Bang Your Head!!! - Festival 2014
10. - 12.07.2014 @ Balingen, Messegelände & Messehalle
Der alte Knacker ist wankelmütig
Während im letzten Jahr Mitte Juli tagelang Kaiserwetter auf der schwäbischen Alb herrschte, nistete sich in diesem Jahr eine knappe Woche vor dem Festival eine hartnäckige Regenfront in der Region ein. Diese sorgte zu Beginn der Woche für sintflutartige Niederschläge, deren Auswirkungen zwar am Wochenende immer noch mitzubekommen waren, doch immerhin legte Petrus zumindest am Freitag diesbezüglich eine Ruhepause ein. Sämtlichen Wetterkapriolen, die den Samstag wie einen ungemütlichen, typischen April-Tag erscheinen haben lassen und nahezu im Halbstundentakt für veränderte Verhältnisse sorgten, trotzten jedoch mehrere Tausend Metal-Fans, die sich von derlei „Nebenerscheinungen“ selbstredend nicht den Spaß verderben haben lassen. Davon, wie in diversen Lokalmedien in den Tagen danach vermeldet worden war, dass die Veranstaltung am Samstag knapp vor dem Abbruch stand, war im Auditorium allerdings nichts mitzubekommen. Im Gegenteil, die Veranstaltung wurde offenbar mit reichlich Fingerspitzengefühl über die Bühne gebracht und dadurch den Anwesenden einmal als gelungene in Erinnerung bleiben.
Anreisebedingt fällt bei unserem diesjährigen Familien-Ausritt (den wir zum ersten Mal als Quartett bestreiten, da auch der zweitgeborene Sohnemann in diesem Jahr die 12-Jahres-Schallmauer durchbricht) gen Zollernalbkreis zwar die „Warm-Up“-Show in der Messehalle flach, Augen- und Ohrenzeugen berichten am ersten Festivaltag jedoch ausnahmslos Gutes von Dynamite, Stormwarrior und Victory, die durchwegs zufriedenstellenden Performances abgeliefert haben. Ganz besonders abgeräumt allerdings scheinen die Herren von Grave Digger bei der Release-Show für ihr brandaktuelles Scheibchen “Return Of The Reaper“ sowie die Schweden-Bomben Bullet zu haben, was auch an der Anzahl an Band-T-Shirts im Publikum nachvollziehbar ist.
TAG 2
Zwar sind zur eigentlichen Eröffnung des Festivals auch davon erst ganz wenige zu sehen, der überschaubaren Anzahl an Frühaufstehern bläst jedoch eine amtliche Brise Thrash Metal entgegen. Auch wenn es nicht alle mitbekommen haben dürften, dass Traitor den Opener-Slot sehr kurzfristig auf Grund einer Sehnenscheidenentzündung von Warrant-Drummer Thomas Rosemann geerbt haben, können die vier Burschen aus Balingen diesen Auftritt mit Sicherheit als erfolgreichen verbuchen. Zu Recht, denn ihr brachialer, aber dennoch wohldosierter Thrash-Mix mit Anleihen an Kreator und Slayer erweist sich als idealer Wachmacher und sorgt zudem dafür, dass die ersten Häupter bereits in aller Frühe den Festival-Titel in die Tat umsetzen.
Die Anzahl an Zusehern ändert sich jedoch schlagartig als kurz darauf die deutsche Thrash-Institution Accu§er ihren akustischen Angriff auf die am frühen Vormittag noch recht dichte Wolkendecke startet. Mit Erfolg, denn zum einen verstehen es Frank Thoms und seine Mitstreiter sowohl mit Tracks ihrer „neuen“ Phase (sprich mit Material das nach der Reunion 2009 aufgenommen wurde) ebenso wie mit klassischem Stoff zu überzeugen. Mit einer musikalischen Breitseite nach der anderen gelingt es nicht nur locker mehr und mehr Banger vor der Bühne zu versammeln, ein Großteil ist sogar schon bereit mitzumachen. Ob die dunkeln Wolken aus Angst vor dem zwar merklich gutgelaunten, aber dennoch sehr grimmig ins Mikro röhrenden Thoms die Flucht ergreifen, oder aber die Herren selbst im Himmel für Frohlocken zu sorgen wissen, kann zwar nicht in Erfahrung gebracht werden, Fakt bleibt jedoch, dass der furztrockene und brachiale Sound der Siegener perfekt funktioniert und die Zuseher am Ende des Sets mit der die Wolkendecke durchdringenden Sonne (!) um die Wette strahlen. Daumen hoch!
