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30.01.2024 - Urlaub oder Arbeit? Tag 4 und der zweite uffm Boot
DIENSTAG, 30.01.2024
Tag 4 - Urlaub oder Arbeit?
Fast schon Tradition ist der Umstand, dass ich als Frühaufsteher die letzte Band des Vortages als Erste auf meiner Agenda habe und das waren diesmal die Deather von Carnation, die ich auch im Gespräch unseres zweiten Specials von Tales from the Hard Side haben werde, welches Ihr am Ende des Berichts findet. Und wie bereits im letzten Jahr war das Studio B richtig gut gefüllt, als die Belgier mit ihrem Schwedensound für mächtig Bewegung im Pit sorgten. Dumm nur, dass es zu diesem frühen Zeitpunkt noch keinen Kaffee gab und ich dadurch mit einem Frühstücks Fosters vorliebnehmen musste. Was für ein scheiß Leben.
Der herrlich simple Todesblei verfehlte jedenfalls nicht seine Wirkung und meine Synapsen tanzten jetzt schon Tango. Auch in Anbetracht dessen, was heute noch so alles auf der Agenda stehen würde, denn am zweiten Tag an Bord sollte es interviewtechnisch in die Vollen gehen. Am Vortag bekam ich schon meine Termine und somit sollte meinem Vorhaben nichts mehr Weg stehen. Carnation jedenfalls machten mächtig Bock und Laune auf mehr, sprich den zweiten Gig.
Natürlich mussten wir uns erneut die exorbitant lange Schlange am Merch anschauen, bei dem die Ersten erneut am Vorabend begannen, ihr Nachtlager dort aufzuschlagen, um morgens als Erstes die bedruckten Leibchen abzugreifen. In meinen Augen Schwachfug ohne Ende und definitiv ein Bereich, der der Verbesserung bedarf. Festivals wie Wacken oder ähnliche kriegen das ja auch hin, warum also nicht auch hier bei weitaus weniger Besuchern?
Da ich im letzten Jahr ziemlich auf der faulen Haut lag war heute mal Frühsport angesagt und im schiffseigenen Gym wurde ein wenig Cardio gebolzt, was natürlich bei einem Blick auf die aufgehende Sonne über dem Meer um ein Vielfaches mehr Spaß macht, als wenn man in irgendeinem Studio von stöhnenden Pumpern umgeben ist. Dachten sich wohl die Endseeker und Fleshcrawl Jungs ebenso, denn auch die wurden an den Geräten gesichtet, bevor es zur Nahrungsaufnahme ans andere Ende des Schiffes ging, bei der meine Frau auf die Frage, wieviel Speck sie denn wolle, lapidar antwortete: Ja! Ihr Wunsch war mir natürlich Befehl, wie das oben stehende Foto beweist.
Im letzten Jahr schlenderten wir natürlich viel herum, entdeckten viel Neues, was uns in diesem Jahr zugutekam, denn wir wussten: Diesmal wird gerutscht! Und ehrlich: Das Ding am Heck des Schiffes war schon beeindruckend hoch und steil. Also rin in die Badeklamotten und den Turm erklommen. Natürlich nicht ohne vom örtlichen Bademeister am oberen Ende darauf hingewiesen zu werden, dass die Mitnahme des Handys für ein Video verboten wäre. Also wieder runter und wieder rauf. Das kostete trotz der morgendlichen Sporteinheit mächtig Puste, dafür war die Abfahrt umso geiler. Mehrere Lichteffekte und ein Affenzahn. Ich jedenfalls konnte die Schreie meiner Frau in der Röhre nebenan mehr als deutlich vernehmen. Und auch ich war ziemlich geflasht von dieser Abfahrt, die wir noch dreimal wiederholten. Megageil!
