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Interview: MINAS MORGUL

Keine begeisterten Anwohner





Wer mich kennt oder unsere Audioshow verfolgt, wird wissen, dass bei mir deutschsprachige Texte im Extremmetal oftmals bisher unbekannte Schmerzzentren im Gebissbereich aktivieren. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, und als eine dieser Ausnahmen entpuppte sich das Album “Nebelung“ der Black Metaller von MINAS MORGUL. Die Texte haben eine gewisse poetische Note und außerdem stimulierten sie die philosophisch angehauchten Teile meines alten Nischels. Grund genug, den Kollegen einmal ein paar Fragen zu schicken, die mir Berserk auch bereitwillig beantwortete.

Hallo MINAS MORGUL! Ihr seid ja nun schon über ein Vierteljahrhundert unterwegs. Dennoch möchte ich Euch mit der ewig gleichen Anfrage quälen, Euch doch selbst einmal vorzustellen, gerade für diejenigen unserer Leser, die bisher noch nicht den Turm der Ringgeister bestiegen haben.

Hey Maik! Ja, wir sind MINAS MORGUL, eine deutsche Black Metal Band aus Frankfurt Oder. Es fing alles 1996 mit dem damaligen Gitarristen Herr Ewald und mir als Schlagzeuger an. Wir beschallten einige Zeit einen Jugendclub mit unserem Krach und lernten, unsere Instrumente zu bedienen. Metal sollte es sein. Laut, hart und finster. Der Club war begeistert, die Anwohner nicht (lacht)

Wir nannten unser Projekt TARTARUS. Ein Jahr darauf suchten wir weitere Mitglieder. Eigentlich sollte ein Bassist und ein Sänger her. Doch stellten sich vorerst Gitarrist Saule und Keyboarder Matze vor, die zusammen bereits ein Projekt namens MORNAG hatten. Aus einigen gemeinsame Proben entstanden erste musikalische Kompositionen, welche den Grundstein für unsere späteren Demos legten. Kurz darauf stießen damaliger Bassist „Tard“ und erster Sänger „Nidhogg“ dazu und komplettierten erstmalig die Band. Nun musste ein Bandname her. Er sollte mystisch, dunkel und prägnant klingen. MINAS MORGUL schien wie gemacht für uns. Ein fantastischer Ort der Finsternis in dem wir von nun an unser musikalisches Unwesen trieben.

Im Laufe der nächsten Jahre schrieben wir etliche Songs, spielten diverse Live Shows und veröffentlichten bis heute 8 Studioalben. Rasch schafften wir uns einen beständigen Namen in der Szene, wir waren einfach zur richtigen Zeit mit der passenden Musik am richtigen Ort. Viele Bands in unserem Dunstkreis kamen und viele verschwanden wieder und natürlich gab es auch bei uns Höhen und Tiefen. Doch zogen wir unseren Stiefel entschlossen bis heute durch und präsentieren nun in neuer Besetzung mit Stef (Gesang, Bass), Alboin (Gitarre), Saule (Gitarre) und mir, Berserk (Schlagzeug) unser achtes Album „Nebelung“.


Wie Du schon erwähntest, ist „Nebelung“ schon euer achtes Studioalbum. Wie zufrieden seid Ihr mit dem Teil, was habt Ihr angestrebt, anders zu machen als bei den früheren Scheiben?

Der Unterschied zu früheren Produktionen ist, dass wir Nebelung größtenteils zu zweit komponiert haben. Kompromisse zu Diversität gab es folglich nicht, was die Arbeit sehr förderlich und angenehm machte. Saule und ich fokussierten uns auf eine Linie. Im Kern entstand Black Metal, so wie wir ihn haben wollten. Kalt, entrückt und atmosphärisch dicht, zieht sich „Nebelung“ äußerst homogen von Anfang bis zum Ende. Im Studio wurden dann mit Hilfe von Alboin's überaus gutem Verständnis für die Musik, aufwertende Akzente durch Samples und Keyboards eingefügt und Stef spendete den Songs seine gewaltige Stimme in einer Manier, wie sie ausdrucksstärker und passender nicht hätte sein können.

