POLNISCHE MACHTDEMONSTRATIONEN UND HELENE FISCHER
Das Ragnarök Festival in Lichtenfels ging dieses Jahr in die zwölfte Runde und dank dem mehr als würdigen Lineup nahm ich die weite Strecke von Kiel an der Ostsee bis nach Oberfranken auf mich. Franzi hatte es aus dem nahen Bamberg dann doch deutlich kürzer, kam jedoch dennoch bereits einen Tag früher, um sich einen guten Platz auf dem Campground zu sichern.
Nach einer 12 stündigen Zugfahrt bezog ich dann die Schlafhalle, da ich gerne mit leichtem Gepäck reise und so auf ein Zelt verzichten konnte. Eine weitere Annehmlichkeit war natürlich, dass es in so einer Halle deutlich wärmer und trockener ist und gerade im April das Wetter gerne mal umschlägt. Von den vorhandenen Steckdosen einmal abgesehen…(Rene)
Wie mein Kollege René erwähnte, reiste ich bereits Donnerstagnachmittag an. Kaum aus dem Auto gestiegen, bewiesen schon die Parkplatzcamper genau vor diesem einen astreinen Musikgeschmack, dröhnte doch aus deren fahrbarem Untersatz die „Magia Gwiezdnej Entropii“ von Plaga, die ich genau wie mein Gegenüber am vorangegangen Samstag live gesehen hatte. Es lag also, neben René als bestem Beispiel, noch ein weiterer Beweis auf dem Tisch für das große Einzugsgebiet des Ragnarök Festivals, das sich keinesfalls nur noch auf regionale Fans verlassen muss.
Die von René beschriebene Campingplatzsuche gestaltete sich äußerst erfolgreich, wir erwischten einen der ruhigeren Plätze und ich konnte mein teures Zelt später auch unbeschadet wieder abbauen. Das fröhliche Trinken konnte also beginnen und ich hatte noch einen äußerst lustigen Abend. Wir waren zwar nicht lange dort, aber diese kurze Stichprobe zeigte trotzdem, dass es auch der einzige Abend war, an dem am Bierstand vor der Halle noch ordentliche Musik kam (Ab spätestens Freitag wurde dann mit Chartmusik und Helene Fischer beschallt – warum um Himmels willen?!) Nach einer kurzen und kalten Nacht startete ich also in den Festivalfreitag und traf meinen Kollegen schließlich das erste Mal persönlich bei Delirium. (Franzi)
FREITAG
Pünktlich um 15 Uhr eröffneten dann Delirium das Festival und für einen Opener versammelte sich bereits eine beträchtliche Menge an Zuschauern – wohlverdient, denn auch wenn der Sound dank dem nebenan stattfindenden Soundcheck zu wünschen übrig ließ, lieferte die Frankentruppe eine mehr als reife Leistung ab und präsentierte auch gleich einen neuen Song.
Direkt im Anschluss kamen dann Bifröst an die Reihe, eine Band die ich gerne höre und auf die ich mich sehr freute. Leider schlich sich hier auch die erste Enttäuschung ein, denn obwohl die Performance ebenso wie die Setlist vollkommen zufriedenstellend war – der Sound war es nicht und auch noch am Ende des Auftritts ließ er deutlich zu wünschen übrig.
Bei Nothgard war der Sound dann endlich besser, wenn auch nicht perfekt (bis auf einige Ausnahmen sollte er auch nicht mehr besser werden). Überraschenderweise war die Anzahl der Fans zwar nicht enttäuschend gering, aber auch nicht so groß, wie ich es erwartet hätte. Immerhin spielt Frontmann Dom Crey auch bei Equilibrium, die zu einem späteren Zeitpunkt die Stadthalle rocken sollten. Die Anwesenden gingen dennoch gut ab, die Band lieferte eine hervorragende Show und mich als Gitarrist sprach vor allem die saubere Spieltechnik der drei (!) Sechssaiterquäler an. Definitiv bis hierhin der beste Auftritt.