Auftritte von Kult-Formationen gehören zum „Bang Your Head!!!“-Festival wie schwäbische Maultaschen zur Speisekarte im Restaurant der „Volksbank Messehalle“, woran sich selbstredend auch bei der 19. Auflage nichts geändert hat. Zwar sind im Vorfeld durchaus kritische Stimme diesbezüglich zu vernehmen, die dem Veranstalter unterstellen, man würde eben jene Klientel in diesem Jahr ein wenig vernachlässigen, doch die Mehrheit zeigt sich dennoch mehr als nur dankbar um sich zunächst einmal an den epischen Hymnen der Herren von Warlord ergötzen zu dürfen. Und die Underground-Legende macht es dem Zuhörer auch nicht sonderlich schwer ins Geschehen einzusteigen und lässt zunächst die beiden Klassiker “Lucifer’s Hammer“ und “Child Of The Damned“ vom Stapel. Die durch den aus Griechenland stammenden Keyboarder Angelo Vafeiadis (der auch bei Illusion mit dabei ist) und den zypriotischen Sänger Nicholas Leptos (der immer noch bei Arrayan Path tätig ist und wohl auch Astronomikon noch am Laufen hat) inzwischen zur „Multi-Kulti“-Truppe mutierten US-Band belässt es jedoch keineswegs dabei sich nur auf die 80er Jahre (auch wenn das dem Motto des Festivals „Back to 80s“ entsprechen würde) zu berufen, sondern lässt uns in Folge sowohl Material des von Joacim Cains (Hammerfall) eingesungenen 2002er Albums “Rising Out Of The Ashes“, wie auch Stoff vom aktuellen Album “The Holy Empire“ stammende Songs (das nach den weiteren Klassikern “Winter Tears“ und “Aliens“ platzierte “Kill Zone“ und den elegischen Schlussakkord “70.000 Sorrows“) hören. In Anbetracht der Stimmung die sich trotz der eher atmosphärisch angelegten Klänge im Auditorium bildet, erweist sich ihre Position im Billing als durchaus berechtigt, auch wenn ich bis zum Ende der Meinung bleibe, dass Warlord in der Halle wohl noch besser zur Geltung gekommen wären. Doch das bleibt der einzige (zugegebenermaßen obendrein sehr subjektive) Grund für Gemecker, ansonsten liefert die Band rund um das immens spielfreudig agierende Band-Oberhaupt William Tsamis an der Klampfe einen denkwürdigen Auftritt. Feine Sache!
Nicht nur am Firmament regiert inzwischen strahlender Sonnenschein, auch auf und vor der Bühne zeigt das Stimmungsbarometer steil nach oben als die San Francisco-Sleazer-Rock-Ikone Vain die Bretter entert. Das Quintett präsentiert einen feinen Querschnitt seines Schaffens und weiß dabei sowohl mit Kamellen des 1989er-Debüts “No Respect“ zu gefallen wie auch mit Stoff vom immer noch aktuellen Dreher “Enough Rope“ aus dem Jahr 2011. Der barfuß über die Bretter tänzelnde Sänger Davy Vain erweist sich nicht nur als Aktivposten und sympathischer Frontmann, sondern auch als routinierter Entertainer, der gegen Ende hin sogar noch darauf hinweist, dass er es war, der einst das Death Angel-Debüt produziert hat und somit auch mit „Evil Metal Guys“ umzugehen weiß. Recht hat er, denn gemeckert hat nach dem Auftritt seiner Band niemand.
