HARRIS JOHNS
Ich hätte schon gern mal mit Metallica gearbeitet, die haben mir von Anfang an gefallen
Wer dem Power / Speed / Thrash Metal der 80 / 90er Jahre a la Kreator, Sodom, Tankard, Helloween, Celtic Frost, Grave Digger, Coroner oder Voivod wohlgesonnen ist und immer brav die Credits und Linernotes der jeweiligen LPs oder CDs studiert, stolpert unweigerlich über den Namen Harris Johns. Jener welche zeichnet dafür verantwortlich, dass es aus den Boxen der Heimanlage ordentlich wummert. Der Produzent / Engineer zimmerte unter anderem in seinem Berliner Music Lab – Studios auch den obengenannten Bands den passenden Sound auf den Leib und erreichte dadurch Kultstatus in der Szene. Heute ist es etwas ruhiger um den, mittlerweile 67-jährigen, Wahlberliner geworden. Wenn auch noch aktiv, geht er anno 2017 die Sachen aber etwas geschmeidiger an. Zu seinen intensivsten Zeiten konnte er sich vor Arbeit nicht retten und betreute viele bekannte Bands, die bei Harris ihre ersten Gehversuche starteten. Mittlerweile bringt Harris es auf über 300 Albumroduktionen. Es gibt also viel zu berichten, ergo besuchte ich ihn in seiner heutigen Wirkungsstätte, um eine interessante und intensive Zeitreise anzutreten.
Es stellt sich ja immer die Frage wie man zu seinem Beruf oder zu seiner Berufung kommt. Sicherlich kann man sich vorstellen, dass man als junger Rebell gern dem Alltag entflieht und in der Ferne Abenteuer erleben möchte. Du bist aus Arnsbach über München ins wilde Berlin der 70-er. Da du damals vor deiner Studiumzeit ( u.a. BWL und Tontechnik ) ja schon Gitarre gespielt hast und so einige Banderfahrungen sammeln konntest, lag es da nicht eher auf der Hand sein Glück als Rockstar zu versuchen, anstatt in irgendeinem Keller zu hocken und sich mit introvertierten Musikern rumzuschlagen?
Ich habe in München mit mehreren Bands gespielt, zuletzt mit einer Band namens Kon Sameti, die ich aktuell ja wieder aufleben lasse. Ich habe mit Kon Sameti bei einem Festival im Berliner Sportpallast gespielt, den es ja damals noch gab und habe dabei einige Berliner Musiker kennengelernt, zum Beispiel Agitation Free. Berlin hat mir gut gefallen, da wollte ich hin. Anfangs habe ich da nur Musik gemacht, später noch studiert und nebenbei Jobs gemacht. Es gab also keinem Alltag zu entfliehen in diesem Sinne. Abenteuer hatte ich auch so genug. Als ich 17 war bin ich beispielsweise von zu Hause losgezogen und bin ein Jahr lang durch Europa getrampt. Ich wollte eigentlich nach Indien, bin aber in der Türkei umgedreht. Ich bin dann über Griechenland und Sizilien wieder zurück bis nach England, Dänemark. Ich habe eigentlich nie mit meinem Studio in irgendeinem Keller hocken müssen und ein Rumschlagen war es auch nie. Ich habe mit den Musikern zusammen immer etwas Produktives geschaffen. Es ist immer noch spannend, wenn man sich da in einem Prozess einbringen kann, wenn eine Band versucht ein Stück, welches sie sich ausgedacht hat, in einer vernünftigen Form aufzunehmen und durch die eigene Gestaltung einen wichtigen Beitrag leisten kann.
Anfänglich hast du ja noch recht experimentelle Produktionen gemacht und mit Bands wie Ideal, Einstürzende Neubauten oder Slime gearbeitet. Später warst du ja dann sowas wie der Haus – und Hoftonmeister für Noise Records und somit größtenteils im Metal involviert. Wird man da nicht auf Dauer etwas betriebsblind? Wie hast du dir immer deinen innovativen Blick bewahrt?
