Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (11/24)

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FEUCHTBIOTOP, HITZE, ERGÜSSE UND ÖSTERREICHISCHE DIVEN

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So, schon wieder ein Jahr um? Tatsächlich und erneut rief die Protzen Crew um Macher Mario in die Nordbrandenburgische Savanne, um dort mit 1.000 ebenfalls Verrückten an zwei Tagen der härteren Gangart unserer so geliebten Musik zu frönen. Und es sollte wieder ein kolossales Stelldichein von Freunden, Familie und großartigen Bands werden, von denen sich alle (außer eine) auch prima in das Protzener Gesamtkonzept einfügten und den Fans eine grandiose Breitseite ihres jeweiligen musikalischen Schaffens boten. Selbstverständlich waren wir auch wieder anwesend, wobei Thor sich schwitzend durch den Fotograben robbte, während ich versuchte, alle Bands auf der Bühne zu begutachten, was allerdings aufgrund einer vorherrschenden Außentemperatur von 36 Grad Celsius spätestens nach 10 Minuten im Wellblechhangar zu einer wahren Tortur wurde. Aber was sollten da die Bands nur sagen? Jan von Kali Yuga jedenfalls bat darum, die Tür hinter der Bühne doch offen zu lassen, was allerdings aufgrund der dadurch einfallenden Sonnenstrahlung verworfen wurde und somit der Gutste ebenso in seinem eigenen Saft schmorte, wie der Rest der ebenfalls hitzegeplagten Combos. Eine für alle…gelle?

Im Vorfeld wurden aufgrund der zu erwartenden Hitzeschüben extra Wasserleitungen installiert, an denen man sich nass machen konnte, was aber meist nur für ein paar Minuten vorhielt. Selbst das Bier schmeckte mir persönlich nur bedingt, so dass ich mich an alkoholfreien Getränken gütlich tat und mich wunderte, warum ich nach der Einnahme von ca.8 Litern Flüssigkeit nur einmal das Abort aufsuchen musste. Man fräste sich durch unbändig viele geschüttelte Hände, kurzer Anekdoten-Austäusche, um danach sofort in den Hangar einzukehren, wo sich Soundmann Jacky, dem nur am ersten Tag die Obhut für die Beschallung inne lag, bereitmachte, um mit seinen geübten Fingerchen den Eislebener Deathcore Rüpeln von Drill Star Autopsy einen grundsoliden Soundteppich zu weben. Das gelang auch vortrefflich und der Fünfer aus der Lutherstadt nagelte seine Thesen unverhohlen an die Türen des Hangars und in die Köpfe der Unentwegten vor der Bühne und obwohl die Temperaturen im Innenbereich nach einer kurzen Verweildauer schon schmerzhaft wurden, hielte es eine ganze Schar von Leuten aus, um den lieblichen Weisen der Riffmonster zu lauschen. Dennoch zogen es die meisten vor irgendwo im Schatten auszuharren, Kaltgetränke zu konsumieren und dem bunten Treiben auf der Bühne aus einer etwas distanzierteren Position aus zu verfolgen. Schaden, denn die Jungs machten mächtig Alarm und bewiesen eindrucksvoll, warum sie der perfekte Opener für die 19.Auflage des POA waren. Ging jedenfalls gut los…

Ich hatte ja im Vorfeld ein klein wenig Bedenken, dass die massive Soundwand der Mannheimer von Moronic der Audiosound Crew Sorgen bereiten könnte, doch weit gefehlt! Ganz souverän verpassten die Jungs den auf der Bühne rumwütenden Deathern einen durchdringenden Klang und somit den Leuten vor der Bühne ein großartiges Klangerlebnis. Witzig ist das Gesamtbild der Band, bei der Jung und Alt todesbleiernd harmonieren und mit Clausi ein Brocken am Mikro steht, nach der sich jede Hardcore Band die Finger lecken würde…rein optisch gesehen. Leider war auch hier der Zuschauerzuspruch vor der Stage etwas überschaubar, was aber niemals mit den musikalischen Qualitäten des Quintetts in verbrindung gebracht werden darf, denn selbst am etwas abseits der Bühne gelegenen Bierstand wurde sehr positiv über das soeben Gehörte diskutiert und man kam fast einhellig zu dem Schluss, dass Moronic ziemlich dicke Eier haben.

Wer so ein großartiges Album namens „Phantasm“ im Gepäck hat, der kann auch live nicht ganz scheiße sein. Und in der Tat…Funeral Whore machten gleich zu Beginn ihres Sets klar, wo Bartel (oder Postmortems Tilo) den Most herholt und ballerten aus allen Rohren. Dieser fantastische Oldschool Death Metal traf genau den Nerv der nun etwas zahlreicher Anwesenden und dementsprechend engagiert gingen die Holländer auch zu Werke. Erneut mit einem fetten Sound ausgestattet keifte Frontmann Roy ins Mikro und auch seine Mitstreiter ließen keinen Stein auf dem anderen. Blickfang für die männliche Belegschaft war natürlich Gitarristin Kelly, die nicht nur optisch, sondern auch akustisch ihren…ääh…Mann stand. Alles in allem ein gelungener Abriss, der definitiv Lust auf mehr macht…also musikalisch und live…selbstverständlich.

