01. - 03.07.2011 - Rotzschjora @ Flugplatz
Hmmm…letztes Jahr schmolzen wir dahin bei gefühlten 50 Grad, Staubwolken und einer irren Trockenheit dahin, die mit Hektolitern an Kaltgetränken alkoholischer und antialkoholischer Natur bekämpft wurde. 2011 hingegen war bereits im Vorfeld die Wetterprognose für die 18.Auflage des allseits beliebten WFF, naja…sagen wir es mal so…beschissen hoch 30. Wolken, Regen und maximal 20 Grad sollten uns an diesem Wochenende teilweise die Laune so richtig verhageln. Am Freitag hingegen war es noch warm, Wolkenverhangen aber zumindest einigermaßen trocken…bis dahin…
Freitag
Nach der obligatorischen Begehung des Geländes und einem kurzen Einkaufsbummel und dem Erwerb eines schicken roten Sodom Kapuzenpullis (warum ich das so explizit erwähne, werdet Ihr nachher noch lesen) machte ich mich also auf, die ersten Bands dieses Festivals zu begutachten…und da war ich mit den Finnen von Omnium gatherum mehr als gut bedient. Der Sound war super, der Rasen noch trocken auf dem ich mit niederließ und auch die bereits schon zahlreich anwesenden Leute gaben den technisch versierten Deathern aus dem hohen Norden mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Gelungener Einstand!
Die Briten Evile konnten mich danach so richtig umnieten. Der traditionelle Thrash war nun genau das Richtige in der angenehmen Nachmittagszeit (fehlte nur noch nen Käffchen und Kuchen) und konnte mich ein wenig davon ablenken, dass die veganen Melodic Death Äffchen von Deadlock mit ihrem 08/15 Kack, die danach die Bühne verunstalteten, einfach nur tierischst nervten. Nur gut, dass Jagger und sein Abrisskommando Disbeliefmusikalisch die passenden Antwort auf diese akustische Flatulenz bereithielten und mit Hits der Marke „Sick“ für gute Stimmung sorgten. Die kalifornischen Deathcore Kings Carnfex sorgten dann erstmals vor der Bühne für kollektives Ausklinken und die Masse rannte im Kreis. War auch ein amtliches Brett der Mannen um Fronthopser Scott Lewis, die mit einem hammerharten Sound ausgestattet Roitzschjora erstmals an diesem Wochenende amtlich verwüsteten. Jedenfalls war dieser Auftritt eine schöne Einstimmung auf Legion of the damned, die erstmals mit dem neuen Gitarrist Twan van Geel aufspielten. Leider war der Sound durch den aufkommenden Wind etwas verwaschen, dennoch hatte nicht nur ich meinen Spaß. War, wie eigentlich immer, ein fettes Brett. Der Rest des Hauptbühnenprogramms an diesem Tag absolvierte ich mit einigem Unwohlsein, denn bis auf Agnostic front, die MEGAGEIL waren, kann ich mit Bring me the horizon und vor allem mit dem Kinderquartett von Bullet for my valentine überhaupt nix anfangen. Dementsprechend miese Laune hatte ich und wartete sehnsüchtig auf den Beginn der legendären Knüppelnacht.
Die begann dann auch gleich spektakulär, denn Morgoth Stimmbandakrobat hatte mit seinem Allstar Projekt Insidious disease zum Tanz geladen und das Zelt war gerammelt voll. Entgegen seiner „normalen“ Bandkollegen wie beispielsweise Shane Embury, hatte Marc mit Silenoz (Dimmu Borgir) oder Cyrus (Susperia) mehr als gleichwertige Compadres am Start. Einzig Marcs permanente Nachfrage, ob jemand da ist („Wo seid Ihr?“) ging einem nach gefühlten 400x doch gehörig auf die Nüsse. Dennoch war der Gig atemberaubend und furchtbar geil!