Ich weiß nicht ob man Slime als eine experimentell Band bezeichnen kann, oder Ideal. Das waren doch eigentlich ziemlich straighte Bands. Die Einstürzenden Neubauten waren natürlich wirklich sehr experimentell, vor allen damals. Ich war tatsächlich sowas wie der Haus – und Hoftonmeister für Noise Rec., aber auch für die anderen Firmen, die Metal und Punk gemacht haben. Ich habe aber tatsächlich 80% meines Umsatzes mit Noise und dem Punklabel von Karl Walterbach, der Aggressive Rockproduktion, gemacht. Andererseits habe ich ca. 80% seines Outputs gemacht. Betriebsblind? – weiß ich nicht. Ich interessiere mich ja nicht nur für Metal oder Punk. Ich habe auch privat allesmögliche andere gehört und denke schon, dass ich ziemlich alles mitbekomen habe, was so passiert ist. Vielleicht außer Deutscher Schlager, dass fand ich nicht so spannend. Meine damalige Freundin zum Beispiel, die war ja überhaupt kein Metalfan, die hat da zwar mal so freundlich mitgehört, es war aber eigentlich nicht so ihr Ding. Wo wir dann schon eher zusammenkamen, war dann so bei Hardrock oder Tina Turner.
Der technische Fortschritt holt uns ja tagtäglich ein. Junge Bands können mit etwas Übung im Proberaum oder gar im Wohnzimmer ihre CDs selbst recorden und mixen. Dadurch schließen auch immer mehr Studios, weil die Kosten nicht mehr tragbar sind. Für dich als Produzent bestimmt auch ein aktuelles und wichtiges Thema. Welche Vor – und Nachteile siehst du in dieser Entwicklung? Vermisst du die guten alten Zeiten?
Ja, es haben viele Studios geschlossen. Anderseits so ganz aussterben werden sie wohl nie, weil irgendwie ist ja doch immer Bedarf, auch wenn man jetzt zuhause viel aufnehmen kann. Sogar Bands, mit denen ich früher gearbeitet habe, nehmen jetzt zum Teil zuhause auf, geben dann anschließend aber ihre Sachen irgendwo zum abmischen. Daher wird immer Bedarf sein. Es ist natürlich auch so, dass wenn man mit einem Produzenten arbeitet, es schon ein bisschen anders ist. Da kommt dann noch ein Außenstehender, der nicht ständig mit der Band arbeitet, zum Team hinzu und hat dadurch noch ein wenig Input, der durchaus auch gut sein kann. Grundsätzlich finde ich es aber gut wenn Leute selbst etwas aufnehmen können, da entsteht eventuell noch mehr Kreativität, als wenn man nur die ganze Zeit in einem Studio aufnimmt.
Allerdings war früher die Phase des Songwriting anders, diese war getrennt vom Aufnehmen. Mal abgesehen von einigen sehr bekannten Bands, die einfach mit halbfertigen Stücken in ein Studio gegangen sind, um diese dann im Studio auszuarbeiten. Dies konnten sich aber nicht viele leisten, man musste ja schließlich auch das Studio bezahlen, es sei denn es gehörte einem selbst. Heut zu Tage ist es dann halt auch so, dass man zuhause schon viel selbst machen kann. In letzter Zeit kommen oft Bands mit fertigen Pilottracks ins Studio, bzw. es kommt nur der Schlagzeuger mit diesen Tracks, dieser bekommt dann alles auf die Kopfhörer, und los geht`s. Ob es dadurch nun besser oder schlechter wird kann man nur miteinander vergleichen wenn man beides macht. Aber generell würde ich sagen, es ist gut wenn zum Anfang gleich die ganze Band da ist und mit dem Schlagzeuger zusammen die Tracks einspielt. Egal ob dann digital irgendwas neu gemacht wird. Ich denke es ist einfach besser für das Gefühl.
Ich finde ja Liveaufnahmen im Studio auch nicht schlecht. Leider habe ich das nur selten machen können. Zum Beispiel mit Saint Vitus. Die haben ihre Tracks so gut gespielt, die natürlich nicht sehr schnell sind. Da haben wir sogar den Gesang mit aufgenommen. Der Sänger hat dann noch bei zwei Stücken versucht den Gesang nochmal zu overduben, weil wir dachten es ginge eventuell noch besser. Aber nein, es ging nicht besser. Das einzige was wir gemacht haben, waren ein paar Sologitarren. Und dann war die Scheibe fertig. Das ist natürlich schon sehr schön, wenn sowas geht. Damit lässt sich vielleicht der wahre Spirit der Band am besten einfangen.
