CLOVEN HOOF – Time Assassin (2022)
(7.696) Maik (9,2 /10) Heavy Metal
Label: Heavy Metal Records
VÖ: 11.03.2022
Stil: Heavy Metal
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Eines der Urgesteine der New Wave Of British Heavy Metal sind die alten Recken von CLOVEN HOOF. Die Band wurde ja immer schon ziemlich als Kult gehandelt; warum sie allerdings nie so richtig aus der Knete gekommen ist, um mal so richtig fett abzuräumen, ist eines der Mirakel des Musikbusiness, die wohl niemand so richtig erklären kann.
Anfangs eher im Okkultrock/Metal verortet, hat sich die Formation dann recht bald dem Power/Heavy Metal verschrieben, und legt auch in dieser Sparte auch heute noch angenehme Schlagzahlen vor. So eben auch mit dem diesjährigen Album „Time Assassin“.
Von der Anfangsbesetzung ist nur noch Lee Payne übrig, denn das Besetzungskarussell hat im Laufe der über vier Jahrzehnte gewaltige Drehzahlen hingelegt. Mindestens acht oder neun Sänger gaben sich die Klinkenstecker in die Hand, momentan bestreitet George Hall die Gesangspartien.
Die Band geht auch gleich in die Vollen, und tischen mit „Guardians Of The Universe“ einen gediegenen Powermetalbraten auf, der nun mal überhaupt nicht an den etwas betulich wirkenden Sound der Anfangstage erinnert. Da brennt schon mal der Busch. Und mit „Liquidator“ setzen CLOVEN HOOF noch mal einen drauf, denn hier wird rifftechnisch schon fast der Bereich Thrash gestreift wird, und auch gesanglich geht hier voll der Punk ab. Reminiszenzen an JUDAS PRIEST, und zwar die „Painkiller“-Ära werden wach, und meine Ohren spitzen sich zu Mittelstreckenraketen.
„Lords Of Death“ kommt etwas langsamer daher, aber keinesfalls mit weniger Wucht. Die Keyboardteppiche verleihen dem Song die epische Breite des Doom. Und mit „After Forever“ wird dann die Lehrfrage Ballade abgehandelt, die allerdings vermeidet, in Schnulzgefilden zu versumpfen. Besonders die Gesangsleistung ab der Mitte generiert eine veritable Powerballade. IRON-MAIDEN- kompatible Gitarrenmelodien vervollständigen das Bild.
Der Titelsong kommt anfangs etwas angeproggt daher und entwickelt sich dann in eine eher hymnisch angelegte Nummer, die man sich heutzutage von MAIDEN wünschen würde. Dazu kommt von den Gitarrenriffs mächtig Druck von hinten.
Einen schönen NWOBHM- Rocker stellt auch „Beltaine Fire“ dar, der weit in die Geschichte stromgitarrenbasierter Musik greift, allerdings nicht altbacken wirkt, sondern diesen Sound effektiv in die Neuzeit katapultiert. Dabei zeigt George Call, dass auch ein Bruce Dickinson nicht unerreicht ist. „Highway Man“ beginnt mit getragenem Chorgesang und man vermutet zunächst eine weitere Ballade, doch dann setzt galoppierendes Drumming, treibendes Riffing ein und das ganze entwickelt sich zu einem mitreißenden Rocker.
Die Topics Japan und Samurai sind ja gern mal Thema im Metal, und so besingen auch CLOVEN HOOF die „Tokyo Knights“, stilgerecht mit fernasiatischen Klängen eingeleitet. Der Song stellt dann auch fast die einzige Reminiszenz an die Frühwerke der Band dar. Klassischer Heavy Metal, ohne zuviele Schnörkel.
Und dann sind wir auch schon wieder am Ende. Denn mit dem „Carnival Of Lost Souls“ beenden CLOVEN HOOF den musikalischen Reigen ihres aktuellen Albums, und da fahren sie noch einmal alles auf, was sie in den vorherigen Songs schon eindrucksvoll ins Vinyl geritzt haben. Von episch bis wuchtig, von getragen bis treibend, von heavy bis hymnisch, stellt der Song einen würdigen Rausschmeißer dar, und lädt zum Betätigen des Repeat-Knopfes ein.
Ja, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass den alten Recken hier ein richtig fettes, heavy Power Metal- Album geglückt ist, welches, entgegen dem Bandnamen, jeglichen ‚Pferdefuß‘ vermissen lässt. Das Album klingt traditionell, ohne verstaubt zu wirken, andererseits ist es am aktuellen Power-Metal-Zeitgeist angedockt, ohne sich an Trends zu orientieren. Kompositorisch und spielerisch ein Ohrenschmaus, gekrönt von einem wirklich ausdrucksstarken Gesang, der Vergleiche mit den Größen der Schreihalsfraktion definitiv nicht scheuen muss.
„Time Assassin“ ist ein Hammeralbum, welches Fans des Heavy Power Metal keinesfalls an sich vorbeigehen lassen sollten. Hier ist wirklich alles enthalten, was diesem Subgenre nun schon sein fast fünf Jahrzehnten immer wieder Saft und Kraft verleiht.
Anspieltipp: „Guardians Of The Universe““ und „Liquidator“
Bewertung: 9,2 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Guardians Of The Universe
02. Liquidator
03. Lords Of Death
04. After Forever
05. Time Assassin
06. Beltaine Fire
07. Highway Man
08. Tokyo Knights
09. Carnival Of Lost Souls