Wieviele Bands denn noch, Herr Thielmann?
So langsam muss ich mir einen Zettel machen, denn Fernando Thielmann, seines Zeichens Drummer plus Hauptorgan bei Milking the goatmachine und Gitarrist bei Carnal ghoul bringt nun zusammen mit seinen Mitstreitern Andre und Lay down rotten Drummer Timo die nächste Band an den Start: Miseo! Richtig fetter oldschool Todesstahl, der von seinem satten Riffing, einer geilen Produktion und Fernandos unverwechselbaren Stimmbändern lebt und derbe Spaß macht. Doch warum nun noch eine weitere Band? Wie geht’s weiter? War das Alles? Herr Thielmann, übernehme sie!
Fernando…Milking the goatmachine, Carnal ghoul und nun Miseo. Aber ein Privatleben hast Du noch?
Natürlich habe ich das! Ich habe einen Fulltime-Job als Supply-Chain-Manager und ein intaktes Familienleben (lacht). Die Musik ist mein größtes Hobby und wird auch als solches behandelt. Natürlich sind 3 Bands schon zeitintensiv, aber bei Carnal Ghoul genieße ich es z. B. einfach nur mitspielen zu dürfen, da dort Daniel und Husky die treibende Kraft sind und sich um alles kümmern. Ich habe einen riesen Spaß bei allen 3 Bands, von daher geht mir das locker von der Hand.
Besteht bei all den Bands nicht die Gefahr, irgendwann mal versehentlich was völlig anderes oder Falsches zu spielen?
Das ist eigentlich ausgeschlossen. 1. Sind die Bands in ihrer Art ziemlich verschieden und 2. spiele ich nicht bei jeder Band das gleiche Instrument (grinst) Sollte also Idiotensicher sein…
Warum jetzt nun auch noch Miseo?
Ursprünglich fing es an, weil ich wieder Bock auf Gitarre spielen hatte. Bei Milking komme ich nur im Studio dazu und zum Songwriting. Mir fehlte es mal wieder Live in die Seiten zu hauen. Zu der Zeit war auch noch geplant, dass ich bei Carnal Ghoul singe. Ich habe auch jede Menge Output, der zu Milking nicht passt.
Wie kamt Ihr denn eigentlich zusammen? Dich kennt man ja nun mittlerweile, Timo von seiner Arbeit bei Lay down rotten. Stell uns doch mal Andre‘ vor.
Andre hat bei Milking als Mercher gearbeitet. Er hatte ein paar Mal erwähnt, dass er gerne mit mir zusammen Musik machen würde. Der ein oder andere könnte ihn auch durch seine Arbeit bei Amazing Grave kennen. Die sich aber aufgelöst haben. Als das Ganze dann ins Rollen kam, sagte ich zu Ihm: Wenn wir was machen, will ich Timo als Drummer. Ich habe früher schon einmal mit Timo in einer Band gespielt und kenne Ihn mittlerweile schon ca. 15 Jahre. Mir ist es wichtig dass es menschlich zusammen passt und die Leute zuverlässig sind. Auch eine gemeinsame Marschroute ist wichtig, sonst läuft es nicht rund.
Wenn man Euren Bandnamen zugrunde legt (griechisch für Hass) und dazu einen Titel wie „I hate humans“…haben wir es hier mit astreinen Misanthropen zu tun?
Wir sind keine Misanthropen. Hass ist das Thema mit dem sich unsere Musik beschäftigt. Das ist in der Gesellschaft ein großes Thema. Im Song „I hate humans“ geht es nicht um den Menschen an sich, sondern man hasst den Menschen für das was er tut.
Aufgenommen habt Ihr das Teil ja im Desert Inn. Das müsste doch für Dich mittlerweile ein zweites Wohnzimmer sein, oder? Wie zufrieden bist Du mit dem Endergebnis?
Ich gehe seit 13 Jahren regelmäßig ins Desert Inn. Ich denke das spricht für sich. Ich liebe die Arbeit mit Thilo und bin immer sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich glaube ich würde nur in ein anderes Studio gehen, wenn Thilo dort arbeitet…hahaha
Zocken tut Ihr lupenreinen oldschool Death Metal ohne jegliche Schnörkel und technischem Schnickschnack. Ich habe momentan eh das Gefühl, dass die „guten alten Zeiten“ langsam zurückkehren. Siehst Du das ähnlich?
