27. & 28.05.2016 - Berlin @ Cassiopeia
Zwei Tage Krach an der Spree mit auserlesenen Punk-und Metalbands
Die Premiere des Live Evil im Friedrichshainer Rumpelschuppen Cassiopaia ging in seine erste Runde! Marlen (Hexenkralle) Hofmann war dabei und berichtet von fetten Combos, Knochenschüttlern und fetten Gigs bis die Leitungen brannten.
Mit einem grandiosen Konzept startete am 27.&28.5.16 das sonst in London ansässige Live Evil Festival zum ersten Mal in Berlin und holte Musiker der Punk-, Metal und Rockszene in unseren verruchten Friedrichshainer Pöbelkiez. Beim Live Evil Berlin traf man nicht nur auf Bands, die sich bereits einen Namen gemacht haben, sondern auch auf Newcomer, die ihr Können unter Beweis stellten. Mit einer Pre-Show im Kreuzberger Nachtclub Cortina Bob und zwei satten Festivaltagen mit anschließender Aftershowparty bewies wieder einmal das Wolf-Team das auch das scheinbar Unmögliche machbar ist. Und das ihr Masterplan Erfolg hatte, bewies das zugeströmte internationale Publikum, welches zwei Tage lang kräftig abfeierte. Am Freitag öffnete man ab 17:30 Uhr die Tore, was für manche Besucher dennoch nicht zu schaffen war und so beginnt auch mein Bericht aus beruflichen Gründen erst mit dem zweiten Auftritt des ,,Live Evil“ 2016.
Freitag, 27.5.16
Einlass war um 17:30 Uhr und das bereits gespannte Fußvolk, war natürlich pünktlich da im Gegensatz zu mir, die nach der Spätschicht zum Live Evil hetzte und leider, leider Morbid Panzer um 18:15 Uhr verpasste. Ich habe mir aber erzählen lassen, dass die Jungs einen verdammt, guten Anheizer hingelegt haben. Jedenfalls habe ich nur positive Resonanz über den Gig von Morbid Panzer vernommen.
Ab ungefähr 19:30 Uhr standen Hard Action aus Finnland auf der Bühne und ließen kräftig den Rock´n´ Roll durch die Gemäuer brettern. Das die Mucke ordentlich gekracht hat ist auch nicht verwunderlich, denn mit dem Drummer von Speedtrap an der Pedaleri und einem Rockabilly an der an der E-Gitarre kann nur hochexplosiver Sound von der Bühne rollen. Einige Tage vorher haben sie mit ZEX in Hermsdorf gespielt und dachten sich, dass sie mit Songs ihrer neuen Single wie ,,Handsdripping red“ und ,,Tunnel Vision“ auch beim Live Evil vorbei schneien, sehr zur Freude des Publikums.
Nach einer 30 Minütigen Umbaupause machte sich eine Band Bühnenfit, die bereits auch beim Live Evil in London die Bühne unsicher machte. Occvlta, mit Bandbesetzung aus Braunschweig/ Berlin, sind musikalisch im Bereich Doom/Black Metal ansässig und bekannt dafür mit einer Lässigkeit ein phänomenales Bühnenprogramm abzuwerfen. So kommt es nicht selten vor, dass Sänger Hord an diversen Rohren und Boxen hochklettert und seinen Zuschauern ein regoroses Staunen ins Gesicht zaubert. Die Bude war ziemlich gut gefüllt, als die Band die Bühne betrat. Mit ihrem brachialen düster Sound, den bratzigen Gitarrenriffs und den scheppernden Drums und Songs wie ,,Return to theHouse I Once Lived in“ ihrer bisherigen Aufnahmen, verwandelte die Kapelle das Cassiopaia in einen okkulten Tempel und das Publikum war voll aus dem Häuschen. Sänger Hord, hängte mal eben das Mikro oben an die Rohre und faszinierte das Publikum mit seiner rotzig, teuflischen Stimme. Es war nicht einfach nur ihre Bühnenpräsenz, die diese Combo so einzigartig macht. Es war die Mischung aus okkultem Schwarzgemisch des Doom/Black, das auf die Zuschauer strömte, eine gewisse dunkle Macht versprühte und auch nach dem Gig in den Gedanken herumgeisterte. Diese Schwarzheimer, sind Unikate, sind Kult, sind eben OCCVLTA! Hord verließ wortlos nach dem letzten Song die Bühne, streifte durchs Publikum und verschwand wie ein Geist durch die Tür….und wieder hat er sein Publikum sprachlos, grübelnd und staunend in den Mysterien zurückgelassen. Einfach Wahnsinn der Typ!
