Label: Massacre Records
VÖ: 27.10.2017
Stil: Power Metal
Der Australische Kontinent darf die wohl giftigsten Tiere dieser Welt sei Eigen nennen. Für mich sicher kein Argument, dort Urlaub zu machen. Dank der globalen Digitalisierung muss ich das ja auch nicht, nur um mir das Debütalbum „Night Legion“ der australischen Power-Metal Formation NIGHT LEGION anzuhören.
Power und Metal, das sind die wesentlichen Merkmale dieses Albums. Und das machen die Jungs insgesamt gesehen auch recht gut. Ausschließlich die Instrumentalisierung in Augenschein nehmend, greifen NIGHT LEGION in Stu Marshall auf einen erfrischend kreativen Gitarristen zurück, der dem Gesamtsound ungemein Druck und Perspektive verleiht. Dies zeigt sich mitunter auch in den Solis und den Hintergrundgitarren, die für die Harmonisierung der Arrangements sorgen. Der hämmernde Bass von Glenn Williams liefert sich ein qualitativ hochwertiges Kopf-an-Kopf Rennen mit den stets dominierenden Drum-Attacken von Clay T. So fühlt man sich bei diesen drei Musikern stets gut aufgehoben und in bester Gesellschaft.
So, ich denke ihr habt es schon irgendwie erwartet, jetzt kommt der Wehrmutstropfen. Die Betonung liegt auf Tropfen. Leadsänger Vo Simpson ist anatomisch mit einer beeindruckenden Range ausgestattet, die ihn in atemberaubende Höhen hinausgehen lässt. Zu 99,5 % beherrscht Vo Simpson sein Handwerk auch - Respekt vor dieser Sangesleistung. Modulation, Vibrato - alles vorhanden. Nur liegt er in beinahe jedem Song, sowohl in den Hooklines, wie auch den Refrains partiell um Haaresbreite daneben. Dies ist wie gesagt sinnbildlich nur ein Tropfen, der macht es für mich jedoch schon aus. Das ist vor allem in musikalischer Hinsicht nicht nur der Tropfen auf dem heißen Stein, nein, so kann durchaus ansprechende Musik in Schieflage geraten. Ach ja, by the way – NIGHTLEGION kickt und das nicht zu wenig. Bin ich nun zu kritisch, wenn ich mich bei 0,5 % Abweichung aufführe wie ein Erbsenzähler? Am Ende jedoch zählt der Gesamteindruck und da gehören die Vocals eben schwerpunktmäßig dazu. Ihr dürft mich dafür gerne gleichermaßen kritisieren und als ahnungslosen Nörgler bezeichnen, ich stehe dennoch dazu. Vo Simpson mag mir meine durchaus konstruktiv gemeinte Kritik bitte nicht all zu übelnehmen. Diese Art Musik ist zudem geradezu prädestiniert dafür, das Haar in der Suppe zu suchen, hat man doch beste Draufsicht auf die Arrangements, die im Falle von NIGHTLEGION stets klar und transparent offengelegt sind.
Wenn ich mir die Hammersongs „Into The Light“ oder „As Flames Scorch The Ground“ zu Gemüte führe, kann ich exzellentes Songwriting attestieren, die Tracks reißen wirklich mit. Über das gesamte Album hinweg zeigt sich die Power-Metal-Härte ausnahmslos in Hochform. Nochmals zu den Vocals: auf den Melodien liegt das Hauptaugenmerk und diese sind in ihren Grundlagen ausgereift.
Und wie kriege ich die Kuh jetzt wieder vom Eis? Ich mag das Album beileibe nicht schlecht reden, geschweige denn die Leistung der vier Australier in Schutt und Asche prügeln - das wäre der blanke Hohn. „Night Legion“ ist bis auf die Abzüge in der B-Note ein gelungenes Debüt, ohne Zweifel. Dabei ist der Weg das Ziel, darin liegt auch meine berechtigte Hoffnung, dass sich die 0,5 % beim Nachfolger neutralisiert haben werden. Die Grundlagen sind bei allen Musikern in üppigem Maße vorhanden.
Anspieltipps: „Into The Light“ und „As Flames Scorch The Ground“
Bewertung: 6,9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Into The Light
02. Night Legion
03. Enter The Storm
04. The Warrior
05. This Time
06. Hell Below
07. The Eye Of Hydra
08. As Flames Scorch The Ground
09. Titan