Das nächste große Ding?
Es ist immer wieder schön, wenn man glaubt, bereits Alles gehört zu haben und dann eine junge, frische und unverbrauchte Band aus dem Underground nach oben gepült wird und mich zu begeistern weiß. Die Rede ist hier vom Ludwigshafener Fünfer Spheron, die gerade mit „Ecstasy of god“ ein vorzüglichen Beweis abgeliefert haben, dass technischer Death Metal nicht unbedingt mit 500 Breakdowns pro Song oder generell Gleichklingendem ausgestattet sein muss. Vielmehr konzentrieren sich die Jungs darauf, einfach nur fantastische und über alle Maßen abwechslungsreiche Mucke in die Lauschlappen der Interessierten zu blasen. Mission erfüllt, wie ich finde. Sieht das Gitarrist Mark Walther ebenso? Fragen wir doch einfach mal nach…
Sag mal Mark, was tut man den in Ludwigshafen ins Trinkwasser? Tombthroat, Maladie, Raw und nun auch noch Spheron. Eine unfassbare Dichte an fantastischen Bands…
(lacht) ja, gute Frage! Wir betreiben auch gerne Inzest… also was die Bands angeht.
Ad maiorem Dei gloriam…Zur größeren Ehre Gottes. Wie kann man das in Eurem Logo verstehen?
Solange man es nicht für bare Münze nimmt, macht man schon mal nicht viel verkehrt. Unser Sänger Daniel kam irgendwann mal auf die Idee, diesen Jesuiten-Leitspruch in unser Wappen aufzunehmen. Ursprünglich soll er ja die Menschen motivieren, immer schön ihre Pflicht zu tun, um sich damit ein paar religiöse Bonbons zu verdienen. Wir haben uns dieses Motto aber auf die Fahnen geschrieben, weil wir diese spirituelle Arschkriecherei anprangern.
“Ecstasy of god” war ja schon eine ganze Weile im Kasten und nun endlich die Veröffentlichung. Was überwiegt…Freude oder Erleichterung?
Auf jeden Fall Freude! Erleichterung war es, als wir das perfekte Cover von Eliran zu Gesicht bekommen haben. Am Artwork hatte es ja gelegen, dass wir das Release-Datum verlegen mussten.
Erzähle mir doch mal ein klein wenig über die Entstehungsgeschichte des Albums. Wie lange lag es denn in der Schublade?
Direkt nach unserer EP in 2010, hatte unser Master-Mind Tobi bereits die ersten Songs von „Ecstasy of God“ geschrieben gehabt und dann machten wir uns auch schon im Proberaum an die Arbeit. Knapp zwei Jahre später, im Frühjahr 2012 war es dann so weit und wir gingen zu Christoph ins Studio. In der Schublade lag das Album dann leider noch bis März 2013, bis es endlich von Eliran das perfekte Artwork verpasst bekommen hat.
Warum der Titel „Ecstasy of god“? Dazu noch das vorhin erwähnte Ad maiorem Dei gloriam. Wie passt das alles zusammen?
Die “Ekstate Gottes” ist grob gesagt eine Metapher für den Geisteszustand, mit dem sich Menschen vor ihren Ängsten schützen wollen. Zum Beispiel erfinden sie übermächtige Götter, weil sie Angst vor dem Tod haben, oder sie entwickeln ein total falsches Selbstbild, weil sie ihre Schwächen nicht ertragen. In “Ecstasy of God” geht es um die Probleme mit diesem Schutzmechanismus; zum Beispiel räumen wir ordentlich mit religiösem Fanatismus auf. So gesehen tragen wir sogar mehr zur “gloriam Dei” bei, als die Jesuiten mit ihrem Knierutschen.
In meinem Review bescheinigte ich Euch, neben einer überragenden technischen Fähigkeit auch mal akustische und ziemlich moschbare Parts einzubauen. Wie wichtig ist Dir der Abwechslungsreichtum in Eurer Musik?
Das ist uns auf jeden Fall sehr wichtig. Tobi schreibt wie gesagt bei uns die Songs und solche Parts entstehen ganz natürlich während seinem Songwriting-Prozess. Da wird nichts krampfhaft irgendwo reingedrückt.
Anschließend auf diese Frage habe ich drei Songs, die gerade in meinen Augen diesen Abwechslungsreichtum am besten umschreiben. Zum einen ist das der rasende Deather „The beheaded coachman“…Erzähl mal was…
Das ist wohl mit „Saturnian Satellites“ der eingängigste Song auf dem Album mit einem deutlichen Strophe-Refrain-Schema. Allein schon deshalb hat er gleich zwei große Mittelparts bekommen, die einen geilen Gegenpol zum Rest bilden, bei dem es eigentlich recht kompromisslos zugeht.
Der zweite Song ist das ziemlich schwarzmetallische „Prestige of the mortals“
Auch hier ist das Songwriting eigentlich ziemlich klassisch.