Mit einer gehörigen Portion Sleaze geht es auch weiter, allerdings wirken die Jungspunde von Kissin‘ Dynamite - allen voran ihr Frontmann Hannes Fuchs - heute mehr als nur übermotiviert. Vor allem was das Posen und die Mitsing-Spielchen angeht, übertreibt es der Kerl, sodass er zwar sehr wohl für beste Stimmung innerhalb seiner inzwischen mehr als nur beachtlichen Fanschar sorgen kann, sich der „Rest“ der Zuseher jedoch zu sehr „animiert“ fühlt und die Flucht nach hinten antritt. Was die Setlist betrifft, macht der Fünfer dagegen alles richtig und setzt auf inzwischen etablierte Live-Knaller wie “She’s A Killer“, “I Will Be King“ oder “Money, Sex & Power“, ehe kurz vor dem Ende noch “DNA“, der Opener des im September erscheinenden nächsten Albums mit dem (leider perfekt zur Vorstellung passenden…) Titel “Megalomania“ zu hören ist. Nichts gegen das Selbstvertrauen mit dem die Schwaben momentan agieren, doch man muss die Jungs wohl demnächst ein wenig bremsen um nicht komplett abzuheben und dadurch karrieretechnisch einen „Rückschritt“ zu tätigen. Wär‘ schade drum, denn in einigen Jahren könnte man durchaus einen höheren Rang im Billing einnehmen, zu dem dann auch die entsprechende Show passt.
Als krassen Kontrast zu so viel jugendlichem Überschwang und Posen bis zum Abwinken gibt es danach einen deutlich weniger auf den optischen Aspekt angelegten Auftritt von gestandenen Recken. Noch dazu von solchen, von denen zumindest ich ganz ehrlich überhaupt nicht mehr erwartet hatte, jemals wieder etwas unter diesem Banner zu hören zu bekommen. Doch Mike Flyntz und Don Van Stavern haben sich vor nunmehr knapp zwei Jahren dazu entschieden das Vermächtnis ihres leider verstorbenen Gitarristen und Band-Oberhauptes Mark Reale unter dem NamenRiot V zu verwalten. Mit Frank Gilchriest (Virgin Steele) an den Drums, dem zweiten Gitarristen Nick Lee und Reverence-Sänger Todd Michael Hall haben die beiden Haudegen kompetente Mitstreiter gefunden und in dieser Besetzung scheint man im Studio bereits länger gut aufeinander abgestimmt zu sein, schließlich weist Todd im Laufe des Sets darauf hin, dass im September ein neues Album - das erste unter dem neuen Banner – erscheinen wird. Davon gibt es zwar im Laufe des Sets leider nichts zu hören, dafür aber jede Menge ausgewählte Klassiker aus dem reichhaltigen RIOT-Repertoire. Vom etwas steif wirkenden, eröffnenden “Narita“, über das von den wunderbaren Gitarren-Harmonien geprägte “Angel Eyes“ und “Flight Of The Warrior“ reicht der Reigen bis hin zu “Swords And Tequilla“ und dem Finale Grande in Form von “Thundersteel“, das zumindest hinsichtlich der Stimmung im Publikum mit offenen Armen empfangen wird. Zum Ende hin also doch noch alles bestens, alles wunderbar? Leider nicht ganz, denn irgendwie wirken die Nummern zwar allesamt technisch einwandfrei, lassen das Flair vergangener Gigs aber dennoch vermissen. Vielleicht liegt es ja am Umstand, dass sich Todd einfach zu sehr bemüht möglichst perfekt zu klingen, vielleicht aber auch an seiner Nervosität und der mangelnden Erfahrung, die seine Bühne-Präsenz einschränken. Egal, auf zukünftige Darbietungen darf man dennoch bereits neugierig sein, denn auch wenn zu einem perfekten Auftritt heute noch einiges fehlt, ist festzustellen, dass die Freude ob der Existenz dieser Formation überwiegt und Riot V mit mehr als nur wohlwollendem Applaus bedacht werden.