Welche Voraussetzung muss eine Band mitbringen, damit du Bock hast mit dieser zu arbeiten?
Eigentlich sind durch meine Erfahrungen und auch vielleicht auch ein bisschen durch den Preis die Leute, die an mich herantreten schon etwas gefiltert. Bis jetzt habe ich eigentlich ganz vernünftige Bands gehabt. Es war nur mal in der Anfangsphase so, dass ich eine Band hatte, mit der ich gar nichts anfangen konnte. Das hat sich so ganz gut eingespielt. Ich hatte bis dato jede Menge guter Bands, teilweise geniale Bands. Es war immer interessant mit diesen Bands zu arbeiten.
Es ist ja immer wieder spannend mit unterschiedlichen Künstlern zu arbeiten und ständig ein neuer Prozess, sich auf die jeweiligen Charakteren der einzelnen Musiker und derer Musik einzulassen. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung mit dir, dass du während der Aufnahmen ein ziemlich cooler Typ bist. Gibt es Dinge die dich komplett aus der Ruhe bringen?
Es gibt eigentlich kaum etwas, was mich aus der Ruhe bringt. Es wäre ja auch blöd, wenn ich da der Jenige bin, der da am Mischpult sitzt und versuche bei der Produktion den Überblick zu bewahren. Auch wenn mich etwas beunruhigt oder nervös macht, würde ich es nie zeigen. Die Musiker sind ja schon meisten aufgeregt und nervös genug, da braucht man nicht noch Aufregung beisteuern.
Während deiner Karriere als Produzent wurden ja so einige Meilensteine im harten Musiksektor erschaffen. Welchen dieser Klassiker hättest du gern produziert? Welche Band würdest du gern mal aufnehmen?
Ich hätte schon gern mal mit Metallica gearbeitet, die haben mir von Anfang an gefallen. Es gibt aber auch jede Menge andere Bands.
Welche, von dir produzierte, Platte ist für dich deine persönliche „ Reign In Blood“, Master Of Puppets“ oder „Back In Black“?
Das ist echt schwer zu sagen. Ich denke mal die Sodom / Voivod / Tankard – Platten. Ich will da jetzt aber niemanden Unrecht tun. Es sind da so viele schöne Sachen in meinem Studio passiert. Zum Beispiel auch Le Scrawl, die Grindcore – Band. Es gab da auch ein paar richtig gute Bands, die nie so richtig berühmt geworden sind. Die haben einfach tolle Sachen gemacht, aber wie es dann mit den Bands weitergeht, hängt ja von vielen Sachen ab. Du brauchst ja, wenn du im Musikbusiness erfolgreich sein willst, die richtigen Leute. Booker, Manager, Plattenfirmen etc. Du brauchst da ein Haufen Leute, und wenn du die nicht hast, da kannst du noch so schöne Musik machen. Dann ist Platte eventuell super, aber leider wird nichts verkauft. So ist das halt. Und wenn eine Band es mit ihrer Musik ernst meint, dann macht diese auch ohne kommerziellen Erfolg weiter.
Bei uns Schreiberlingen ist ja nicht immer alles Friede – Freude – Eierkuchen. Wir müssen auch mal unbequem sein, wehtun und die Finger in die Wunde stecken. Daher eine unerfreuliche Frage – welche Produktion hast du mal so richtig versemmelt?
Tut mir echt leid, da kann ich irgendwie keine nennen. Wirklich nicht. Ich bin total auf ein wirklich vernünftiges Ergebnis programmiert. Also wenn die Band ins Studio reinmarschiert, da habe ich schon so eine Vorstellung was ich am Ende haben möchte, so dass man es vorzeigen kann.
Du bist ja nicht der einzige bekannte Tonmeister für harte Musik. Beschäftigst du dich mit Produktionen von beispielsweise Colin Richardson, Ross Robinson, Rick Rubin, Andy Sneap, Terry Date, Jim und Tom Morris, Tue Madsen, Scott Burns oder einiger deiner deutschen Kollegen wie Charlie Bauerfeind, Dieter Dierks, Andy Classen oder Michael Wagener? Bestehen da Freundschaften oder auch so etwas wie ein Erfahrungsaustausch?