Nach einer weiteren Umbaupause von 30 Minuten ist man nun beim Hauptact des Freitagabends angelangt. Mit Manilla Road setzte das Wolf-Team bei der Planung des Billings auf das richtige Pferd, denn Fans aus allen Himmelsrichtungen waren vor Ort und zappelten schon vor Freude im Garten hin und her, um die Jungs Kansas aus zu sehen. Mit ihrem Gemisch aus Epic und Power Metal stürmten sie auf die Bühne und spielten Songs von Alben der letzten 30 Jahre wie ,,Open the Gates“ von 1985 und erzeugten wahre Mitgröhlwellen. Das Publikum feierte ausgelassen, sehr zur Freude der Band, aber besonders Gitarrist Mark Shelton, der bei so viel positivem Fan-Echo am Ende des Abends eine Runde Küsschen-Fotos mit eingefleischten Fans machte und den ersten Festivaltag sauber abrundete.
Samstag 28.5.16
Am nächsten Tag, ab 16:00 Uhr, öffnete das Cassiopaia nun etwas früher seine Pforten, denn es standen wesentlich mehr Bands, als am Vorabend auf dem Programm und diesmal nun mit zwei Bühnen ausgestattet. Auf dem Weg zum Cassiopaia traf ich auf ein paar mir bekannte Nasen aus meinem Kiez, wie Sänger und Basser von Indian Nightmare. Die beiden waren schon ordentlich herausgeputzt, denn schließlich mussten die Jungs heut ebenfalls rauf auf die Bühne. Am Eingang, man glaubt es kaum, erwartete uns hoher Besuch… Joe und Gretchen von ZEX standen zwischen Tür und Tor und begrüssten uns. Das muss ein Bild für Götter gewesen sein, …der Basser mit riesigen, auftupierten Haaren und Lederjacke, der Sänger mit Knochengerüst um den Hals und mit fetter Kriegsbemalung und eine vollkommen verplante Blondine, nämlich meine Wenigkeit, die hinter den beiden herdackelte. In Begrüßungsorgien verfangen, fing man erstmal an zu quatschen. Dabei erzählte Joe von seinen Gigs wie in Brasilien und Tokyo und einigen krassen Tourgeschichten, die ich eins zu eins zu erzählen bekam. Leider wurden ZEX auf der Tour das Equipment gestohlen und leider auch einiges an Merch. Aber die beiden waren trotz Übermüdung und Equipmentklau, gut drauf und stiegen um 17:00 Uhr auf die Bühne und zeigten dem bislang zusammengerottetem Publikum, was echter Kanadischer Punkrock so alles anrichten kann. Man muss schon sagen, die Combo ist ziemlich dynamisch. Der Basser hopste die ganze Zeit hin und her mit einem Dauer-Grinsen im Gesicht und Joe fiedelte auf der E-Gitarre und riss lustige Grimassen passend zu jedem Songtext. Der Kracher allerdings war Sängerin Gretchen, die auf der Bühne eine Grätsche hinlegte und auf dem Bühneboden herum kroch und sich ZEXY räkelte. Die Frau ist der absolute Wahnsinn und die Fans vor der Bühne pogten und feierten. Lauthals wurde bei Songs wie ,,Fight for yourself“ gegröhlt und die feiernde Horde vor der Stage kannte alle Songs auswendig, was natürlich kaum zu überhören war. Man muss schon sagen, die Band war durch das Touren fix und fertig und trotzdem haben sie so eine Bombenshow hingelegt. Respekt!
Da nun der Samstag mit zwei Bühnen ausgestattet war, liefen nun alle im Dauerlauf rüber zur kleinen Stage, denn Dungeon standen ab 17:45 Uhr auf dem Spielplan. Die Briten lieferten bretterharten Speed Metal und spielten natürlich Tracks von ihrer EP ,,Unholy speedattack“. Mit fetzigen Gitarrenriffs und einem knackigen Schlagzeug haben sie das Publikum zu leichten Nackenübungen bewegt. Die Band hatte Bock und so wie die drauf waren, hätten sie am liebsten die ganze Nacht die Bühne belagert. Geile Truppe, fetter Gig!