Immense Vorfreude macht sich auch bei der nächsten Band breit, schließlich war es nicht zu erwarten, dass uns Exodus in Balingen einen neuen Frontmann präsentieren würden. Doch wenige Wochen vor dem Festival hatte sich die Bay Area-Legende vom seit Anbeginn seiner Zeit im Schosse dieser Band polarisierenden Sänger Rob Dukes getrennt und stapft nun erstmals seit langen Jahren zusammen mit „Neuling“ Steve „Zetro“ Souza zu den Klängen von “Bonded By Blood“ auf die Bretter. An Spielfreude hat es dieser Band zwar ohnehin noch nie gemangelt, dennoch erwecken die Herrschaften rund um den inzwischen zum „Rübezahl“ gewordenen Gary Holt einen besonders ambitionierten Eindruck. In wie fern dieser ihrem Neuzugang zugeschrieben werden kann, ist schwierig zu beurteilen, jegliche Kommentare bezüglich eventuell zu rüder Ansagen oder zu derbem Gehabe gehören jedenfalls definitiv der Vergangenheit an. Der stilvoll im HATRIOT-Shirt auftretende Sänger erweist sich nämlich als das krasse Gegenteil von Rob und weiß mit Reife („Take care of each other when you start a pit“) wie auch mit „Schmäh“ (etwa bei der Ankündigung von “Piranha“, das „Zetro“ mit dem Hinweis „The next song ain’t about a tuna-fish and not about a gold-fish“ angekündigt) zu überzeugen. Doch nicht nur mit Sympathie wissen EXODUS zu glänzen, auch an der Setlist der Herren gibt es nichts zu meckern und so erweisen sich die Bay Area-Thrasher mit ihrem „Best Of“-Programm, aus dem für mich eine sensationelle, alles in Grund und Boden stampfende Version von “Toxic Waltz“ heraussticht, einmal mehr als eines der absoluten Glanzlichter des Festivals. Auf das zum Ende des Sets in der aktuellen Besetzung angekündigte nächste Studioalbum freue ich mich jetzt schon. Danke meine Herren!
Während die Anhängerschaft von heftigerer Kost voll auf ihre Kosten gekommen ist, liegt es nun an Michael Schenker und seinem Temple Of Rock im Anschluss daran den Freunden des traditionellen Hardrock zu Glücksmomenten zu verhelfen. Und dieses Unterfangen gelingt der deutschen Gitarren-Ikone auch von Beginn an. Nicht zuletzt deshalb, weil der Klassiker “Doctor, Doctor“ als Set-Opener schon die halbe Miete ist und für Party-Stimmung par excellence sorgt. Doch der Meister und seine „Templer“ Francis Buchholz, Herman Rarebell, Wayne Findlay und Doogie White belassen es keineswegs dabei nur auf Klassiker zu setzen, sondern wissen mit “Where The Wild Wind Blows“ und dem Ronnie James Dio gewidmeten “Before The Devil Knows You're Dead“ auch Songs zu präsentieren, die erst unter dem aktuellen Banner entstanden sind. Logischerweise ist allerdings bei Klassikern wie “Armed And Ready“ oder “Rock You Like A Hurricane“ (in dem sich Herman als „Hermanimator“ der Sonderklasse erweist!) sowie dem finalen, von einem wunderschönen Solo des Meister garnierten “Rock Bottom“ die Stimmung am besten und so kommt es, dass sich die Truppe spätestens mit dem besagten Abschluss in tosendem Applaus suhlen darf. Gelungener Auftritt einer Formation, die ich mir mit einem solchen Programm problemlos auch an noch viel höherer Position im Billing vorstellen hätte können!
Ehe es mit dem nächsten deutschen Gitarrenhero weitergeht, darf erst noch ein “American Metalhead“ auf die Bretter und dieser, so ist schon auf den ersten Eindruck im nun sehr dicht gedrängten Platz unmittelbar vor der Bühne zu erkennen, zieht die Damenwelt immer noch magisch an. Nachvollziehbar, denn von seinem Charisma und seiner Anziehungskraft hat Sebastian Bach nichts eingebüßt. Allerdings muss man sehr wohl anmerken, dass sich diverse Skid Row-Classics wie “Big Guns“, “18 And Life“ oder “Monkey Business“ auch schon mal besser und weniger „gekreischt“ angehört haben. Zwar hat der gebürtige Kanadier, der im Posen immer noch einer der ganz großen Meister aller Klassen ist, nicht an Stimmvolumen verloren, warum er allerdings seine „Szene-Zugehörigkeit“ durch den Einsatz seiner krampfhaft aggressiven Stimme (die dabei mitunter sogar Schiffbruch erleidet….) unter Beweis zu stellen versucht, darf man durchaus hinterfragen. Dem Großteil des Publikums ist das aber völlig egal, denn an Hand der Stimmung, die er mit seinen Entertainer-Qualitäten (die ihn in seiner Euphorie sogar dazu verleiten sich als Huldigung an Deutschland an kurzen Intonation von “Balls To The Wall“ und des berühmten “Fast As A Shark“-Intros zu versuchen) immer wieder an den Siedepunkt bringt, lässt sich auch aus der Ferne nachvollziehen, dass hier ein uneingeschränkt beliebter Künstler auf den Brettern steht.