Ich bin eigentlich mit keinem Kollegen so richtig befreundet. Habe allerdings mal Scott Burns und Jim Morris kennengelernt. Charlie Bauerfeind treff ich ab und zu mal auf irgendwelchen Messen, der ist ganz nett. Michael Wagener hab ich mal getroffen, das war ganz lustig. Da hat er gerade ein neues Haus bezogen. Ein Rolls Royce und ne Harley standen da so vor der Tür. Da hat er erzählt dass ihm die Arbeit mit Megadeth auf die Nerven gegangen ist, weil die ab und zu wegen Drogen und so im Knast gelandet sind. Er fragte ob ich sie ihm nicht abnehmen möchte. Da ist allerdings nie was draus geworden. Dieter Dierks kenn ich auch, aber nur so vom Hallo, weil ich des Öfteren was bei ihm im Studio aufgenommen habe.
Wie anfänglich erwähnt hast du ja vor und während deiner Zeit als Produzent immer nebenbei selbst Musik gemacht und interessante Projekte wie Kon Sameti oder Charn am Start gehabt. Ist in dieser Richtung mal wieder etwas geplant?
Ja das mit Charn ist leider nie so richtig losgegangen. Ich hab zwar in Japan ein Plattenvertrag gehabt, aber in Deutschland keinen. Es war alles etwas mühsam und ich hatte ja auch viele andere Sachen zu tun. Schade, ich hätte dies schon ganz gern weiter ausgebaut, aber ich bin da schon etwas langsam beim Komponieren. Ich sitze da schon ein paar Monate für eine neue Scheibe. Kon Sameti mache ich aber jetzt wieder, die gab es ja schon mal in den 70-ern Jahren. An die Ideen von damals knüpfen wir jetzt wieder an und spielen sogar alte Stücke aus dieser Zeit. Das finde ich für mich jetzt irgendwie am natürlichsten und grabe gerade gerne aus dieser Zeit die alten Wurzeln wieder aus. Da ich aber trotzdem immer noch reichlich zu tun habe, hat es trotzdem eine ganze Weile gedauert bis ich das Album der wiederbelebten Band zusammen hatte. Das ganze muss jetzt nur noch ein wenig gemixt werden, dann kann es an die Öffentlichkeit. Bei Facebook und Soundcloud kann man schon die Roughmixes hören.
Nachdem du ja das Music Lab geschlossen hast, einige Jahre im Spiderhouse zu Gange warst, hast du ja heute eine neue Heimat gefunden. Wo bist du jetzt tätig?
Ich war einige Jahre auf dem Lande bei Bad Belzig und hatte dieses sehr schöne, große ehemalige Gasthaus mit Tanzsaal, mit dem schönsten Aufnahmeraum, den ich jemals hatte. Der klang echt gut. Auch wenn er schwer zu heizen war, woran du mich ja erinnert hast. Ansonsten war das schon ganz gut und die Bands hatten zu dieser Zeit auch mehr dieses Konzept, für ihre Produktion irgendwo hinzufahren und da gern ein paar Wochen blieben, sozusagen in Klausur gegangen sind um sich ganz auf die Produktion zu konzentrieren. Das ist heut zu Tage nicht mehr so aktuell, für die meisten jedenfalls. Ich bin seit Jahren wieder in Berlin und hatte da ein Studio in Johannestal. Ich habe dieses aber wieder dicht gemacht, weil da einfach zu wenig los war. Ich muss dazusagen, dass ich heute viele Produktionen nur noch mixe oder mastere, daher auch nicht mehr so oft einen Aufnahmeraum brauche. Wenn ich einen brauche gehe ich zu einem Kollegen da im ersten Stock. Das Studio hat eine gute Akustik. Ich bringe dann meine eigenen Mikrofone sowie verschiedene andere Sachen mit. Alles easy going, passt ganz gut.
Welche Produktionen / Projekte stehen in kürze auf deiner Liste?