Für unseren Redaktions Schrod wurde es jetzt besonders bitter, denn er musste nun bei äquatorialen Temperaturen hinter seinen Kesseln verschwinden, um mit seinem Beat Inge und Mira, besser bekannt als Protection of hate, den Takt vorzugeben. Musikalisch vielleicht nicht das Passende für das Protzen, doch mit einer fetten und straighten Setlist konnten sich die Berliner Hardcoreler so manch neuen Fan erspielen. Klar gab es einige Nörgler, doch die im Takt Mitwippenden und Abgehenden waren ganz klar in der Überzahl und spendeten dem Trio mehr als den nur üblichen Applaus der Höflichkeit. Ich für meinen Teil fand, dass die Zeit viel zu schnell vorüberging und fechelte unserem Mark nach dem Gig erstmal etwas Wind zu, denn entgegen seiner üblichen Gewohnheiten, war das Trommeltier nach dem Gig kaum mehr bewegungsfähig.

Eins ist mir immer noch schleierhaft: Seit Frontmann und Chronical Moshers Booker Jan „Grützer“ Singer zum Jahresende seinen Abschied bei Kali Yuga bekanntgegeben hat, spielen die Vogtländer einen legendären Gig nach dem anderen. Sei es letztes Jahr beim CMOA, im Vorprogramm von Illdisposed in Berlin an dem traurigen Tag, als unser aller Lemmy abberufen wurde, und nun hier, auf dem Holy Protzen Land. Ok, der Grützer hatte natürlich aufgrund seines beträchtlichen Umfangs anfangs arge Bedenken, was die auf der Bühne vorherrschenden Höllentemperaturen anbelangte, doch während des großartigen Gigs war davon (zumindest vor der Bühne) kaum was zu spüren. Im Gegenteil! Agil wie ein Panther stampfte der Sänger mit seinen Mitstreitern durch einen tollen Set und rechtfertigte den Slot auf dem POA 2016 mit Nachdruck. Überlegt es Euch nochmal mit dem Jahresende Leute!!! Toll war’s!

Bereits tags zuvor nisteten sich einmal mehr meine Lieblings Inselaffen bei mir zuhause ein, da sie an diesem Wochenende ihr Protzen Debüt geben würden und wer Furnaze schon einmal gesehen hat oder das Trio kennt weiß, wie akribisch sich die Musiker auf einen Gig vorbereiten und so kam es, dass bis zum Auftritt am späten Nachmittag von der Truppe nichts zu sehen und zu hören war. Das änderte sich aber dann schlagartig und wenn Krimson in die Saiten greift, gibt es zumindest bei der anhimmelnden Musiker-Fan-Fraktion vor der Bühne kein Halten mehr. Es soll tatsächlich auf dem Geländer noch Leute gegeben haben, die von Furnaze noch nie was gehört hatten und dieses nun hätten nachholen können, doch auch hier war im Hangar noch genügend Platz, was der Truppe aber nichts auszumachen schien und sie professionell wie eh und je einen fetten Gig zelebrierten, der mit Sicherheit auch bei Leuten Anklang fand, die nicht unmittelbar vor der Bühne standen. So hörte ich jedenfalls nach dem Gig vereinzelte Wortfetzen wie „Geil“, „Kann man machen“, „Großartige Musiker“, was man natürlich so unterschreiben kann und muss…vor allem, wenn man Enrico beim Schlagzeugspielen zuschaut. Das sieht alles soooo einfach aus…

Nun wurde es im Wellblechpalast etwas voller, denn meine Lieblingssachsen von Purgatory sattelten die Hühner und spielten sich erneut den Arsch ab. Scheinbar scheint der Vierer keinerlei Verschleißerscheinungen zu zeigen, denn trotz der scheinbar immer weiter steigenden Temperaturen legten die Jungs einen ebenso energetischen Gig hin wie beim Chronical Moshers und hinterließen nur ein Häufchen qualmende Asche. Der Deatcvlt hatte Protzen fest im Griff und das Publikum dankte es ihnen mit einem kollektiven Ausrasten. Da flogen die Haare, der Schweiß floss in Strömen und es waren alle zufrieden. Muss so sein, oder? Lediglich die Tatsache, dass Basser Peter nach dem Gig eine Weile lediglich in Schlüppi durch den Backstage rannte, sorgte für etwas Verwirrung.