Abschließend der slowmo Deather „From glint to crackling“. Alle Songs sind ziemlich unterschiedlich in ihrer Art und Weise…
Alle unterschiedlich und trotzdem die gleiche Handschrift. Ich bin froh, dass du das Album genauso facettenreich findest wie ich.
Die Gitarrenfraktion bei Spheron klingt herrlich. Tobias Alter und Mark Walther. Alter Walther möchte man da sagen…ganz in Anlehnung an „Alter Falter“. Aber neben diesem Wortspiel harmoniert Ihr scheinbar auch super, denn wie wären sonst einige der besten Riffs im Extrem Metal Bereich in diesem Jahr zustande gekommen.
Danke furs Kompliment! Ja, wir sind alle gut befreundet und es herrscht ein sehr familiäres Klima innerhalb der Band. Das ist uns auch extrem wichtig, da wir ja in erster Linie zusammen Musik machen und dabei auch Spaß haben wollen. Natürlich muss man aber auch differenzieren können zwischen Freundschaft und Band. Vor allem, wenn man als Band zusammen etwas erreichen möchte. Jeder von uns hat seine festen Aufgaben und zusammen ergibt das ein starkes Team!
Ihr gehört zur Apostasy Records Familie, dem in meinen Augen aufstrebendsten Metallabel in Deutschland überhaupt. Die gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit Chef Tomasz Wisniewski, der ja als Frontmann von Dawn of disease ebenfalls mit reichlich Musikfachwissen gesegnet ist…
Etwas Besseres als Apostasy Records hätte uns zu dem Zeitpunkt nicht passieren können! Tomasz hat meinen allergrößten Respekt! Wer neben Vollzeitjob noch so viel Arbeit in ein Label investiert, das auch noch so erfolgreich ist, hat kaum oder besser gesagt gar keine Freizeit mehr. Er bringt daher ein sehr großes Opfer für die Musik und genau solche Idealisten braucht die Szene. Jede Apostasy Band, die ich kenne, hat auch nur Positives über Tomasz und allgemein das Label zu berichten. Er kümmert sich echt sagenhaft um all seine Schützlinge und ich wünsche mir, dass er schon bald seinen Traum erfüllen kann und Apostasy Records zu seinem Vollzeitjob macht.
Neben Spheron spielst Du ja auch bei Maladie mit, die ja momentan ein neues Album eintüten. Lässt sich das Alles zeitlich überhaupt vereinbaren oder gibt es da Terminüberschneidungen?
Maladie ist und bleibt für mich ein Nebenprojekt. Alles andere wäre zeitlich kaum machbar. Also weitere Live-Gigs wird es mit mir an der Gitarre erst mal nicht geben. Dafür hat Björn aber schon einen sehr talentierten Ersatz gefunden: Kevin Olasz von Deadborn und Aardvarks. Er wird auch mit einigen Solos auf der neuen Patte zu hören sein. Ein Spitzentyp und begnadeter Gitarrist! Ich bin sehr froh und stolz, dass Björn mir auch bei dem neuen Album wieder Freiraum für einen Song gelassen hat. Tobi hat auch einen kleinen Gastauftritt mit einem geilen Solo! Generell wird die Platte der absolute Hammer. Alle Songs sind geschrieben und ich höre schon fast täglich das Demo-Material. Erwartet das Unerwartete!! Es wird ordentlich krank.
Du bist ja ebenfalls der Chef Organisator des jährlich stattfindenen “Sultans of death” Festivals. Erzähle mal was drüber…Was steckte hinter der Idee und wird es auch 2014 eine Ausgabe geben?
Die Idee zu „Sultans of Death“ kam mir kurz nach der Spheron Release Party im Juli 2010. Ich dachte mir hier in der Region fehlt einfach was: Das „Metal Meeting“ gibt es nicht mehr, das „Not Dead Yet“ ist leider tot und das „Ludwigshafen Deathfest“ gibt es auch nicht mehr... da kam mir die Idee etwas Eigenes ins Leben zu rufen. Das erste „Sultans of Death Fest“ fand dann auch gleich im Dezember 2010 statt. Die Absicht hinter „Sultans of Death“ ist es ein Markenzeichen zu schaffen, mit dem man Death Metal und die Rhein-Neckar-Region, besonders Ludwigshafen, (wieder) in Verbindung bringt. Mit einer Ausgabe in 2014 muss ich dich leider enttäuschen, da ich mich zurzeit auf andere Dinge konzentriere und mir einfach die Zeit fehlt. Ich hoffe jedoch irgendwann in der Zukunft wieder eins zu machen.
Wie geht’s weiter mit Spheron und was erwartet uns in der nächsten Zeit? Sind schon neue Songs fertig?
Ja, das Songwriting für das nächste Album hat schon begonnen und es sind auch schon ein paar Songs fertig. Im Moment feiern wir natürlich noch die aktuelle Scheibe und wollen diese auch so viel wie möglich live zum Besten geben. Wir lassen uns überraschen, wo uns die Reise noch hinführt. Vielen Dank für das Interview, Olaf!