Als nächstes kommen zwei Mixe. Der erste von Erika Morgengrau, das ist eine Band aus Texas, die machen Death Metal. Danach ebenfalls Death Metal aus Texas = Birth I.D. Mit Tom Warrior hab ich beim Metal Hammer – Award gequatscht. Er meinte, was mich natürlich sehr gefreut hat, das das Arbeiten mit mir für ihn und Celtic Frost das Beste überhaupt gewesen wäre. Er würde gern mal wieder was mit mir machen, haben aber noch keine konkreten Pläne. Konkreter ist, dass ich wieder was mit den Madlocks, einer Berliner Punkband, mache. Und wie gesagt, Kon Sameti muss noch ein wenig bearbeitet werden. Und dann gibt es noch verschiedene andere Bands, zum Beispiel Protector, die möchten noch mal kommen. Ich nehme an, dass es klappt und ich freue mich darauf. Ich finde auch die „A shedding of Skin” eine total super Platte. Es war für mich ein bisschen eine Überraschung, denn ich hatte von dieser Band zu dieser Zeit noch nix gehört. Und als sie da waren lief alles zwar etwas chaotisch, aber wie das Produkt zum Ende hin geworden ist, finde ich wirklich sehr gut.
Durch deine Adern fließt ja indianisches Blut, da dein Vater von den Choctaw Apachen abstammt. Haben diese Wurzeln irgendwie dein Leben beeinflusst oder eventuell bestimmte Rituale und Traditionen dieses Stammes deine Sichtweisen auf Dinge geändert?
Mein Vater war ein Halbindianer, die andere Hälfte war er ein Schotte. In der Gegend, in der mein Vater geboren wurde, gab es verschiedene Indianerstämme. Es hat sich herausgestellt, dass ich etwas von den Kado abbekommen habe, die da ursprünglich gelebt haben. Von den Choktore, die da eingewandert sind, von Apachen, die da als Sklaven verschleppt wurden. Und auch Slaskaltik waren da ansässig, die für die Spanier als Söldner gearbeitet haben. Es gibt aber keinen richtigen Stamm mit irgendwelchen Traditionen in unserer Familie. Eine Zeit lang hat sich auch keiner so richtig dafür interessiert, denn die Stämme haben sich aufgelöst oder wurden vertrieben. Es kamen ständig immer neue Einwanderer aus Spanien, Frankreich, England inklusive Deutschland. Es war großes Chaos.
Jedenfalls sind die Choctaw Apachen kein richtiger Stamm im eigentlichen Sinne. Es sind eher Leute aus dieser Gegend, in der sich alle mögliche Indianer vermischt haben. Irgendwann haben die sich gesagt, eigentlich haben wir doch alle indianische Vorfahren und wollen dies auch zum Ausdruck bringen, dazu stehen und auch die Traditionen pflegen. Daraus entstanden die Choctaw Apachi. Da mein Vater da auch war, bin ich da auch eingetreten und bin da Mitglied in diesem Stamm. Das ist also ein künstlich geschaffener Indianerstamm. Ich finde es schön, dass sich diese Leute auch dazu bekennen und versuchen sich in dieser Gegend eine indianische Identität aufzubauen, ich kann dies nur unterstützen. Jahrzehntelang wollte da auch keiner so richtig Indianer sein. Indianer wurden deportiert, hatten weniger Rechte. Erst seit den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts ist dies erst wieder etwas Positives indianische Wurzeln zu haben. Mit den indianischen Ritualen und Traditionen habe ich persönlich eigentlich nichts zu tun.
Aber als ich ein junger Mann war habe ich mich viel mit Indianern befasst. Ich war Mitglied im Berliner Chapter der American Indian Movement. Eines Tages kam eine indianische Theatergruppe nach Berlin. Mit denen habe ich mich angefreundet und habe diese dann auch später in New York besucht und auch mit denen gearbeitet. Dabei habe ich viele indianische Lieder gelernt. Wir wollten auch mal zusammen ein indianisches Musical machen, ist aber leider nie dazu gekommen. Ich habe jedenfalls sehr viele Indianer kennen gelernt. Als ich das erste Mal in Amerika war, war ich fast ausschließlich 6 Wochen lang nur mit Indianern zusammen. In New York, Oklahoma, Arizona und New Mexico. Was ich mitbekommen habe ist, dass die verschiedenen indianischen Kulturen eigentlich doch alle eine ähnliche Philosophie haben. Dies fand ich sehr interessant und ansprechend. Da gibt es viele Parallelen zum Buddhismus. Heut zu Tage sind viele Indianer aber Christen, was eigentlich schade ist. Die Beschäftigung mit diesem Thema hat meine Einstellung schon geändert.
