Tatsache, dass ich das immer noch machen kann was ich am liebsten tu, einfach nicht gealtert. Es gibt doch nichts Schöneres, als nach so langer Zeit immer noch dem nachzugehen, woran an am meisten Spaß hat. Ich muss halt nicht jeden Tag zur Arbeit gehen. Ich habe Schulfreunde von mir getroffen, die sahen aus wie mein Vater, dass war schon krass hahaha.

Seit 2002 kann man die Uhr nach Euren Veröffentlichungen stellen. Alle 2 Jahre kommt druckfrisch eine Scheibe raus, die qualitativ immer wieder eine Steigerung darstellt: Woher nehmt Ihr diese scheinbar unbändige Kreativität?

Das kann ich Dir gar nicht mal so genau sagen. Seit unserem „Comeback“ Album „Back from the grave“ 2002 ist mir das alles irgendwie in den Schoß gefallen. Es fühlte sich immer gut und richtig an, was wir in den Jahren danach angepackt haben, sogar als immer mehr dazu kam. Album, Tour, Schreibmodus. Es flutschte einfach. Es hilft natürlich auch ungemein, wenn du weitere kreative Leute in der Band hast, die viel zum Material beisteuern, so wie es jetzt momentan ist.

Musst Du nebenbei arbeiten?

Im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern nicht. Ich kümmere mich um Alles, wasGrave betrifft. Promotion, die Kontakte zu den Vertriebspartnern, das Booking. Dazu kommt noch mein eigenes Studio in Stockholm, welches ich zukünftig auch für andere Bands öffnen möchte…ich bin gut ausgelastet.

Und Du kannst davon leben?

Ja, auf jeden Fall.

Seit der letzten Tour ist Mika Lagreen als Gitarrist dabei. Ist er nun ein festes Mitglied bei Grave und war er auch am Songwriting zum neuen Album beteiligt?

Ja ist er und er hat eine Menge dazu beigetragen. Muss ich ja jetzt sagen, da er gerade reinkommt (großes Gelächter). Nein, es war wirklich eine sehr kreative Zusammenarbeit, da jedes Bandmitglied mit unglaublich vielen Ideen und Input ankam, die wir auch dann gewinnbringend verarbeiten konnten. Ich war früher immer der Alleinunterhalter, was sich durch unsere neuen Mitglieder gewaltig verändert hat. Das gibt mir natürlich die Möglichkeit, mich ein klein wenig zurückzulehnen und die ganze Sache etwas relaxter anzugehen. Jedenfalls ist es auch wichtig zu erwähnen, dass es beim Songmaterial keinerlei Reibungspunkte gab und ich mit dem Zeug, was sie da angeschleppt haben, immer sehr zufrieden war (grinst).

Dementsprechend ist davon auszugehen, dass sich ex-Dismember Basser Tobias Christianson ebenfalls gut in die Band eingefügt hat…

Auf jeden Fall. Er hatte einen ganzen Sack voller Ideen im Petto, die er nicht nur für Dismember geschrieben hatte und die noch keine Verwendung fanden. Die passten allerdings exakt zu dem, was ich mit der neuen Platte vor hatte und daher ist sein Einfluss auf das Album enorm.

Mit Eurem neuen Album seid Ihr wieder zurück bei Century Media. War es nach dem Ausflug mit „Dominion VIII“ und „Burial ground“ zu Regain records wie eine Heimkehr zur Familie?

Definitiv! Nach „As rapture comes“ war unser Vertrag mit Century media ausgelaufen und ich wollte einfach mal was Anderes probieren und bin dann bei Regain gelandet, die natürlich viel kleiner sind als die große CM Maschine. Die Zusammenarbeit war auch ok, doch die Arbeitsabläufe waren aufgrund der geringen Personalstärke halt ganz anders. Die Rückkehr zu Century Media hat auch den Vorteil, dass dort unser gesamter Backkatalog vorhanden ist.

Ist vielleicht das veränderte Kräfteverhältnis und vor allem der finanzielle Background auch ein Grund, weshalb „Endless procession of pain“ stärker ausgefallen ist als „Burial ground“?

Nein, absolut nicht. Das liegt vielmehr daran, dass ich mit meinem Studio umgezogen bin und alles neu eingerichtet habe und somit eine völlig neue Produktionstechnik entstanden ist. Es ist außerdem ein riesiger Vorteil, wenn du in deinem eigenen vier Wänden aufnehmen kannst und keinerlei Veröffentlichungsdruck im Nacken hast. Somit hast du vielmehr Möglichkeiten, solange am Sound zu tüfteln, bis er dir wirklich und hundertprozentig gefällt. Und vor allem ist die Atmosphäre eine ganz andere und wir konnten völlig entspannt und relaxt am Album arbeiten…

Relaxt? Gerade mal 2 Jahre nach „Burial ground“, mehreren Touren und nun schon wieder so ein Pfund…kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Doch. Wir haben das gesamte Album im letzten November geschrieben und im Januar mit den Aufnahmen begonnen. Das Schlagzeug wurde noch im alten Studio aufgenommen und dann sind wir umgezogen. Das zog dann eine kleine Pause nach sich, da ich insgesamt fast drei Monate brauchte, um das neue Studio fertig zu stellen. Es war ein wirklich einfaches Arbeiten, da wir von vornherein ein klares Bild davon hatten, wie das fertige Album zu klingen hat.