Thulcandra waren für mich bisher immer eine Band von der man zwar mal was gehört, sie aber nie weiter beachtet hat. Zu Unrecht, denn ich habe sie doch recht schnell ins Herz geschlossen. Die Münchener lieferten eine durchweg überzeugendes Set an melodiösem Black und Death ab und sind mittlerweile auch in meiner Plattensammlung vertreten. (Rene)
Zum Duo Infernale Bölzer braucht man im Grunde genommen gar nicht mehr viel zu sagen, denn die beiden Schweizer haben sich mit gerade einmal einer Demo und zwei EPs bereits einen dermaßen guten Ruf erspielt, dass sie sowieso in aller Munde sein dürften. Ich hatte die Jungs aber bisher noch nicht gesehen und war schon seit Wochen gespannt auf den Auftritt. Der wahrscheinlich beste eidgenössische Export der letzten Jahre groovte sich also in seinem Black/Death-Gemisch durch die Stadthalle und sorgte für kreisende Mähnen. Wie das gesamte Wochenende über wäre ein besserer Sound wirklich schön gewesen, aber auch so hatte ich vor der Bühne gut meinen Spaß. Ein wenig enttäuscht war ich danach aber am Merchstand, denn ich hätte mir wirklich gern eine Bölzer-Platte mit nach Hause genommen – bei dem Preis, für den ich statt einer halben Stunde Musik aber auch eine anderthalbe hätte bekommen können, war mir das dann aber zu teuer und ich hätte kein Geld mehr für Bier gehabt. (Franzi)
Also trottete ich wieder zurück in die Haupthalle, um mich auf die rechte Tribünenseite zu setzen und auf Finsterforst zu warten – untermalt von paganischen Klängen, so dachte ich zumindest. Stattdessen gab es Stille und reichlich Verwirrung, denn Gernotshagen fielen krankheitsbedingt aus, was aber nur auf Facebook, nicht auf dem Gelände, von Veranstalterseite kommuniziert wurde. Schwache Leistung, nicht mal eine Ansage von der Bühne herunter zu geben, liebe Veranstalter! Wenigstens brachte mir das die Gelegenheit, mich mit meinen Sitznachbarn zu unterhalten, die sich als nette Oberpfälzer und einer als Schlagzeuger der mir bereits sporadisch bekannten Band Ammyt herausstellten.
Mit Beginn des Auftritts von Finsterforst verließ man mich wieder und so lauschte ich gebannt den Melodien der Schwarzwälder Jungs, die mit ihrem neuen Album „Mach Dich Frei“ ja schon jetzt eins der diesjährigen Highlights gesetzt haben. Neben dessen gleichnamiger Mitsingorgie erklang unter anderem auch „Zeit Für Hass“ von dieser Platte, das ich persönlich auch ziemlich genial finde. Letztlich schaffte es die nicht gerade kleine Gruppierung auf gerade einmal 4 oder 5 Songs, was deren ausgedehnten Liedlängen zuzuschreiben ist. Trotzdem kam keine Langeweile auf und wenn man über den grottigen Sound hinwegsah, an den man sich langsam schon fast gewöhnt hatte, konnte man wirklich gut in die emotionale Musik aus den Schwarzwälder Gefilden eintauchen. Nach diesem schönen Erlebnis ging es für mich dann direkt wieder auf den Campingplatz. (Franzi)
Um 21 Uhr ging es nun mit Equilibrium weiter. Während Franzi von Anfang an sagte, sie könne dem Haufen nichts mehr abgewinnen, gab ich ihn mir gerne, denn sowohl das letzte Album, als auch die Tatsache, sie bisher nie gesehen zu haben, waren für mich Grund genug vorbeizuschauen. Musikalisch gesehen wurden meine Erwartungen auch voll erfüllt, es wurden viele neue, aber auch einige ältere Sachen gespielt, der Sound war hier ganz akzeptabel.
Ich kann jedoch vollkommen nachvollziehen, warum meine liebe Mitschreiberin hier gerne fernblieb. Die Band schien mir sehr zu einer Partytruppe verkommen zu sein, so bezeichnete Robse in mehreren flachen Witzen das Publikum als Trinker – einmal vielleicht ganz gute Situationskomik, beim fünften Mal aber einfach nur noch nervig. Ebenso störte mich das bauchfreie Outfit von Basserin Jen Majura – nicht, dass sie es sich nicht erlauben könnte, aber es wirkte auf mich wie eine billige Masche, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das hätte eine Nummer wie Equilibrium eigentlich nicht nötig. (Rene)
Anmerkung von Olaf, bzw. Robse zu seinen „Versingern“:
Robse: Da könnt ihr gleich schreiben, dass Behemoth in unsere Show reingesoundcheckt haben. Kanal übersteuerung. Aus meinem Monitor kam nur "check 1 2 check.....tja und hab ich mich versungen.
