CD-Reviews T-V

URFAUST – Teufelsgeist (2020)

(6.702) Maik (7,6/10) Ambient Black


Label: Ván Records
VÖ: 27.11.2020
Stil: Ambient Black

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URFAUST haben ihren Namen von Goethes unvollendeten Prosaversion der mittelalterlichen „Doktor Faustus“- Legende, die dann im zweibändigen Werk „Faust“ aufging. Mit dem neuen Werk, „Teufelsgeist“ betitelt, zieht die Band einen zumindest nominellen Referenzbogen zum Erstlingswerk „Geist Und Teufel“.

Musikalisch ist die Mucke recht schwer einzuordnen, denn im Grunde ist es atmosphärische Ambientmusik, die größtenteils auf Schlagzeug, Synthesizer und Gesang basiert, aber durch die damit erschaffene Stimmung zumindest den Geist des Black Metal in sich trägt, obwohl Gitarren überhaupt nicht zu hören sind.

Beim ersten Anhören war ich erst einmal verschreckt, da ich bisher mit dem Wirken dieser niederländischen Formation überhaupt noch keine Berührung hatte. Der erste Track beginnt mit fast klassisch wirkenden Tönen, die an Vivaldi oder vielleicht Mozart erinnern. Das daraufhin einsetzende Schlagzeug und die Art und Weise der Produktion wirkt zwar erst einmal bedrückend und melancholisch. Der Gesang setzt erst nach reichlich vier Minuten ein, und liegt ein wenig zwischen opernhafter Performance und den Gesängen eines durch Alkoholgenuss in Stimmung gebrachten Zechers.

Das hat allerdings Methode, soll doch das Album in seiner Gesamtheit die rituelle, konzentriert herbeigeführte Alkoholvergiftung musikalisch dokumentieren. Als besonderen Gag gibt es in der limitierten Ausgabe des Werkes eine extra für dieses Album kreierte Gin-Edition. Nun soll dies nicht suggerieren, dass man sich diese Musik schöntrinken muss, da wäre, hätte man das nötig, die Menge auch etwas gering bemessen.

Nun, ich persönlich als Gin- Liebhaber habe leider keine Probe des Getränks in diesem Promopackage gefunden, würde allerdings zu dieser frühen Tageszeit auch von einem diesbezüglichen Selbsttest absehen. Meiner Meinung nach wäre Absinth auch die bessere Wahl gewesen. Aber verlassen wir das Thema alkoholischer Absturzbeschleuniger! Stattdessen begrenze ich meine Ausführungen lieber auf den musikalischen Aspekt dieser Platte.

Wie gesagt, das erste Stück, welches mit über zehneinhalb Minuten zu Buche steht, reflektiert auf anschaubare Weise die erste Phase der Trunkenheit. Die Musik wirkt zwar getragen, aber nicht völlig unfröhlich, auch der Gesang hat eher etwas von einem durch leichten Schwips hervorgerufenen Hochgefühl.

Beim zweiten Stück, ich spare mir hier mal die recht langen Titel, kommen dann schon dunklere Töne hinzu. Die Musik bekommt eine etwas bedrohlichere Stimmung und auch der Gesang zeigt nun eher beginnende Melancholie und wird teilweise recht harsch. Und auch das Schlagzeug wirkt wuchtiger und erinnert an Funeral Doom Metal. Mittlerweile beginnt der Proband mit der Welt und sich zu hadern, was er seiner Meinung nach nur durch weitere Alkoholzufuhr bekämpfen kann.

Track drei besteht eigentlich hauptsächlich aus sphärischen Klängen, die nur durch gruselige Hintergrundchöre begleitet werden. Hier ist der Alkoholrausch wohl in der Phase angelangt, in der der Trinkende nicht mehr kommunizieren will, oder sogar kann, und leer ins Nichts starrt, und aus den Fetzen seiner Gedanken ein düsteres Abbild seiner Umgebung schafft.

Track vier. Ein wummernder Bass bestimmt, zusammen mit dem Schlagzeug den Sound. Der Gesang ist nur noch ein weinerliches Hintergrundwimmern und zum Ende diffuses Gestammel. Der Protagonist hat nun wohl die Phase erreicht, in der er nur noch weitertrinkt, ohne sich an den Grund des Trinkens zu erinnern.

Der abschließende Track besteht eigentlich nur noch aus sphärischen Tönen, eine Songstruktur ist nicht mehr zu erkennen. Sowohl Bass als auch Schlagzeug sind diffusen Hintergrundgeräuschen gewichen. Der Gipfel der Intoxikation ist erreicht. Die Versuchsperson nimmt kaum noch etwas wahr und ist auch zu keiner eigenen Artikulierung mehr in der Lage. Das vom Alkohol zerfaserte Gehirn ist nicht mehr fähig, zusammenhängende Gedanken zu bilden.

Das Ganze Album wirkt verstörend, doch wenn man die Grundstory  verinnerlicht hat, erkennt man, dass es URFAUST gelungen ist, diese recht effektiv und nachvollziehbar umzusetzen. Natürlich ist diese Art von Musik sicherlich nicht jedermanns Sache, und auch ich, gebe ich zu, hätte nach nur einer Hörprobe das Handtuch geworfen.

Musikalische Vergleichsprojekte zu benennen, fällt mir schwer, ist sogar wohl unmöglich. Dafür haben URFAUST schon einen eigenen Stil. Aber wer auf ABRUPTUM, MZ 412, AGHAST oder NEPTUNE TOWERS steht, sollte vielleicht auch hier einmal hineinhören. Eine Punktewertung war für mich auch recht kompliziert, und rangierte vom anfänglichen „was für ein Schrott“ bis zum sich, nach dem nun fünften Hördurchgang, herauskristallisierendem „irgendwie ganz cool.“

Nicht meine Schiene, aber einzigartig und relativ genial umgesetzt. Der Soundtrack zum letalen Alkoholabusus. „Und ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode“. Ist jetzt nicht Goethe, sondern Shakespeare, aber egal…

Anspieltipp: „Offerschaal Der Astrologische Mengvormen“


Bewertung: 7,6 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Offerschaal Der Astrologische Mengvormen
02. Bloedsacrament Voor De Geestenzieners
03. Van Alkoholische Verbittering Narer Religieuze Cult
04. De Filosofie Van Een Gedesillusioneerde
05. Het Godverlaten Leprosarium




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