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UNREQVITED – Mosaic II: La Déteste Et La Détresse (2020)

(5.966) - Jezebel (7,0/10) – Post Rock

Label: Prophecy Productions
VÖ: 10.01.2020
Stil: Post Rock

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UNREQVITED sind dem einen oder anderen vielleicht kürzlich als „die andere Band“ auf der Split-EP mit SYLVAINE„Time Without End“ untergekommen. Um diese Split soll es hier aber nicht gehen. Zeitgleich damit erschien von UNREQVITED selbst auch Teil 2 des Mammutwerks „Mosaic“. Beide Mosaikteilchen sind bereits 2018 entstanden und wurden auch zusammen aufgenommen, sind aber aus Gründen nacheinander veröffentlicht worden. Teil 1 kam im September 2018 heraus und trägt den Untertitel „L’amour et l’ardeur“ (Die Liebe und die Leidenschaft), Teil 2 nun im Januar 2020 als Gegenstück dazu „La Déteste et la Détresse“ (Der Hass und die Verzweiflung). Die beiden ergänzen sich perfekt, sodass man sich am besten das Hardcover-Buch mit beiden Alben, ausführlichen Linernotes, erweitertem Artwork usw. ins Regal stellt, sofern man sich für UNREQVITEDs Musik überhaupt erwärmen kann. Selbst das Cover (einmal pink, einmal violett) zeigt nur jeweils die Hälfte des ganzen Bildes und erschließt sich erst, wenn man auch den anderen Teil kennt.

Hinter dem Namen UNREQVITED verbirgt sich ein einzelner Kanadier, der sich (als Person) ? nennt. Fragt mich nicht, wie man das ausspricht. Das Zeichen bedeutet im Japanischen „Geist“ und wurde ausgewählt, weil er wollte, dass das Zeichen, unter dem er diese Musik erschafft „eine ätherische Aura hat, genau wie die Musik selbst“. An der Stelle bin ich froh, dass es noch einen Bandnamen gibt, der sich einfacher lesen und alphabetisch einsortieren lässt. Genretechnisch ist es ebenso schwer einzuordnen wie das japanische Schriftzeichen.

Die Musik von UNREQVITED ist, vorsichtig ausgedrückt, recht weit von dem entfernt, was man landläufig unter Metal versteht. Es sind Gitarren dabei, es klingt auch recht angenehm, aber es ist selbst in den düstersten Momenten nicht wirklich hart oder aggressiv. Eher plätschert es so vor sich hin. Dazu passt auch das Künstlerfoto, das eine Person mit langen blonden Haaren vor dem Gesicht neben einem rauschenden Wasserfall zeigt.

Auf den ersten Eindruck könnte man es für ein rein instrumentales Album halten, was den Plätscher-Eindruck noch weiter verstärkt, bis man irgendwann merkt, dass manche Soundflächen Schreie von gequälten Seelen sind, die aber so weit in den Hintergrund gemischt sind, dass sie nicht mehr als menschliche Äußerung wahrgenommen werden. Ganz entfernt hat es eine Ahnung von Black Metal oder Funeral Doom, die mehr vom Aufbau der Melodielinien herrührt als dass es rasend schnell, besonders langsam oder irgendwie heavy wäre. Es gibt einen Ambient-Anteil, der mal mehr und mal weniger stark zum Vorschein kommt, aber nie stört, sondern das Klanggebilde unterstützt.

Wer schon zu erwachsen ist, um an stumpfem Gebolze Spaß zu haben, wer gern verspielte Harmonien analysiert, der kann gern mal in die musikalische Welt des Herrn ? abtauchen. Ich würde es – in Unkenntnis anderer Post-, Prog- und sonstiger „für Erwachsene“-Rockbands – mit DEVIN TOWNSEND, aber mit um 90% reduzierter Spurenanzahl vergleichen.

Am besten hört man das allein unter guten Kopfhörern. Dann malt die Musik Bilder: das Klavier in „Disorder“ z.B. lässt mich tanzende Schmetterlinge auf einer Frühlingswiese sehen. In „Wasteland“ entfaltet sich beim aufmerksamen Hören das Chaos unter der Plätscher-Oberfläche. Das Album „Mosaic I“ ist vertontes Licht und im direkten Vergleich ist „Mosaic II“ tatsächlich der böse Zwilling.

Nur die letzten drei Titel hätte man weglassen können, das sind eher Klangstudien als Musikstücke.

Fazit: durchaus interessant und kann auch beim Kaffee mit Tante Elfriede im Hintergrund laufen, ohne dass sie erschrickt. Meine Bewertung war erst niedriger ausgefallen, aber je mehr man sich mit dem Album beschäftigt, umso mehr fällt auf, was da alles drinsteckt und wie gut es gemacht ist, unabhängig vom persönlichen Geschmack.

Bewertung: 7,0 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Nightfall
02. Wasteland
03. Pale
04. Disorder
05. Transience I: The Ambivalent
06. Transience II: The Gentle Void
07. Transience III: The Static

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