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THE COMMITTEE – Utopian Deception (2020)

(6.284) Niclas (10/10) Black Metal

Label: Folter Records
VÖ: 29.05.2020
Stil: Black Metal

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Es ist relativ selten, dass man mal ein neues Album zu hören bekommt, das nicht nur rein musikalisch überzeugen kann, sondern auch jenseits der Musik irgendwie wichtig erscheint, wie ein kultureller Meilenstein, der den Geist der Zeit so gut einfängt wie kein anderes Album seines Genres. Das haben THE COMMITTEE mit „Utopian Deception“ vollbracht. Zu Zeiten in denen die Zukunft für viele so unsicher scheint wie noch nie zuvor in ihrem Leben, in denen Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur haben und die reale Gefahr der dauerhaften Erosion von Grund- und Menschenrechten an vielen Orten der Welt immer greifbarer wird, könnte dieses Album wahrlich kaum zeitgemäßer sein. Das Jahr ist zwar noch nicht einmal ganz zur Hälfte rum, doch ich wäre schon sehr überrascht, wenn es ein Album geben sollte, welches den Geist von 2020 besser verkörpert als „Utopian Deception“.

THE COMMITTEE sind in Sachen Image ihren Black Metal-Kollegen schon immer weit voraus gewesen. Mit Satanismus kann man schon lange niemanden mehr wirklich schockieren. Dafür ist die Gesellschaft heute einfach nicht mehr religiös genug. Aber was wäre als Teufelsanalog für den säkulären Bürger besser geeignet, als ein schattenhaftes internationales Kabal, das hinter den Kulissen der Weltpolitik die Fäden zieht? Für viele sind Verschwörungstheorien ja ohnehin quasi ein Religionsersatz, Hauptsache man kann ohne zu hinterfragen irgendwelchen Blödsinn glauben, der einem einfach die Welt erklärt. Dabei ist die Message der Band weitaus vielschichtiger als nur die Ängste von Verschwörungstheoretikern zu bedienen. Zwar weisen sich THE COMMITTEE auf ihrer Website als explizit unpolitische Band aus, doch das stimmt nur insofern, dass sie keiner politischen Ideologie folgen oder mit ihrer Musik irgendeine bestimmte Agenda haben.

Sehr interessiert sind sie aber an den Werkzeugen der Politik, den Mitteln der Kontrolle und Manipulation, mit denen die Mächtigen dieser Welt ihre Macht erhalten und zementieren. Insofern lesen sich ihre Texte sehr oft wie orwell'sche Warnungen vor den Gefahren des Totalitarismus à la „1984“ und erinnern daran, dass unsere Rechte und Freiheiten eben doch nicht unbedingt so selbstverständlich und sicher sind, wie es uns oft scheint. Auf „Utopian Deception“ im Speziellen geht es darum, wie eine zunächst undenkbar erscheinende Idee über zunehmende Radikalisierung der Bevölkerung schließlich zur Norm wird. Doch zum Ende hin wird klar, dass die vermeintliche Utopie nur auf den Trümmern etablierter Werte und den Leichen seiner Gegner errichtet werden kann. Eine Message, die nur zu nah an der Realität einschlägt, wenn man an all die opportunistischen Bauernfänger denkt, die überall auf der Welt immer mehr Einfluss erlangen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Warnung nicht ungehört bleibt.

Auch musikalisch ist auf „Utopian Deception“ ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. Waren viele der Titel auf dem Vorgängeralbum „Memorandum Occultus“ noch recht sperrig, zeigt sich THE COMMITTEE auf der neuen Scheibe deutlich verspielter. Die sechs Titel sind wie gewohnt episch und getragen, allerdings auch um Einiges abwechslungsreicher und eingängiger als auf dem letzten Album. Dazu trägt nicht zuletzt der Gesang bei, der aus dem Mix nun deutlich prominenter hervorsticht. Stilistisch bewegt man sich irgendwo zwischen PRIMORDIAL und MGLA: im Kern fest im modernen Black Metal verhaftet, doch zuweilen mit einem deutlichen Folk- oder Pagan-Flair wie auf dem Schlusstitel „Ashes – Norm“. Eine sehr liberale Anwendung von Triolen und 6/8-Takten tut ihr Übriges.

Was bleibt zum Schluss noch zu sagen? Nicht mehr viel. THE COMMITTEE ist mit „Utopian Deception“ ein wahres Meisterwerk gelungen, das zeitgemäßer nicht sein könnte. Ein Muss für jeden Freund härterer Klänge!

Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Awakening - Unimaginable
02. Lexi-Con - Radical
03. Infection - Sensible
04. Harrowing the Sane - Popularization...
05. Ossification - Law
06. Ashes - Norm

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