Was soll man über Watain noch groß schreiben? Die Schweden sind einfach in den letzten Jahren in eine eigene Liga aufgestiegen und bewiesen dies an diesem Abend erneut eindrucksvoll. Der Sound war brutal, die Bühnendeko überragend…nur schade, dass die Mucke bei mir irgendwie nicht mehr zünden will. Negator aus Hamburg ließ ich mal links liegen, denn irgendwann brauch der Olaf auch mal Futter. Gut gestärkt mit Grillresten (den ich gegen 2 Uhr nochmals entfachte) gab es dann Ola Lindgren und Grave, die mich einfach nur umhauten. So muss das klingen…oder wie Die Ärzte mal sagten: So muss Death Metal sein, dreckig, feige und gemein. War das ein Hammer!!!Misery index konnte ich mir noch gerade 10 Minuten reintun, da mir dann wirklich im stehen die Augen zufielen und ich tunlichst Matratzenhorchdienst durchführen musste. Jute Nacht…
Samstag
Der Schlaf war erholsam, doch die Stimmung wurde jäh getrübt durch Petrus’ offenes Analexzem, denn der Wettergott hatte bedingt durch seine Dreckslaune nichts Besseres zu tun, als langsam alles einzunieseln. Fuck, wenn es wenigstens einmal kräftig regnet und danach besser wird…ok, aber diese Nieselpisse den ganzen Tag, das geht an die Substanz. Wenigstens hielt mich besagter roter Sodom Kapuzenpulli relativ trocken, da das Teil anscheinend mehr als gut imprägniert war. Also…frieren war angesagt…
Dennoch war ich nicht im Zelt zugegen, sondern tobte mich vor der Hauptbühne aus, auf der als Erstes heute Kylsea angetreten waren, die mich allerdings wenig begeistern konnten, im Gegensatz zu den darauf folgenden Betzefer, denn die Israelis groovten wie Sau und ließen für einen kurzen Moment das verfickte Dreckswetter etwas vergessen. Als dann aberThe black dahlia murder sich anschickten, wir die Sinnesorgane zu zerreißen (was nicht bedeuten soll, dass es schlecht war), verpisste ich mich doch ins Zelt, um noch den letzten Klängen der 50 Lions zu lauschen und danach von den Emil Bulls so richtig verwöhnt zu werden. Die Münchner sind einfach mittlerweile weltklasse in dem, was sie tun. Und diese Sicherheit mit Spitzenalben wie „Phoenix“ oder dem aktuellen Brecher „Oceanic“ sieht man auch auf der Bühne, auf der sich Rampensau Christ und seine Getreuen tierisch austobten. Jau, das war Klasse!
Entombed waren hingegen auf der Hauptbühne so grottig wie eh und je, woran ein Haufen alter Hits aus den seligen „Left hand path“ Zeiten auch nichts ändern konnten. LG und seine Mannen haben ihren Zenit weit überschritten und den Absprung um mindestens 4 Jahre verpasst…somit demontiert man seine eigene Legende. Nu war Flucht angesagt, dennCallejon kann ich nicht beschreiben, ohne Schaum vor den Mund zu bekommen. Ich hasse diese Band einfach, daher ist jedes weitere Wort mehr als überflüssig. Da allerdings im Zelt ebenfalls Tristesse angesagt war, konnte ich endlich mal im Auto meine Sachen trocknen, bevor ich die Qual der Wahl zwischen den Kassierern und Terror hatte. Da allerdings der Regen immer noch unaufhörlich hernieder prasselte, zog ich Herrn Wendler und seine Mannen vor und freute mich einmal mehr, abkassiert worden zu sein.
Warum die Macher ausgerechnet Satyricon einen Hauptslot auf dem Force gaben, wird sich für mich auch zukünftig nicht erschließen. Ich habe beileibe nichts gegen Satyr und Frost, doch mit einem Album, welches bereits zu diesem Zeitpunkt dreieinhalb Jahre auf dem Buckel hat und auch nichts Neues zu erwarten ist, zur Primetime zu spielen, ist nicht nachvollziehbar. Da hätte man auch was anderes verpflichten können. Komischerweise gefiels der Masse erneut…ich verzog mich, um Kraft für die Cavalera Conspiracy zu sammeln, die nach 2009 erneut die Massen erfreuen sollte. Komisch, lags am Wetter? Denn im Gegensatz zum begeisternden Gig 2 Jahre zuvor, gingen mir die beiden Hauptprotagonisten diesmal mächtig auf die Eier, denn trotz dem aktuellen Album „Blunt force trauma“ konnte ich nichts allzu Neues raushören. Langweilig…ein Wort, welches beim heutigen HeadlinerHatebreed überhaupt nicht vorkommt. Egal welche Rakete Jamie Jasta und seine Mannen starteten, das Volk ging trotz nicht enden wollenden Regens (jaja, der Nieselregen war weg…) völlig steil und bereitete den Jungs einen absoluten Triumph, der mit dem schon fast obligatorischen „Destroy everything“ seinen Höhepunkt fand. Genial, doch nun schnellstens ins Zelt…
Denn hier wartete die meiste Band der Welt: Knorkator! Was dies für berauschende 40 Minuten werden würden, war mir nicht einmal ansatzweise klar, doch meine Berliner Brüder zerlegten in 40 Minuten das komplette Zelt. Die Menge raste, jeder Song wurde mitgebrüllt, die Luft war zum schneiden, großartig! Selbst Neuartiges wie „Refräng“ wurde frenetisch abgefeiert. Schade war allerdings, dass der größte Hit „Wir werden alle sterben“ heute in der Schublade blieb. Dennoch…ein rauschendes Fest.