Mit Chapel of Disease stand die nächste Schmetterkapelle ab 18:30 Uhr auf der großen Stage. Nun war Death Metal angesagt und so wie man die Kölner Jungs kennt, hinterlassen sie musikalisch einen Flächenbrand. Die Anhängerschaft weiß um die Qualität dieser Truppe und drängelte dementsprechend vorne erste Reihe. Chapel schossen mit Songs ihrer Alben ,,Summoning black gods“ und ,,The Mysterious ways ofthe Repetitive Art” von der Bühne und da konnte wirklich kein Fuß mehr stille stehen.
Unterdessen machten sich unsere Großstadt Indianer von Indian Nightmare ab 19:15 Uhr auf der kleinen Stage zu schaffen. Die brachten nicht nur gute Laune, sondern auch gleich noch ihren Fanclub mit. Kaum fingen sie an zu spielen, fing die erste, zweite und dritte Reihe des Pubikums an, wie die Wilden an zu moshen und durch die Gegend zu springen. Das war ein absolut geiles Gehampel vor der Bühne und sogar der Sänger von Dungeon gab sich erst einmal einen stage dive. Ein anderer Fan hatte die Band offenbar so lieb, der stieg auf die Bühne und während des gesamten Gigs dödelte er neben Leadsänger Cesar herum. Die Band spielte ihren fetten Indianer Metal auch so genial, da wäre am liebsten jeder auf die Bühne gesprungen. Sänger Cesar bewaffnet mit Knochenkette um den Hals und Kriegsbemalung, brachte seine Gesangskünste zum Besten. Seine tiefe, rauhe Voice hatte ein bisschen was von einem Medizinmann, der uns alle gleich ganz furchtbar verflucht. Der Typ ist echt der Hammer! 45 Minuten lang gab es die geballte Ladung Punk Metal im Indianer Style mit einer vollkommen verrückten, spaßigen Truppe zu sehen. Jungs, ihr seid echt der Wahnsinn!
Nach dieser wilden Raserei ging es auf der großen Bühne mit Degial ab 20:00 Uhr weiter. Und wieder gab es Death Metal um die Ohren, aber diesmal aus Schweden kommend. Die Jungs spielten Songs ihrer letzten Alben und natürlich auch Tracks von der letzten Scheibe von 2015 ,,Savage Mutiny“. Obwohl sie leider einige Soundprobleme hatten, teilten die Typen ordentlich aus und brachten Death Metal unter das feiernde Publikum, wie Death Metal gefälligst auch zu klingen hat.
Weiter ging es mit Amulet ab 20:45 Uhr auf der kleinen Stage, die ich leider sausen lassen musste, denn irgendwann musste ich bei dem fliehenden Wechsel zwischen großer und kleiner Bühne auch mal pausieren usw. Ich habe mir aber sagen lassen, dass sie einen spitzen Gig hingelegt haben. Das Programm neigte sich langsam dem Ende zu und nun kamen die ganz dicken Fische auf die Bühne.
Ab 21:30 Uhr traten auf der großen Bühne alte Veteranen auf und diese waren keine anderen als Bulldozer aus Italien. Bei den Jungs aus Mailand kriegt man nicht nur Thrash Metal der alten Schule serviert, sondern auch eine Show der Extravaganz. Dafür lassen Veranstalter auch mal diverses Bühnenequipment auf die Bühne drapieren, wie auch an diesem Abend, denn extra für Sänger AC Wild wurde eine Kanzel aufgestellt. AC hat sich dazu passend in Schale geworfen und trug einen Umhang, der aussah wie eine Mischung zwischen Graf Dracula und Pastor Müller aus Landau. Die Kapelle ließ auch nicht lange auf sich warten, kamen auf die Bühne und spielten drauf los. Es wurden Songs der letzten 30 Jahre gespielt wie ,,Another beer“ und diversen Death SS covern. Zwischen den Songs hielt AC ein paar Reden an das feierfreudige Publikum. Der Mann weiß, wie man Menschen unterhält. Im Gegensatz zu den anderen Bands des Abends spielten Bulldozer länger und sie füllten die 60 Minuten mit einer ordentlichen Portion Spaß und Thrash Metal.
