Abrisse ohne Ende und strahlende Gesichter - Das POA 2017
Man braucht eigentlich keinen besonderen Grund, um jedes Jahr in Protzen einen gewaltigen Streifen abzubeißen, doch heuer hieß es ein Jubiläum würdig zu begehen, welches in der heutigen Festivallandschaft schon einen gewaltigen Meilenstein darstellt: 20 Jahre!!! Da ließen es sich Veranstalter, allen voran Mario, Andrea und Atzek nicht nehmen ein Billing aufzufahren, welches so manch größerer Veranstaltung zur Ehre gereicht hätte. Kein Wunder, dass die Tickets bereits Ende letzten Jahres komplett vergriffen waren und es somit auf ein großartiges Wochenende herauszulaufen schien. Apropos „schien“ (komische Überleitung): Frau Sonne hatte am Wochenende ein Einsehen und zeigte sich dezent im Hintergrund, was eine Hitzeschlacht wie im vergangenen Jahr ausschloss. Ok, der fette Regenguss am Donnerstag hätte nicht unbedingt sein müssen….
Witzig war noch der Umstand, dass das offizielle Merch erst am Freitag in den Verkauf ging und sich unser allseits beliebter Thrasher anfangs mit einer Schlange Kaufwütiger herumschlagen musste, welche fatal an frühere Hamsterkäufe in der DDR erinnerte. Aber jeder schien eines der bunt bedruckten Leibchen erhalten zu haben, denn dieses Mal konnte man zwischen dem offiziellen Festival Shirt und der Jubiläumsausgabe wählen, wobei viele gleich das Bundle nahmen. Clever...
Moment…Donnerstag? Aufmerksame Leser unserer Seite und Besucher dieses jährlichen Stelldicheins famoser Bands werden merken, dass da was im Busch sein muss, denn wann begann das POA schon am vierten Tag der Arbeitswoche? Richtig…noch nie, doch besondere Anlässe verdienen besondere Maßnahmen und somit ging der Ringelpietz bereits einen Tag früher los mit drei Bands in einer eigens dafür aufgebauten Zeltbühne, die ebenfalls an den beiden Folgetagen bespielt und bestens von den Besuchern angenommen wurde, doch leider ein einmaliges Ereignis bleiben wird. Schade, denn ich fand das Konzept wirklich prima…
Gleich zu Beginn wurden viele Hände geschüttelt, die ersten Pilsetten verhaftet und sich auf die erste Band Black Mood gefreut…doch die steckten noch irgendwo im Nirgendwo im Verkehrsdickicht fest, womit die Berliner Lokalhelden Kamikaze Kings um unseren Redakteur Elmo die Aufgabe hatten, das POA 2017 würdig zu eröffnen.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit dem neuen Konzept der Kings nicht allzu viel anfangen kann und mich an die merkwürdigen Klamotten erst gewöhnen muss, womit ich allerdings nicht alleine war, denn auch alte Fans der Rock’n’Roller berichteten von einigen optischen Startschwierigkeiten. Jungs, Image hin oder her, Eure Musik hat solch ein Firlefanz nicht nötig und auch wenn einige Besucher sich mit Grausen abwandten, habt Ihr einen tollen Gig auf die Bretter gezaubert, der alle Hits enthielt, die man von Euch gewohnt ist. Auch Julchen…äääh…Chantal ging wieder steil und mit fortwährender Dauer ging auch das anfangs etwas steife Publikum gut mit, welches sich aufgrund eines heftigen Regenschauers zuhauf im Zelt einfand. Guter Party Opener, der zwar optisch und akustisch dem ansonsten eher den härteren Klängen zugeneigten Hörern einiges abverlangte, letztendlich aber guten Applaus einheimsen konnte.
Auf die folgende Tanzkapelle freute ich mich ganz besonders, denn allein die tiefen Töne des Dresdner Sludge/Doom/Heavy Metal Kommandos Gorilla Monsoon haut einem sämtliche Falten aus dem Sack und wenn dann auch noch solch ein begnadeter Soundmann wie Christian Eggers am gesamten Wochenende in der provisorischen Spielstätte für die richtige Beschallung sorgt, steht einem heftigen Abzappeln nichts mehr im Wege. Wundern tat ich mich nur ein wenig über die schüttere Bartpracht von Frontsau Jack, der im Vergleich zu anderen Auftritten einiges an Haar am Kinn eingebüßt zu haben schien, was der megageilen Performance des Vierers aber keinerlei Abbruch tat. Eher Gegenteiliges gilt es zu berichten, denn das Zelt war rappelvoll, einige der Anwesenden ebenso und alle gingen steil auf die monströsen Riffattacken des Quartetts aus Sachsens Landeshauptstadt. Wer diese Truppe noch nie live gesehen hat, geht in die Ecke, schämt sich und gelobt feierlich Besserung. Ein zu erwartender Abriss sondergleichen und ein akustischer Leckerbissen. Anderes ist man von dieser irren Truppe auch nicht gewohnt. Gerne immer wieder!
Draußen tobte weiterhin das Unwetter und im Zelt kam es nun zu einem besonderen Erlebnis. Den Besuchern vom letztjährigen Headache Inside durchaus vom Bungalow Bash bekannt, spielte nun das infernalische Southern Sludge Duo Black Mood aus Thüringen zum Tanztee auf und konnte trotz der geringen Truppenstärke das immer noch gut gefüllte Zelt und die ebensolchen Besucher in Wallung bringen. Kein Wunder, denn die Mucke der beiden Hauptprotagonisten ging gut ins Bein und neben einem angeregten Wippen mit dem rechten Fuß, flogen unzählige Haare in der Gegend rum, das Pils schmeckte noch um ein Vielfaches besser und verließ nach guten 40 Minuten das Zelt in der Gewissheit, mit den kurz vorher noch im Stau steckenden Sondershausener einen echt guten Fang gemacht zu haben.
Somit ging der Jubiläumstag zur Neige und irgendwie hatte ich ein wenig Mitgefühl mit den Leuten, die die kommende, stürmische und regnerische Nacht auf dem Zeltplatz verbringen würden. Doch diverse alkoholhaltige Getränke sollten auch darüber hinwegtrösten. Ich jedenfalls freute mich wie Bolle auf weitere zwei grandiose Tage…
Ein paar kleine Impressionen
OLAF
Bandfotos by Thor