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ARSGOATIA – Agitators Of Hysteria (2025)
(9.368) Phillip (9,5/10) Black Metal
Label: Ván Records
VÖ: 02.02.2025
Stil: Black Metal
Ich gebe zu, es erscheint mir im ersten Eindruck immer ein wenig befremdlich, ja entrückt, wenn Musiker ihre Band in ausdrucksstarken Worten als spirituell bezeichnen und davon sprechen, wie der Schaffungsprozess ihres letzten Albums enorm viel von ihnen forderte. Selbstoffenbarung, Reflexion, sich verletzlich machen, das Innerste preisgeben und tief in den eigenen Gemütszuständen und Gefühlslandschaften schürfen um das, was dann dabei herauskommt als Kunst zu beschreiben. Aber das ist nur der erste Eindruck. Wenn ich auch nur eine Sekunde länger darüber nachdenke, erschließt sich wie von selbst der Sinn darin etwas aus seinem Innersten in die allgemeine Realität zu tragen, zu teilen und eine Resonanz zu fordern.
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Die Österreicher von ARSGOATIA gehören zu besagter Klientel mit künstlerisch-spirituellem Anspruch und der wird hier verdammt ernst genommen. Wer etwas für Black Metal übrig hat, wird das spätesten nach dem furiosen Opener „Anointing The Sick“ verstanden haben. Dieser nämlich vereint bereits stark so gut wie alle wiederkehrenden Trademarks dieses Albums. Ausdrucksstarkes, in Kombination mit den eingängigen Gitarren, fast hypnotisches Drumming in Hochgeschwindigkeit, zwei Vokalisten die einem das linke und das rechte Ohr bearbeiten und eine Struktur, die alles ist, nur nicht Schema F. Plötzlich jedoch bricht extrem dreckiger Rock&Roll aus meinen Kopfhörern. Diese Art von Musik die man sonst nur aus maximal ranzigen Biker-Inns in amerikanischen Roadmovies kennt.
Ein abgefuckter, überbordend potenter Bastard namens „Cunt And Cocaine“ betritt die Bude und beschäftigt sich knapp 3 Minuten laut grölend und sabbernd damit sämtliche Hartschnapsvorräte des ängstlich in der Ecke kauernden Wirts zu assimilieren, um dann komplett durchzudrehen und schäumend den gesamten Laden auseinanderzunehmen. Grandios! Ab hier haben mich ARSGOATIA völlig gewonnen. Die hauptsächlich live im Studio eingespielten Stücke entfalten eine Sogwirkung und schicken mich auf eine Entdeckungsreise, immer und immer wieder.
Was für ein wunderschöner Titel ist auch „The Beating Heart Is A Lonely Hunter“? Wer der Band den alle Aspekte des Seins umfassenden künstlerischen Anspruch noch immer nicht abnehmen möchte wird hier eines Besseren belehrt. Dieser Song würde für sich alleine nicht so viel können, eingebettet in dieses Album allerdings ist die Atmosphäre für fast alle Sinne erfassbar. Umrahmt vom rasenden „Hunting The Nephilim“ und dem kurzen Abschluss „Golden Clit of Abomination“ stellt dieses Epos den Kontrapunkt in ARSGOATIAS Zweitwerk dar.
Die Songs in den Anspieltipps sind absolut beliebig, am besten ist es ihr gönnt euch das gesamte Album! Es hat alles, was große Kunst ausmacht: Transparenz, Raserei, Zerbrechlichkeit, Schönheit und Wahnsinn.
Anspieltipps: „Cunt And Cocaine“, „Hunting The Nephilim“ und „The Beating Heart Is A Lonely Hunter“
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Anointing of the Sick
02. Empty Eyes Creation
03. Cunt and Cocaine
04. Coronation Oath
05. Hunting the Nephilim
06. The Beating Heart Is a Lonely Hunter
07. Golden Clit of Abomination