Ab 22:30 Uhr stand mit Vorum auf der kleinen Stage die letzte Band des Festivaltages auf dem Plan. Mit finster geschminkten Gesichtern trat diese Combo auf die Stage und brachte Death Metal a la Presslufthammer mit. Die Combo hat 2015 die EP ,,Current Mouth“ auf den Markt geschossen, wovon das Publikum eine saftige Hörprobe bekam. Sänger Jonatan Johansson hat so dermaßen durchs Mikro geröhrt, der kann shouten, der Typ. Seine Mitstreiter waren auch nicht weniger finster drauf und unterstützten den Finstersound mit knarzendem Bass, derbst gespielter E-Gitarre und einem Drummer der klöppeln konnte, dass einem die Birne wegflog. Die Jungs aus Mariehamn rundeten den Festivalsamstag mit finnischem Death Metal ab und das Publikum zeigte sich enorm begeistert.
Aber das sollte an diesem Abend noch nicht alles gewesen sein, denn nun stach man auf rüber zum Urban Spree, wo die Aftershowparty war. Mit Drängelei und Zeitverschiebung traten ab ungefähr 00:30 Uhr Natur auf die kleine Bühne. Die Jungs aus New York City sind um diese Zeit fit wie ein Turnschuh und ich glaube, Bands wie diese kann man um jede Uhrzeit auf die Bühne stellen, die liefern immer ein sauberes Programm ab. Die Jungs haben uns mit ihrem Heavy Metal ganz schön platt gemacht und schmetterten uns Tracks von ,,Head of death“ und ihrer EP ,,Invitation“ um die Löffel. Wer jetzt glaubt, dass die Gäste um die Uhrzeit und nach dem musikalischem Marathon weekend nicht mehr fit waren, irrt gewaltig. Die feierten nämlich immer noch und freuten sich schon auf die letzte Band des Abends, denn ab 1:30 Uhr gab es noch einmal mit Antichrist eins auf die zwölf. Die stürmten nämlich wie die Wilden auf die Bühne und traten heftigst mit einer amtlichen Ladung Thrash Metal in die Pedale. Das Publikum war völlig von der Rolle und moshte und feierte als gäb es kein Morgen. Die Jungs haben so gedonnert auf der Bühne…bis plötzlich….das Licht aus ging…totale Totenstille war…und ein Raunen durch die Bude ging…was denn nun in Gottes Namen passiert war. Zuerst dachten alle, das Wolf Team hat spezielle Showeffekte eingebaut und wollte uns nun alle noch einmal so richtig flashen, bis uns klar war:,, Verdammt! Stromausfall!“ Man könnte meinen Antichrist haben so einen guten Gig hingelegt, bis die Leitungen durchbrannten. Nach einigen Minuten ging es dann weiter und der Stromausfall war schnell wieder Geschichte. Die Jungs haben dann noch einmal eine ordentliche Kohle drauf gelegt und schepperten uns eine absolute Mischung der Songs ihrer Scheiben von 2009 bis 2013 um die Köppe. Man war das ein Spektakel. Mega Abend, Mega Band! Nach dem Aftershowkonzert gab es noch einige Stunden Musike aus der Büchse und die Gäste machten bis in den frühen Morgenstunden die Tanzfläche unsicher.
Fazit: Die Premiere des Live Evil Festivals in Berlin war ein voller Erfolg. Das Konzept, Punk- und Metal Bands gemeinsam auf eine Bühne zu stellen, konnte sich so dermaßen sehen und hören lassen, dass es sogar internationales Publikum anzog. An dieser Stelle erst einmal ein dickes, fettes Lob an das Wolf-Team und an die Veranstalter vom Live Evil. Dennoch müssen bei all den Lobreden Kritikpunkte angesprochen werden, wie da wären zwischen den Bands einige Minuten an Pause drauf zu hauen, denn gerade am zweiten Festivaltag kam es bei dem Bandwechsel auch zu Überschneidungen und der Wechsel von großer zu kleiner Bühne artete etwas in einem Dauerlauf aus. Nächster, aber zum Glück der letzter Kritikpunkt, war die Tatsache, dass viele Gäste sich kurzerhand entschlossen haben doch noch zur Aftershow Party zu gehen und leider die Platzkapazitäten nicht ausreichten, um die spontanen Gäste auch noch rein zu lassen. Dennoch war es ein großartiges Festival mit Bands der Superlative und als die Nachricht kam, dass das Live Evil auch nächstes Jahr stattfindet, ist das ja wohl die beste Möglichkeit noch einmal vorbei zu schneien und abzufeiern. Also, bis zum nächsten Mal. Hail&Kill!