Im Ergebnis klingt jeder Song nach dem, was er inhaltlich zu Ausdruck bringen sollte. Das haben wir so in der Form zuvor noch nicht erreicht, und das macht uns sehr stolz. „Nebelung“ ist für uns ein intensives, sehr persönliches und besonderes Album geworden. Ja, ich kann mit Sicherheit sagen, wir sind total zufrieden damit.

Obwohl Euer Bandname eine gewisse Nähe zum Herrn der Ringe vermuten lässt, und der Albumtitel den einen oder anderen dazu verleiten könnte, Euch in die Pagan Metal- Ecke zu schieben, habt Ihr Euch auf dem neuen Album lyrisch doch eher in den Bereichen Philosophie und Psychologie ausgetobt. Was hat Euch dazu bewogen?

Thematisch ging es bei Minas Morgul eigentlich schon immer um mehr als nur Fantasy und Paganismus. Aber den einschneidenden Wandel gab es mit der „Kult“, die ja inhaltlich und musikalisch schon sehr kritisch und negativ gestimmt daherkam. Ich denke, innerhalb des eigenen Reifungsprozesses beschäftigt man sich einfach zunehmend mit seinen Wahrnehmungen und persönlichen Empfindungen, Sehnsüchten und Emotionen, sowie Fragen über den Sinn des Seins. Auf „Nebelung“ schrieben wir Songs, die uns persönlich bewegen und berühren. Etwas authentischeres gibt es wohl kaum.

Erst zwei Jahre sind seit dem letzten Album „Heimkehr“ vergangen. Natürlich lag da das Corona- Leichentuch noch lange auf der Musikbranche. Ihr scheint diese Zeit allerdings intensiv für das Songwriting zu „Nebelung“ genutzt zu haben. War diese Periode auch maßgeblich an der düsteren Aussage des neuen Albums beteiligt?

Ja, ich denke in dieser Zeit, in der öffentlich so gar nichts mehr geschah, passierte doch intern sehr viel mit uns allen. Die Pandemie hat jeden getroffen und sie hat uns alle irgendwo verändert. Zweifellos hat diese Periode auch das Songwriting und die Farbe des Albums geprägt. Ich will nicht behaupten, dass „Nebelung“ sonst einen anderen Charakter bekommen hätte, aber in dieser langen Phase des Stillstandes und der Einsamkeit, der Ungewissheit und der Destabilisierung, erlangte das Nachdenken einfach viel mehr Raum und Tiefe. Und eines hatten wir mehr denn je: ZEIT! Und diese machten wir uns zu Nutze. Während die gesamte Branche brach lag, schrieben wir unsere neue Platte.

Normalerweise bin ich ja eher skeptisch, wenn es um deutsche Texte im Extrem- Metal geht, da viele Texter in diesem Bereich, gerade im Black Metal, doch eher holprig und ungewollt pathetisch agieren. Bei „Nebelung“ bemerkte ich allerdings einen recht hohen poetischen Standard. Wer ist für die Lyrics verantwortlich, und welche Vorbilder – wenn vorhanden- stehen da zu Buche?

Was lyrisch auf dem Vorgängeralbum „Heimkehr“ noch gemeinsam durch drei Leute zusammengetragen wurde, sollte nun auf „Nebelung“ allein aus meiner Feder stammen. Es war nicht unbedingt mein Plan, aber es ergab sich einfach und letztlich machte ich es zu meiner Aufgabe. Es stellte schon eine große Herausforderung für mich dar, denn das Schreiben war eher Neuland.  Ich hatte keine Ahnung von Phrasierung, Metren oder Reimschemata und ich sehe mich nicht als der geborene Poet, auch bin ich niemand, der unkritisch und leicht zufrieden zu stellen ist. Aber wie schon erwähnt, hatte ich viel Zeit.