Kurz nach dem Ende des Sets von Sebastian Bach startet das mittlerweile etablierte „Parallel-Programm“, zu dem sich auch in diesem Jahr – neben unzähligen Kurzbesuchern - eine gehörige Schar an Stammgästen in der „Messehalle“ einfindet. Die Idee, den Anwesenden dabei eine Alternative zum Geschehen auf der Hauptbühne zu bieten, geht erneut auf, so gibt es am Festival-Freitag dreimal Death Metal der deftigen Sorte um die Ohren geballert. Den Einstieg liefern die Schweden Evocation, die ihre Tracks mit reichlich Dynamik darbieten und ihren irgendwo in der Grauzone zwischen den „Schulen“ Stockholms und Göteborgs anzusiedelnden Sound sowohl mit Wucht aber auch mit feinen Melodien kredenzen. Diese Mischung kommt von Anfang an ebenso gut bei den Zusehern an wie die quirlige Art und Weise mit der Sänger Tjompe über die Bretter stampft.
Mit weniger Melodien, dafür umso dreckiger gehen danach die Sverige-Urgesteine Grave zu Werke, deren Set ebenso ganz im Zeichen der „alten Schule“ steht, auch wenn die Band „erst“ 1991 debütierte. Zeremonienmeister Ola Lindgren und seine Mannen lassen es aber nicht nur gehörig rumpeln, sondern zeigen sich zudem auch von einer besonders spielfreudigen Seite. Allen voran der spindeldürre Bassist Tobias Cristiansson, der förmlich über die Bühne fliegt. Allerdings muss man sich bei ihm durchaus Gedanken machen, ob er es mit Musik tatsächlich auf sein „tägliches Brot“ bringt. Immerhin macht aber die Tatsache, dass er auch bei den Classic-Rock/Metal-Durchstarter Dagger aktiv ist, Hoffnung, dass uns der arme Kerl nicht demnächst verhungert.
Diesbezüglich weniger Sorgen muss man sich um Gord Kirchin machen, der immer noch den Piledriver gibt und die Truppe seit bald zehn Jahren unter dem „neuen“ Banner The Exalted Piledriver am Start hat. Das in erster Linie auf den optischen Aspekt angelegte Geschehen in der Halle verfolgen zwar einige Hundertschaften, der raue wie krude Mix aus derbem Power und wenig melodischem Thrash Metal trifft aber nach wie vor ganz offensichtlich nicht jedermanns Geschmack, weshalb wir uns auch vom Gelände verabschieden.
Da sich Death Metal als „Rahmen-Programm“ erneut als gewinnbringend erweist, steigt die Vorfreude der Zuseher wohl in Anbetracht der Tatsache, dass es einem anderen Szene-Urgestein vorbehalten ist den ersten Festival-Tag spät in der Nacht zu beenden, noch weiter. Zu Recht, denn kein Geringerer als Martin Schirenc gibt sich die Ehre und kredenzt mit seinen Komparsen einige erlesene Kompositionen aus dem reichhaltigen Fundus von Pungent Stench. Zwar darf Martin aus rechtlichen Gründen nicht den ursprünglichen Bandnamen verwenden, dennoch ist von Anfang an klar, was den Zuhörer von diesem Trio, das unter dem Banner Schirenc Plays Pungent Stench in diesem Festival-Sommer durch halb Europa gondeln darf, zu erwarten ist. Klaro, Old School Death Metal der derbsten Manier. Der soll Augenzeugen zur Folge auch mit dem für den Chef typischen Wiener Schmäh dargeboten worden sein und selbst zu schlaftrunkener Uhrzeit noch für Beifall gesorgt haben. Ob es tatsächlich viele der drei Stunden vor der Hauptbühne ausharrenden Gestalten in die Halle zu Meister Schirenc verschlagen hat, weiß ich zwar nicht, sehr wohl jedoch, dass man im Verlauf des Auftrittes des Freitags-Headliners durch die Bank glückliche Gesichter zu sehen bekommt.