Zum Ende vielleicht noch ein paar kleine Tipp für junge Bands, die die Absicht haben in ein professionelles Studio zu gehen.
Es wäre gut und hilfreich wenn man, bevor man ins Studio geht, vorher in irgendeiner Form eine Art Vorproduktion macht, so dass sie sich vorher schon mal selbst hören können. Nicht das sie dann total überrascht sind, wenn sie im Studio sind. Ansonsten sollten sie schauen das ihr Equipment optimal ist. Der Schlagzeuger sollte frische Felle bei haben und die Gitarristen neue Saiten. Und wenn es da mehrere Gitarristen gibt, die parallel spielen, sollten sie sich mal gegenseitig auf die Finger gucken, ob sie wirklich parallel spielen. Diesbezüglich habe ich da wirklich schon die seltsamsten Überraschungen erlebt. Das wichtigste ist aber eigentlich die Vorproduktion. Sie sollten ihre eigenen Stücke schon vorher mal irgendwie aufgenommen gehört haben, damit sie sich ein Bild machen können.
Harris, ich danke dir für die Einblicke in dein Schaffen und Leben. Es war wirklich sehr interessant.
Wer jetzt neugierig geworden ist, bei welchen Platten Harris die Regler geregelt, Schalter geschaltet und Knöpfe gedrückt hat – hier ein dezenter Auszug seiner Agenda. Sicherlich werden einem jetzt viele dieser Produktionen bekannt vorkommen. So wird es mal wieder Zeit diese Alben aufzulegen, vielleicht hört man diese ja jetzt mit etwas anderen Ohren.
Slime - Alle gegen Alle (1983)
Daily Terror - Aufrecht (1984)
Grave Digger - Heavy Metal Breakdown (1984)
Helloween - Walls of Jericho (1985)
Grave Digger - Witch Hunter (1985)
Coroner - R.I.P. (1986)
Celtic Frost - Tragic Serenades (1986)
Kreator - Pleasure to Kill (1986)
Kreator - Flag of Hate (1986)
Exumer - Possessed by Fire (1986)
Angel Dust – Into the dark Past (1986)
Tankard - Chemical Invasion (1987)
Deathrow – Raging Steel (1987)
Voivod - Killing Technology (1987)
Sodom - Persecution Mania (1987)
Tankard - The Morning After (1988)
Voivod - Dimension Hatröss (1988)
Assassin – Interstellar Experience (1988)
Hobbs Angel Of Death -Hobbs' Angel of Death' (1988)
Sodom - Agent Orange (1989)
Ratos de Porão - Brasil (1989)
Pestilence - Consuming Impulse (1989)
Ratos de Porão - Anarkophobia (1990)
Napalm - Zero To Black (1990)
Protector – A shedding of Skin (1991)
Immolation - Dawn of Possession (1991)
Sepultura - Under Siege (1992)
Depressive Age – First Depression (1992)
Megalomaniax – Dreamland (1993)
Depressive Age - Lying in Wait (1994)
Orth – Leichenschmaus (1994)
Slime - Schweineherbst (1994)
Saint Vitus - Die Healing (1995)
Occult - "Enemy Within" (1996)
Sodom - 'Til Death Do Us Unite (1997)
Die Skeptiker - Wehr Dich (1998)
Sodom - Code Red (1999)
Hypnos – The revenge Ride (2001)
Sodom - M-16 (2001)
Nail Within - Nail Within (2003)
Postmortem - Join the Figh7club (2003)
Enthroned - XES Haereticum (2004)
Johnnie Rook - Out of the Nook (2007)
Enthroned - Tetra Karcist (2007)
Toxpack - Cultus Interruptus (2007)
Whiplash - Unborn Again (2009)
Toxpack - Epidemie (2009)
Soifass - Hypokrit (2010)
Tankard – Kings of Beer (2010)
Assassin - Breaking the Silence (2011)
Toxpack - Bastarde von Morgen (2011)
Eastside Boys - Irgendwas ist immer (2014)
Space Chaser – Watch the Skies (2014)
Occult – The Enemy within (2016)