Ich mache mir beim Songwriting keine Gedanken welche Richtung es ist und kann es auch selbst schlecht einschätzen. Ich spiele das, was ich geil finde. Ich bin mit Death Metal aufgewachsen und höre „fast“ nichts anderes. Im Moment scheinen immer mehr Bands auf die oldschool Welle aufzuspringen. Aber doch eher im skandinavischem Stil. Ich persönlich kann mit dieser Phase sehr gut leben, da ich auf oldschool stehe und da einige echt gute Bands auf den Markt kommen. Ich habe aber auch schon von Labels gehört, dass sie momentan total genervt sind, weil sie mit oldschool Kram zugeschissen werden.
Veröffentlicht habt Ihr „The dead will predominate“ über Blacksmith Records aus Cottbus. Wie seid Ihr denn da gelandet?
Ursprünglich war die EP nur für uns und zu Promozwecken gedacht. Ich hab sie dann mal rum geschickt um mir Meinungen einzuholen. Die Resonanzen waren super und ich wurde ermutigt da mehr draus zu machen. Die großen Labels haben aber wenig Interesse an noch unbekannten Bands und schon gar nicht an einer EP. Da spielt eben der schnöde Mommon eine große Rolle. Blacksmith kenne ich durch Timo von Varg. Varg sind beim gleichen Label wie Milking und wir waren schon gemeinsam auf Tour und haben uns mit den Jungs angefreundet. Auch wenn wir mit deren Musik nichts anfangen können…hahaha Ich weiß von Blacksmith, dass es denen in erster Linie um die Musik geht. Ich habe das Label geschehen etwas mittverfolgt und dann bei denen angefragt. Sie waren sofort begeistert und haben sich angeboten, uns eine Plattform zu bieten und die EP zu veröffentlichen.
Ist eigentlich auch eine vollständige CD geplant oder war die EP einfach nur ein Versuchsballon und Miseo lediglich ein Projekt?
Ich bin fleißig am schreiben. Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Wenn die Resonanzen weiter so bleiben und die Leute es hören wollen, wird es auch ein Album geben. Wir haben auf jeden Fall mega Bock drauf.
Würdest Du mit mir übereinstimmen, dass eine zweite Band oder dritte Band leichter zu stemmen ist, wenn man mit seiner Hauptband einen richtig dicken Erfolg hat?
Es ist auf jeden Fall ein Vorteil. Die Leute sind dann eher gewillt mal rein zu hören. Aber es bringt dir gar nichts, wenn die Musik scheiße ist. Da kann deine andere Band noch so erfolgreich sein. Aber wir werben nicht damit, dass ich bei Milking bin. Ich möchte, dass die Leute MISEO unvoreingenommen beurteilen und die Band von sich aus wächst. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!
Im Dezember kommst Du mit Milking und Carnal ghoul zum Stromgitarrenfest in die Hauptstadt. Packt doch Miseo noch mit drauf. Kämst Du damit klar?
Wir spielen an verschieden Tagen. Von daher ist das überhaupt kein Problem für mich. Ich habe auch schon 2 Shows an einem Tag gespielt. Wenn ich dazwischen mal eine Stunde Pause habe, ist das kein Problem. Wir werden mit MISEO auch auf dem Deathfeast am gleichen Tag wie Milking spielen. Warum sollte ich nicht damit klar kommen an einem Tag 2 oder 3 mal Spaß zu haben?!? (lacht)
Und nun sagst Du uns noch bitte, warum man Miseo’s “The dead will predominate” unbedingt im Schrank zu stehen haben muss…
Wer auf ehrlichen Death Metal steht, sollte auf jeden Fall mal reinhören. Ob er sich die EP in den Schrank stellt, muss jeder für sich entscheiden. Alles kann, nichts muss (grinst) Wenn die Leute es gut finden und gerne ein ganzes Album von uns hätten, sollten sie die EP unbedingt kaufen. Denn davon können wir erst ein Album finanzieren. Support the underground!