Und wo würdest Du es in Eurer Discography einordnen?

Auf jeden Fall recht hoch. Wir hatten bereits bei den Aufnahmen ein tolles Gefühl was die Songs anbelangte und das hat das Endprodukt komplett bestätigt. Als dann noch die Vocals dazukamen war es klar, das wir ein Topalbum erschaffen hatten, was uns Century Media dann auch bestätigte, als wir die Scheibe ablieferten. Die haben sich dann auch mächtig ins Zeug gelegt, das gute Stück entsprechend zu promoten und die bisherigen Reviews sind allesamt gut bis sehr gut ausgefallen. Das ist mir persönlich sehr wichtig, was die Leute von unserem fertigen Endprodukt halten.

Gerade mal 2 Wochen nach dem Release Eures neuen Albums schon auf Tour. Ist das Risiko nicht ziemlich groß, dass die Meisten die neuen Songs noch gar nicht kennen?

Ein bisschen, da lediglich zwei Songs als Stream vor dem Release verfügbar waren. Wir wollten aber unbedingt noch was in Europa machen, bevor wir am 20. in die USA gehen, um dort zu touren. Es ist eine kleine, kurze und intensive Tour, doch im Januar werden wir dann Europa flächendeckend bearbeiten, dass kann ich Dir versprechen (grinst).

Was ist das eigentlich für ein Gefühl, wenn der Name Grave permanent im Zuge des schwedischen Todesbleis als Referenz genannt wird?

Es macht mich auch heute noch stolz, immer wieder in solch einem Zusammenhang genannt zu werden. Es ist schon geil, wenn man mit Fans spricht, die einen bereits die gesamte Karriere begleiten und diese immer noch hinter einem stehen. Da merke ich schon teilweise eine Verehrung, mit der ich allerdings nicht allzu viel anfangen kann…

Du siehst Dich also nicht als eine Death Metal Legende?

(lacht) Nee, um Himmelswillen. Aber es beeindruckt mich schon wenn ich mir vor Augen führe, wie schnell das damals mit uns gegangen ist und rückblickend betrachtet war das absolut unglaublich. Da bin ich schon stolz drauf…aber Legende? Nee, auf keinen Fall.

Neben Unleashed seid Ihr die Einzigen, die den Exitus der klassischen Erfinder des schwedischen Death Metals überlebt habt. Dismember oder At the gates sind Geschichte, Entombed bringen nichts Vernünftiges mehr auf die Beine. Fühlt Ihr Euch selbst wie Dinosaurier?

Ja, manchmal. Dennoch ist es immer wieder ein Vergnügen, Alben wie dieses zu machen und einfach immer noch das zu spielen, was man immer gemacht hat. Jedes neue Album hat mir wieder eine gewisse Frische verliehen, die ich dann bis zum nächsten Album in mir getragen habe. Es ist ein schöner Kreislauf. Aber ich weiß was Du meinst und ich sage Dir: Ich bin immer noch stolz auf das, was ich mache und das ich damit so eine Menge Leute erreiche.

Ola, was macht Dein 2009 gegründetes Nebenprojekt Grey heavens? Du wolltest da ja etwas düstere Musik machen, die sich von Grave sehr unterscheidet, doch leider habe ich bis auf den Namen bislang noch nichts weiter von Deinem Projekt gehört.

Es ist aber noch am Leben! Ich habe eine Promo CD gemacht, bei der ich alles alleine eingespielt habe und es gibt auch schon einige Interessenten, die das Teil rausbringen wollen. Leider befinden sich darauf programmierte Drums, doch wenn ich das Teil neu einspiele, wird Norman Lonhard von Triptykon hinter den Kesseln sitzen, worüber ich mich sehr freue. Wenn wir mit der Promo und den Touren für „Endless procession of souls“ durch sind, will er nach Stockholm kommen und das Teil mit mir zusammen einspielen.

Zum Schluss möchte ich Dir noch einmal persönlich dafür danken, dass Du scheinbar der einzige Death Metal Musiker bist, der permanent Blue Jenas trägt, so wie ich. Wir scheinen eine aussterbende Rasse zu sein…

Hahaha, das bin ich ja noch nie gefragt worden…Ich sehe mit schwarzen Hosen einfach blasser aus und Blue Jeans passe einfach besser zu mir. Ich glaube, es ist einfach ein Trademark von mir geworden. Vielleicht sollte ich mal schauen, einen Sponsoring Deal mit Levis zu bekommen, hahaha.

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