Olaf: und du meinst, das ist Jemand aufgefallen?
Robse: Leider sehr vielen ...hab dann kurz die gute Erziehung vergessen und hab rüber gebrüllt. ..Fresse ihr Penner!
Nun aber sollte endlich der Auftritt folgen, der mir die lange Anreise Wert war – Behemoth. Leider mit einer halben Stunde Verzögerung, aber bei so einer Bühnenshow auch kein Wunder.
Feierlich wurde mit „Blow your Trumpets Gabriel“ die schwarze Messe eingeläutet. Falls jemand in der Wartezeit gefroren hat – dank den Feuereffekten dürfte er schnell wieder ins Schwitzen gekommen sein. Bei „Ora pro nubis Lucifer“ und „Chant for Ezchaton“ war die Menge schon lange der Band verfallen; so eine Macht stand heute noch nicht auf der Bühne. Geendet wurde feierlich mit meinem persönlichen Lieblingssong „O Father, o Satan, o Sun“ - für mich der beste Auftritt des gesamten Festivals. (Rene)
Hier kann ich mich meinem Schreiberkollegen nur anschließen. Auf Behemoth freute auch ich mich schon den ganzen Tag und ich wurde beileibe nicht enttäuscht. Zwar war auch hier der Sound nicht optimal, aber dennoch kann im Nachhinein keiner behaupten, Nergal und seine Mitstreiter hätten nicht die Stadthalle zerlegt. Was für eine Macht! Mein Nacken machte sich nach der Sause dementsprechend auch bemerkbar. Wer bei dem Übersong „O Father, O Satan, O Sun“, den ich wie René total grandios finde, keine Gänsehaut bekam, kann aber auch nur taub sein.
Völlig geplättet von der Machtdemonstration der Polen, waren mein nächstes Ziel sofort die Tribünen, ich brauchte eine Pause. Auf der Treppe traf ich eine Freundin aus Lichtenfels, zu der ich mich also gesellte und mit ihr schwatzend auf den nächsten Auftritt wartete. Da die bisherige Zeit in Lichtenfels ihre Opfer forderte, bekam ich aber leider nicht mehr viel von Nargaroth mit, was in Anbetracht der Sturmhauben und seltsamer Ansagen von Ash aber vielleicht auch gar nicht so schlimm war. Nachdem mir die Augen nicht nur immer wieder den Dienst verweigerten, sondern ich auch tatsächlich kurz einschlief, entschloss ich mich zur Aufgabe und wanderte lieber draußen vor der Halle ein wenig herum, schließlich wollte ich unbedingt Harakiri For The Sky noch sehen.
Wieder etwas wacher, standen jetzt also die Österreicher Harakiri For The Sky auf dem Plan. Von der Tribüne aus boten die Post Black Metaller einen super Tagesausklang. Und ich meine damit, es war wirklich wunderschön. Zum Augenschließen und Wegträumen, wenn man schon so erschöpft war wie ich. Und ich war auch nicht die Einzige, die diesen Auftritt auf der Tribüne sitzend genoss. Der einzige Wermutstropfen dabei war ein oft erklingender nerviger Ton über der Musik, der vielleicht von einem kaputten Kabel stammte, wie ein Sitznachbar spekulierte. Dennoch war der Sound hier recht annehmbar und todmüde, aber glücklich trat ich den Weg zum Zelt an. (Franzi)
SAMSTAG
Am Samstag begann es dann bereits um 12 Uhr mit Ewiges Fristen. Leider haben wir beide diese Band verpasst, aber das war uns dann wohl leider beiden zu früh...
Der Tag fing somit also mit Kain an, von denen ich im Vorfeld noch nicht viel mehr als den Namen gehört habe. Abgeliefert wurde solider Blackened Death Metal, der aber leider wieder unter dem schäbigen Sound litt, der bereits vom Vortag bekannt war. Falls ich die Gelegenheit bekomme, werde ich die Truppe allerdings gerne noch einmal ansehen, denn die Performance schien durchaus zu stimmen.