Ich schrieb und schrieb und verwarf und schrieb neu. Einige Stellen wurden sogar noch nach Monaten verändert, bis sie schlussendlich ihre finale Gestalt annahmen. Vorbilder in dem Sinne gab es nicht und ich hatte mich auch ganz bewusst dagegen entschieden, Inspirationen bei anderen deutschsprachigen Bands zu holen, um unbeabsichtigtes Kopieren zu umgehen.


Obwohl die philosophisch/psychologischen Aspekte zumeist in poetischer Form versteckt oder umschrieben werden, ist doch gerade „Ritual“ eher direkt und kommt textlich knallhart auf den Punkt. Ebenso fällt der Song auch musikalisch etwas aus dem Rahmen, wirkt aggressiver und, naja, rockiger.

Der Song hat mich als erster total abgeholt und spiegelt ziemlich genau meine eigenen Gedanken wider. Die Gesellschaft wird ja wirklich von Blendern dominiert, sei es in Politik, Wirtschaft oder auch in der Kunst. Ich bin immer wieder erschrocken, wie leicht es diese Leute haben. Das Schlimme daran ist, dass selbst die, die das erkennen könnten, mitlaufen. Führt uns unsere eigene, geistige Bequemlichkeit in den Untergang?

Wir wären nicht MINAS MORGUL, wenn wir nicht hin und wieder mit unbequemem Pulver schießen würden. Aber „Ritual“ trifft den Puls der Zeit. Und es trifft mich genauso wie dich und jeden anderen auch. Wir stecken da alle mit drin und jeder findet sich irgendwo darin wieder. Du sagst es. Auch diejenigen, die es erkennen und in Frage stellen, laufen oft trotzdem Gefahr, mit dem Strom zu schwimmen. Auch ich ertappe mich immer wieder im auferlegten Zwang der Angepasstheit. Es geht schon damit los, was du sagst, wenn du gefragt wirst, wie es dir geht. „Alles schick und joa es läuft“, antwortest du. Bullshit! Warum erzählen wir diesen Mist?! Weil es von uns erwartet wird und weil es bequemer ist. Wer sagt denn schon, wie es einem wirklich geht und was er wirklich denkt?! Kaum jemand. Weil wir stark sein sollen und keine Schwäche zeigen dürfen. Wir sollen schön konform ins Schema passen.

Auch in meinem Job begegne ich immer wieder Situationen, die mich anders handeln lassen, als ich es eigentlich will, weil es von mir erwartet und vorausgesetzt wird. Das macht mich sehr unzufrieden und oft stehe ich im Krieg mit mir selbst. Auch deshalb schrieb ich diesen Song. Er soll ein Asskick gegen die eigene Bequemlichkeit sein und das Hinterfragen und Prüfen des eigenen Handelns antreiben. Ferner geht es natürlich auch um vordiktierte Perfektion und Makellosigkeit um jeden Preis. Wir verstellen, verkaufen und verraten uns für Anerkennung. Wir finden das toll, was man uns vorgibt, dass es toll sei. Wir sind so verdammt unsichere Persönlichkeiten, dass wir uns hinter Masken verstecken. Es wäre zu schmerzhaft, unser wahres Gesicht zu zeigen, weil es Schwächen hat. Wir werden von Oberflächlichkeiten geprägt und dominiert. Ja, die breite Masse siecht zusehends in einem ferngesteuerten Wahnsinn dahin. Und genau deshalb entschieden wir uns auch, diese Nummer im rockigen Stil mit Ohrwurm- und Mitgrölcharakter zu schreiben. „....und alle machen mit!“


Musikalisch würde ich MINAS MORGUL in den klassischen Black Metal verorten, mit leichten Anklängen an diverse Pagan Metal Bands. Allerdings fühlte ich mich beim Anhören eher an die skandinavischen Bands dieser Spielart erinnert als da den typischen deutschen Schwarzmetall. Würdet Ihr mir da zustimmen?