Aber nun sollte es mal wieder um Musik gehen, wobei ich bei der ersten Band nicht unbedingt von solcher im Vorfeld reden mochte, denn Nanowar of Steel ist Klamauk…und das passt auf dem Schiff wie Arsch im Hottube! Vor der Poolstage war es gerammelt voll und die Römer nutzten dies gnadenlos aus, teilten die Menge in eine Wall of Love und schafften es, dass bei „Disco Metal“ alle gemeinsam synchron mittanzten. Wie gesagt, absolut nicht meins, doch ab und an ertappte ich mich dabei, wie ich grinsen musste.
Nun standen aber die Interviews an und nach einem kurzen Abstecher zu Rising Steel, die trotz ihres noch nicht ganz so hohen Bekanntheitsgrades im Royal Theater aufspielen durften, ging es an den Talk mit Sodom und Niklas Engelin von The Halo Effect, die Ihr in der erste Folge unserer Audioshow nachhören könnt. War auf jeden Fall witzig, vor allem der Gitarrist der schwedischen Melo Deather entpuppte sich als fachkundiger Zeitgenosse, mit dem ich erstmal ein paar Minuten über Coroner fachsimpelte.
Danach schnell wieder aufs Pooldeck, auf dem die als Ersatz für Legion of the Damned verpflichteten US Thrasher von Lich King zum Tanz baten. Ein Bandmitglied der niederländischen Thrasher vergas nämlich bei der Esta Anmeldung zur Einreise in die USA anzugeben, dass er in den letzten Monaten in Kuba zwischengelandet war, ohne auch nur das Flugzeug zu verlassen und somit wurde ihm die Einreise verwehrt. Vollkommen bescheuert in meinen Augen aber Glück für die Thrasher aus Massachusetts, die dem kalten Winter ihrer Heimat entfliehen und auf dem Schiff spielen konnten. Die Zuschauer feierten jeden Song frenetisch ab und gerade Frontmann Zach Smith strahlte mit der Sonne um die Wette, dass es eine helle Freude war, den Jungs beim Musizieren zuzuschauen. Ganz ganz starker Auftritt.
Im Anschluss daran gab es einen tollen Plausch mit Lord of the Lost, zu dem ich eigentlich nur von Sabrina genötigt wurde, es aber zu keiner Sekunde bereute, denn die Jungs um Chris Harms sind eloquent, witzig und für jeden Mist zu haben. Ebenfalls in unserem Tales from the hard Side Specials nachzuhören.
Leider hatten darauf April Art ein paar technische Probleme im Studio B, bevor es mit ihrem Alternative Metal losging und die Leute, die zu 90% noch nie etwas von den Niedersachsen gehört oder gesehen hatten, gingen mächtig gut mit. Notiert für den zweiten Gig, denn Scar Symmetry auf dem Pool Deck waren mir nun doch ein klein wenig wichtiger. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Schweden räumten gnadenlos ab und zeigten, dass sich gerade die melodiöse Ausrichtung des Todesblei Variante an Bord einer großen Beliebtheit erfreute. Ganz stark!
Nun wieder Interviews mit Chris Boltendahl, dem alten Grave Digger und René, nebst Neuzugang Fabian von Equilibrium, bei dem es natürlich auch um die geplatzte erste Show ging. Ganz bitter für die sympathischen Jungs. Leider verpasste ich dadurch den Gig von Graceless, doch den sollte ich zwei Tage später nachholen…und wie! Auf dem Pooldeck kam Jacky nun erstmals zum Einsatz und verpasste den teutonischen Urgesteinen Victory um Herman Frank einen Monstersound, der leider von nicht ganz so vielen Fans begutachtet wurde. Schade, denn das hier Gezeigte war ebenfalls bärenstark!
Nun sollte aber mein erstes, absolutes Highlight auf dem Schiff folgen. Eine Band, auf die ich hingefiebert hatte, die ich 10 Jahre nicht mehr live gesehen und nunmehr die Chance hatte, dies zweimal in zwei Tagen zu tun: Threshold! Ich bin ein riesiger Fan der Musik von Richard West und Karl Groom, den Gründern dieser Ausnahmeband und ebenfalls von Glynn Morgan, bei dem sich die Fans immer streiten, ob Andrew McDermott nicht der bessere Sänger gewesen sei. Klares Nein, denn ich habe nunmehr beide gesehen und kann klar sagen, dass das seit 2017 wieder zum Team gestoßene Ausnahmetalent alle in den Schatten stellt, die vorher bei den Proggies das Mikro schwingen durften.