Cryptic Forest war unter einigen Bekannten meinerseits schon lange eine Art Geheimtipp und tatsächlich: Die Band war voller Herz dabei, die Songs mächtig und es machte einfach Laune. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Band in naher Zukunft noch ordentlich an Bekanntheit zulegen wird, denn der Auftritt war äußerst vielversprechend. (Rene)
Ich hatte mich bereits am Vorabend am Verkaufsstand von Cudgel mit dem Bassisten und einem der Gitarristen von Lux Divina unterhalten, wobei letzterer eben jenen Bassisten für seine Fähigkeiten in den Himmel lobte. Nachdem auch Tobi von Cudgel mir bestätigte, dass die Spanier den Besuch wert seien, war ich Samstagnachmittag also sehr gespannt auf deren Performance. Gnädigerweise war nun wenigstens für 40 Minuten der Sound tatsächlich endlich ordentlich, sodass man sogar den Sänger richtig hören konnte – eine Erleichterung! Dieser verschönerte die bunte folkig-schwarze Mischung des Quintetts sowohl mit keifendem, als auch klaren Gesang, was mir sehr gefiel. Da werde ich auf jeden Fall nochmal genauer reinhören. (Franzi)
Bornholm ist leider schon immer eine der Bands gewesen, die mich nie interessiert haben. Auch bei diesem Liveauftritt konnte ich dem nichts abgewinnen und im Gegensatz zu Thulcandra am Vortag auch nichts wirklich überzeugen. Es war allerdings allgemein zu beobachten, dass die meisten Besucher sich lieber vor der anderen Bühne versammelten um sich einen guten Platz für Obscurity zu sichern, ich stehe also wohl nicht ganz allein mit meiner Meinung da.
Obscurity gehört schon seit langer Zeit zu meinen Lieblingsbands und somit war die Freude groß sie endlich live sehen zu dürfen(ich spreche hier immer von „dürfen“, da ich es grundsätzlich für ein Privileg halte, eine Band zu sehen). Leider mit einem viel zu kurzen Set, aber es war deutlich zu sehen, dass die Halle mittlerweile gut gefüllt war, gerade für die doch noch relativ frühe Uhrzeit.
Passend zum Festival wurde mit „Schicksal der Götter“ eingeläutet, und auch die weitere Setlist war gefüllt von Brechern der Bandgeschichte. Neben dem Opener wurde das neue Album mit „Naglfar“, „Vintar“, sowie „Legiones Montium“ geehrt, aber auch ältere Titel wie „Nach Asgard wir reiten“ oder „Bergischer Hammer“ ließen die Köpfe der Anwesenden nur so kreisen.
Bei der Zugabe „Tenkterer“ wurde die Zeit dann schon überschritten, was einige demonstrative Blicke der Crew auf die Uhr verdeutlichten. Dennoch viel zu kurz, Obscurity sind sowohl live als auch auf CD ein wahres Brett! (Rene)
Nachdem ich Skyforgers neuer Platte ganze 9 von 10 Punkten gegeben habe, war ein Besuch mehr als Pflicht. Scheinbar haben das auch viele andere so gesehen, denn es wurde langsam echt eng in der Halle. Ich muss an dieser Stelle leider sagen, dass mir live etwas gefehlt hat, dennoch war der Auftritt nicht schlecht und gerade „Senprusija“ hat mir sehr gut gefallen.
Auf den Auftritt von Der Weg einer Freiheit hatte ich mich auch im Voraus schon sehr gefreut, wollte ich doch unbedingt dieses polarisierende Quartett einmal live sehen. Ich persönlich mochte ihren atmosphärischen Black Metal und konnte den Würzburgern auf jeden Fall einiges abgewinnen, auch trotz des nicht optimalen Sounds. Gerade durch das ungekünstelte Auftreten der Musiker konnte deren musikalisches Machwerk die vordergründige Rolle spielen, und dieses kann sich wirklich sehen lassen. Auch mit den deutschen Texten und dem neuen Album „Stellar“ im Gepäck ragte das Viererpack aus der ragnarökschen Masse heraus und konnte mich gut überzeugen. Da landet sicher noch einiges in der Stereoanlage! (Franzi)
Graveworms Auftritt habe ich mir dann auch noch gegeben, hat mich aber auch nur teilweise überzeugen können. Musikalisch gesehen war alles ganz ordentlich und einige Songs haben mir auch recht gut gefallen, es war jedoch keine Show die mir lange im Gedächtnis bleiben wird, denn mehr als guter Durchschnitt war es nicht. (Rene)
Suidakra durfte ich hier jetzt zum wiederholten Male erleben und wurde auch nicht enttäuscht. Gerade „March for Conquest“ wird wohl noch lange mein Favorit Suidakras bleiben. Unterstützt wurde die Band von Tina Stabel, die schon im Studio als weibliche Gegenstimme ausgeholfen hatte und sich auch live sehr wohl zu fühlen schien. Das Publikum ging wie gewohnt gerade bei „Dead Men´s Reel“ ab und es war eine durchaus solide Show.