„Nebelung“ sollte dem Namen entsprechend ein graues, kaltes Album werden, behaftet mit dem trüben Schleier der Nachdenklichkeit. Was hätte besser dazu passen können, als ihm ein Klangbild zu geben, welches dem Ganzen die entsprechende Ausdruckskraft verleiht? Wenn dich das eher an den Sound skandinavischer Bands erinnert, dann haben wir alles richtig gemacht. Genauso sollte es klingen.

„Nebelung“ ist, wie gesagt, recht düster ausgefallen. Das beginnt schon mit dem stimmigen Coverartwork, welches einen ziemlichen Kontrast zu doch eher farbenfrohen Titelbildern wie „Todesschwadron Ost“ darstellt. Dazu kommt noch der Bezug zum Nebelmond November. Und natürlich die Texte, die einen sehr stark in die kognitive Dissonanz treiben. War die Veröffentlichung in einem Sommermonat eigentlich geplant, so als gewollter Kontrast, oder hättet Ihr das Album lieber in der kalten Jahreszeit auf die Fans losgelassen?

In dem langen Prozess einer Albumproduktion gibt es natürlich konkrete und geplante Zeitfenster. Wir terminierten die Aufnahmen auf den Oktober 2022. Da passte es zeitlich für uns einfach am besten und wir fühlten uns sehr wohl damit, ein herbstliches Album auch in der entsprechenden Jahreszeit entstehen zu lassen, denn die Arbeit an Mix und Master, sowie dem kompletten Artwork führte dann noch bis in den Winter hinein und diesen „Anstrich“ sieht, hört und fühlt man auch, denke ich. Grob rechneten wir mit der Veröffentlichung im April bis Mai. Ich muss ehrlich gestehen, dass wir in der Planung die Überlegung vernachlässigt haben, ob ein derartiges Album-Release im Spätfrühling den richtigen Anklang finden würde. Der perfekte Zeitpunkt wäre sicherlich im Herbst gewesen, jedoch hatten wir nun schon alles auf diesen Zeitraum ausgelegt und ja, es siegte auch letztlich unsere Ungeduld. Manchmal muss man einfach auch abwägen, was einem wichtiger ist und ein Kontrast zu dieser Jahreszeit ist es allemal.

Das Intro mit dem Cello stimmt einen schon mal richtig ein, das Stück erinnerte mich etwas an „Aases Tod“ von Edvard Grieg, nur um einiges düsterer. Wie kam es zu der Entscheidung, mit einem derartigen Stück in das Album einzusteigen?

Der Wunsch, ein echtes Cello auf einer Platte unterzubringen, bestand schon sehr lange. Nur hatte es sich bis dato nie ergeben und wahrscheinlich war die Zeit und unsere Musik vorher einfach noch nicht reif genug dafür. Alboin verschaffte uns den Kontakt zu Lestaya von Ferndal. Er kannte sie sehr gut und wusste um ihr außerordentliches Talent als Cellistin. Nachdem wir ihr unsere Ideen zu diesem Stück kundgetan hatten und sie sich eine Weile mit dem Album auseinandersetzen konnte, sagt sie zu und komponierte den „Beginn“.

„Nebelung“ war wie geschaffen, um unseren kleinen Traum nun Wirklichkeit werden zu lassen, denn kaum ein anderes Instrument vermag den Herbst authentischer zu vertonen als ein Cello. Wenn ich dieses Stück höre, dann spüre ich, wie die Blätter fallen, wie alles ergraut, wie die Wärme schwindet und wie der Nebel einen trüben, melancholischen Schleier über mich legt. Der geneigte Hörer wird feststellen, dass das Stück Elemente vom ersten und letzten Song beinhaltet und diese miteinander verschmelzen lässt, so dass sich der Kreis von Anfang und Ende schließt. Wir finden Lestaya's Komposition mehr als gelungen und sind sehr stolz darauf und dankbar dafür.


Passend zum Gesamteindruck verfügt „Nebelung“ auch über eine kalte, frostige Produktion. Wo habt Ihr das Album aufgenommen und wen habt Ihr an die Regler gelassen?