Nach diesen bleibenden Eindrücken holte mich Mambo Kurt auf den Boden der Tatsachen zurück, spielte der Meister der Heimorgel doch nun schon zum drölfzigsten Mal im Pressezelt, was mir dieses Jahr allerdings nicht ganz so auf die Nüsse ging wie die Jahre zuvor. Auf jeden Fall hielt er mich solange wach, dass ich um drei Uhr morgens noch einen begeisternden Auftritt derCancer Batts im Zelt erleben durfte. Holzauge sei wachsam, die Kanadier werden bald auf der großen Bühne spielen, versprochen!
Sonntag
Kennt Ihr das Gefühl, das an dem Abend, an dem man schlafen geht noch nichts, am nächsten Morgen allerdings etwas da ist, was wie gesagt den Abend zuvor noch nicht da war? Verwirt? Jau, war ich auch als sich am morgen des dritten Tages vor meinem Zelt ein kleines Bächlein erstreckte, welches vorher noch nicht da war. Sprich, es pisste Bindfäden. Kurz bevor ich meinen eigentlichen Entschluss nach Hause zu fahren in die Tat umsetzen konnte, besann ich mich eines Besseren, fuhr nach Bitterfeld ins Schwimmbad, um ausgiebig und heiß zu duschen, frische Klamotten anzuziehen und danach in einer kleinen aber feinen Pizzeria erstmal was für die Nerven zu tun. Nun dann…möge der letzte Tag beginnen.
Aufgrund der von mir erwähnten Regenerationsmaßnahmen verpasste ichManos, die ich eh für völlig debil und unnütz ansehe, und Stonewall noise orchestra, welches aufgrund der limitierten musikalischen Fähigkeiten ebenfalls keinen großen Verlust darstellte. Also war meine erste BandKvelertak, die ich zwar namentlich kannte, live aber noch nicht zu Gesicht bekam. Kein Beinbruch, denn die Norweger sind in meinen Augen gänzlich überbewertet und strunzlangweilig. Ein Attribut, welches auf die Britischen Dub Metaller von Skindred nicht einmal ansatzweise zutrifft. Funkige Rhytmen, sauharte Gtarren und ein magenumdrehender Bass…es war gigantisch! Fand die Meute auch und schwang trotz des Sch…wetters freudig die Haxen. Das aufgrund eines Bandausfalls im Zelt die Jungs von der Insel so noch zu einem zusätzlichen Slot kamen, freute mich umso mehr. Meine nächsten Band waren dann die Spermbirds, die ich seit Ende der Achtziger regelrecht vergöttere. Es war ein Hochgenuß den Jungs zuzusehen und Klassiker wie „My god rides a skatboard“ endlich einmal wieder live zu hören. Für mich eine der absoluten Hauptattraktionen des gesamten Wochenendes.
Raus aus dem trockenen Zelt, rein in die Regenwüste, wobei beim Start desApokalyptischen Reiter Gigs die verfickte Nieselei endlich aufhörte und sogar teilweise die Sonne hervorblickte. War das schön!!! Der Auftritt der Thüringer ebenso, die erneut ein Hitfeuerwerk abbrannten und für gute Laune sorgten. Witzig war allerdings die ungewollte Pause, die durch einen Kurzschluss verursacht wurde. Warum witzig? Nun, exakt in dem Moment, als Fuchs intonierte „…und es war Stille“ machte es „Poff“ und alles war weg. Doof für die Band, cool für das Publikum, welches unverdrossen weiter feierte und trotz nicht vorhandener PA zusammen mit den Reitern eine riesige Party steigen ließ. Hervorragend! Da mussten sich Kreator mächtig strecken und wer die Ruhrpöttler schon einmal live erlebt hat wird wissen, dass vieles von Milles Laune abhängt. Die schien allerdings mehr als gut zu sein, denn trotz des erneut einsetzendes Nieselregens spulte der Vierer ein klasse Best-Of Programm ab, welches keine Wünsche offen ließ. Der Sound war fett, die Stimmung gut und ich hatte bei einem Hauptact beim Force noch nie soviel Platz vor der Bühne, denn scheinbar hatten sich viele Besucher aufgrund des abscheulichen Wetters bereits auf den Heimweg gemacht.
Dies machte ich dann auch ziemlich schnell, denn bei Volbeat, welche mit einer monströsen Bühnenshow und einen fantastischen Sound aufwarteten, öffnete der Himmel nun endgültig seine Schleusen und es ergoss sich ein sintflutartiger Regenschwall auf Sachsen. Ich hatte somit endgültig die Schnauze voll, kletterte völlig durchnässt in mein Auto und fuhr nach Hause, dennoch in der Gewissheit, dass die 18.Auflage des Force erneut geil war und für das Wetter ja, wie im Allgemeinen bekannt, niemand etwas kann. Also, auf ein Neues in 2012, ich freue mich schon drauf.