Grundgütiger…ist das echt schon wieder 4 Jahre her, dass ich Schwedens finest aus Baden-Württemberg letztmals beim Stromgitarrenfest begutachten durfte? Scheinbar ja, denn es zuckte verdächtig im Tanzbein, als Sven und seine Mannen zum Sturm auf den Nordrand des Rhinluches ansetzten und die Halle in Rage geriet. Kein Wunder, denn das hier Dargebotene gehört immer noch zum Besten, was Deutschland in Sachen Todesstahl zu bieten hat und das obwohl die letzte Veröffentlichung der Jungs nun auch schon Bolt-Thrower-technische 9 Jahre zurückliegt (die gerade veröffentlichte Split mit Skinned Alive mal ausgeklammert). Fleshcrawl schienen exakt DAS zu sein, was die Leute so kurz nach der Tagesschau sehen wollten und dementsprechend steil ging die Community und bereitete den Jungs eine triumphale Rückkehr auf die heiligen Protzen Bretter. So darf das gerne, so kann das bleiben. Nun noch ein neues Scheibchen und alles ist im Lack.

So langsam näherte man sich den Höhepunkten, denn mit Postmortem sollte die drittletzte Band die Bühne entern und richtig für Stimmung sorgen. Klar, hat man doch a) quasi ein Heimspiel und b) noch was gutzumachen aus dem Vorjahr, als Drummer Max mit einer Dehydrierung am zweiten Tag für einen krankheitsbedingten Ausfall sorgte. Doch Schnee von gestern! Die Shirtdichte zeigte ganz klar an, in welche Richtung es nun gehen sollte und genauso wie beim Moshers legte sich das postmortale Quartett mächtig ins Zeug und spielte quasi ein Best off der bisherigen Schaffensphase. Der Sound war mächtig, die Band in absoluter Spiellaune und auch Frontmann Putz entfleuchte das ein oder andere Mal ein spitzbübisches Lächeln. Gitarrist Marcus schredderte sich einen ab, Max und Tilo sorgten für den entsprechenden Bumms, der sogar weit weg vom Hangar noch messerscharf zu hören war. Man kann bei den Postboten einfach nicht verkehrt machen, ob man sie nun sieht oder bucht. Aber obacht: Nach dem Konzert haben die Jungs mächtig Durst!

Da Soulburn immer noch im Stau standen wurden kurzerhand Belphegor vorgezogen, die nach dem laschen Gig beim Moshers einiges bei mir gutzumachen hatten, doch allein das Auftreten der Herren Rockstars vor der Show sorgte für ziemlichen Unmut. Hier eine Forderung, da ein überzogenes Rockstar-Gehabe untermauerten bei mir leider das Gefühl, welches ich schon beim CMOA hatte: Belphegor sind endgültig abgehoben! 

Die Österreicher interessierte auch kein bisschen, dass sie um 22:40 auf die Bühne sollten und überzogen maßlos, was Soundmann Jacky dazu veranlasste, laut über einen Bühnenmanager (er wählte zwar ein paar andere Worte, doch die lasse ich hier mal unausgesprochen) nachzudenken, der den Mannen aus der Alpenrepublik mal gehörig in den Arsch treten würde. Irgendwann schafften es dann die Mannen dann doch auf die Bühne und lieferten leider exakt den gleichen lahmen Auftritt ab wie ein paar Wochen zuvor. Wo war denn bitte die angekündigte Special Ritual Show? Viel gesehen habe ich davon nicht. Stattdessen gab es ein unentwegtes Stakkato und ausufernde Raserei, ohne jegliche Zeit zum Luftholen. Das kann durchaus mal angenehm sein, doch im Falle Belphegors weiß man, dass die Mannen auch ein paar langsamere Stücke im petto haben, die meist mehr knallen, als das permanent anhaltende Dauerfeuer, welches sie hier abbrannten. Ich hörte nicht wenige Stimmen, die von diesem Auftritt mehr als enttäuscht waren und sich stattdessen Benediction gewünscht hatten, deren Ersatz ja Belphegor waren. Erneut eine arme Vorstellung.

Leider hatte die Hitze bei Thor seine Spuren hinterlassen und somit schafften wir es nicht, den Gig von Soulburn fotografisch einzutüten. War vielleicht auch besser, denn nach weit über 13 Stunden Schleichfahrt von Holland zum Protzen waren die Jungs ziemlich mitgenommen. Das hielt das Quartett aber nicht davon ab, zu so später Stunde noch einmal Volldampf zu machen und die Leute mit ihrem derben Todesstahl aufs angenehmste zu unterhalten. Ich hatte in der Vergangenheit immer so ein Problem mit dem Sound der Jungs, doch hier und heute ballerte es amtlich, was durchaus auch am Audiosound Team zu liegen schien. Waren vorher schon ein paar abgekämpfte, müde oder alkoholbedingte-Ausfall-Gesichter zu sehen, so mobilisierte Soulburn noch einmal alle Kräfte der Anwesenden und unterstrich damit eindeutig, warum sie (wenn auch durch einen dummen Zufall geschuldet) der heutige Headliner waren. Ich fands megastark!

Nun gingen aber bei mir auch langsam die Lampen aus und da ich beim Protzen immer den Heimscheißer mache, fuhr ich entspannt in Richtung Heimat und freute mich schon tierisch darauf, am nächsten Tag weiter mit all meinen Freunden und der Protzen Familie abzuhängen und weiter großartigen Bands zu lauschen, von denen es an Tag 2 erneut mehr als genug gab.

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