Das Album wurde im Nightside Audio in Solingen aufgenommen, gemixt und gemastert. Verantwortlich für diese Produktion ist kein geringerer als Alboin von Eis. Da wir unsere Vorgängerplatte „Heimkehr“ schon von ihm überarbeiten ließen und damit sehr zufrieden waren, zog es uns fast selbstverständlich wieder zu ihm. Wir hatten im Vorfeld schon einen regen Austausch mit Alboin zu der Produktion und besprachen grob den Leitfaden zum Album und terminliches.

Im Oktober 2022 fuhren Saule und ich dann nach Solingen ins Nightside Audio und eine reichliche Woche erfolgreicher Aufnahmen sollte beginnen. Die Arbeit mit ihm war sehr professionell, produktiv und entspannt. Wir fühlten uns zu jeder Zeit bestätigt, den richtigen Weg gewählt zu haben. Unser Fokus lag auf einem natürlichen, kalten Sound. Alboin hat zweifelsohne ein feines Gespür, wie Songs klingen müssen, damit sie die gewollte Wirkung erzeugen. Bezüglich seiner eigens komponierten Keyboardparts war ich persönlich anfangs noch skeptisch, da ich eher eine aufweichende Wirkung der Song- Charaktere befürchtete, jedoch hat sich dies absolut nicht bestätigt, denn er schaffte es dadurch, den Songs ein aufwertendes und atmosphärisch dichtes Klangewand zu verleihen. Alboin ist ein großer Fan vom Black Metal der 90er Jahre und ich denke, es ist einfach seine Passion, Produktionen mit diesem alten Spirit entstehen zu lassen.

Ich habe gerade einige Rezensionen über „Nebelung“ gelesen, und da waren einige dabei, die nicht so richtig warm (sic!) damit geworden sind. Wie habt Ihr selbst insgesamt die Reaktionen auf das neue Album wahrgenommen?

Die Gesamtreaktionen deuteten wir insgesamt gut bis überragend. Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen gab es bei „Nebelung“ nicht einen einzigen groben „Verriss“. Das zeugt unter anderem davon, dass selbst die harten MM-Kritiker in ihrer voreingenommenen Ablehnung diesmal nicht allzu viel zu meckern gefunden haben. Und selbst das Ausbleiben von Shitstorm über Besetzungswechsel oder dem „perfekten Sound“, kann man doch eher als stillen Zuspruch werten. Auch merkt man ganz genau, wer sich Zeit fürs Zuhören nimmt und wer im oberflächlichen Halbinteresse belanglose Standardpsalme niederschreibt. Ich denke, bei Vielen haben wir einfach für eine große, positive Überraschung gesorgt, mir der sie nicht gerechnet haben. Ganz besonders freuten wir uns über die enorme Resonanz von alten und neuen Fans, die uns ihre Begeisterung und Sympathie für das neue Album mitteilten.

Obwohl die Grundstimmung von „Nebelung“ recht düster und teils verzweifelt ist, scheint die Essenz doch eher aus Wut als aus Verzweiflung zu bestehen. Da sehe ich nicht so den Ansatz, den DSBM- Bands oft haben. Ausnahme stellt für mich das letzte Stück „Lethargie“ dar, welches eine wirklich depressive, verzweifelte Stimmung ausstrahlt, sowohl vom Gesang her als auch von den fast schmerzhaften dissonanten Gitarrenklängen. Das gibt dem Ganzen natürlich zum Ende hin einen recht hoffnungslosen Anstrich. Was denkt Ihr, gibt es noch Hoffnung auf dieser Welt?

„Nebelung“ ist getränkt mit starken Emotionen. Aber du wirst feststellen, dass die naturbezogenen Texte einen großen Unterschied zu denen, wo es um Zwischenmenschlichkeit geht, aufweisen. Der traurige und verzweifelnd anmutende Grundcharakter von z.B. „Nebelung“, „Inter Stellas“ oder „Lethargie“ bettet sich inhaltlich doch eher in Sehnsucht, Ehrfurcht und Verbundenheit ein, während es bei „Trümmer“, „Ritual“ oder „Morast“ doch sehr eindeutig um Wut, Enttäuschung, Kritik und Ablehnung geht. Die Botschaft ist so simpel wie eindeutig. Ich liege lieber nackt und frierend, abseits der sogenannten Zivilisation im kalten, weißen Schnee, als mich weiter von ihrem trügerischen Klagelied  infizieren zu lassen.