Besonders gefreut habe ich mich auch auf Melechesh, die mich schon lange zu ihren Fans zählen dürfen und auch das neue Album hat nicht unverdient von Franziska die volle Punktzahl bekommen. Aufgefallen ist jedoch, dass die Band ohne Banner und große Bühnenshow arbeitete. Der Grund war der, dass das Gepäck der Band leider in Israel vom Zoll überprüft wurde und nicht mehr rechtzeitig in den Flieger geladen werden konnte.
Das tat der Show allerdings keinen großen Abbruch, Melecheshs einzigartiger Sound in der Metallandschaft tat da sein Übriges und es wurde ein wahres Fest. (Rene)
Nun, was soll ich sagen, Melechesh waren der ausschlaggebende Punkt für mich, überhaupt aufs Ragnarök zu fahren. Selbstverständlich war die Vorfreude auf die mittlerweile überall in Europa verstreuten Jungs daher besonders groß und so stand ich also grinsend wie ein kleines Kind vor der Bühne, als es losging.
Das Folgende zu beschreiben fällt mir etwas schwer, denn über den Auftritt lässt sich leider wirklich streiten, was aber nicht an der Band selbst lag. Sehr zu meinem Ärger war das Problem einmal mehr die Soundtechnik. Melechesh sind eine meiner Lieblingsbands, aber wenn sogar ich, die die Songs schon gefühlte tausend Male gehört hat, an manchen Stellen keinen Rhythmus mehr höre und nur noch raten kann, wo im Song man sich befindet, ist das schon ein arges Armutszeugnis für die Technik. Statt grandioser Riffs und genialen Melodien gab es einen Soundbrei, den quasi nur geübte Fans entschlüsseln konnten.
Neben dem fehlenden Equipment Ashmedis, gab es auch, erneut durch die Techniker ausgelöste, Verwirrung auf der Bühne, denn als der erste Song, „Tempest Temper Enlil Enraged“ ausklang, war plötzlich immer noch ein Playback zu hören. Das war das „Emissaries“-Album, das weiterspielte, weil der dafür zuständige Techniker nach Einspielung des Intros von ebendiesem es nicht wie angewiesen ausschaltete. Da war Ashmedis Wut darüber nach der Show auf jeden Fall zu verstehen. Dennoch gaben die Vier ihr Bestes und spielten sich irgendwann solide wie immer durch ein vor allem die aktuell drei neuesten Alben beinhaltendes Set. (Franzi)
Moonsorrow hatte glücklicherweise wieder einen leicht verbesserten Sound und konnten sehr gut Laune im Publikum verbreiten. Gerade bei Bands, die in anderen Sprachen als Deutsch oder Englisch singen ist das ja immer so eine Sache. Trotz dessen: Es war eine der besten Darbietungen des Wochenendes und die große Anzahl der Zuhörer als auch deren Partylaune ist mehr als ein sicheres Qualitätsmerkmal nach immerhin 20 Jahren Bandgeschichte.
Amorphis war nach Behemoth der 2. Headliner dieses Festivals. Ich selbst konnte mit dieser Band noch nie viel anfangen, dennoch wirft man als Berichterstatter natürlich einen Blick drauf.
Leider war dieser Auftritt, trotz Headlinerstatus und erneuter halbstündiger Verspätung einer der soundtechnisch schlechtesten der ganzen Veranstaltung. Im ersten Lied war das Mikrofon komplett aus, im weiteren Verlauf schwankte die Lautstärke aller Instrumente unterschiedlich. Gegen Ende war dann alles ein wenig stabiler, aber es war schon ein wenig bitter, da die Band selbst eine Performance der Extraklasse ablieferte.