Absolut berechtigt, denn es ist bei Gott nicht bloß einer der bewährten Auftritte des ARP genannten Unternehmens, den es an diesem Tag zu sehen gibt, sondern sehr viel mehr. Aus Anlass seines 25-jährigen Bühnenjubiläums hat Axel Rudi PELL zunächst einmal seinen früheren Kollegen von Steeler flott gemacht und so liefern die Herrschaften, angeführt vom damaligen Frontmann Peter Burtz, zunächst einmal einige Tracks jener Schaffensperiode zur Aufführung. Den Opener “Call Her Princess“ kennt der langjährige PELL-Fan zwar noch aus der Frühzeit des „Solo-Programms“ von Axel Rudi, mit “Night After Night“ oder auch “Undercover Animal“ wird der hungrigen Meute allerdings auch Kost serviert, die man - wenn überhaupt – schon seit knapp dreißig Jahren nicht mehr zu Ohren bekommen hat. Nette Geschichte, auch wenn ich persönlich der Meinung bin, man hätte den Steeler-Block durchaus auch in der Mitte des Sets oder noch später bringen können.
Aber egal, Moderator „Harry“ (bekannt aus der Fernsehserie „Toto & Harry“ und ein Kumpel von Axel seit Kindheitstagen) kommt aus den Superlativen bei den Ansagen ohnehin nicht heraus, denn als nächstes sind ARP ohne Jonny Gioeli am Start, der von seinen Vorgängern Rob Rock für “Nasty Reputation“ und Jeff Scott Soto für “Warrior“ und “Fool, Fool“ vertreten wird. Klar, dass die Stimmung längst dem Anlass entsprechend auf „Party“ ausgerichtet ist, sodass sich Axel und seine Mannschaft danach mühelos auf ihr „reguläres“ Programm konzentrieren können. Dieses enthält zunächst neben dem showtechnisch durch etliche Feuersäulen umgesetzte “Burning Chains“, das intensive und die Stimmung weiterhin anschwellen lassende “Long Way To Go“ sowie das doch ein wenig zu sehr in die Länge gedehnte “Strong As A Rock“. Es folgt zunächst die hinreißende Version des Neil Young-Klassikers “Hey, Hey, My My“ mit einer Gioeli-Glanzleistung und auch “Mystica“ darf nicht fehlen, wobei die an sich übliche Integration des DEEP PURPLE-Klassikers “Mistreated“ im Mittelteil heute leider nicht zu hören ist. Doch das stört zu diesem Zeitpunkt kaum jemanden, zumal nach dem abermals zu lange ausgeführten “Into The Storm“ als letzter Teil des Auftritts der Party-Faktor nochmals drastisch erhöht wird und die angekündigten „Friends“ nach und nach auf die Bretter gebeten werden um zusammen mit Axel diverse Klassiker der Rock-Geschichte darzubieten. Zunächst gibt es jedoch noch den (zeitlich wie auch vom technischen Aufwand her übertrieben dimensionierten) „Drum Battle“ zu verfolgen, den Bobby Rondinelli und Vinny Appice austragen, ehe das Geschehen (ohne unserem Beisein wohlgemerkt, da sich die Strapazen des ersten Festival-Tages irgendwann doch einmal auswirken – ihr wisst ja, das Alter (bzw. die „Jugend“ der Kids…) ) mit Klassikern der Rock-Geschichte von “Since You’ve Been Gone“ (mit Graham Bonnet am Mikro), über “Long Live Rock’n’Roll“ und dem Finale “Smoke On The Water“ ein umjubeltes Ende nimmt. Als Fazit lässt sich festhalten, dass man sich die Frage nach der Kompetenz des Herrn Axel Rudi Pell als Headliner absolut nicht stellen muss, denn was die Show als Gesamtpaket betrifft, kann man wohl nicht viel besser machen, auch wenn ich persönlich das Programm anders aufgebaut hätte und mir einige Songs mehr im „regulären“ Set gewünscht hätte, als einige davon zu sehr „auszuufern“ zu lassen.
Aber egal, die Zuseher haben die Party genossen und auch die Musiker selbst scheinen mehr als zufrieden gewesen zu sein.