Ich bin nicht der beste Freund des Menschen und ich denke, die ferne Zukunft wird ohne uns geschrieben. Wir zerstören uns selbst und alles um uns herum. Wir können nicht anders. Wir sind von Macht und Habgier besessen und das von Anbeginn der Zeit. Wir sehen uns als selbstgerechte Predatoren dieser Welt, betrachten uns als das höchste Gut und maßen uns mit einer Respektlosigkeit und Arroganz an, diesen Planeten restlos zu melken und zu schänden. Wir sind eine Abart. Wir haben diese Erde nicht verdient. Der Mensch ist der größte Fehler in der Evolution.


Nun, dies hat Schopenhauer schon sinngemäß geschrieben, als er die Menschheit als Fehlgriff der Evolution bezeichnete. Allerdings stellte er auch in den Raum, dass wir Menschen unserem blinden, zerstörerischen Willen durch die Kunst entfliehen können, ins besonders der Musik. Kommen wir also auf selbige zurück. Mich würde noch interessieren, was Ihr Euch selbst größtenteils für Musik anhört. Ich nehme mal an, dass nicht nur Black Metal und Ähnliches auf Euren Plattentellern rotiert. Welche Veröffentlichungen sind Euch selbst dieses Jahr positiv ins Auge respektive Ohr gefallen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass bei mir seit langer Zeit eine große Stille Einzug hält und der Zugang zu neuer Musik aktuell nicht vorhanden ist. Auch wenn man dies nicht von einem Musiker erwarten würde, so verlangt mein Geist zusehends nach Ruhe und der CD-Spieler rotiert schon lang nicht mehr oder nur sehr selten. Ich kann da natürlich nur für mich sprechen, weiß aber, dass es bei den anderen Bandmitgliedern deutlich lebendiger zugeht. Wenn mir doch mal nach Musik ist, sind es meist die alten Scheiben der großen Mitbegründer des Black Metal, die mich prägten.

Die Festivalsaison ist ja für dieses Jahr schon ausgebucht. Habt Ihr dennoch zeitnah die Gelegenheit, Eure Musik einem größeren Publikum zugängig zu machen? Oder ist es Euch lieber, dies in eher kleinerem Rahmen zu machen, in welchem Eure Musik besser zum Tragen kommt als auf einer Großveranstaltung?

Grundsätzlich haben beide Größen ihren Reiz und wir sind weder kleinen Club Gigs noch Großveranstaltungen abgeneigt. Wir haben nach langer Bühnenabstinenz zwei wirklich gute Shows im Juni spielen dürfen und werden als nächstes im August auf dem Wolfszeitfestival zu sehen und hören sein. Du sagst es, die Festival Saison ist ausgebucht und der Markt ist dermaßen übersättigt, dass es schwer sein wird, noch irgendwo reinzurutschen. Wir hoffen aber, es ergeben sich noch weitere Gelegenheiten im Herbst, denn bisher fruchtete unsere Zusammenarbeit mit der Bookingagentur leider überhaupt nicht und wir haben alles in Eigenregie organisiert. Gerade nach einem CD Release will man natürlich sein Album auch live präsentieren und wir setzen alles daran, dass da noch was kommt.

So, dann möchte ich nicht zu viel von Eurer Zeit stehlen. Ich bedanke mich für die Bereitschaft, Euch mit meinen dussligen Fragen zu befassen und gebe das Wort an Euch, für eventuelle abschließende Botschaften.

Vielen Dank auch von mir und im Namen der Band für dein Interesse an den Einzelheiten und Hintergründen rund um das neue Album und unserer Band.


MAIK

Interviewpartner: Berserk



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