Es machte tierisch Spaß, Drummer Johanne James bei der Arbeit zuzusehen, wie er genial mit Fünfsaiter Steve Andersen agierte und bei den schwierigsten Breaks breit ins Publikum grinste. Die Songauswahl war überragend, wobei mit „The Shire Part 2“ einer meiner absoluten Lieblingssongs gespielt wurde und ein älterer Mann hinter mir bei den tiefgründigen Texten dieser Götterband in Tränen ausbracht. Eine perfekte Show, perfekte Songs, eine perfekte Band und ja, ich küsse jeden Zentimeter Boden, auf denen Threshold wandeln. Schade nur, dass die Jungs anscheinend keine Böcke auf Interviews hatten. Vielleicht ahnten sie ja auch, dass ich ihnen als Fanboy um den Hals fallen würde. Das kam aber später noch…unverhofft.
Kurz bei Nervosa im Studio B vorbeigeschaut und für gut befunden, um danach mal kurz die Gräten auf unserem geliebten Deck 11 auszustrecken, denn heute lag noch eine ganze Menge an, beginnend mit Grave Digger, die im Theater ein ebensolches veranstalteten. Was für eine grandiose Setlist, wie sie Chris im Interview bereits angedeutet hatte. Wann zur Hölle habe ich zuletzt „Headbanging Man“ von der „Heavy Metal Breakdown“ gehört? Ansonsten lediglich von der „The Reaper“, welche nun auch schon 30 Jahre auf dem Buckel hat, noch 2 Songs und der Rest alles Einzelstücke. Megageil und das fachkundige Publikum feierte die Totengräber vollkommen zurecht ab, bei denen sich Neuzugang Tobias Kersting scheinbar als Glücksfall entpuppt, ist der Mann doch ein absoluter Aktivposten. In dieser Verfassung konnte ich den zweiten Gig gar nicht erwarten. Hammergeil!
Unleashed auf dem Pool Deck hatte ebenfalls was für sich, obwohl der starke Wind dafür sorgte, dass Hüne Johnny Hedlund ziemliche Probleme beim Headbangen hatte, was wir in der dritten Sonderfolge zur Cruise mit ihm ausführlich besprachen. Ein schöner Querschnitt aus allen Schaffensperioden der Schweden und natürlich wieder einer Menge Sing-a-long-Parts, die vom feierwütigen Publikum dankend angenommen wurden. Starker Gig! Schnell rüber in die Star Lounge und kurz Decémbre Noir meine Aufwartung gemacht, die trotz des kleinen Ladens einen Bombensound hatten und ab zum Interview mit Graceless, in dem mir Gitarrist Björn sein getragenes Bühnenshirt nach dem Gig am Donnerstag versprach. Fanherz, wat willste mehr!
Nun sollte aber eine DER Überraschungen der gesamten Cruise auf uns warten, denn nicht nur, dass Lord of the Lost vor einer komplett vollen Hütte spielten, nein, die brieten mir ordentlich eins über und spielten einen extrem harten Set, der von Anfang bis Ende sauviel Spaß machte und mich sogar dazu animierte, bei „Blood & Glitter“ lauthals mitzusingen. Die anwesenden Amis waren vollkommen aus dem Häuschen, als Chris Harms eine US-Tour ankündigte, was von der vollen Halle mit Jubelstürmen bedankt wurde. Ich war nie Fan der Hamburger, was sich bei dem Auftreten auf und hinter der Bühne komplett geändert hat. Sympathische Truppe, saugute Musiker und ein Konzert, was mein Herz eroberte. Umso mehr als ich hinter mir Threshold Frontmann Glynn Morgan entdeckte, der mir nun nicht mehr entkommen konnte. Ja, ich war happy!