Im Anschluss standen nun Secrets of the Moon auf der Bühne um dort ihre schwarzmetallischen Töne vorzustellen. Leider schlich sich auch hier wieder der Soundkasper ein und drehte den Bassregler zu weit auf. Dennoch: Die Bühnenshow der Band war gut durchgeplant und trotz der späten Stunde ließen noch zahlreiche Leute die Haare kreisen.
Negura Bunget litt leider unter dem typischen „Rauswerfer“ Symptom: viele haben bereits die Halle verlassen, dabei war die Band gar nicht schlecht, allerdings gerade nach dem Black Metal Secrets of the Moons doch etwas zu ruhig gehalten. Die mittlerweile doch geschrumpfte Menge der Anwesenden fand es allerdings nicht weiter schlimm, denn der Auftritt war durchweg solide. (Rene)
Fazit Rene:
Das Ragnarök liegt für mich am praktisch anderen Ende der Republik, doch das fantastische Lineup hat mich überzeugt, hinzufahren. Der Preis von 50€ Eintritt liegt im Rahmen, denn man hat echt etwas geboten bekommen. Dafür waren die Preise für Bier und Fressalien ein wenig hoch, aber das ist wohl bei den meisten Festivals so.
Leider war die gesamte Veranstaltung von Soundproblemen überschattet, lediglich bei Behemoth konnte ich keine größeren Probleme heraushören. Der Veranstalter hat für nächstes Jahr allerdings bereits Besserung versprochen.
Ob ich wiederkomme? Vielleicht, denn von den erwähnten Problemen abgesehen bekommt man gute Bands in einem schönen bayrischem Städtchen. Da sowohl Campsite als auch Schlafhalle direkt nebenan liegen, spart man sich große Laufwege. Dazu gibt es (eisige) Duschen und ordentliche Toiletten.
Und für alle Weithergereisten habe ich noch einen kleinen Tipp zum Abschluss: Wenn ihr noch einen Tag Zeit über haben solltet: Unbedingt in das nahe Bamberg fahren, ich habe selten eine so schöne Altstadt gesehen…
Fazit Franzi:
Das 12. Ragnarök Festival war gleichzeitig auch meine Premiere und hat mich vor allem aufgrund des LineUps und der geringen Entfernung zu meiner Wahlheimat angezogen, zudem war auch der größte Teil meiner Bamberger Freunde dort zu Gast.
Von der Organisation war ich im Großen und Ganzen nicht sehr begeistert, das habe ich schon deutlich besser erlebt. Das Gelände ist jedoch sehr schön, die Wege für die Besucher sind kurz, die Schlafmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen und auch die sanitären Anlagen waren (zumindest die, die ich aufgesucht habe) auch nicht versifft.
Der größte negative Beigeschmack war auf jeden Fall der Sound in der Auftrittshalle, der wirklich auf keine Kuhhaut ging. Ohne Frage ist das LineUp, das man für einen verhältnismäßig kleinen Preis hier geboten bekommt, sehr ansehnlich und einzigartig in der deutschen Festivallandschaft, doch was nützt das, wenn man von den Bands dann nur Undefinierbares hört? Hier ist dringend eine Veränderung nötig, sonst springen wohl viele vormals treue Fans dem Veranstalter wieder ab. Dieser hat aber zum Glück bereits betont, sich beim nächsten Mal darum kümmern zu wollen.
Auch die bereits angesprochenen Essens- und besonders die Bierpreise könnten durchaus eine Korrektur nach unten vertragen, denn 3€ für das Bier ohne Pfand halte ich auf einem Festival schon fast ein wenig unverschämt.
Trotzdem sei nochmal betont, welch großartiges LineUp hier jedes Jahr zusammenkommt. Unter der Zielgruppe Pagan/Death/Black gibt es kein vergleichbares Festival in Deutschland, was auch weiterhin viele Anhänger der extremeren Spielarten des Metal anziehen dürfte – zu Recht.
Ob ich nochmal wiederkomme, kann ich so momentan noch nicht sagen, das kommt wohl ganz auf das LineUp nächstes Jahr und die Umsetzung der versprochenen Verbesserungen an. Auf jeden Fall freue ich mich, dass ich 2015 dabei sein und diese schöne Erfahrung sammeln durfte.