Zwischendurch präsentierte sich noch Leaves‘ Eyes Frontmann und Dauer-Schiffer Alex Krull auf der gläsernen Brücke mit seinem Kollegen mit Zweikampf mit Schwert und Schild, bei dem auch noch (natürlich künstliches) Blut floss, um den Amis mal zu zeigen, wie die ollen Wikinger damals drauf waren. Geile Performace, die uns rein zufällig in den Schoß fiel.
Das darauffolgende Interview mit Endseeker entpuppte sich dann als Tageshighlight. In einer der nobelsten Kabinen des gesamten Schiffes 10 Minuten geplaudert, um danach auf dem Balkon über eine Stunde zu chillen und drei Meter dumm zu labern. Natürlich nicht ohne über das kleine Auftritts-Dilemma der Hamburger zu sprechen, die am Morgen um 4:15 Uhr spielen, danach beim Landgang Delphine mit Blind Guardian streicheln sollten, um dann direkt um 17:45 erneut die Bühne zu entern. Fast unmenschlich, doch die sympathischen Deather haben das bravourös gemeistert. Dazu später mehr…
Batoushka hob ich mir für den zweiten Gig auf, Edenbridge ignorierte ich geflissentlich ebenso wie Epica, die unserem lieben Freund André sicherlich die Freudentränen ins Auge getrieben hätten, mich aber sowas von Null interessieren und ich nun endlich in den Genuss von Blood Red Throne kommen sollte. Eine Band, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie live gesehen hatte. Und ja, der Weg hatte sich mehr als gelohnt, denn das gerade den Freitag vorher veröffentlichte neue Album „Nonagon“ war natürlich mit 5 von 8 Songs Mittelpunkt einer Show, die an brutaler Präzision absolut überragend war. Mit was für einer Präzision die Norweger den Ice Rink zerlegten war schon beeindruckend und ich freute mich sehr auf unser Interview 2 Tage später.
Wieder ein kleines Päuschen mit Nahrungsaufnahme, einem schönen Kaltgetränk und einem kurzen Besuch in der wie immer viel zu kleinen Star Lounge, in der gerade Fleshcrawl trümmerten, die ich mir aber ebenfalls für den zweiten Tag aufhob. Witzig war allerdings, dass bereits jetzt das vorhandene Barpersonal vor der Lounge kräftig das Tanzbein schwang wie später auch bei Endseeker ihrem zweiten Gig. Geilomat!
Als wir gemütlich an der Casino Bar saßen, sahen wir plötzlich eine Menge trauriger Gesichter, was nur bedeuten konnte, dass Katatonia nun spielten. Ich probierte es kurz und musste einmal mehr feststellen, dass mir die Band überhaupt nichts gibt und ich mich nun lieber günstig für den ersten Gig von Sodom postieren wollte, die ebenfalls bei kräftigem Wind das Pooldeck zertrümmern sollten. Allerdings fand ich die Setlist nicht ganz so überragend, wie zwei Tage später im Theater, weswegen ich mich auf diesen Gig konzentrieren werde. Positiv war aber auf jeden Fall „Jabba the Hut“ und das großartige Venom Cover „Leave me in Hell“, welches die Fans zum Ausrasten brachte. Starker Gig, aber nicht so gut wie der, der da noch folgen würde.
Nu war aber endgültig die Luft raus und ich beschloss mit Dynazty, Mystic Prophecy, Monstrosity, Wolfheart und Inhuman Condition definitiv beim zweiten Mal reinzutun. Endseeker sah ich tatsächlich dann noch ganz kurz, als ich gegen 5 Uhr nach einer viel zu kurzen Nacht durchs Schiff lief und…aber davon erzähle ich Euch in meinem Bericht zu Tag 5 und dem Landgang in Puerto Plata.